JUZ St. Ingbert bleibt!

Juzler 09.09.2008 13:30 Themen: Freiräume
Der Nutzungsvertrag des selbstverwalteten Jugendzentrums St. Ingbert (Saar) wurde bis zum 30.09.2008 von der Stadt gekündigt! Das JUZ soll in ein ungeeignetes Gebäude am Stadtrand verlegt werden! Es folgt ein Bericht über einige Aktionen der letzten Monate.
Grillen am Rathhaus
Spontan machte sich eine Gruppe von Jugendlichen auf, um nicht wie gewohnt am JUZ sondern zur Abwechslung mal am Rathaus zu grillen.



Flashmob in der Innenstadt
Am 16. Juli 2008 fand gegen Mittag in der St. Ingberter Fussgängerzone eine Wasserschlacht statt:






YouTube Video

Bericht auf der Seite des JUZ:
http://juzigb.blogsport.de/2008/07/17/eine-wasserschlacht-wie-man-sie-normalerweise-nur-am-juz-zu-sehen-bekommt/

Rathausbegehung
Nachdem sich das von der Stadtverwaltung ausgewählte Ersatzgebäude für das Jugendzentrum als ungeeignet erwiesen hatte, prüften einige Jugendliche das Rathaus auf seine Tauglichkeit als neues JUZ.

YouToube Video (Tipp!)

Folgender Kündigungsbescheid wurde an die Rathausmitarbeiter verteilt:

Liebe Nutzerinnen und Nutzer des Rathauses der Stadt St. Ingbert,

Vor kurzem erhielt der Verein des Jugendzentrums St. Ingbert in der Pfarrgasse die traurige und erschreckende Mitteilung, dass dem Verein zum 30.09.08 die Kündigung bevor steht.
Aufgrund der Tatsache, dass die städtische Musikschule eine zentrale Bleibe sucht, werden wir nun also gezwungen uns nach einem geeigneten Alternativgebäude umzusehen.
Natürlich hat sich die Stadt St. Ingbert nahezu verausgabt, uns bei dieser kniffligen Aufgabe weiterzuhelfen und stand uns in den letzten Wochen mit Rat und Tat zur Seite.
Es gab Gespräche und Besichtigungstermine, doch aufgrund der hohen Ansprüche seitens der JUZ Besucher konnte keines der bisherigen Gebäude unseren Anforderungen gerecht werden. Aufgrund der von uns geforderten Eigeninitiative haben wir also lange hin und her überlegt und sind einstimmig zu dem Entschluss gekommen, dass das einzig verbliebene Gebäude im Besitz der Stadt, welches ausreichend Potenzial für unsere Veranstaltungen und Aktivitäten bietet, das Rathaus ist. Wir kommen also heute mit der für sie wohl mehr als schlechten Nachricht zu ihnen, dass sie das von uns gewählte Gebäude bis zum 30.09.08 rechtzeitig zur Kündigung unseres Vereins zu räumen, und besenrein zu verlassen haben. Aufgrund der von uns durchgeführten Eignungstests am 21. Juli sind wir sogar bereit, die Räumlichkeiten nach ihrem Auszug, je nach unseren Vorstellungen und Bedarf einzurichten und zu gestalten. Sie brauchen sich also um nichts weiter zu kümmern.
Natürlich werden wir versuchen ein geeignetes Ersatzgebäude zu finden, in denen sie ihre bisherigen Tätigkeiten wie gewohnt fortsetzen können.
Da jedoch nun wie bereits von unserer Situation bekannt, kein Gebäude im Innenstadtbereich für sie zu finden war, müssen sie sich wohl doch auf einige unangenehme Umstellungen, wie beispielsweise einen längeren Weg zur Arbeit, gefasst machen. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass sie diese eher mindere Problematik ohne viel Aufwand meistern werden.
Des weiteren ist, wie wir ja alle dank unseres geschätzten OB Jung wissen, diese Stadt schließlich nicht statisch und der Umzug der Stadtverwaltung würde wohl wieder ein bisschen frischen Wind in die Sache bringen.
Sollten sie dennoch irgendwelche Einwände gegen den von uns bereits gefassten Beschluss haben, sind wir natürlich jederzeit für ihre Ideen und Vorschläge offen und zu Gesprächen bereit.
Wir hoffen jedoch in jedem Falle auf ihr Verständnis und ihre Kooperation, da diese Option für uns alle das Beste sein wird.

Wir lassen uns nicht verarschen!
JUZ bleibt statisch und zentral für alle!


Bericht auf der Seite des JUZ:
http://juzigb.blogsport.de/2008/07/28/rathaus-begehung/

Aufkleber Aktion:
Im gesammten Stadtgebiet St. Ingbert wurden Aufkleber mit dem Schriftzug "JUZ bleibt" - "und zwar in der Pfarrgasse" verklebt. Dies stieß allerdings nicht überall auf Wohlwollen.

Zeitungsartikel der Saarbrücker Zeitung:
Wilde Plakate für den alten Juz-Standort

In der Nacht zum Mittwoch wurden nach Polizeiangaben im gesamten Stadtgebiet unzählige Aufkleber "Juz bleibt ... und zwar in der Pfarrgasse" auf Lichtmasten und Verkehrsschilder geklebt. Auch das Gelände der Schulen im Schmelzerwald sowie der Busbahnhof wurden durch die Aufkleber-Plakatierung stark in Mitleidenschaft gezogen. Die genaue Schadenshöhe kann derzeit nicht beziffert werden, da die Stadt noch bei der Auflistung der Schäden ist. Es ist aber laut Polizei davon auzugehen, dass sich der Gesamtschaden auf mehrere tausend Euro belaufen wird. Hintergrund ist die geplante Verlegung des Juz von der Pfarrgasse in die Alleestraße (siehe links). Die Polizei sucht Zeugen, die Personen bzw. Personengruppen gesehen haben, die sich gerade an Verkehrsschildern auffällig verhalten haben. gms

Hinweise erbittet die Polizei unter Tel. (06894) 1090.

Quelle: http://www.saarbruecker-zeitung.de/sz-berichte/stingbert/St-Ingbert;art2794,2479767




Ankündigung: Am 27. September 2008 wird in St. Ingbert eine Demo zum Erhalt des JUZ stattfinden:

Aufruf zur Demo: JUZ bleibt in der Pfarrgasse und selbstverwaltet

Der seit 28 Jahren bestehende Nutzungsvertrag des selbstverwalteten Jugendzentrum St. Ingbert wurde kurzfristig innerhalb einer 3 monatigen Frist zum 30.09.2008 gekündigt.

Grund dafür ist die geplante Zentralisation der städtischen Musikschule, welche nach Angaben der Stadtverwaltung nur in den Räumlichkeiten des jetzigen Jugendzentrums möglich wäre.

Der Verein Jugendzentrum St. Ingbert in Selbstverwaltung e. V. leistet seit 1976 ehrenamtliche Jugendarbeit, die von den Jugendlichen selbst gestaltet wird. Das JUZ ist ein offenes Haus mit einem bunten Besucherspektrum. Hier finden Veranstaltungen aller Coleur, frei von jeglichem Konsumzwang statt. Diese werden, wie der alltägliche Betrieb, von einer offenen, wöchentlich tagenden, basisdemokratischen Vollversammlung organisiert. Die Selbstverwaltung bietet einen maximalen Grad an Gestaltungsfreiheit, Kreativität und fördert den Umgang mit Verantwortung, sowie demokratisches Bewusstsein.

Seit 2002 wird uns eine Renovierung des Gebäudes zugesagt. Diese wurde trotz Beschlüssen des Stadtrates, Vereinbarungen mit der Stadtverwaltung und Forderungen an das Jugendzentrum immer wieder aufgeschoben. In Eigeninitiative führten die Jugendlichen Sanierungsarbeiten und notwendige Reparaturen durch, sogar eine Skaterampe wurde gebaut. Durch die jüngst ausgesprochene Kündigung unserer Räumlichkeiten ist nun klar, dass es keine Renovierung geben soll. Stattdessen ist geplant das Jugendzentrum in ein denkbar ungeeignetes Gebäude am Stadtrand zu verlegen, welches sich in einem noch schlechteren Zustand als das jetzige befindet. Angesichts der ausbleibenden Renovierung der Pfarrgassschule, glauben wir auch nicht an einen Umbau und Renovierung des Ersatzgebäudes, welches, u.a. wegen seiner dezentralen Lage und ungeeigneten Raumaufteilung, für unsere Bedürfnisse nicht geeignet ist.

Selbst eine Woche vor der Kündigung fanden noch Gespräche bezüglich der Renovierung zwischen JUZ, Stadtratsmitgliedern und Stadtverwaltung in der JUZ-Beiratssitzung statt. Dies verdeutlicht, dass die Entscheidung des Stadtrates zur Kündigung im Eilverfahren durchgesetzt wurde. Die Stadtverwaltung nannte keine Alternativen zur Unterbringung der Musikschule, wodurch der Stadtrat zu seiner Entscheidung gegen den Verbleib des JUZ in der Pfarrgasse 49 genötigt wurde.

Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen, wir fordern die Rücknahme der Kündigung und die längst anstehende Renovierung. Es muss geprüft werden, ob andere Gebäude für die Musikschule geeignet sind.

In einer Stellungnahme rechtfertigt der Oberbürgermeister Georg Jung mit seiner Aussage, dass eine Stadt "nie statisch" sei, den Rauswurf des JUZ aus der Pfarrgasse 49. Als Chef der St. Ingberter Stadtverwaltung hält er es nicht für nötig sich an mit uns getroffene Vereinbarungen zu halten und glaubt sich außerdem im Recht, jederzeit gegen den Mietvertrag des JUZ verstoßen zu dürfen. Beispielsweise behauptet er, er könne "sein Eigentum besichtigen wann er wolle", obwohl er wissen müsste, dass dem natürlich nicht so ist. Auch wenn Georg Jung in der Öffentlichkeit stets beteuert "hinter einem Jugendzentrum in Selbstverwaltung zu stehen" zeugt sein respektloser Umgangston uns gegenüber eher davon, dass wir scheinbar nicht in sein Stadtbild von St. Ingbert passen und er sich das JUZ wohl lieber hinter den Mond wünscht.

Die jüngsten Ereignisse sind eine klare Absage an ehrenamtliche und selbstorganisierte Jugendarbeit in St. Ingbert. Darum rufen wir alle fortschrittlich denkenden Menschen und Gruppen auf, an unserer Demonstration am 13. September 2008 für den Erhalt des Jugendzentrums in der Pfarrgasse und in Selbstverwaltung teilzunehmen.

JUZ BLEIBT STATISCH UND SELBSTVERWALTET!!!

Treffpunkt:
St. Ingbert Bahnhof
27.09.2008
12:30 Uhr

Danach findet noch ein Umsonst-Festival im JUZ statt mit folgenden Bands:

Treibhauseffekt (Jazz)
Superhorst (Punkrock)
Sir Moron and the Villains (Indie / Alternative)
Upfluss (Punk)
Zugzwang (Post-Punk / Indie)
Schlagwort (HipHop)
Auslaufmodell (Punk)
Finding Faith (Hardcore)
Trümmerhaufen (Punk)

EINTRITT IST FREI!!!

Mehr Infos gibts auf www.juz-igb.de
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Ergänzungen

Aktionstage für ein neues AZ in HD

freudig Erwartender 09.09.2008 - 15:58
Derzeit verhandelt ein Bündnis verschiedener Gruppen mit der Stadt Heidelberg um das ehemalige Bahnbetriebswerk als neues selbstverwaltetes Zentrum.

Um der Stadt Druck zu machen, findet vom 27. September bis zum 4. Oktboer eine Aktionswoche mit Workshops, Vorträgen, Theater und Konzerten auf dem Gelände des Bahnbetriebswerks statt. Am 4. Oktober gibt es eine Nachttanzdemo: 19 uhr HBF

Kommt alle und bringt FreundInnen mit!