Microsoft und Geheimdienst kooperieren

Ralf Streck 15.02.2008 11:14
Eine unheimliche Allianz bildet sich aus dem Softwareimperium Microsoft und dem spanischen Militärgeheimdienst CNI. Beide haben ein weiteres Kooperationsabkommen geschlossen. Damit wird die Zusammenarbeit ausgeweitet, die 2004 begann, als der Militärgeheimdienst Einblick in die Quellcodes von Windows und Office erhielt ( http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16839/1.html). Angeblich soll es nun um mehr Internetsicherheit gehen.
Mit dem Abkommen soll der CNI "eng mit Microsoft zu kooperieren", um Angriffen vorzubeugen, "welche die öffentliche und nationale Sicherheit beeinträchtigen können". Das Ziel sei, "ein effektives Funktionieren der Informations- und Kommunikationstechnologie zu garantieren, die der Bevölkerung und den nationalen Interessen dienen". Dafür sei eine "enge Kooperation" zwischen dem CNI und Microsoft vereinbart worden.

Behauptet wird in einer Presseerklärung ( http://www.hispamp3.com/noticias/noticia.php?noticia=20080209091740), dass Angriffe auf Computersysteme in den letzten Jahren zu Produktivitätsausfälle von mehr als 75 Milliarden Euro provoziert hätten. Microsoft insistiere stets dahingehend, das Mafiagruppen und Cyberverbrecher sehr professionell arbeiteten und im Internet einen Weg für ihr kriminelles Handeln fänden. Doch derlei Hinweise sollen nur davon ablenken, dass es nicht um mehr Intersicherheit geht, wie es in Schlagzeilen die regierungsnahe Presse in Spanien behauptet wird ( http://www.elpais.com/articulo/internet/CNI/Microsoft/colaboraran/mejorar/seguridad/Internet/elpeputec/20080208elpepunet_7/Tes).

Vorgebeugt werden soll Angriffen auf die Computersysteme der Regierung und der öffentlichen Verwaltung. Die gemeinsamen Kräfte zwischen Microsoft und dem Geheimdienst sollen gebündelt werden, um Angriffe abwehren zu können und den möglichen Schaden gering zu halten. Dafür stellt "Microsoft dem CNI die nötige Information und Unterstützung zur Verfügung". Das beginnt bei frühzeitiger Warnung vor Sicherheitslücken und reicht bis zu einem heißen Draht zu den "Experten der Firma".

Gemeinsam wolle man auch die Bewusstseinsbildung über die Risiken von Angriffen auf die Computersysteme entwickeln. Dabei richte man sich vor allem an die Beamten in der Verwaltung. Rosa García, Präsidentin von Microsoft Ibérica, erklärte: "Wir von Microsoft glauben, dass dieses Abkommen, dass auf der Zusammenarbeit und Kombinierung von Kräften zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor beruht, der spanischen Regierung helfen kann, sich auf Sicherheitsprobleme vorzubereiten und in optimaler Form deren Auswirkungen zu begrenzen."

Dass das zu einer Abhängigkeit von Microsoft führt, sagt sie natürlich nicht. Ohnehin ist es erstaunlich, dass in Spanien ausgerechnet der Militärgeheimdienst CNI für die Sicherheit der staatlichen Computersysteme zuständig ist. Der hat damit den Zugriff und die Kontrolle auf alle wichtigen Daten. Es ist ein Geheimdienst der noch immer in Skandale verwickelt ist. Er bespitzelt Oppositionspolitiker ( http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16649/1.html) und die Verwicklungen in die Anschläge von 11. März 2004 in Madrid ( http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19743/1.html) sind bis heute ungeklärt. Die Verwicklungen der Sicherheitskräfte in das Massaker wurden sorgsam aus der Untersuchungskommission ( http://www.heise.de/tp/r4/artikel/17/17894/1.html) und der juristischen Aufarbeitung ausgeklammert ( http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26526/1.html). Der CNI entstand 2002 aus der Umbenennung der Skandaltruppe (Cesid/  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/12/12315/1.html), der wiederum aus den nie gesäuberten Geheimdiensten der Franco-Diktatur hervorging. Der Cesid war in den Putsch 1981 genauso verwickelt, wie in zahllose blutige Vorgänge in den 1980er Jahren ( http://www.heise.de/tp/r4/html/result.xhtml?url=/tp/r4/artikel/22/22138/1.html).

© Ralf Streck, den 14.02.2008
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Ergänzungen

Runter mit dem MS - Zeug

Darwin 15.02.2008 - 16:56
man kann es nicht oft genug sagen: Haut den Müll runter der auch nur ansatzweise im Verdacht steht, mit staatlichen Schnüfflern zu klungeln.
Vorallem nicht nur einfach löschen bzw. Programme deinstallieren, sondern das komplette System MS-frei aufsetzen.
Festplatte komplett nullen ( z.B. mit:  http://dban.sourceforge.net/ ) und dann ein Linux drauf.
Auch zu skype gibt es Alternativen, ebenso zu google .....

Wer seinen Microsoft-PC schon längere Zeit besitzt kann sich mit dem Programm recover4all mal ansehen, wie leicht es im Bedarfsfall ist, Rückschlüsse aus Dateiennamen zu ziehen, die er zwangsläufig auf seine Festplatte geschrieben bekommt (während er im web unterwegs ist) und nie wieder los wird.  http://www.recover4all.com/

Gleiches gilt übrigens für Dateien die Ihr löschen wollt (idR. über den Papierkorb/oder auch direkt). Die Datei wird nie gelöscht-lediglich der Name der Datei aus der Verzeichnisstruktur entfernt. Tatsächlich ist die Datei noch vorhanden und oft spielend leicht wiederherzustellen.
Für MS-Betriebssysteme gibt es z.B. wipefile ( http://www.winpcware.com/file_misc/apm-wipefile-pid776.htm)
dort wird die Datei je nach Wunsch bis zu 37x überschrieben und somit ist sie tatsächlich "im All".


Fazit: Keine MS-Betriebssysteme, kein Skype, instant messanger.... Linux (auch als lifeCD/DVD in Form von z.B.knoppix), sofern auf HDD installiert-unbedingt gleich verschlüsselt aufsetzen. Daten/Dateien nicht nur einfach löschen, sondern überschreiben.
Für MS-Betriebssysteme gibt es Programme
Bei Linux entsprechende Befehle die im terminal ausgeführt werden.
(ubuntu z.B. shred -f -u -n 20 DATEINAME) = die Datei wird 20 Mal überschrieben.

PS. Bei über 50.000 Hausdurchsuchungen und Beschlagnahme von PC's einfach ein MUß ! Und sage keiner ihn könne es nicht treffen bzw. er habe nichts zu verbergen.

Computersicherheit

Syndikalist 15.02.2008 - 21:39
Einen ersten recht passablen Überblick (auch für NichtexpertInnen) bietet das Computersicherheitshandbuch der "Rosa Antifa Wien". Mit diesem Handbuch existiert seit einigen Jahren eine Art Standardwerk von libertärer Seite. Auf 426 Seiten wird fast jeder Bereich niederschwellig erklärt.
 http://www.raw.at/compsec/index.htm
Auch inkl. aller beschriebenen Programme als CD zu ordern, bei anarchismus.at unter  http://www.anarchia-versand.net/product_info.php/info/p1_Computersicherheit%20-%20CD.html

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