militante gruppe. Gesammelte Werke erschienen

Rezension-SchreiberInnen 05.01.2008 13:44
Im Internet ist in diesen Tagen eine Dokumentation sämtlicher Texte der militanten gruppe (mg) erschienen. Auf der Internetseite  http://home.arcor.de/dokumentationX/ findet man eine Auflistung aller Veröffentlichungen der mg in chronologischer Reihenfolge sowie eine Liste aller militanten Aktionen der mg von A wie Arbeitsamt bis T wie Telekom. Für Nicht-Internet-Nutzer gibt es das Ganze auf einer Daten-CD.
Die Herausgeber wollen mit ihren Veröffentlichungen die inhaltlichen und praktischen Beiträge der mg thematisieren. Zu ihren Texten gehören auch der Beitrag „Stadtguerilla oder Miliz“, in dem den verschiedenen Konzepten der Guerilla und Milizmodellen nachgegangen wird. Das Papier „Bewaffneter Kampf – Aufstand – Revolution“ beschäftigt sich mit der Rolle der revolutionären Gewalt und Aufstandsstrategien in der Geschichte und den Texten dazu u.a. von Babeuf, Bakunin, Marx und Engels.

Die militante gruppe trägt seit mehreren Jahren zur Entwicklung revolutionärer militanter Politik bei und setzt sich für eine tiefergehende Analyse der Geschichte des antikapitalistischen Widerstandes und der revolutionären Bewegung ein. Insofern erscheint es den Herausgebern wichtig, die Texte der mg einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die Texte sind auf der Webseite auch thematisch sortiert: Zum einen gibt es die Anschlagserklärungen, dann Beiträge zur Militanzdebatte, Beiträge anlässlich bestimmter Themen und schließlich den mg-express, ein kleines Blättchen der mg mit Infos zu klandestiner Politik und aktuellen politischen Ereignissen. Tipps, wie man sich vor der staatlichen Überwachung durch die Repressionsorgane schützen kann, runden das Angebot der Webseite ab.

In der Dokumentation steckt eine Menge Arbeit. Die Texte der militanten gruppe waren bisher nur im Rahmen der Militanzdebatte bis zum Jahr 2003 im Internet dokumentiert (  http://www.geocities.com/militanzdebatte/ ). Aktuellere Texte konnten Interessierte nur in Szenezeitschriften, häufig in schlechter Druckqualität, nachlesen. Dieser Mangel ist nun behoben.

Die Webseite und die Broschüre zur CD sind sehr übersichtlich und schön gestaltet. Die Webseite schmückt ein Salzfässchen - es spielt auf die Solidaritätsparole „militante gruppe - das Salz in der Suppe” an, die nach den Razzien auf den Soli-Demos gerufen wurde. Die CD ist mitsamt der 12-seitigen Broschüre in Infoläden erhältlich.

Seit bestehen der militanten gruppe 2001 läuft ein §129a-Ermittlungsverfahren gegen Berliner Genossen. Im Laufe der Jahre kamen weitere Ermittlungsverfahren hinzu. Inzwischen wird gegen mindestens 12 Personen ermittelt, darunter sind Andrej Holm, Oliver, Florian und Axel, die mehrere Wochen bzw. Monate in Berlin-Moabit im Knast saßen. Für alle Beschuldigten und auch ihrem Freundeskreis bedeutet das Verfahren teils jahrelange lückenlose Überwachung von Telefon, Email und Internet sowie Observation, stündliche Handy-Ortung und Peilsender in Autos. Das Verfahren ist inzwischen von §129a auf §129 herabgestuft worden. Dennoch laufen die Ermittlungen weiter. In ein paar Monaten könnte es schon zu einem Prozess vor dem Berliner Kammergericht kommen.

Für die Prozessarbeit ist diese DokumentationX wichtig. Den Menschen wird Mitgliedschaft in der militanten gruppe vorgeworfen. Was liegt einer guten Soli-Arbeit näher, als sich mit den Vorwürfen auseinanderzusetzen. Die neue Webseite ist eine gute Ergänzung zu zahlreichen anderen Initiativen, wie beispielsweise die Webseite  http://soli.blogsport.de/ , die einen inhaltlichen Schwerpunkt auf Antimilitarismus legt.
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Ergänzungen

ein bißchen Kritik

Quarzsand 05.01.2008 - 14:43
Hallo,
vorweg ein großes Lob für eure Mühe. Das war viel, viel Arbeit.

Richtig gut finde ich die Arbeit aber nicht, zum einen eine technische Kritik: warum hostet ihr das ganze bei arcor? Um nicht falsch verstanden zu werden: natürlich können die Bullen theoretisch immer irgendwie an die Zugriffsdaten kommen, aber man muss sie ihnen doch nicht auf einem silbernen Teller präsentieren! Dass sie sich die Verbindungsdaten holen und entsprechende Abfragen nach dem Eigentümer der IP Adresse holen werden steht doch außer Frage(wenn man bedenkt, dass sie das gleiche schon mit ihrer eigenen Seite gemacht haben). Das heißt, wer da jetzt ohne Tor drauf surft kommt direkt in das Raster. Das hättet ihr auch verhindern können.
Die andere Kritik ist inhaltlicher Natur: Leute haben bis 2003 die Militanzdebatte komplett dokumentiert, sie haben keine Unterschiede gemacht, zwischen der Position einer ein Mal auftretenden Gruppe und der der mg. Ihr hättet mit dem gleichen Aufwand auch die Texte der Debatte bis heute vervollständigen können, indem ihr euch aber nur auf die mg beschränkt bringt ihr eine Hierarchie rein, die nicht angemessen ist.
Es gibt keinen Grund, warum Texten der mg mehr aufmerksamkeit gebührt, als z.B. dem Text von m.a.m.i. Die mg war nicht die avantgardistische Gruppe, als die ihr sie herausstellt. Sie war eine von vielen, vieleicht nur etwas suizidaler. Ihre Inhalte konnte man schon in den 80ern lesen, ihre Mittel unterschieden sich nicht von der Wagensportliga und ihre Anschlagsziele waren teilweise eher peinlich, als gut gewählt. Einzig ihre Selbstgerechtigkeit und Arroganz unterschied sie von anderen Zusammenhängen, aber das sollte nicht der Grund sein, um ihnen eine eigene Internetseite zu widmen.
Ohne die Militanzdebatte sind auch die mg-Texte nicht einzuordnen, deshalb wäre es schön, wenn ihr euch vieleicht Gedanken darüber macht, die ganze Debatte abzubilden.

Existiert diese Gruppe eigentlich?

Frager 05.01.2008 - 15:06
Ende der 90er erschienen in der Interim ein paar 70er-Jahre-style Diskussionspapiere von denen, die niemand ernst genommen hat. Also begannen sie mit sich selbst zu diskutieren (verschiedene Gruppennamen). Dann hörte man irgendwann nichts mehr von denen. Jetzt, wo eine Begründung für den Polizeistaat gesucht wird, kramt die Regierung und die gleichgeschaltete Mainstreampresse diese komische Gruppe wieder aus und behauptet, es wären "Terroristen", weil die mal was angezündet hätten. Alles ziemlich merkwürdig und schräg.

und warum?

solidarisch 05.01.2008 - 15:53
"Den Menschen wird Mitgliedschaft in der militanten gruppe vorgeworfen. Was liegt einer guten Soli-Arbeit näher, als sich mit den Vorwürfen auseinanderzusetzen."

Und warum? In der Linken hat sich vorher quasi niemand mit der mg beschäftig, und das hat ja auch seine Gründe gehabt. Nun wird Leuten vorgeworfen, dazu zu gehören, aber keiner von denen behauptet das von sich selber. Warum soll jetzt plötzlich 'gute Soli-Arbeit' deren Texte bearbeiten? Kann mal wer erklären, warum das in den zu erwartenden Verfahren helfen soll? Und _das_ ist ja wohl das Ziel von guter Soli-Arbeit: Beschuldigte unterstützen und dazu beitragen, dass die nicht oder zu so wenig wie möglich verurteilt werden.

Klingt, als ob irgendwer auf dem Rücken der Beschuldigten die Gelegenheit nutzen will, ein sonst auch nicht sehr attraktives Thema und diese gruseligen Texte zu pushen.

Dazu kommt, dass diese Initiative total gefährlich ist. Niemand weiß, von wem das kommt und was du dir auf den Rechner lädst, wenn du diese Seite anklickst. Sicher ist aber, dass Arcor die Daten sammelt und wieder an die Behörden weitergibt. Eine Mail mit irgendeiner Datei dran würde ja (hoffentlich) auch niemand öffnen. Bundestrojaner - schon mal gehört?

Chronologie der Anschläge

Klammheimlicher Freuer 06.01.2008 - 18:16
Die militante gruppe hat sich zu über 20 Brandanschlägen auf unter anderem Konzerne, Polizei, Bundeswehr und Arbeitsämtern bekannt:

12. Juni 2001: Verschickung von scharfen Patronen an Vertreter der „Stiftungsinitative“ zur Entschädigung der ZwangsarbeiterInnen (Gibowski, Gentz und Lamsdorff) aufgrund ihrer hervorgehobenen Rolle in diesem NS-relativierenden Schlussstrichprojekt

21. Juni 2001: Brandanschlag auf Fahrzeuge, des DaimlerChrysler-Werkes in Berlin-Marienfeld aufgrund der Rolle als Profiteur der NS-Zwangs- und Sklavenarbeit

5. Februar 2002: Brandanschlag auf das Sozialamt in Berlin-Reinickendorf und Drohschreiben an den Sozialstadtrat Frank Balzer („Personifizierung des Sozialamtsterror“)

29. April 2002: Brandanschlag auf Fahrzeuge eines DaimlerChrysler-Vertragshändler in Brandenburg anlässlich des Bush-Besuches in Berlin

31. Dezember 2002: Brandanschlag auf das Finanzamt Berlin-Neukölln aufgrund der Fahndung nach „SchwarzarbeiterInnen“

25. Februar 2003: Brandanschlag auf Bundeswehr-Jeeps in Brandenburg vor dem Hintergrund des Angriffskrieges gegen den Irak

29. Oktober 2003: Brandanschlag auf Fahrzeuge der Berliner Entsorgungsfirma ALBA in Berlin-Reinickendorf aufgrund der dortigen Entlassungs- und Ausbeutungspolitik

31. Dezember 2003: Brandanschlag auf Büroräume des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin-Stegliz aufgrund der Funktion als „Denkfabrik des Kapitals“

29. März 2004: Brandanschlag auf die gemeinsame Anlaufstelle des Arbeitsamtes Berlin-Nord und des Sozialamtes Pankow wegen der Vorreiterrolle in der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe (sog. ALG 2)

6. Mai 2004: Brandanschlag auf den Fuhrpark der Deutschen Telekom auf einem Betriebshof der Deutschen Post aufgrund der Telekom-Beteiligung bei der Umsetzung des Arbeitslosengeldes II (ALG 2) beziehungsweise von „Hartz IV“

23. September 2004: Brandanschlag auf das Sozialamt-Schöneberg aufgrund seiner Vorreiterrolle bei der Umsetzung von Hartz IV, sowie ein weiterer Brandanschlag auf das Bezirksamt-Reinickendorf, wo das Asylbewerberleistungsgesetz verwaltet wird. Verschickung von Munition an den Stadtrat Bernd Krömer als Anerkennung seiner sozialtechnokratischen Fähigkeiten.

10. Januar 2005: Brandanschlag auf den Lidl-Neubau in Berlin-Stegliz wegen der Hungerlohnpolitik, Abbau von Gewerkschaftsrechten und betriebsinterner Repression bei LIDL

29. April 2005: Brandanschläge auf Dienstfahrzeuge des Brandenburger Landtages in Potsdam und auf Privatfahrzeuge von PolizistInnen in Berlin anlässlich des revolutionären 1. Mai 2005 und der Kampagne gegen die Sozialtechnokratie

8. November 2005: Zweiter Brandanschlag auf Büroräume des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin-Stegliz aufgrund der Funktion als „Denkfabrik des Kapitals“.

16. Februar 2006: Brandanschlag auf die Renault-Niederlassung in Berlin-Reinickendorf zum weltweiten Aktionstag für dir Freilassung der revolutionären Gefangen der Action Directe in Frankreich

20. März 2006: Brandanschlag auf den Fuhrpark des Ordnungsamts Berlin-Treptow-Köpenick aufgrund der Rolle des Ordnungsamtes als staatliches Repressionsorgan

10. April 2006: Brandanschlag auf den Eingangsbereich des Berliner Polizeipräsidiums aufgrund der Rolle der Polizei als staatliches Repressionsorgan.

23. Mai 2006: Brandanschlag auf das Berliner Sozialgericht aufgrund der Rolle als judikatives Organ der Sozialtechnokratie

3. September 2006: Brandanschlag auf Einsatzfahrzeuge der Bundespolizei in Berlin-Lichtenberg, weil die Bundespolizei einen Monat vorher mehrere Flüchtlinge zu Tode gehetzt hat.

10. September 2006: Erneuter Brandanschlag auf Fahrzeuge des Ordnungsamtes, diesmal in Berlin Reinickendorf

19. Dezember 2006: Brandanschlag auf den Gebäudekomplex des Neurologen Andreas Blodau in Dessau und Sprühaktion an dem Mehrfamilienhaus des Leiters des Dessauer Polizeireviers Andreas Schubert, wegen ihrer Beteiligung bei der Ermordung von Oury Jalloh

14. Januar 2007: Brandanschlag auf Fahrzeuge der Bundespolizei in Oranienburg, weil die Bundespolizei das zentrale ausführende Verfolgungs- und Abschiebeorgan von MigrantInnen und Flüchtlingen in der BRD ist.

18. Mai 2007: Brandanschlag auf Einsatzfahrzeuge der Berliner Polizei in Spandau, wegen der bundesweiten Razzia vor dem G8-Gipfel in Heiligendamm

Spiegel der DokumentationX

Schneewitchen 22.03.2008 - 22:24
Die Dokumentation X gibt es auch hier (gespiegelt):
 http://mirror.so36.net/home.arcor.de/dokumentationX/

Die gespiegelte CD-Version im Netz gibt es hier:
 http://www.geocities.com/dokumentationy/

Unter dem nachfolgenden Link ist die gesamte Site gepackt zu finden, zum Download für alle, die sie selbst spiegeln möchten:
 http://mirror.so36.net/home.arcor.de_dokumentationX.tgz

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