Traditionell-völkische Jugendverbände in BaWü

::: Antifaschistische Auskunftei Süd [AAS] :: 26.02.2008 19:46 Themen: Antifa
Ein kleiner Überblick über die Aktivitäten und Gruppen, die in Baden-Württemberg extrem-rechte Jugendarbeit betreiben, ohne öffentlich aufzutreten.
• Vorwort

Abseits von den lokalen Nazi-Kameradschaften oder der NPD-Jugend „Junge Nationaldemokraten“ (JN) existieren in der Bundesrepublik seit Jahrzehnten mehrere Jugendorganisationen, die traditionell-völkische Jugendarbeit betreiben. Hier werden Kinder und Jugendliche im braunen Geist erzogen. Der Mief von „Blut und Boden“, „Volk und Vaterland“ oder anderen Gruselgeistern durchzieht die Arbeit dieser Gruppen.
Meist werden abseits der Öffentlichkeit bei Gruppenabenden und Zeltlagern völkische Inhalte vermittelt.
Im Gegensatz dazu treten die JN eher durch öffentliche oder halböffentliche Veranstaltungen wie Demonstrationen, Kundgebungen oder Musikveranstaltungen auf. Doch auch die JN veranstaltet Zeltlager, wie die JN-BaWü ein Sommerlager 2007 in der Hohenloher Ebene.
Da die traditionell-völkischen Jugendverbände mehr nach innen wirken und ihre Mitglieder nach ihrer Ideologie „formen“, und weniger nach außen, an der Öffentlichkeit (wie z.B. die JN), finden sie nur selten Aufmerksamkeit. Doch hier werden die künftigen Kader der extremen Rechten herangezogen. Teilweise aus rechten Familien stammend, werden Kinder schon in jungem Alter hier vorprogrammiert, oder Gleichgesinnte werden unter „Kameraden“ bestätigt und gefestigt.
Besonders wenig ist bekannt über die Aktivitäten von extrem rechten und traditionell-völkisch gestrickten Organisationen in Baden-Württemberg. Im Folgenden soll ein Überblick auf das wenig Bekannte über Aktivitäten und Mitglieder dieser Organisationen geboten werden.

• Witikobund

Auf der Homepage des Witikobundes e.V. (WB), Eigenbezeichnung: „die nationale sudetendeutsche Gesinnungsgemeinschaft“, die von Antifaschisten als rechtsextreme pressuregroup und Nachfolgerin der Henlein-Faschisten eingeordnet wird, findet sich ein Bericht über die Mitgliederversammlung des Witikobund-Landesverbandes Baden-Württemberg am 22. März 2007 in Plochingen. In dieser Versammlung wurde eine (Neu-)Vergabe und Bestätigung von Ämtern vorgenommen. Die Ämter-Besetzung sieht danach wie folgt aus: Marius Frosch aus Stuttgart ist neuer Landesvorsitzender von Baden-Württemberg und damit Nachfolger von Emmerich Glasauer, Emmerich Glasauer ist stellvertretender Landesvorsitzender, Otto Forberger ist Schatzmeister, Franz Schmid ist Beisitzer, Hans-Ulrich Kopp ist Beisitzer, Walter Staffa ist Ehrenvorsitzender.
Frosch kündigte laut dem Bericht an „er wolle vermehrt junge Mitglieder für den Bund werben“.
Bisher konnte die WB-Jugendorganisation „Junge Witikonen“ allerdings kaum erkennbare Aktivitäten entfalten.
Marius Frosch ist Ex-Kandidat der Republikaner, Ex-Landesgeschäftsführer der „Christliche Mitte“, Ex-Landesschriftführer der „Deutschen Partei“ (seit 2005 Mitglied), Ex-NPD-Kandidat und derzeit verantwortliche für eine bisher unbekannte „Deutsche Jugend“. Nach eigenen Angaben war der kaufmännische Angestellte und Theologie-Student Frosch (Adresse: Lxxxxxxxstr. 10, 70374 Stuttgart) weiterhin auch in der „Sudetendeutschen Landsmannschaft“, der „Sudetendeutschen Jugend“ und in der „Lebensrechtsbewegung“ aktiv. Nach unbestätigten Angaben war (ist?) Frosch auch Mitglied der „Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland“ (siehe unten).

• HDJ

Die „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ) ist nach dem Verbot der „Wiking-Jugend“ 1994 die mitgliederstärkste neonazistische, traditionelle Jugendorganisation.
Baden-Württemberg ist bisher kein Schwerpunktgebiet der HDJ. Für Baden-Württemberg existiert aber immerhin die „Einheit Schwaben“ und der „Familien- und Freundeskreis Schwaben“. Die Stärke der „Einheit/FFK Schwaben“ darf, nach von der Journalistin Andrea Röpke in ihrem Buch „Ferien im Führerbunker“ wiedergegebenen Zahlen, im Kern auf 4 bis 8 Familien mit etwa 40 Personen angesiedelt werden. Im Jahr 2006 veranstaltete die „Einheit/FFK Schwaben“ erstmals eigene kleine Lager. Vorher fanden nur Kooperationsveranstaltungen mit anderen HDJ-Einheiten, z.B. aus Franken, statt.
Dass die HDJ in kleineren Einheiten auch im Südwesten aktiv ist, belegt auch ein Benutzer des Nazi-Forums „Thiazi“. Der User „Nordlandsson“ schrieb dort am 17.07.07:
„Hm, dann kommt es drauf an wie tief Du in Bayern wohnst, aber in Franken und Baden-Württemberg sind Einheiten vorhanden. Zwar klein, aber fein.“
Treibende Kraft hinter der HDJ in Baden-Württemberg ist laut der Autorin Röpke (Ferien im Führerbunker, Seite 68), Petra Müller (geborene Sinn) aus Calw (ursprünglich aus Österreich). Diese war bereits für die verbotene „Wiking-Jugend“ aktiv, ist mit ihrem Mann Marc Mitglied der rassistischen „Artgemeinschaft“ und zählt zu den Begründerinnen des NPD-nahen „Ring nationaler Frauen“ (RNF).
Auch lange ein HDJ-Aktivist in Baden-Württemberg war I.H. aus Renningen bei Böblingen (Andrea Röpke: Ferien im Führerbunker, Braunschweig 2007, Seite 107-110). H. stammt ursprünglich aus Cottbus und war dort bei der heute inaktiven „Wanderjugend Gibor“ aktiv. H. ist inzwischen nach Sachsen-Anhalt verzogen und dort für die JLO aktiv (siehe unten).
Ebenfalls über Kontakte zur HDJ soll der umtriebige rechte Aktivist Marius Frosch (siehe oben) verfügen (Röpke: Ferien im Führerbunker, Braunschweig 2007, Seite 35, 108).

• Freibund

Der Freibund gehört zwar zur extremen Rechten der Jugendgruppen, ist aber nicht explizit neonazistisch. Er steht eher der so genannten „Neuen Rechten“ nahe und hier besonders der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF) bzw. dem JF-nahen „Institut für Staatspolitik“. Im „Antifaschistischen Infoblatt“ wurde der Freibund einmal als „Völkischer Wolf im bündischen Schafspelz“ bezeichnet. Es ist aber davon auszugehen, dass das bündische Selbstverständnis des Freibundes tatsächlich echt ist. Das ändert nur wenig an der völkischen Grundhaltung des Freibundes, der „Blut- und Boden“-Mystik oder den vielfältigen Kontakten zu anderen extremen Rechten. Durch seine bündische Ausrichtung gelingt es dem Freibund innerhalb der bündischen Jugendbewegung aber mehr Akzeptanz zu gewinnen.
Der „Freibund e.V. – Süd“ verfügt über eine Kontaktadresse in Heidenheim, die davor in Stuttgart angesiedelt war. Laut Freibund-Werbung ist der Freibund auch in Ulm aktiv. Hier wohnt auch der Anmelder einer URL, die direkt auf die die Homepage des Freibundes führt. Gemeint ist ein Bernhardt Straub, wohnhaft im Hafenbad 14 in Ulm.
In Neu-Ulm nahm auch die Freibund-Unterabteilung „Horte Waldenstein“ (Burg zwischen Remstal und der Ostalb) am 5. Singe- und Instrumentalwettstreit „Neu-Ulmer Meistersänger“ 2007 teil, der von der „Katholische Pfadfinderschaft Europas“ (siehe unten) ausgerichtet wurde (vgl. KPE-Homepage).
Die Einheit „Horte Waldenstein“ scheint hauptsächlich im Südwesten aktiv zu sein, zu ihrem Einzugsbereich zählt die Schwäbische Alb.

• „Junge Landsmannschaft Ostdeutschland“ (JLO)

Die ehemalige Jugendorganisation der „Landsmannschaft Ostpreußen“ änderte letztes Jahr ihren Namen von „Junger Landsmannschaft Ostpreußen“ in „Junge Landsmannschaft Ostdeutschland“. Wobei mit Ostdeutschland die Gebiete jenseits von Oder und Neiße gemeint sind, die vor 1945 deutsch oder deutsch besetzt waren.
Obwohl die JLO anderswo, beispielsweise in Sachsen, aktiver ist, ist sie auch in Baden-Württemberg aktiv. Bis heute hat sie ein Konto bei der Deutschen Bank Karlsruhe und die inaktive Homepage hxxp://www.jlo-bw.de/. Die seit 2001 nicht mehr aktualisierte Homepage ist auf einen Christian Unkel, wohnhaft wahlweise in der Fritz-Frey-Str. 2 bzw. Kastellweg 10 in Heidelberg angemeldet. Unkel ist Schriftführer der „Schlesischen Jugend“, seit 2001 Witikone und Unterstützer von Mechtersheimers „Arbeitskreises unsere Sprache“.
Noch eine weitere Verbindung führt nach Heidelberg. Der zeitweilige Bundesvorsitzende der JLO, Christian Schaar, war Mitglied der Burschenschaft Normannia Heidelberg. Davor war Schaar als Landesvorsitzender der JLO für den Südwesten und als Regionalbeauftragter der Deutschlandbewegung aktiv.
JLO-Mitglieder sollen auch 1999 am Heidelberger Maisingen der Normannia teilgenommen haben.
(Antifaschistische Initiative Heidelberg: Eject Fascism!, Heidelberg 2004, Seite 62)

• „Sturmvogel - deutscher Jugendbund“

Beim „Sturmvogel“ handelt es sich um eine Abspaltung der 1994 verbotenen „Wiking-Jugend“, die sich nach internen Machtkämpfen zwischen Wolfgang Nahrath und Rudi Wittig unter Wittig 1987 abspaltete. Statt der offenen HJ-Nachahmung der „Wiking-Jugend“ wurde eine mehr bündische Ausrichtung bevorzugt. Trotzdem hat kann diese Gruppe in der extremen Traditionsrechten verortet werden. Bei der Abspaltung 1987 war auch Edda Schmidt (heute: Beisitzerin im NPD-Vorstand von Baden-Württemberg) mit dabei. Ob sie heute noch für den „Sturmvogel“ aktiv ist, ist unbekannt. Ebenso ist über Aktivitäten des „Sturmvogels“ im Südwesten nichts bekannt geworden.

• Pfadfinder

Auch unter den traditionelleren Pfadfindergruppen finden sich sehr nach rechts gehende Gruppen. Starre Hierarchien, Uniformzwang, antimodernistische Naturromantik und männerbündische Geschlechtertrennung scheinen hier die Brücken nach Rechts zu bilden. Hinzu kommt bei den konfessionell-christlichen Pfadfindern eine starke Frömmigkeit und nicht selten auch noch Homophobie.
Berüchtigt für ihren christlichen Fundamentalismus mit deutschnationalen Einschlägen ist die „Katholische Pfadfinderschaft Europas“ (KPE). Der KPE kann mensch zumindest eine christlich-fundamentalistische Grundhaltung und eine autoritäre Binnen-Struktur attestieren. Diese richtet in Neu-Ulm jährlich einen „Singe- und Instrumentalwettstreit“ aus, an dem auch der Freibund in den vergangenen Jahren teilnahm. Auch dieses Jahr findet dieses Spektakel statt, Datum ist der 08.03.2008.
Dass der Schriftführer des Stuttgarter Kreisvereins der rechtsextremen „Deutschen Partei“ in der „Katholischen Pfadfinderschaft Europas“ aktiv gewesen sein soll, erscheint da nicht unwahrscheinlich. Der frühere DP-Landesjugendbeauftragter Christian Elser soll wurde in einem Bericht über den Landesparteitag der Deutschen Partei - BaWü in Stuttgart jedenfalls der KPE zugeordnet.

Ähnliches wie für die KPE soll auch für den unbekannteren „Pfadfinderbund Süd“ (PBS) mit Sitz in Karlsbad gelten. Gegen beide Organisationen wurde auch der Vorwurf sehr rechter Tendenzen erhoben.

Auch der extrem rechte Multi-Aktivist Marius Frosch (siehe oben) scheint dem Pfadfinder-Milieu verbunden zu sein. In Onlinegästebuch-Einträgen stellte er sich bereits als Pfadfinder vor.

Generell ist es von außen sehr schwer abzuschätzen, inwiefern auch rechte Pfadfinder und bündische Gruppen, außerhalb von den Genannten deutschnationale bis rechtsextreme Jugendarbeit betreiben.


[Stand: 23.02.08]

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Ergänzungen

lo

li 26.02.2008 - 21:15
das mit den pfadfindern sollte nicht verallgemeinert werden.
es gibts gegenden da rekrutiert sich die halbe antifa aus den pfadfindern.

Ergänzung zum Freibund

Entdinglichung 27.02.2008 - 11:36
der "Freibund" (im Vereinsregister "Der Freibund – Bund Heimattreuer Jugend") ist eine der beiden aus dem "Bund Heimattreuer Jugend" (siehe den apabiz-Artikel zu diesem) hervorgegangenen Gruppen (die andere ist die "Heimattreue Jugend" (apabiz-Artikel)), der Freibund tritt nach häufig aussen als eine alternativkulturell-jugendbewegte "grüne" Gruppe auf und ist ausser für gutinformierte Menschen erst einmal nicht als reaktionärer oder faschistischer Verein erkennbar, offenbar wissen zuweilen nicht einmal alle Mitglieder des Vereins, wo ihr Laden so herkommt ... ansonsten knüpft der Verein mit der Symbolik (schwarze Flagge mit aufgehender Sonne, Organisationsname) durchaus auch an politisch ambivalente Elemente aus der Weimarer Zeit an (die Flagge wurde auch zuweilen um 1930 von der zwischen KPD, Nazis, bündischen Gruppen, "Christlich-Nationalen" und anarchischen Elementen oszillierenden Landvolkbewegung verwendet), unter dem Namen "(Anarchistischer) Freibund" fungierte Anfang der 1920er eine anarchistische Gruppe im Rhein-/Ruhrgebiet, von welchem einige Mitglieder später bei den Nazis landeten ... wäre in diesem Zusammenhang interessant, in ob der heutige "Freibund" "Querfrontarbeit" macht

tracht oder kluft

juja 27.02.2008 - 15:52
pfadfinder tragen keine uniform! und jungenschaftsjacken, wie auf dem bild sind auch keine hdj oder freibund uniform sondern werden in fast allen jugendbewegten kreisen in d getragen!

buchtipp: ISBN 380468548X; Florian Malzacher, Matthias Daenschel: Jugendbewegung für Anfänger. Zweite Auflage. Verlag der Jugendbewegung, Stuttgart 2004

Sturmvögelei

Sturmvogelouter 28.02.2008 - 22:49
Laut dem Sturmvogelrundbrief gibt es eine Gruppe in Stuttgart, die von Marius A. und Irmlind M. geleitet wird. Diese Gruppe führt regelmäßig Heimabende in einer Privatwohnstuttgart in Stuttgart-Bad Cannstatt durch.

Geschlechtertrennung

OI 29.02.2008 - 12:19
Und noch was, seit wann gibt es Geschlechtertrennung bei den Pfadindern? Jedenfalls nicht bei den großen Organisationen wie BDP, DPSG und VCP!

Outer

DerOuter 01.03.2008 - 00:37
übrigens die umstriebige I.S. ist auch in der Region Stuttgart aktiv. Sie stellte sich bei einer SWR Sendung über völkische Gruppen, sogar als Sahmenspender für Deutsche Männer zur Verfügung. Und die ist sogar beim Naturschutzbund aktiv.

Marius Frosch protestiert

Fritz Güde 01.03.2008 - 16:04
Wir hatten den unserer Ansicht nach sehr guten und übersichtlichen Bericht in stattweb/news
übernommen- natürlich mit Quellenangabe. Marius Frosch hat sich mit einer Gegendarstellung an uns gewendet, in der er zum Beispiel bestreitet, Kandidat der Republikaner gewesen zu sein. Und anderes mehr. Wir sind der gesetzlichen Verpflichtung zur Gegendarstellung gefolgt, natürlich mit dem üblichen Zusatz, dass damit über den Wahrheitsgehalt der Mitteilung nichts
ausgesagt wird. Er scheint allerdings mit der Gegendarstellung immer noch nicht zufrieden.
Es wäre interessant, zu erfahren, ob die "Auskunftei" stärkere Beweise für die aufgestelle Bahauptungen über Marius Frosch vorbringen kann.

Geringfügige Korrektur und Ergänzung

AAS 03.03.2008 - 02:19
„Wenn die Fahne fliegt, ist der Verstand in der Trompete.“
(Konrad)

BETREFF: antimodernistische Naturromantik

„Auch die Wandervögel, die einen großen Zustrom vor allem von Jugendlichen erfahren, gehören zu diesem breiten Strom sinnsuchender Menschen. Bei ihnen findet eine allmähliche Entwicklung von romantisch- naturmystischen Anfängen zu immer stärkeren ideologischen Polarisierungen statt, bis am Ende viele ihrer Mitglieder fast reibungslos in den Jugendorganisationen des NS-Regimes aufgehen.“
(R. Sünner, Schwarze Sonne: Entfesslung und Mißbrauch der Mythen im Nationalsozialismus und rechter Esoterik, Freiburg im Breisgau / Basel 1999, S.23)

Damit ist die unreflektierte Schwärmerei für (deutschen) Wald und Wiesen gemeint, als deren Gegensatz eine Technik- und (Groß)Stadtfeindlichkeit. Das führt nicht selten zu „Blut- und Boden“-Mystik und der Vergötzung des Bauerntums a la Hermann Löns.
Solche Tendenzen gibt es mit dem Anarcho-Primitivismus aber auch in Teilen der Linken, der auch alle positiven Errungenschaften der Moderne (Medizin, Säkularismus etc.) ablehnt und sich in Indianer-Romantik ergeht.
Seltsamerweise findet sich der unreflektierte antimodernistische Naturromatizismus fast immer nur bei den (Groß-)Stadtbewohnern und fast nie bei Bewohnern ländlicher Gegenden, die sich auf dem Acker den Rücken krumm schuften.

BETREFF: Pfadfinder
Es ging der AAS nicht darum die Pfadfinder allgemein zu dikreditieren. Aber es sollte einmal angesprochen werden, wo es bei konservativen Pfadfinder „Andockstellen“ für Rechte gibt. Ähnliches gilt auch für die Wandervögel und bündische Gruppen, also die gesamte jugendbewegte Szene.
Viele Pfadfinder, Bündische oder Wandervögel tragen Uniform, denn alle vorgeschriebenen einheitlichen Bekleidungsformen sind auch Uniformen (uniform bedeutet ja einheitlich), nicht nur Tarnfleck, sondern auch Burschi-Wichs, Schuluniformen oder eben einheitliche Trachten.
Geschichtlich betrachtet sind die Pfadfinder sowohl in Großbritannien (Boyscouts) als auch in
Deutschland die „Erfindung“ von Kolonialoffizieren Baden-Powell in GB, aber auch in D).
In der jugendbewegten Szene haben viele Gruppen eine alte (nie aufgearbeitete) völkisch-antidemokratische Geschichte, ein ursprünglich völkisches Vokabular (Sippen, Horte, germanische Stammesnamen etc.) und teilweise starke Hierarchien (Extrembeispiel sind hier sicher die Nerother Wandervögel mit ihrem Führer auf Lebenszeit).
Solche Punkte machen den konservativen Teil der Jugendbewegten für Rechte attraktiv.
Nicht ganz ohne Grund sind z.B. Teile der sächsischen Wiking-Jugend in eine Pfadfindergruppe übergewechselt.
In Frankreich oder Österreich scheint das Problem aber mit rechten, katholisch-fundamentalistischen Pfadfindern ein größeres darzustellen.

BETREFF: Marius Frosch
Herr Frosch war bei allerhand rechten politischen Totgeburten mit aktiv. Hier eine (vermutlich unvollständige) Zusammenstellung mit Angabe der Quellen.

+++ Marius Frosch war Mitglied in:

… im Kreis Christlicher Patrioten:
Laut einer Kurz-Meldung in dem ultrarechten Wochenblatt „Junge Freiheit“ vom 13. Dezember 2002.

… bei den Republikanern
Laut Angaben des SPD-MdL Stephan Braun wird Marius Froschs Engagement bei den Republikanern wie folgt beschrieben :
„Marius Frosch (Altdorf) - Ex-Funktionär bei den Republikanern (REP), u.a. Pressesprecher des Kreisverbands der Republikaner Böblingen und Kreisjugendbeauftragter der Republikaner Jugend Böblingen Gästebucheintrag von Marius Frosch beim Kreisverband der Republikaner in Heinsberg, 27. August 2001, eingesehen am 12. Juli 2003.“
Tatsächlich war er aber anscheinend nie Kandidat der Republikaner.
Bis heute scheint Frosch keine Berührungsängste mit den REPs zu haben. Ein REP-Kreisreport Bad-Dürkheim kündigte ihn für den 12. Mai. 2007 als Referenten an (Thema: „Sudetenland“).

… bei der Deutschen Partei (DP):
Laut dem Newsletter der „Freiheitlichen Patrioten“ soll Frosch am 31.10.07 aus der Deutschen Partei ausgetreten sein.

+++ Marius Frosch war Kandidat:

… der NPD
Zumindest laut der Homepage kandidatenwatch.de. Diese gibt an, dass Frosch in Pforzheim für die NPD angetreten und 1% der Stimmen erhalten hat .

+++ Marius Frosch ist Mitglied in:

… der Ex-DP-Jugendorganisation „Deutsche Jugend“ (DJ)
Davon ausgehend, dass er auf der Homepage der DJ immer noch vermerkt ist.
In dieser Funktion rief Frosch auch in einer internen Email der „Freiheitlichen Patrioten“ vom 14. Februar 2008 zu einer rechten Partei-Neugründung am 02.03.2008 in Hannover auf.

… in der „Sudetendeutschen Landsmannschaft“ und im „Witikobund“
Mit diesem Engagement verbindet Herr Frosch durchaus auch nationalistische und geschichtsrevisionistische Tendenzen. Als ein Beispiel mag hier sein Text „Konrad Henlein: Ein Sudetendeutscher Patriot“ (2006), in der der Hitleranhänger Henlein als eine Art verständnisvoller Landesvater der so genannten Sudetendeutschen dargestellt wird .

Resümee
Herrn Froschs Aussage, er sei „kein rechter Multiaktivist“ ist bei der obigen eindrucksvollen Aufzählung mehr als fragwürdig.
Ein rechter Multi-Aktivist kann man auch sein, wenn man die verschiedensten rechten Organisationen „durchwandert“ und quasi „abhakt“.
Was nicht bestätigt werden konnte ist ein Mitwirken Froschs bei der „Christlichen Mitte“ und eine Kandidatur von ihm bei den Republikanern.

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