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Gedenken an die Märzgefallenen in Dinslaken

rote hilfe 18.03.2008 11:46
Trotz strömenden Regens trafen sich vergangenen Sonntag ein paar
Handvoll AktivistInnen am Mahnmahl für die Märzgefallenen auf dem
Dinslakener Kommunalfriedhof.
Gedenken an die Märzgefallenen in Dinslaken

Es wurde
den von Freikorps ermordeten ArbeiterInnen zu gedacht und ein Kranz mit
dem Spruchband „Ehrendes Gedenken den Opfern des Kapp-Putsches“
niedergelegt.
1920 hatten insbesondere am Niederrhein Tausende ArbeiterInnen in der
Roten Ruhr Armee gegen die rechten Putschisten unter Kapp und Lüttwitz
gekämpft und wurden dafür gnadenlos verfolgt.
In den Reden wurde zum gemeinsamen Kampf aller linken Kräfte gegen die
aktuelle Rechtsentwicklung aufgerufen.
Rosemarie Stiffel (DKP Ruhr Westfalen) wies u.a. auf die
antikommunistische Kampagne gegen die niedersächsische
Landtagsabgeordnete Christel Wegner vor wenigen Wochen hin und warnte
vor den Aktivitäten der NPD am Niederrhein. Eine Lehre aus den Kämpfen
1920 sei die Notwendigkeit der Einheit aller Linken, um eine
Linksentwicklung in Deutschland auf den Weg bringen zu können.

Im Folgenden ist hier der Redebeitrag von Joachim Kinder (Die Linke
Voerde) dokumentiert:

Liebe Genossinnen und Genossen von der Linken und der DKP

Wie im vergangenen Jahr haben wir uns auch dieses Mal hier versammelt,
um der im Frühjahr 1920 gefallenen und ermordeten Arbeiter zu gedenken.
Wir stehen hier vor dem Grabmal der vielen namenlosen Rosa Luxemburgs
und Karl Liebknechts, die es nicht nur in Berlin gegeben hat.
Oft heißt es auch in Kreisen der Linken lapidar, die hier begrabenen
revolutionären Arbeiter seien für die Verteidigung der Weimarer
Republik gegen den rechtsradikalen Kapp-Putsch gestorben.

Genossen, das ist nur die halbe Wahrheit.

Wir müssen uns zuerst fragen, wieso überhaupt so viele Freikorps 1919/20
im Ruhrgebiet gewesen sind.
Überall in Deutschland waren große Teile der Arbeiterschaft von der
Novemberrevolution 1918 enttäuscht.
Der Kaiser hatte abdanken müssen, aber nach dem Willen der Regierung
aus SPD und Zentrum sollte vieles beim Alten bleiben.
Dagegen setzten sich Arbeiter im gesamten Reichsgebiet mit
Generalstreiks zur Wehr.
Im März 1919 befanden sich allein von 66 % der Bergarbeitern im Streik.
Sie kämpften unter Einsatz ihres Lebens für eine Welt frei von
kapitalistischer Ausbeutung und Unterdrückung für sich und ihre Kinder.
Doch statt Lebensmitteln schickte die Berliner Regierung den
Sozialdemokraten Carl Severing als „Reichskommissar für das Ruhrgebiet“
und Freikorps wie „Lichtschlag“ ins Revier.
Severing verhängte den Belagerungszustand und Freikorps unterdrückten
die Streikbewegung blutig.
Schon im März 1919 starben bei Kämpfen in Dorsten mehr als 40 Arbeiter.
Eine ähnliche Situation sollte sich im März 1920 wiederholen.
Wesentliche Teile der Freikorps- und Reichswehrverbände sympathisierten
auch im Ruhrgebiet mit den rechtsradikalen Putschisten Kapp und
Lüttwitz. Überall im Ruhrgebiet bildeten gewerkschaftlich organisierte
Arbeiter unter Anleitung von Anarchisten, Kommunisten aus KPD und KAPD,
aber auch Sozialdemokraten bewaffnete Verbände, welche hier die
Putschisten bis nach Wesel trieben.

Der bewaffnete Aufstand sollte als Rote Ruhrarmee in die Geschichte
eingehen.

Die Forderungen vieler Arbeiter gingen immer noch über die Verteidigung
der parlamentarischen Demokratie hinaus.
Sie hatten für eine sozialistische Rätedemokratie zu den Waffen gegriffen.
Damit aber war das Schicksal dieser regionalen Revolution bald nach dem
Ende Kapps besiegelt.
Als Ende März 1920 die Konferenz der Arbeiter- und Vollzugsräte die
Waffenabgabe verweigerte, ließ die sozialdemokratische Reichsregierung
Müller aus ganz Deutschland Reichswehr- und Freikorpsverbände ins Revier
verlegen.
Dieser militärischen Übermacht hatten die oft verbissen kämpfenden
Einheiten der Roten Ruhrarmee nichts entgegen zu setzen.

Der Aufstand erstickte im Blut.

Nachdem man schon im April 1920 über 120 häufig ermordete Arbeiter hier
auf diesem Friedhof beerdigt hatte, wurden am 05. Juli 1931 durch die
lokale „Rote Hilfe“ weitere 150 Märzgefallene auf diesem Friedhof
beigesetzt.
Andere Grabstellen, wie am Götterswickehammer Storchennest, bestanden
bis 1933, wo alljährlich von Arbeitern aus dem gesamten westlichen
Ruhrgebiet Grabfeiern stattfanden.
Genossen, wo liegt die Bedeutung der Erinnerung an die Märzgefallenen in
der heutigen Zeit?
Sie sollte uns ermahnen, dass die Geschichte von Kommunismus und
Sozialismus nicht auf die Jahre von 1949 bis 1989 beschränkt ist.
Kommunismus erschöpft sich nicht in Stasi und Mauerbau, Walter Ulbricht
und Erich Honecker.

Diese Geschichte ist länger und geht tiefer.

Sie geht uns alle an, denn sie ist die ewige Utopie des Menschen in
seinem Kampf für eine Welt in Frieden ohne Ausbeutung und Not!
Wir dürfen die Verbrechen, die oft unter Berufung auf diese Utopie
begangen wurden, nicht verdrängen oder gar vergessen!
Die Aufarbeitung dieses traurigen Kapitels ist für Linke nicht
abgeschlossen, wie Oskar Lafontaine vor zwei Wochen in der NRZ zum
Besten gab.

Sie hat noch gar nicht richtig begonnen!

Wir brauchen für den Aufbau einer erfolgreichen linken Bewegung in
Deutschland, der es nicht nur darum geht, in den Parlamenten Anschluss
an die anderen Parteien zu finden, die kritische Auseinandersetzung mit
unserer Geschichte, mit dem Kommunismus.

Und dazu sollte unsere Kranzniederlegung heute einen kleinen Beitrag
leisten.
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Ergänzungen

FAUD in Duisburg

we.always.remember 18.03.2008 - 18:24
Erfreulich, dass im Redebeitrag immerhin erwähnt wurde, dass AnarchistInnen an der Bekämpfung der Weißen im Ruhrgebiet beteiligt waren. Auch wenn die gute Rosie Stiffel dabei bestimmt zur Beruhigungspille greifen musste. Aber gerade in Duisburg und Dinslaken kamen die meisten Mitglieder der Roten Ruhr Armee in der Tat aus den Reihen der syndikalistischen FAUD, die zu diesem Zeitpunkt auf dem Stadtgebiet des heutigen Duisburg nahezu 25.000 Mitglieder hatte und eben erst den 6-Stundentag in den Zechen des westlichen Ruhrgebiets durchgesetzt hatte.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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schlechtes foto — CX62

daumen hoch — asdf

Schade... — KAPDist