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Quedlinburg/Harz - Naziaufmarsch verhindern!

Querstellen.tk 17.08.2008 15:31
Am 23.August 2008 wollen Nazis in Quedlinburg aufmarschieren. Die Anmelder, Matthias Hinze und Andreas Bachner aus Ditfurt bei Quedlinburg, haben 800 Nazis angekündigt. Ihr Motto: „Kapitalismus zerschlagen!! Gegen die schaffung des Identitäts- und Heimatlosen Einheitsmenschen und gegen die reduzierung auf eine graue Arbeiter- und Konsummasse!“ [sic!]
+++ Bürgerfreundlich oder Black Block?

Der Aufmarsch scheint der bisherige Höhepunkt in der Auseinandersetzung um die politische Strategie der Harzer Naziszene zu sein. Bereits während des NPD-Aufmarsches im vergangenen Jahr kam es zu Auseinandersetzungen zwischen NPD-Kadern und so genannten „Freien Kräften“. Während auf der Internetseite der Harzer NPD unter Matthias Heyder von links annektierte Aktionsformen wie der „schwarze Block“ verpönt werden und zum NPD-Aufmarsch in Neukölln mobilisiert wird, hoffen Hinze und Bachner auf Unterstützung von „Freien Kameradschaften“ von außerhalb. Zu den Unterstützern des Aufrufes ihrer spontan gegründeten „Aktionsfront Harz“ zählen laut ihrer Mobilisierungsseite Hinzes Ein-Mann-Projekt „Autonome Nationalisten Harz“, eine Kameradschaft aus Geldern sowie die „Freien Nationalisten Altmark West“. Allerdings wird auch auf diversen anderen Naziseiten für den Aufmarsch geworben.

Ursprünglich war der diesjährige Aufmarsch bereits für den 19.Juli 2008 geplant. Aufgrund interner Unstimmingkeiten und fehlender Absprache von Hinze und Bachner mit regionalen Parteistrukturen um NPD und JN wurde der Termin jedoch erst auf den 09. August, dann aufgrund eines Stadtfestes auf den 23. August verschoben. Regionale AntifaschistInnen rechnen mit einem Aufmarsch überwiegend parteiloser Nazis aus dem Umfeld so genannter „Freier Kameradschaften“ und „Autonomer Nationalisten“. Als Hauptredner wurde Axel Reitz aus Köln angekündigt, der bei mehreren Nazi-Kameradschaften aktiv ist und eine mehrmonatige Haftstrafe hinter sich hat.

+++ Kapitalismuskritik gleich Null

In ihrem Demonstrationsaufruf reden die Nazis von „den internationalen Großkapitalisten und ihren globalen Zielen“, die für die „rücksichtslose Vermischung aller Völker der Erde“ verantwortlich seien. Sie sehen im Kapitalismus eine Verschwörung einzelner Personen, die je nach Zielgruppe mal als „Großkapitalisten“, „US-Ostküstenmafia“ oder „die Juden“ bezeichnet und für den Kapitalismus personell verantwortlich gemacht werden.

Sie kritisieren nicht, dass der Kapitalismus eine Gesellschaftsform ist, in der auch menschliche Arbeitskraft in Form von Lohnarbeit als Ware verkauft werden muss, da die Produktionsmittel nicht allen gehören. Das bedeutet schlussendlich, dass jedeR sich selbst den kapitalistischen Verhältnissen unterwerfen muss und auch der „eigene“, deutsche Nationalstaat für die Durchsetzung dieser Verhältnisse zu sorgen hat. Da das eigene Weltbild jedoch nicht hinterfragt wird, werden die Ursachen für Armut, Überwachung und Ausbeutung schlussendlich in Feindbildern gesucht.

+++ Mehr als nur gegen Nazis

Am 23. August 2008 wollen wir nicht nur den Naziaufmarsch verhindern, sondern den kapitalistischen Alltag selbst massiv in Frage stellen. Es kann kein schönes Leben im falschen Ganzen geben, wenn das alltägliche Miteinander der Menschen auf Ausgrenzung, Anpassung und Konkurrenz beruht, statt Solidarität aufzubauen und ein schönes Leben für alle zu fordern.

Nicht trotz, sondern gerade weil zivilgesellschaftliches Engagement oftmals in beschönigenden Standortbekundungen endet, wollen wir deutlicher werden. Am 23. August 2008 wollen wir nicht nur den Naziaufmarsch verhindern, sondern den kapitalistischen Alltag selbst massiv in Frage stellen. Es kann kein schönes Leben im falschen Ganzen geben, wenn das alltägliche Miteinander der Menschen auf Ausgrenzung, Anpassung und Konkurrenz beruht, statt Solidarität aufzubauen und ein schönes Leben für alle zu fordern.

+++ Infos zu den Gegenaktivitäten

In Quedlinburg existiert bisher kein unabhängiges Bürgerbündnis. Alle Aktivitäten werden letztendlich über den „Runden Tisch“ koordiniert, wo neben zivilgesellschaftlichen Gruppen, dem Kulturzentrum Reichenstrasse, Stadtverwaltung und Parteien auch die Polizei vertreten ist. Es ist also nicht zu erwarten, dass die angemeldete Bündnisdemonstration den Naziaufmarsch effektiv behindern wird. Hier geht es darum, mit einem eigenen Block antifaschistische und emanzipatorische Positionen zu stärken und eigene Standpunkte zu vermitteln. Daher liegt es letztendlich an selbstorganisierten Antifas, den Naziaufmarsch mit Kreativität und Entschlossenheit zum Desaster zu machen.

Der Treffpunkt für die Bündnisdemonstration ist um 10 Uhr am Bahnhofsvorplatz. Vor der ehemaligen Unterkunft für MigrantInnen, wo es 1992 zu pogromartigen Ausschreitungen durch Nazis kam, soll es eine Kundgebung geben. Die Demo soll auf einem Bürgerfest vor den Berufsbildenden Schulen („Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“) enden, wo die Nazis eine Kundgebung abhalten wollen. Das Bürgerfest ist bereits ab Vormittag angemeldet und liegt auf der Hälfte der Naziroute. Die Nazis selbst haben ihren Aufmarsch von 10 Uhr bis 14 Uhr angemeldet und wollen sich um 12 Uhr am Bahnhof treffen.

Unterstützt den Antifa-Block auf der Bündnisdemonstration und bringt Nazis und andere autoritäre Freaks mit dezentralen Aktionen ins Schwitzen!
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Ergänzungen

gefährliche Unkenntnis

ecter Harzer 17.08.2008 - 17:50
Zitat: "Der Aufmarsch scheint der bisherige Höhepunkt in der Auseinandersetzung um die politische Strategie der Harzer Naziszene zu sein."

Hier herrscht Unkentnis ueber die Nazis-Szene vor Ort. Grenzen zwischen "Partei-Nazis" und "freien Nazis" sind hier fließend und oft nicht zu erkennen.

Gerade das letzte Wochenende hat wieder bewiesen, dass es im Harz zwischen den Gruppen kaum Unterschiede oder Unstimmigkeiten gibt.

Solch Faslche Infos sind gefährlich und vermitteln einfalsches Bild.

das schreibt die presse...

beobachter 18.08.2008 - 11:01
Quedlinburg will Marsch verhindern

Harz-Stadt setzt Zeichen gegen Aufzug von bis zu 800 Rechtsextremisten

Quedlinburg/MZ. Mit groß angelegten Protestaktionen will sich Quedlinburg am 23. August gegen den drohenden Aufzug von bis zu 800 Rechtsextremisten wehren. Wie der Bürgermeister der Weltkulturerbestadt, Eberhard Brecht (SPD), am Donnerstag sagte, werde man schon morgens am Bahnhof gegen die Ankunft der Rechtsextremisten protestieren. Eine "Aktionsfront Harz" hatte eine Demonstration angemeldet und will vor die Berufsbildende Schule der Stadt (BBS), die seit April den Titel "Schule ohne Rassismus" trägt, ziehen. Als Redner angekündigt ist der zur extremen Rechten gehörende Axel Reitz aus Köln.

Brecht zufolge ist es der gemeinsame Wille vieler Quedlinburger, in der Stadt ein Zeichen für Demokratie und Toleranz zu setzen und sich gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit zur Wehr setzen. Man werde deshalb, angemeldet durch den DGB, mit einem Demonstrationszug vor das ehemalige Asylbewerberheim ziehen, das bereits 1992 durch mutige Quedlinburger vor gewalttätigen Übergriffen geschützt worden sei. Anschließend werde es vor der BBS ein Bürgerfest geben, um gerade die engagierten Schüler in ihrem weiteren Eintreten für demokratische Grundwerte zu ermutigen.

"Mit der Aktion wollen wir auch die Vorurteile abbauen, dass das Engagement gegen Rechtsextreme nur Sache der Polizei sei", so Brecht. Die Stadt will deshalb auch massiv im Internet, mit Anzeigen und Plakaten für eine breite Beteiligung werben.

Bereits vor einem Jahr hatten Rechtsextremisten in Quedlinburg demonstriert - und waren damit erstmals seit Kriegsende durch die Harzstadt gezogen. Damals hatte das Bürgerbündnis mit vielfältigen Aktionen erfolgreich protestiert. Auch in diesem Jahr ist den Quedlinburgern bereits Unterstützung durch verschiedene zivilgesellschaftliche Gruppierungen zugesichert worden.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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@ mods — @ mods

sehe ich nicht so — tut nichts zur sache

Wenn action dann action — Neukööln Power