Anmerkung der Moderationsgruppe: Trotz der Bitte, de.indymedia.org zum Veröffentlichen von eigenen Berichten und selbst recherchierten Reportagen zu nutzen, wurde hier ein Termin, ein Aufruf, die Einladung zu einer Veranstaltung oder die Ankündigung einer Aktion reinkopiert.
Es ist nicht das Ziel von Indymedia, ein möglichst umfassendes Infoportal incl. Terminkalender anzubieten. Indymedia will eine Plattform für engagierte MedienmacherInnen und ihren eigenen Inhalte bieten. Das Veröffentlichen von Terminen, Aufrufen und Einladungen gehört nicht zu den Zielen des Projektes. Mehr Informationen, warum sich Indymedia nicht zum Veröffentlichen von Terminen eignet, findest Du hier.    Bitte nutze stattdessen die verlinkten Terminkalender-Seiten.

Ungdomshus nu!

Soligruppe Kopenhagen (Kiel) 14.02.2008 00:39
Für linke Freiraeume - überall!
Ungdomshuset – da war doch was...

Vor fast einem Jahr, am 1. März 2007 wurde in der selbsternannten „innovativen Boomstadt“ Kopenhagen das seit 1982 als autonomes Politik- und Kulturzentrum genutzte „Ungdomshuset“ im Jagtvej 69 von Anti-Terror-Einheiten der dänischen Polizei gewaltsam geräumt und wenige Tage später dem Erdboden gleich gemacht. Ermöglicht wurde dieser Akt der Zerstörung durch einen einige Jahre andauernden reaktionären Bündnis der sozialdemokratischen Stadtregierung mit der rechtsfundamentalistischen Christensekte „Faderhuset“. An diese verhökerte die Stadt das Haus, in der Hoffnung, sich auf diese Weise einem unbequemen Ort der Widerständigkeit und Selbstbestimmung entledigen zu können. Doch bereits lange Zeit vor der Räumung formierte sich in Kopenhagen Widerstand gegen diesen Angriff auf die dortige subkulturelle und linke Szene: Es kam zu stetig wachsenden Demonstration, vielfältigen Aktionen und schließ-lich zur fast dreimonatigen Besetzung des „Ungeren“. Unterstützt wurden die AktivistInnen in Kopenhagen dabei von einer Vielzahl Solidaritätsbekundungen, auch weit über die dänischen Grenzen hinaus.
Als Kopenhagens Bürgermeisterin Ritt Bjerregaard die Räumung gegen den Widerstand trotzdem durchsetzte, provozierte sie damit tagelange Straßenschlachten und Massenprotest vor allem im Stadtviertel Nörrebro, dem einstigen Zuhause des „Ungeren“. Die Polizei versuchte mit Massenfestnahmen, Razzien und der Verstüm-melung der Bewegungsfreiheit wieder Herrin der Lage auf Kopen-hagens Straßen zu werden, was ihr jedoch nicht gelingen sollte...


Der lange Atem der Bewegung

Denn die Ungdomshus-Bewegung ließ sich von der Repression nicht brechen, sondern wuchs und verbreiterte sich seit der Räumung zusehends. Wöchentlich fanden seither jeden Donnerstag Demonstrationen mit mindestens vielen Hundert TeilnehmerInnen statt, die von mal zu mal Fortschritte im selbstbewussten Umgang mit der Polizei machten. Auch der linke Aushängepopstar Manu Chao schaute auf einer dieser Veranstaltungen mal vorbei. Ein weiterer Höhepunkt war eine gemeinsame Demonstration von Ungdomshus- und AktivistInnen der ebenfalls dauerhaft bedrohten „freien Stadt“ Christiania, an der sich 10.000 Menschen beteiligten und die Besetzung des „Ground 69“ zum Halbjahrestag der Räumung, in dessen Folge es abermals zu Straßenkämpfen kam. Schon lange forderte die Protestbewegung nicht mehr nur ein neues Ungdomshus, sondern wandte sich allgemein gegen die neoliberale Stadtumstrukturierung und rechten „Normalisierungs“-Wahn in Kopenhagen mitsamt seinen Begleiterscheinungen.


„Lasst uns auf eine politische Lösung hoffen, so dass dieses Irrenhaus hier enden kann!“

Mit diesen Worten forderte die Kopenhagener Polizeichefin Hanne Bech-Hansen im Oktober Ritt Bjerregaard auf, der Bewegung endlich ein neues Haus zu Verfügung zu stellen, da die dänische Polizei durch die andauernden Aktionen ans Ende ihrer Ressourcen getrieben worden war, so dass nach eigenen Angaben die alltäglichen Polizeiaufgaben nicht mehr zu bewältigen waren. Zu diesem Eingeständnis der Überforderung sah sich Bech-Hansen genötigt, nachdem die dänische Polizei sogar in der bürgerlichen Presse wegen des äußerst brutalen Vorgehens gegen die betont gewaltfreien TeilnehmerInnen der G13-Aktion, dem Versuch einer angekündigten Massenbesetzung am 6.10.07, in die Kritik geraten war. Nach dem Umkippen der in die Knie gezwungenen Polizei stand schließlich auch die Stadtregierung unter solchem Druck, dass sich im November schließlich eine Mehrheit im Rathaus zähneknirschend für ein neues Ungdomshus aussprechen musste.


Regierung Schachmatt setzen!

Trotz der (verschriftlichten) Lippenbekenntnisse gibt es bis heute immer noch kein neues Ungdomshus, weshalb in Kopenhagen dazu mobilisiert wird, unter dem Arbeitstitel „blokr“ am das Kopenhagener Rathaus mit Blockaden lahmzulegen, solange bis es endlich ein neues Haus gibt. Wann die Aktion tatsächlich steigen wird, wurde noch nicht bekannt gegeben. Ein erster für den 21. Februar ange-setzter Termin wurde verschoben, nachdem die Stadt in letzter Sekunde nochmals Bemühungen um konkrete Angebote signalisierte. Sicher ist jedoch, dass am ersten Jahrestag der Räumung des alten „Ungeren“ am 1.3.2008 weitere Aktionen stattfinden werden, ob mit oder ohne Haus... Es bleibt zu hoffen, dass die Bewegung ihren Schwung auch in Zukunft weiter aufrecht erhalten kann und ihn auch über die Ungdomshus-Frage hinaus dazu einsetzen wird, weiter an der zwangsweisen Unterordnung jeglicher Lebensbereiche unter kapitalistische Interessen zu rütteln und die Versuche eines Zusammenlebens jenseits bürgerlicher Normen zu verteidigen und auszubauen.


Von Kopenhagen bis Berlin:
Solidarität mit den Kämpfen um linke Freiräume!

Wir wollen auch in Kiel wieder einmal unsere Solidarität mit unseren kämpfenden GenossInnen in Kopenhagen ausdrücken. Wir denken, dass die Ungdomshus-Bewegung in ihrer Breite, Vielseitigkeit und Ausdauer, die sich vom Staat weder integrieren noch in „friedlich“ und „militant“ spalten lassen hat, ein erfolg-reiches Beispiel dafür ist, dass der Kampf um unsere Freiräume auch heute noch, in Zeiten hochgerüsteter „Sicherheits“staaten und gesellschaftlichen Rechtsrucks, Perspektiven haben kann. Die internationale Solidarität hat mit zum Erfolg der Ungdomshus-Bewegung beigetragen, genauso wie wir aus ihr Kraft und Erkenntnis schöpfen können, um den Kampf um unsere Freiräu-me vor der eigenen Haustür auszutragen. Sei es um die akut räumungsbedrohte Köpi in Berlin oder im immer noch nicht endgültig beigelegte Konflikt um die Alte Meierei in Kiel, der nach wie vor jederzeit wieder ausbrechen kann. Solange wir keine Gesellschaftsordnung herbeigeführt haben, die uns ein menschenwürdiges Leben garantieren kann, werden wir auf unsere Freiräume angewiesen sein, in denen wir zumindest punktuell und temporär der alltäglichen Unterdrückung und Ausbeutung entfleuchen können. Wir widmen ihrer Verteidigung daher weiterhin das zu diesem Zwecke nötige Maß an Einsatz.
Kampen fortzaetter!


Solidarität mit der Ungdomshus-Bewegung!
Mi., 20.02.2008: Kundgebung - 11.30 Uhr - Dänisches Konsulat Kiel (Lorenzendamm 28/30)


Auf nach Kopenhagen!
Sa., 01.03.: Nichts vergessen – nichts vergeben! 1 Jahr nach der Räumung (www.ungdomshuset .dk)
Watch out: Belagerung des Kopenhagener Rathauses (www.blokr.nu)


UnterstützerInnen: * Gruppe Zunder (Kiel) * NutzerInnenplenum der Alten Meierei * Soligruppe Kopenhagen (Kiel) *
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

PRESSEMITTEILUNG

Soligruppe Kopenhagen (Kiel) 18.02.2008 - 15:19
- Solidaritäts-Kundgebung für Kopenhagener Ungdomshus-Bewegung am Mi., 20.02.08, 11.30 Uhr vorm Dänischen Konsulat in Kiel
- Andauernder Kampf für linken Freiraum in Kopenhagen steht kurz vorm Jahrestag der Ungdomshuset-Räumung vor Erfolg
- Sieglinde Herold: "Internationale Solidarität mit allen bedrohten linken Projekten!"


Für Mittwoch, 20. Febraur rufen die Soligruppe Kopenhagen (Kiel), das NutzerInnenplenum der Alten Meierei und die Gruppe Zunder (Kiel) zu einer Kundgebung vor dem Dänischen Konsulat in Kiel (Lorenzendamm 28/30) auf. Die UnterstützerInnen solidarisieren sich mit dem andauernden Kampf der Kopenhagener Ungdomshus-Bewegung für ein neues politisches und selbstorganisiertes Kultur- und Jugendzentrum und gegen die neoliberale Stadtumstrukturierung und "Normalisierungs"-Bestrebungen in der dänischen Haupstadt.
Vor einem Jahr, am 1. März 2007 wurde das alte "Ungdomshuset" nach knapp 25 Jahren Existenz trotz massiven Protests und Widerstands von der Polizei gewaltsam geräumt und kurze Zeit später abgerissen, nachdem die Stadt Kopenhagen das Haus trotz eines unbefristeten Nutzungsvertrags an eine rechts-fundamentalistische Christensekte verkauft hatte. Dies löste eine stetig wachsende, breite Bewegung aus, die bis heute mit zahlreichen Aktivitäten für ein neues Ungdomshus kämpft und mitlerweile eine solche Stärke erreicht hat, dass sich die Bürgermeisterin Kopenhagens Ritt Bjerregaard nach jahrelanger Ignoranz des Konfliktes für ein neues Haus aussprechen musste.

Sieglinde Herold von der Soligruppe Kopenhagen (Kiel) begründet die Kundgebung in Kiel: "Ein wichtiger Faktor für den Erfolg der dänischen Ungdomshus-AktivistInnen ist die breite internationale Solidarität, die sie vor allem in den Tagen der Räumung erfahren haben. Auch in Kiel fanden vor einem Jahr mehrere Solidaritätsbekundungen statt. Wir wollen unsere FreundInnen in Kopenhagen auch jetzt, wo diese kurz vor einem großen Erfolg stehen, wieder unterstützen und gleichzeitig darauf hinweisen, dass der Konflikt um linke Freiräume kein dänisches Phänomen ist. Denn auch in Deutschland sind nach wie vor solche Projekte bedroht, wie das akut räumungsgefährdete autonome Kultur- und Wohnzentrum "Köpi" in Berlin oder die nach wie vor ohne eine Bestandsgarantie in einem ungesicherten Zustand schwebende Alte Meierei in Kiel. Die dänische Ungdomshus-Bewegung zeigt uns allerdings, dass sich unsere Projekte mit einem langen Atem und vielfältigen Aktionen auf der Straße auch heute noch durchsetzen lassen. "

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 7 Kommentare an

21.2 — sicher

und was ist mit HH — fragi di

Dann — sollten

Bus — ist

soll mensch — ueber

01.03.?? — frager