Karlsruhe: 2000 bei Beats against Fascism

antifa 31.07.2008 21:16 Themen: Antifa
Am 25. Juli fand in Karlsruhe das Festival Beats against fascism unter dem Motto „Kein Nazizentrum in Durlach – Für eine antifaschistische Jugendkultur“ statt. Trotz allen städtischen Bemühungen, die Veranstaltung zu be- und verhindern, nahmen knapp 2000 vor allem junge Menschen an der Kundgebung mit Redebeiträgen linker Jugendgruppen, Workshops, Infoständen und mehreren Bands teils.

Was bisher geschah….

NPD und lokale Kameradschaft bemühen sich seit Anfang diesen Jahres, in einem Gebäude im Stadtteil Durlach ein nationales Schulungs- und Veranstaltungszentrum zu etablieren. Dieses Zentrum sollte unter Anderem der NPD als Basis zur Vorbereitung des Kommunalwahlkampfes 2009 dienen. Gegen diese Pläne regte sich Widerstand von unterschiedlichen Seiten.

Der anständige Aufstand…

Zum einen ist hier die Stadt Karlsruhe zu nennen, die anfangs alles in die Wege leitete, um die Naziaktivitäten in der Badenerstraße zu vertuschen. Als aber schließlich sogar die lokale Presse nach Hinweisen von Antifas berichtete, schwenkte die Stadt in Sorge um ihr Image auf eine neue Linie um und deklarierte die betroffene Straße kurzerhand zum reinen Wohngebiet. Während die Medien die Stadtverwaltung für ihre juristischen Tricks feierten, lies diese jedoch keine Möglichkeit aus um gegen AntifaschistInnen zu hetzen und deren Arbeit mit Verboten und Repression zu behindern.

Antifaschistischer Widerstand…

Zum Anderen gab es entschlossenen Widerstand des Antifaschistischen Aktionsbündnisses Karlsruhe, Autonomer Gruppen und Einzelpersonen gegen das Zentrum. Mit unangemeldeten und angemeldeten Demos wurden Faschopartys und Konzerte verhindert und ein enormer öffentlicher Druck erzeugt. Hinzu kamen gut besuchte Info- und Aufklärungsveranstaltungen in Durlach und in der Region. Auf die zunehmende Anzahl von Naziaufklebern wurde mit Antifaspaziergängen reagiert, bei denen BürgerInnen informiert wurden und der Nazischeiß entsorgt wurde. Außerdem gab es einige direkte Aktionen gegen das Haus selbst, welche beim Vermieter über kurz oder lang vielleicht auch einen Prozess des Nachdenkens in Gang setzen könnten.

Die Idee…

Obwohl seit der Spontandemo zur Badenerstraße am 19. April und der anschließenden polizeilichen Räumung das Gebäude nicht mehr offiziell von Nazis genutzt wird entschloss sich das AAKA auch vor dem Hintergrund des noch offenen Rechtsstreits zwischen dem Eigentümer des Gebäudes und der Stadt ein Zeichen für eine starke antifaschistische Jugendkultur zu setzen. Dieses Vorhaben wurde von der Stadt bzw. dem Amt für Bürgerservice und Sicherheit mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln torpediert. Unter dem Motto:“Recht ist, was wir dafür halten“ war nichts konstruiert genug, um es gegen die Veranstalter in Stellung zu bringen und letztlich alle Plätze für die Kundgebung zu verweigern.

Stadt hau ab….

Nach längerem juristischem Tauziehen wurde die Veranstaltung auf den Karlsruher Stephansplatz verlegt. Somit war es der Stadt gelungen, antifaschistischen Protest aus Durlach zu entfernen, obwohl er aus antifaschistischer Sicht natürlich genau dorthin gehört. Auch wenn sich bis dahin kaum jemand Illusionen darüber gemacht hatte, dass AntifaschistInnen aus Sicht der Stadt mindestens ein ähnliches Problem darstellen wie die Nazis, war es doch überraschend wie dreist die Stadt mittlerweile das Versammlungsrecht aushebelt und restriktiv gegen ein Bündnis vorgeht, in dem immerhin auch Gewerkschaften, Parteien und andere bürgerliche Gruppen vertreten sind. Dieses Thema wird unvermeidlich nicht nur in Karlsruhe verstärkt angegangen werden müssen, um sich nicht immer weiter durch städtische Schikanen in die Defensive treiben zu lassen.

Beats against fascism….

Trotz der Blockadepolitik des BUS-Obersheriffs Björn Weiße und der kurzfristigen Verlegung entwickelte sich die Kundgebung zu einem großen Erfolg. Am späten Nachmittag begann die Veranstaltung mit Redebeiträgen des AAKA und linker Jugendgruppen, gut besuchten Infoständen und Workshops. Zum einem kurzen Zwischenfall kam es, als einige Personen wohl in Bezug auf die repressive Politik des BUS ein Transparent mit der Aufschrift „ Björn Weiße ist scheiße“ aufhängen wollten. Nach der Beschlagnahme des Transparentes und der Personalienaufnahme erhielten sie Platzverweise für das gesamte Stadtgebiet. Störaktionen durch Faschos blieben hingegen aus und so schwoll die Anzahl der Versammlungsteilnehmer auf 2000 an, während die Acts Brainstorm, Chaoze One und Across the Border den musikalischen Beitrag zur antifaschistischen Jugendkultur lieferten.

Das „Beats against Fascism“ war ein für Karlsruhe neuer Ansatz linke und antifaschistische in breitere Kreise zu tragen. Allein quantitativ wurde so ein deutliches Zeichen gegen den rechten Vormarsch gesetzt, qualitativ bleibt zu hoffen, dass sich der gewonnene Elan in weiterer politischer Aktivität niederschlägt.
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