Freie Kräfte vs. NPD - Bsp. Uwe Brunke (Obb.)

- 09.08.2008 19:53 Themen: Antifa
"Freie Kräfte" und NPD steuern nach der Beerdigung Friedhelm Busses offenbar erneut auf eine Zerreisprobe zu. Eine Übersicht über die aktuelle Konfliktlinie am Beispiel des Oberbayerischen NPD-Funktionärs Uwe Brunke (Traunstein / Bergechtesgadener Land). Er unterzeichnete überraschend einen Aufruf der "Freien Kräfte" mit Klarnamen.
Lange Zeit hat Uwe Brunke, NPD Kandidat für Berchtesgaden und NPD Kreisvorsitzender in Traunstein, seine Kontakte in die Kameradschaftsszene nur noch indirekt zu erkennen geben. In Oberbayern gab er sich vielmehr als Parteisoldat an Infoständen, auf Demos im eigens kreierten NPD-Traunstein T-Shirt und unterhält einen "Nationalen Stammtisch" mit DVU-Kräften in seiner Region. Doch jetzt taucht er namentlich als Unterzeichner einer Erklärung "freier Kräfte" an die NPD-Spitze auf, die sich gewaschen hat.

In der aktuellen Auseinandersetzung wird heftig gerungen um die Bewertung eines der Verfälle am Rande des Begräbnisses von Friedhelm Busse. Thomas Steiner hatte dabei eine Reichkriegsflagge dem Sarg beigelegt, die von der Staatsanwaltschaft durch Ausbuddeln sichergestellt wurde.

Faktisch geht es hier um dreierlei: Einerseits wird gestritten um die Interpretation des "Lebenswerkes" Busses und die Aneignung der Person für die je eigenen politischen Bestrebungen. Zweitens brechen der beständig schwelende Machtkampf und die Widersprüchlichkeiten zwischen den aktionsorientierten "freien Kräften" und der parlamentarisch agierenden NPD einmal mehr auf die Tagesordnung. Drittens tun sie das an der konkreten Frage des Bezugs auf den historischen NS, also in wie weit kann, darf, soll die NPD sich direkt positiv auf Symbolik und Personen der NSDAP beziehen. Der Journalist Robert Andreasch - er war an der Beisetzung anwesend und wurde im Anschluss unter Mitwirkung führender NPD-Funktionäre von ca. 30 Nazis verprügelt, seine Kamera wurde zerstört - legt in einem Artikel für AIDA dar, dass die bayerische NPD gerade dies in den letzten eineinhalb Jahren zu Hauf praktiziert. Dies erscheint strategisch auch fruchtsam, denn in keinem anderen Bundesland wird der historische NS derart verharmlost und insgeheim gepriesen wie in Bayern. Für das Bundesgebiet allerdings gesamt dürfte es wenig aussichtsreich sein, zumindest fährt die NPD dort, wo sie erfolgreicher bei Wahlen agiert eine gänzlich andere Strategie.

Zurück zu Uwe Brunke. Von ihm war bekannt, dass er in seiner Berliner Zeit beste Kontakte in die gewaltbereite Naziszene unterhielt. Wie bereits angedeutet verhielt er sich in Südostoberbayern angekommen eher ruhiger; lediglich der Verweis der kameradschaftsähnlichen Gruppierung "Widerstand Altötting" auf eine Veranstaltung seines NPD-Kreisverbandes mit Karl Richter im Mai lies entsprechende Verbindungen in hiesigen Gefilden erahnen. Doch nun stellt er sich namentlich als Erstunterzeichner für besagten Aufruf "freier Kräfte" zur Verfügung. Darin wird an Busses Biographie unter anderem positiv herausgestellt:

"Kamerad Friedhelm Busse hat sich immer als politischer Soldat in der Tradition der SA gesehen. Er trug stets voller Stolz den Ehrenring der SS, der ihm von einem ehemaligen SS-Gruppenführer der Allgemeinen SS für seinen Einsatz für Volk und Reich zugeeignet wurde. Er war auch unzählige Male der Hauptredner bei Traditionsveranstaltungen anläßlich des 9. Novembers [gescheiterter Hitlerputsch; A.d.V.] und des 20. Aprils."

Das Beilegen der Reichskriegsflagge sei indess der letzte Wille des Verstorbenen gewesen, den es freilich zu Erfüllen hieße. Zum Schluss poltert Brunke gegen die Partei, die ihn nicht mehr und nicht weniger als in den Landtag hiefen möchte:

"Wir können solch billige und herabwürdigende Angriffe auf die freien Kräfte nicht hinnehmen und werden die Zusammenarbeit mit diesem Parteipräsidium beenden, falls es zu keiner Einigung hinsichtlich eines vernünftigen Verhaltens der NPD kommt."

Neben Brunke haben den Aufruf nur wenige NPD-Funktionäre unterzeichnet. Dafür umso mehr Gruppen "Autonomer Nationalisten" und Kameradschaften, vorwiegend aus dem Westteil der Republik. Was ihn dazu bewogen haben könnte, auch öffentlich "Klarschiff" zu machen, was seine innerparteiliche Positionierung betrifft, dürften die Flugblätter sein, die lt. indymedia in seiner Nachbarschaft verteilt wurden. Darin soll auf seine Berliner Vergangenheit hingewiesen und über seine aktuellen Aktivitäten berichtet worden sein. Und ist der Ruf erst ruiniert...

Im Gesamten ist die Auseinandersetzung jedoch als positiv zu bewerten. Denn wenn sich NPD-Kader untereinander streiten, wird die Hoffnung genährt, dass ihnen kein allzu effektiver Wahlkampf gelingt. Um diesem Zustand noch näher zu kommen, wäre es angemessen, weiter beim Begräbnis des Herrn Busse hineinzubohren. Denn gerade was die Übergriffe auf Robert Andreasch und im Laufe des Nachmittags auch die auf eine Migrantin anbelangt, bleibt die NPD nach wie vor bei ihrer Auffassung, dass gerade die jungen Kameradinnen und Kameraden an diesem Tag mit ihrer Einsatzfreude gezeigt hätten, dass der politische Kampf für ein besseres Deutschland Friedhelm Busses weitergeführt werde.
Frank Schwerdt, Leiter der Rechtsabteilung der Bundes-NPD geht sogar so weit, den Angriff auf Andreasch als dessen eigene Erfindung dar- und ihm einen geplant Angriff auf Udo Voigt zuunterstellen.


Links und Hintergründe
Robert Andreasch zur Auseinandersetzung innerhalb der Rechten:
NPD gegen NPD
 http://www.aida-archiv.de/index.php?option=com_content&task=view&id=1244&Itemid=188&limit=1&limitstart=0

Andreasch zur Beerdigung Busses:
Mit Hakenkreuz auf dem Sarg beerdigt: Der letzte FAP-Chef Friedhelm Busse
 http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/hakenkreuz-bei-beerdigung

Indymedia zur Outing-Aktion gegen Brunke:
7 auf einen Streich - Nazi-Outings in Bayern
 http://de.indymedia.org/2008/07/223154.shtml?c=on#c516638
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Ergänzungen

Thomas (Steiner) Wulff

Antifa Seniorenfront Posemukkel 10.08.2008 - 00:27
Heißt der Man nicht eigentlich Thomas Wulff und nennt sich Steiner. Soll von Felix Steiner, einem General der Waffen-SS abgeleitet sein.

 http://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Steiner
 http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Wulff

Folgen aus Passau

antifa-blogger 10.08.2008 - 19:03
infos zu den ereignissen in passau findet ihr u.a auf  http://antifa-aktionen.blogspot.com/2008/07/passau-npd-gewalt-hakenkreuz.html .

stay tuned- keep on rockin´!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 7 Kommentare an

wer weiss... — beobachter

die faschos am 23.8.08 smashen — weil sie faschos sind

des Kapitals — Bluthund

ich weis — tut nix zur sache

auch mal in die provinz — krauts killer