11. April 1968 Attentat auf Rudi

68 11.04.2008 18:44
Am 11 April 1968 wurde Rudi Dutschke durch drei Schüsse schwer verletzt. Ein von der Springerpresse aufgehetzter Deutscher war der Attentäter.
Anschließend brannte Springer, ein lokal begrenzter Aufstand war eingetreten.

Heute ist Dutschke offensichtlich vergessen. Schade. Egal was man von ihm politisch hält er war integer und ein solidarischer Typ.
Alfred Willi Rudi Dutschke war der vierte Sohn, als er am 7. März 1940 in Schönefeld/Mark Brandenburg geboren wurde. Achtzehn Jahre später verweigerte man ihm die Erlaubnis zum Studium in der DDR, da seine politische Einstellung nicht in die Ansichten des Regimes passten. Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann pendelte er 1960 nach West-Berlin, um sein Abitur zu wiederholen, damit er später in der Bundesrepublik studieren kann. Ein Jahr später siedelt er nach West-Berlin über und beginnt mit dem Studium der Soziologie an der FU Berlin.

Seine politische Laufbahn begann 1962 mit der Gründung der 'Subversiven Aktion', die sich 1964 dem 'Sozialistischen Deutsche Staatenbund' (SDS) anschließt. Im Februar 1965 wird Dutschke in den politischen Beirat der SDS gewählt und nimmt ab 1966 an diversen Demonstrationen teil, u.a. gegen die Notstandsgesetze, den Vietnamkrieg und gegen die Bildung der 'Großen Koalition', welche damals aus der CDU/CSU und der SPD bestand. Im Rahmen der Studentenbewegung organisierte Dutschke auch zahlreiche Demonstrationen nach dem Motto "ohne Provokation werden wir überhaupt nicht wahrgenommen" und rief zur Bildung einer außerparlamentarischen Opposition auf.

Noch im gleichen Jahr heiratet er Gretchen Klotz. Aus dieser Ehe gehen zwei Kinder hervor: Hosea Ché (geb. 1968) und Polly Nicole (geb. 1969).

2. Juni 1967: Der Student Benno Ohnesorg wird bei einer Demonstration gegen den Besuch des Schah von Iran erschossen und fortan entwickelte sich Dutschke immer mehr zum Anführer des 'antiautoritären Lagers' der SDS und wird zudem Mitorganisator der 'Springer-Kampagne', welche die Enteignung Axel Springers fordern. Dutsche war ein guter Theoretiker und hielt sich von terroristischen Mitteln fern.

Am 11. April wird Rudi Dutschke von dem jungen Hilfsarbeiter Josef Bachmann, dem rechtsextreme Tendenzen nachgesagt wurden, mit drei Schüssen niedergeschossen, was ihm sieben Jahre Gefängnis einbrachte. Später erklärte Bachmann, dass er Dutschke nie perönlich kennen gelernt hatte, sondern durch die Kampagne der BILD-Zeitung angestachelt wurde. Es folgen international große Protestkundgebungen und Dutschke wird das Sinnbild für die Macht der BILD-Zeitung.
Rudi Dutschke überlebte das Attentat nur knapp und reiste nach den schweren Operationen zum erholungsaufenthalt in die Schweiz, sowie nach Italien und Großbritannien. Er musste mühsam das Sprechen wieder erlernen und hatte große bleibende Schäden davon getragen.

Wegen subversiver Tätigkeiten wird Dutschke bereits zum zweiten Mal aus Großbritannien ausgewiesen, was ihm auch sein Studion an der Cambridge Universität kostete. Im Jahre 1973 hält er seine erste öffentliche Rede nach dem Anschlag und wird an der FU Berlin zum Dr. Phil. Promoviert. Das Thema seiner Arbeit: "Zur Differenz des asiatischen und westeuropäischen Weges zum Sozialismus".

Bis zum 24. Dezember 1979, wo Rudi Dutschke unerwartet an den Spätfolgen des Attentats stirbt, nimmt er noch an den großen Demonstrationen teil, schreibt für diverse linke Zeitschriften und arbeitet als Gastdozent an der Universität Groningen in den Niederlanden.

1980 wird sein Sohn Rudi-Marek geboren.
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Ergänzungen

Erinnerung an Attentat auf Rudi Dutschke

http://www.rbb-online.de 11.04.2008 - 19:05
40 Jahre nach dem Attentat auf Rudi Dutschke in Berlin haben am Freitag mehrere Veranstaltungen an den Studentenführer erinnert.

Am Ort des Attentats vom 11. April 1968, am Kurfürstendamm Ecke Joachim-Friedrich-Straße, gedachten mehrere hundert Menschen dem Studentenführer, der am 24. Dezember 1979 im Alter von 39 Jahren an den Spätfolgen des Attentats starb.

Unter den Teilnehmern waren die Witwe Gretchen Klotz-Dutschke, die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth und der Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele. Auf der Fahrbahn des Kurfürstendamms wurden mehrere Dutzend Fahrräder niedergelegt worden. Sie sollten an die Geschehnisse erinnern, als Dutschke auf dem Fahrrad niedergeschossen worden war.

In Berlin folgten dem Attentat tagelange Unruhen mit Straßenschlachten vor allem auf dem Kurfürstendamm und vor dem Rathaus Schöneberg, dem damaligen Regierungssitz des Berliner Senats.

Am Freitagabend findet im Berliner Amerikahaus eine Podiumsdiskussion mit dem Thema "Rudi Dutschke - Identifikationsfigur oder heroisierte Ikone der 68er?" statt.

Mehr zu dem Thema sendet der rbb am Samstag ab 20.15 Uhr im Fernsehabend "Berlin - Die 68er"

Bild auf:
 http://www.rbb-online.de/_/nachrichten/politik/beitrag_jsp/key=news7300969.html

Mehr zu Dutschke

Maik 11.04.2008 - 19:09

Filme von Gedenkveranstaltung an das Attentat

Bill 12.04.2008 - 03:11
Über eine von den GRÜNEN initiierte Gedankveranstaltung heute am Ort des Dutschke-Attentats am Berliner Ku'damm berichteten die Bildmedien:

 http://www.rbb-online.de/_/abendschau/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_mini_7306268.html
 http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts4120.html
 http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/26/0,3672,7225018,00.html
 http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/472816
 http://www.kurier.at/nachrichten/147689.php

In Ansprachen vor etwa 400 Teilnehmerinnen gab Claudia Roth Rudi Dutschkes spätere Schilderung des Attentatsverlaufs wieder. Die Witwe Gretchen Dutschke berichtete über ihr entsetzen, als ihr damals zunächst Rudis Tod gemeldet worden war. Christian Ströbele, der Minuten zuvor noch im Bundestag an Rudi Dutschke erinnert hatte (-> TOP ZP9, ab 14.4.08 abrufbar unter:
 http://www.bundestag.de/bic/plenarprotokolle/plenarprotokolle/16155.html

trat Schmähungen von Rudis politischen Positionen als nationalistisch und Terror-freundlich entgegen (so u.a. W. Kraushaar; dagegen u.a. J. Treulieb:
 http://www.oeko-net.de/kommune/kommune05-07/adutschke.htm

sowie versuchten Gleichsetzungen der 68er mit Nazis (u.a. durch Ströbeles alten Weggefährten Götz Aly).
 http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,535950,00.html

Ströbele beendete seine Ansprache - in Anlehnung an Rudis Worte 1974 am Grab des RAF-Mitglieds Holger Meins - mit dem Ausruf: "Rudi, der Kampf geht weiter".

 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/12/12660/12660_1.jpg

Rudi Dutschke erklärte diese seine Worte damals angesichts von Vorhalten nachträglich so:

"'Holger, der Kampf geht weiter'‘ – das heißt für mich, dass der Kampf der Ausgebeuteten und Beleidigten um ihre soziale Befreiung die alleinige Grundlage unseres politischen Handelns als revolutionäre Sozialisten und Kommunisten ausmacht. […] Die Ermordung eines antifaschistischen und sozialdemokratischen [Mannes] ist aber als Mord in der reaktionären deutschen Tradition zu begreifen. Der Klassenkampf ist ein Lernprozess. Der Terror aber behindert jeden Lernprozess der Unterdrückten und Beleidigten.“

Am Abend war Gretchen Dutschke Ehrengast in der Berliner Ufa-Fabrik bei der beeindruckenden musikalischen Revue "Wer wenn nicht wir?" der "Ton Steine Scherben Family"
 http://www.scherbenfamily.de/

die übrigens dort morgen abend nochmals läuft.