»Hier gibt es keine Nazis!!!« - »Ach ja?!«

AAWL 05.02.2008 18:11 Themen: Antifa
Übergriffe und Ereignisse in Weimar und dem Weimarer Land - Eine Drei-Tages-Bilanz.
Dies ist ein kurzer Tatsachen-Bericht. Er handelt von den Tagen Samstag, dem 2. Februar bis Montag, dem 4. Februar 2008. Wir wollen aufzeigen, was es für Jugendliche, die sich Rechtsextremismus entgegenstellen heisst, hier – in Weimar und dem Weimarer Land – zu leben.

Am späten Montag Abend zeigte sich zum wiederholten Male, dass die Straßen des Weimarer Landes für Jugendliche, die nicht den »Normen« von Neonazis entsprechen, gefährlich sind. Nachdem in den letzten zwei Monaten alternativ aussehende Jugendliche teilweise durch Blankenhain, Tannroda und andere Städte vefolgt und beschimpft wurden, eskalierte die Situation gestern beinahe.

Zwei Jugendliche wurden von einer Gruppe, ausländerfeindliche-parolen-krackelender junger Männer verfolgt. Hier dazu das Gedächtnissprotokoll:
»Es war Montag Abend. Gerade war das Spiel Aachen gegen Jena abgepfiffen woden. Wir waren zu zweit und wollten noch einen Döner essen gehen. Als wir gegen 23:30 auf dem Rückweg zu meinem Freund M. waren liefen wir am ehemaligen Gymnasium vorbei. Als wir in Höhe der Turnhalle angekommen waren merkten wir plötzlich, dass etwa sieben Leute hinter uns herliefen, schätzungsweise 18 bis 21 Jahre alt. Schnell merkten wir, dass es sich hierbei um den älteren Sohn des Tankstellenbesitzers (Knabe), und einige seiner Freunde handelte. Bis auf zwei Personen hatten Sie alle Springerstiefel an. Auf einmal beschleunigten sie ihre Schritte, langsam aber stetig. Sie fingen an hinter uns her zu rennen und Parolen zu rufen wie „Ausländer raus“. Wir nahmen daraufhin die Beine in die Hand und entkamen nur knapp über viele Umwege, Gärten und Hinterhöfe zu meinem Freund nach Hause. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn uns die Nazis eingeholt hätten.
Was die Rufe sollten ist uns unklar, da weder mein Kumpel noch ich migrantischen Hintergrund haben.«

Einige Stunden vor dieser polizeilich nicht erfassten Aktion Blankenhainer Nazis, gab es auch einen Vorfall in Weimar.
Ein Punker wurde gegen 20:00 Uhr miten auf dem Theaterplatz von drei Nazis – einer davon in eindeutiger Problemkinder-Kluft – tätlich angegriffen. Er wurde festgehalten, an den Haaren gerissen, mit dem Knie in den Bauch und gegen den Kopf getreten.
Warum Bürger_innen dem jungen Mann nicht halfen, ist uns unklar.
Wenn Faschisten auf offener Straße, auf einem öffentlichen Platz – der repräsentativ für die Weimarer Republik und das daraus resultierende 3. Reich steht – Menschen Gewalt antun können, ohne dass auch nur ein Mensch Zivil-Courage zeigt in was für einer Welt, was für einem Land leben wir dann?!
Glücklicherweise konnte sich das Opfer auch ohne Hilfe losreißen und mit blutigem Gesicht in das Sozio-Kulturelle Zentrum Gerberstraße flüchten.

Gehen wir noch zwei Tage zurück. Ein zweites Gedächtnissprotokoll:
»Es ist Samstag, wir sind in Apolda. Es ist der Tag, an dem sich der »Krawallfasching« zum ersten Mal jährt. Wir sind zu dritt und laufen unaufällig in Kostüme gekleidet durch die Kreisstadt. Wären wir so losgelaufen wie normalerweise, wir wären nicht heil am Marktplatz angekommen. Doch so können wir sehen, wie Apolda an diesem „bunten“ Tag des Faschingsumzugs aussieht – oder sollten wir besser sagen »Faschistenumzug«?! Natürlich sind auch Familien mit Kindern und Großmüttern da, doch geprägt ist das Stadtbild von Thor-Steinar-Träger_innen, Problemkinder-Logo-Vorfüher_innen und diversen anderen zwilichtigen Gestalten. Wenig später trauen wir uns unkostümiert durch Apoldas Straßen, aber nur aufgrund der Tatsache, dass an beinahe jeder Straßenecke Polizisten stehen und nur auf den Beginn des »Krawallfasching-Reloaded«, wie er im Vorfeld angekündigt worden war, warten. Ausser einigen Pöbeleien, gezückten Foto-Apparaten und dummen Bemerkungen geschah uns nichts. Doch nach dem Zeitungslesen am Montag fällt auf: Es hätte schlimm aufgehen können.«

Am gleichen Abend wurde eine junge Antifaschistin in Blankenhain von einigen Neonazis an der bereits genannten Tankstelle des Betreibers Knabe angepöbelt. An den Scheibenwischern ihres Autos fand sie nach dem Zahlen Anti-Antifa-Aufkleber.

Angesichts dieser Tatsachen bleibt die Feststellung, dass in der provinziellen Region rund um Weimar eine latent rechte und rechtsextreme Vorherrschaft existiert. Trotz zahlreicher Initiativen, wie zum Beispiel Bürgerbündnissen in Weimar und dem Weimarer Land gelingt es nicht, der extremen Rechten ihre Handlungsgrundlage zu entziehen. Das beweist das Mobilisierungspotential, welches rechstextreme Gruppierungen hier vorweisen können.

Es muss ein handlungsfähiger antifaschistischer Widerstand etabliert werden um eine effektive Behandlung des Problems gewährleisten zu können. Dazu ist es allerdings erforderlich, dass alle Teile der Gesellschaft aufhören das Problem aus Gründen der Standortsicherung zu leugnen und ihm so Vorschub zu leisten. Es gilt die Problematik zu erkennen und zu bekämpfen - auf allen Ebenen.

In diesem Sinne:
Rechte Hegemonien brechen!
Kein Fußbreit für Antisemiten, Rassisten und Faschisten!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 9 Kommentare

wie man hinein ruft so . . . . . .

Schall und Rauch 05.02.2008 - 19:57
Ein Problem das häufig in deutschen Städtchen oder deutschen Landen auftaucht ist die irrige Annahme das es "keine" Nazis in Deutschland gäbe. Menschen die oft nicht in der Lage sind zu erkennen, das sie selber schon zu Nazis mutiert sind, verteitigen ihre Kultur und alles was ihnen lieb und teuer ist oft mit sehr einfachen Feststellungen wie: "Hier ist Deutschland, hier gibt es keine Nazis." Unbequem und unverständlich zugleich für alle die die sich gezwungen sehen sich beinahe täglich mit dem braunen Pack oder mit ihren Gedankenschlecht auseinanderzusetzen. Mensch könnte verlangen das Selbe den Opfern rechter Gewalt seit ca. 1990 nochmal genauer zu erklären oder ihnen Polizeiberichte, die zuweilen Straftaten mit rechtem Hintergrund festhalten, unter die Nase reiben, aber es wäre immer ein Kampf gegen die Windmühlen. Das "hier gibt es keine Nazis" hat schon viel zu oft dazu geführt faschitoide Vorgänge zu legitimieren, so das mensch nur noch auf die eine Idee kommen kann, nämlich dass es sich bei den Deutschen insgesammt um einen faschiostoiden Haufen handelt. Das heißt aber auch, dass die deutsche Nazirei, wenn es noch Jahre so weiter geht, irgendwann eskalieren wird und dass der Deutsche Staat seine antifaschistische Pflicht gegenüber dem Bürger nicht erfüllt und faschistische Umtriebe, und nur der Staat selber hat die Mittel dazu, im Keim zu ersticken. Deshalb glaube ich dass der Staat die Nazirei auch noch absichtlich fördert um so die linke Bewegung immer neu zu spalten und zu verunsichern. Denn es wäre der Alptraum jeder konservativen Regierung, eine geeinigte Linke die die Regierung in Deutschland endgültig übernimmt. Nachdem wir meinen aus der Geschichte gelernt zuhaben ist die Politik des zivilen Ungehorsams, der Protestkultur und der Aufklärung, die einzig richtige Politik aus einer Lage auf die der koservative Teil Deutschland permanent zutreibt. Gemeint sind die Kriminalisierung, der Sozialabbau, die Abschiebepolitik und zwar so lange, bis auch die Wähler die leicht für die größenwahnsinnige Politik einer "Festung Europa" und anderen Lügen zu gewinnen waren, ihre Fehler und die graierenden Ausmaße derselben erkennen werden. Denn bei der Politik ist es nicht zuletzt immer die Frage wem nützt es? Und es sind Mehrheiten die zwar einsichtig (vernünfig) sind, aber nützen tut ihnen die konservative Politik genausowenig wie den AnarchistInnen.

ähnliche zustände

in aachen und düren 05.02.2008 - 20:00
von zuvor beschriebenen zuständen ist auch in aachen und düren zu berichten.ähnliche vorfälle ereigneten sich auch an karneval in aachen. es gibt stadtviertel und straßen in denen man sich als alternativ aussehender oder antifaschist am besten nicht blicken lässt. durch die neu formierte ag-rheinland erhält das ganze etwas erschreckendes. denn auch hier können sich die neonazis schnell und zahlreich mobilisieren. denn es gibt viele sympathisanten in rheydt, mönchengladbach, wickrath, herzogenrath. von diesen autonomen nationalisten sitzen viele im gefängnis wegen schwerer körperverletzung und versuchten totschlags. es bleibt ab zu warten, was die neonazis am freitag den 08.02.08 in düren aufbringen können. doch wir werden da sein und uns ihnen in den weg stellen!
Let's Fight The Fucking Pride!

Ging uns genauso

n.n. 05.02.2008 - 20:08
gibt auch nie wirklich Warnungen oder so,auch nicht bei Veranstaltungen über eventuelle Gegenseiteveranstaltungen ,ist ein Haufen lebensgefährlicher Müll,und don´t Auto your neighbour,he may think different tomorrow !

bei uns gehts auch so zu

alerta antifascista 05.02.2008 - 20:46
ich wurde am facshingswochenende(genauer am sonntag) von einem nazi angepöbelt >>bist du ein zeck?>was bin ich??>obst ein punk bist hab ich gefragt>nein, aber antifa>wo is denn dein linker freund??>ja, ich find es gut, dass so viele menschen vergast worden sind, weil sie scheiß ausländer waren<<
eine freundin hat ihn daraufhin angemotzt
ich hab sie zurückhalten müssen, da einige nazis schon darauf aufmerksam geworden sind und wir wie gesagt zu wenige waren

leider gibt es zu wenig gegenwehr bei uns im ort
es gibt ca. 500 nazis(echte nazis, möchtegern, alte, suffnazis,...) und ca. 5 aktive antifaschisten
und diese wären auc nicht mobilisiert worden, wenn ich nicht wäre

und die nazis werden akzeptiert, obwohl bei uns ein KZ steht

JA, ES GIBT NAZIS
ABER WIR WEHREN UNS

DIE BEVÖLKERUNG AUFLKLÄREN

GOOD(BAD) NIGHT, WHITE PRIDE!!!

Ein bisschen mehr Niveau, bitte...

(muss ausgefüllt werden) 05.02.2008 - 21:04
Damit sich "Tüüp" beim nächsten mal nicht mehr so undifferenziert äußern muss:

 http://de.wikipedia.org/wiki/Faschismus

Solidarisiert euch...

egal...vollkommen 06.02.2008 - 00:34
immer nur opferberichte! nun ja mir tuen die opfer leid und ich kann ebenso wie ihr nur zur
zivilcourage der bürger aufrufen! euch antifaschisten innen fordere ich auf euch zu wehren
lasst euch das nicht gefallen! bildet banden macht das selbe!

Bei Naziterror nicht nur wegschauen,
auch mal hinhauen!

bildet banden radikal und solidarisch über stadt - und landesgrenzen hinaus!

Antifaschist außerhalb von findungsschwierigkeiten...

rest meiner nachricht???

alerta antifascista 06.02.2008 - 15:54
wo isn der rest von einer nachricht hin???

Wer,

Wolf 06.02.2008 - 19:50
ist eigentlich diese Alberta A. von der immer gesprochen wird?

selbst schuld

hunz.und.kunz 24.02.2008 - 19:23
ich möchte nun ach mal meinen senf zu den faschisten und antifaschisten in weimar loslassen:
zu den nazi´s: sind eh alle bekloppt!
zu den antifas: ist klar das auch normale leute,hass auf die bekommen,wenn sie freitags durch die stadt laufen und hochvermummt auf alles gehen,was nicht nach links aussieht...