„Südhessen Hardcore Forum“ - Ein Tummelplatz

BlaKopp 28.09.2008 18:54 Themen: Antifa
„Südhessen Hardcore Forum“ - Ein Tummelplatz für (Ex-)Nazis?
„Südhessen Hardcore Forum“ - Ein Tummelplatz für (Ex-)Nazis?


Seit einigen Wochen existiert eine billige Internet-Forums-Seite, die sich großspurig „Südhessen Hardcore“ nennt. In diesem – doch eher mäßig besuchten – Forum werden zumeist MetalCore–Bands und deren Konzerte besprochen.

Abgesehen davon, das die Betreiber einen ziemlich schlechten und sehr mainstreamigen Musikgeschmack haben, ist es doch interessant, mal hinter die Kulissen dieses Projekts zu schauen.


Im Jahre 2000 gründete sich eine Neonazi-Gruppe an der Bergstraße, die sich nach einigem Hin und Her dann „Freie Kameradschaft Bergstrasse“ nannte. Angeführt von einem seit vielen Jahren sehr aktiven Neonazi mit europaweiten Kontakten aus Viernheim mauserte sich die Gruppe zur wichtigsten und aktivsten Neonazikameradschaft in Südwestdeutschland. Sie trug maßgeblich zu jeder Aktion bei, die zwischen 2002 und 2006 im Rhein-Neckar-Raum stattfand, sei es bei Demonstrationen, Saalveranstaltungen, dem einen oder anderen Konzert (Türsteher bei dem Hammerskin-Konzert in Darmstadt-Griesheim) oder dem Ausbau des rege genutzten Neonazi-Zentrums in Kirchheim bei Grünstadt (Vorderpfalz, 15 Minuten von Mannheim entfernt).


Immer wieder haben Antifaschisten von der Bergstraße auf die Bedeutung dieser Gruppe hingewiesen, deren aktive Mitgliederzahl zur besten Zeit gut 25 Personen betragen haben dürfte. Irgendwann kam dann noch eine Art Jugendgruppe hinzu, die aber schnell mit der alten Kameradschaft personell verschmolz.


Im Jahre 2006 gab die Gruppe dann offiziell ihre Auflösung bekannt. AntifaschistInnen gingen davon aus, dass der Druck durch staatliche Repression und der engagierten antifaschistischen Arbeit den Kameraden zu viel wurde. Außerdem wurde spekuliert, dass die Gruppe kurz vor einem Verbot stand.

Wie auch immer, die „Freie Kameradschaft Bergstrasse“ war offiziell weg von der Bühne. Der aktive Kern, also diejenigen, die die Arbeit jahrelang maßgeblich getragen haben, jedoch nicht. Der eine oder die andere wurden noch auf Demos gesehen, einige fanden Unterschlupf bei der regionalen NPD. Dem einen oder anderen darf man zugestehen, das er den Büttel hinwarf, nachdem die „revolutionäre Jugendphase“ in seinem Leben vorbei war und man sich dem Bürgertum hingab.


Nun haben sich die (Ex-?)Nazis eine neue Spielwiese gesucht: Den Hardcore.

Dicke Arme, schön antrainiert in Bensheimer Fitnessstudios, unpolitisches Publikum, harte Musik, die vom Leben auf der Straße handelt, von Gewalt und Machotum: Das ist Ihre neue Welt. Sei es bei HATEBREED-Konzerten in Mannheim, BACKFIRE in Weinheim und auch FINAL PRAYER, die ja eigentlich explizit gegen Nazis sind und sich auch dementsprechend äußern, stehen auf der „Die-wollen-wir-sehen“ Liste der Kameraden a.k.a. HC-Fans. Ach ja, da sind die Hardcore-Parties in Lautertaler Dorfdiscos.


AntifaschistInnen sehen natürlich, das sich die explosionsartig ausgeweitete Mainstream-HC-Szene, insbesondere um den MetalCore, ein wunderbares Tummelfeld bieten für Nazis aller Couleur, da können sie sich präsentieren, ohne dass die Polizei um 12 Uhr das Konzert beendet. Harte Metalmusik, und keiner kennt einen. Wunderbar! Danach noch in die Stammkneipe auf zwei Bier und dann zum Kumpel, die neue NSHC-Platte rausgeholt.
Ein wunderbarer Abend für Nazis!!

Worauf will dieser Text jetzt hinaus? Jedem Neonazi wird zugestanden, sich von der Vergangenheit loszusagen. Aber dieser Bruch fordert eine harte Konsequenz, nämlich sich von allem früheren zu lösen und ein neues Leben anzufangen. Nur den Style etwas zu ändern, aber alles andere einfach weiterzuführen (Freundeskreis, Stammkneipen, Auftreten), ist lächerlich und inkonsequent.


Oder man macht einfach weiter ohne den „revolutionär-politischen“ Status!?
Das können und die (Ex-)Nazis nur selber sagen und das haben sie bisher schlicht unterlassen.

Für alle aktiven AntifaschistInnen und engagierten Konzertveranstalter gilt also: Finger weg vom „Südhessen-Hardcore-Forum“, deren Betreiber und Besucher zum größten Teil – bisher!! – aus mehr oder weniger ehemaligen Nazis bzw. sonstigen, naiven Gutmenschen besteht.


Nazis haben mit Ihrer Vergangenheit radikal zu brechen, dann reden wir mal weiter! Wir glauben Ihnen nicht, dass sie sich gelöst haben, dazu ist ihr Übergang vom Nazi zum HC-Fan zu fließend und zu glatt.


Da weder Rasssisten noch Faschisten etwas Übernatürliches sind, kann man sie ohne weiteres bekämpfen. Dazu muß deutlich werden, dass die Hardcore-Szene ihnen keinen Millimeter Platz zugesteht. Die Stärke des Faschismus wie des Rassismus rührt aus der Vereinzelung seiner verschiedensten Gegner her. Hardcore ist keine Bewegung von und für Sozialarbeiter! Wenn bei HC von Straßenkultur die Rede ist, so ist das nicht etwa als kulturelles Rahmenprogramm für Streetworker zu verstehen, sondern als offensive Verteidigung unanfechtbarer Grundwerte des HC! Deshalb ist den Rassisten und Faschisten z.B.
bei Konzerten deutlich zu machen, dass sie von den Ideen des Hardcore nicht toleriert werden!
HC ist eine kämpferische Idee, die unter dem Begriff „Unity“ Toleranz versteht. Sie steht für die Bereitschaft, allzeit in direkter Aktion gegen die vorzugehen, die den Unity-Begriff zerstören wollen, in dem sie ihn für Intoleranz und Herrschaftsdenken reklamieren.
Wir sagen ganz deutlich: Hardcore bedeutet den Kampf gegen jede Form von Herrschaft! Hardcore ist die offene Kampfansage an alle, die diese Grundwerte missachten!


Toleranz wird erkämpft und nicht erbettelt!


Good Night White Pride Südhessen/Nordbaden
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Ergänzungen

Let's Fight White Pride

LFWPunterstützer 28.09.2008 - 20:13
Danke für den informativen Text! Dieses Problem besteht ja in ganz Deutschland. Um so mehr ein Grund die "Let's Fight White Pride" Kampagne zu fördern. Unter  http://www.letsfightwhitepride.de//index.php/aktuell.html bekommst du gute Infos und Kontaktdaten. Beim nächsten Konzert mit ein paar Leuten einen LFWP Stand machen und schon ist zumindest bei einem Teil der Bewegung Aufmerksamkeit erregt. Was dieses Thema angeht ist es tatsächlich in letzter Zeit sehr ruhig geworden.

alles rechte?

niemand 29.09.2008 - 21:52
man sollte dennoch beachten ,das es sich bei den im forum anwesenden (ex?)nazis
nur um 3-5 personen handelt,

das ganze forum deshalb als ein fascho board, bzw als rechtes HC-forum darzustellen ist schon eine sache für sich,
wo doch auch leute angemeldet sind welche definitiv nichts mit der rechten szene zu tun haben!

hier bekommen leider unschuldige einen bösen ruf angehängt..

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

Autoritäre Antifa.. — Oldschool HC

schwachsinn — ..

Nix Schwachsinn — Oldschool HC

sprachsensibilität — All Schools

Antifa heißt — Angriff