Bedenkliches in der Pagan Metal Szene

Thomas M. 20.11.2007 13:15 Themen: Antifa Kultur
2007 Fand wie jedes Jahr seit 2003 auf dem Gelände der Mühle in Rheinhausen (Duisburg) ein Metal Festival mit dem löblichen Namen „Rage against Racism“ statt. In diesem Jahr jedoch fielen im Publikum zahlreiche Anhänger des rechtsextremen Teils der Pagan und Black Metal Szene auf.
Das Rage against Racism ist ein unkommerzielles Festival bei dem Metal Bands verschiedener Genres auftreten. „Auf lange Reden, Spendensammlungen, Betroffenheitsgerede [sic!], etc. wird verzichtet. … Das Festivalmotto ist hier als Kernhaltung aller Beteiligten zu verstehen und spricht für sich selbst. Es werden keine parteipolitischen Aktivitäten unterstützt, sondern nur das Motto an sich.“ (1) Wodurch das Festival eigentlich unpolitisch ist und bloß einen löblichen Namen hat. Doch reichte der bisher wenigstens damit als solche erkennbare Rechtsextremisten sich dort im Gegensatz zu anderen Metal Festivals kaum blicken ließen. Dieses Jahr war das allerdings nicht mehr so.

Es waren dutzende Personen mit Textilien von rechtsextremen Bands wie Absurd, Burzum, Graveland, Nokturnal Mortum, Kroda oder Nordisches Blut zu sehen. Auf diese angesprochen äußerten die betreffenden Personen entweder „unpolitisch“ zu sein und Meinungsfreiheit auch für Rechte zu fordern oder bezeichneten sich gleich selber als „deutsch-national“ oder „rechts“. Die Security des Rage against Racism sah erschreckenderweise keinen Anlass diese Leute zu entfernen, auch als sie wiederholt darauf angesprochen wurde („Wenn die sich hier wohlfühlen…“).

Manche Besucher trugen noch einschlägigere Zeichen zur Schau, wie Patches oder Pins mit „Lebensrunen“ (in Bayern verboten wegen §86a) oder der Odal-Rune, einem Adler der einen Fisch greift (Zeichen der Artgemeinschaft GGG des Jürgen Rieger), der Schwarzen Sonne, dem stilisierten Keltenkreuz, dem Kruckenkreuz, einem Sonnenrad, der Reichsfahne Schwarz-Weiß-Rot oder einem stilisierten Stahlhelm.

Passend dazu grölte eine Gruppe von Rechtsmetallern auf der Wiese alkoholisiert Parolen wie „ein Baum, ein Strick, ein Antifa-Genick“. Eine Frau mit Che-Hemd stellte sich diversen Besuchern als „Nationalanarchistin“ vor und versuchte für eine Querfront aus Rechten und Linken gegen AntifaschistInnen und „das kapitalistische System der Fremdherrschaft und der Oligarchen“ zu werben. Dabei verteilte sie ein paar Hefte des „nationalrevolutionären“ Propagandablattes „Fahnenträger“.

was war geschehen?

Mit der Essener Band Black Messiah trat dieses Jahr erstmals eine Band aus der Pagan und Black Metal Szene auf, wie diese stolz auf der Bühne verkündete. Da die BM Szene inzwischen jedoch massiv von Rechtsextremisten durchsetzt ist (was jedes Jahr exponentiell zunimmt), ist es klar dass das Festival für entsprechende Rechtsextremisten dadurch attraktiver wird, selbst wenn die Band sich wiederholt gegen Rechte ausspricht. (Solche Distanzierungen kümmern Rechtsextremisten oft schon deshalb nicht, da sie meinen Bands würden sich nur aus Unkenntnis über die tatsächlichen Ziele der „Nationalen“ so äußern und wären damit Opfer einer medialen Manipulation.)

um es vorweg klarzustellen: Black Messiah sind keine Rechtsextremisten und stehen der rechten Szene auch nicht nahe.

Doch soll im Folgenden eine Auseinandersetzung mit Äußerungen der Band erfolgen um daran exemplarisch aufzuzeigen was für aus linker Sicht bedenkliche Ansichten in der Pagan Metal Szene tonangebend sind und wieso diese selbst wenn sie sich gegen Rechte richten leichte Beute für die Argumentationsmuster anderer Rechter als Hitlerverehrer und Holocaustbefürworter sein können.

So äußert die Band in einem Interview zu den Gründen ihrer „gegen Nazis“-Haltung: „Im Endeffekt haben auch die Christen nichts anderes getan als die Nazis. Sie begingen Völkermord, um ihre Ideale durchzusetzen. Also warum sollte ich Nazis hassen und Christen nicht?“ (2) Damit wird die historische Singularität des Holocausts geleugnet und er wird als einer von vielen Völkermorden relativiert, Gedankengut das sonst die Neue Rechte in der Gesellschaft zu verankern versucht. Noch bedenklicher an dieser von einem großen Teil der Metal Szene geteilten Haltung ist jedoch, dass sie gegen die Denkmuster der Neuen Rechten, der Nouvelle Droite und anderer extrem rechter Strömungen wie der „Nationalrevolutionäre“ oder der „Linksnationalisten“ kaum gefeit ist, da diese ja keine Völkermorde verüben wollen, sondern „nur“ weltweit ethnisch weitestgehend homogene, repressive und ausgrenzende Gemeinschaften schaffen wollen – etwas wozu Germanentümler bekanntlich auch gerne tendieren. Dass Black Messiah über Wikinger und Germanen als Argument gegen deren Vereinnahmung durch Rechtsextreme sagen „Wikinger und Germanen waren auch keine Völker, welche auf reines Blut, wie es die Nazis nennen, Wert gelegt haben. Diese Völker waren neugierig und wissbegierig auf andere Völker und Kulturen.“ (2) bestätigt diese Problematik der geringen argumentativen Widerstandsfähigkeit gegenüber der extremen Rechten noch: Auch ein halbwegs gebildeter Rechtsextremist kann sich für fremde Völker und Kulturen interessieren (woraus noch nichts Positives folgen muss), so vertreiben rechtslastige Germanen-Mailorder meist auch Bücher über Kelten, Slawen, Indianer und andere „heidnische“ Völker. Und selbst ein stereotyp auftretender NS White Power Skinhead muss auf „reines [deutsches] Blut“ keinen Wert legen wenn er zum Beispiel selber einen russischen Migrationshintergrund hat oder mit einer gleichgesinnten Portugiesin zusammen ist – und die Bremer NPD hat sogar türkischstämmige Funktionärinnen.

Weiter äußern Black Messiah: „Die Worte Volk, Ahnen oder Blut sind Worte die auf jeden zutreffen. … Jeder gehört zu einem Volk und jeder hat das Blut seines Volkes in sich, egal ob er Türke, Deutscher, Engländer, Israeli, Araber oder was weiß ich was ist.“ (2) Blut eines Volkes? Völker sind soziale Konstrukte deren Abstammung oft sehr heterogen ist und die keinen über das Aussehen hinausgehenden Einfluss auf den jeweiligen Menschen hat. Wer anderes behauptet der denkt per Definition völkisch und national. Es ist fatal die Abstammung eines Menschen zu überhöhen - selbst wenn man ihn dadurch nicht abwertet - da damit den biologistischen Elementen des Rechtsextremismus der Boden bereitet wird.

„Es wird wirklich langsam Zeit, dass die Menschen lernen, dass unsere Mythologie nichts, aber auch gar nichts mit Rechtsradikalismus zu tun hat.“ (2) Da irren Black Messiah in gewisser Weise, denn die germanische Mythologie ist zwar kein Rechtsextremismus, doch haben in ihr wie auch in anderen Mythologien Krieg, Gewalt und Aggression einen festen Platz und werden ähnlich wie in der Weltsicht eines Konrad Lorenz als naturgegeben betrachtet: und genau dies ist (zusammen mit dem Gedanken der Ungleichheit) das ewige Fundament des rechten Denkens sowie die Basis all seiner Rechtfertigungen (halt „die ewige Rechte“ eines Ernst Nolte). Daraus folgen dann Ideale und Wertvorstellungen wie Männlichkeit, Ehre, Kriegertum und Heroismus die der Menschheit in ihrer Geschichte unzählige Male Unglück und in der Moderne dann schließlich den Faschismus und den Nationalsozialismus brachten. Die meisten germanischen Neuheiden einschließlich der Band Black Messiah sind ausdrücklich gegen diese Weltanschauungen und bedauern ihre Folgen, doch ändert das nichts daran wie bedenklich ihr germanisches Gedankengut vor diesem Hintergrund ist.

Das bedeutet wohlgemerkt nicht dass „heidnischer“ Glauben im Sinne von Polytheismus oder Pantheismus an sich bedenklicher wäre als der Monotheismus: Es geht bloß um genannte Inhalte entsprechender Mythologien. Und Black Messiah schwärmen gerade von diesen wenn es in einem ihrer Lieder heißt: „Mein Hass, mein Ekel, meine Wut, gilt nur der schwachen Christenbrut. [...] Ich will nicht ruhen und nicht schlafen, bis ich euch alle totgeschlagen." (3) Dieser Text beschreibt zwar die Gedanken eines fiktiven Germanenkriegers in der Vergangenheit der Rache für erfahrenes Unrecht schwört, doch werden solche Denkmuster damit in der heutigen Zeit indirekt gebilligt. Noch bedenklicher erscheint die antichristliche Haltung der Band wenn sie im Interview sagt: „Was wollen wir hier mit einem Glauben, der aus dem vorderen Orient kommt.“ (2) Damit wird etwas abgewertet und als unpassend betrachtet, bloß weil es aus der Fremde stammt. Dies ist ein typisch rechtes Denkmuster, das in der Neuheidenszene häufig zur Behauptung eines „Artglaubens“ als Religion der Abstammung führt (Black Messiah gebrauchen diesen Begriff jedoch nicht).

Nun wollen Black Messiah ja trotzdem gegen rechte Bands im Metal kämpfen, daraus folgt für die Band wegen der Konfrontation mit solchen auf Festivals: „Ich denke aber, es ist das Falscheste, was man tun kann, deshalb nicht aufzutreten. Erstens stoßen wir so den Leuten vor den Kopf, die uns sehen wollen und Eintritt bezahlt haben und nichts mit der braunen Scheiße zu tun haben, und zweitens lassen wir uns den Spaß durch solche Idioten nicht verderben, Konzerte zu spielen.“ (2) Falsch, es ist das „Falscheste“ in solch einer Situation mit rechten Bands oder vor rechtem Publikum aufzutreten. Das Absagen bzw. sofortige Abbrechen des Auftritts stellt die einzige Option zur konsequenten Abgrenzung dar. Ansonsten bekommt man als Pagan Metal Band trotz solch wenig fundierten „gegen Nazis“-Aussagen eine teils rechte Fangemeinde, die dann selbst ein Rage against Racism heimsucht.

was daraus zu lernen ist

Bisher kümmerten sich linke Gruppen um den Bereich des Pagan Metal oder des Black Metal meist bloß im Zuge der Antifa-Arbeit wenn es um NSBM (National Socialist Black Metal) oder um Nähe zu solchen Bands oder um personelle Querverbindungen zur extremen Rechten ging. Doch analog dazu dass der Rechtsextremismus bloß die Steigerung rechter („rechtsdemokratischer“ und „patriotischer“) Denkmuster aus der Mitte der Gesellschaft ist, also aus dem Extremismus der Mitte herrührt, sind auch rechtsextreme Erscheinungen in Jugendkulturen Resultate der bedenklichen Ansichten die in denselben tonangebend sind – egal wie sehr die meisten ihrer Vertreter nun erklären „unpolitisch“ oder „gegen Nazis“ zu sein (Stauffenberg-Verehrer sind schließlich auch „gegen Nazis“). Es muss also darum gehen den Menschen dort vor Augen zu führen warum bestimmte Ansichten die sie eventuell propagieren problematisch bis inakzeptabel sind und wo die Verbindung zu rechtem Denken liegt, damit sie nicht unwissend und unbewusst rechtem Gedankengut den Boden bereiten. Dazu ist es von linker Seite auch nötig den Rechtsextremismus stärker als bisher in seiner ganzen Differenziertheit was Ziele und Feindbilder angeht aufzuzeigen, damit die „ich habe nichts gegen xyz und kann deshalb kein Rechter sein“-Ausrede nicht mehr fängt.

Beispielsweise kann jemand Homosexuelle hassen und zugleich den NS und Hitler hassen oder er kann Nationalsozialist im Geiste Michael Kühnens sein und Toleranz gegenüber („nationalen“ und „männlichen“) Homosexuellen predigen. Und die Grundlage beider Geisteshaltungen ist dennoch dieselbe: das Verherrlichen von Männlichkeit und die Behauptung es gäbe von Natur aus biologisch determiniert überhaupt so etwas wie Männlichkeit und Weiblichkeit – und genau hier muss die linke Aufklärungsarbeit ansetzen, damit sich rechtes Gedankengut gar nicht erst entwickeln kann. Denn der Kampf gegen Rechts kann nicht ohne einen Kampf um die Mitte geführt werden.

Viele der Metaller die diesen Artikel lesen werden jetzt wahrscheinlich denken „Warum sind die so intolerant gegenüber Rechten, es kann doch jeder rechts oder links sein solange er kein Extremist ist.“ Doch wer so denkt ist bereits der Totalitarismus-Theorie der Neuen Rechten auf den Leim gegangen, die linke Opfer des Faschismus mit Gegnern der Emanzipation und des Solidarprinzips gleichsetzt – und bestätigt damit selber die Notwendigkeit der hier geforderten Aufklärungsarbeit.

Nachtrag:

Der Autor dieses Artikels (der selber gerne Metal hört) begegnete vor einiger Zeit in einer Metal-Kneipe im Ruhrgebiet einer Gruppe von fünf Metallern (zwischen 18 bis Mitte 20) von denen zwei das T-shirt des Rage against Racism trugen. Im Gespräch stellte sich nach einer Weile überraschend heraus, dass alle die NPD favorisierten (was man ihnen nicht ansah). Auf die Frage warum zwei von ihnen dann ein T-shirt auf dem „Rage against Racism“ steht tragen antwortete einer: „Warum nicht, war doch lustig dort, gut saufen und Kumpels treffen und das Motto ist eh scheiß egal.“ Ein anderer ergänzte man könne so „den Zecken“ ihre Domänen wegnehmen.

Das Konzept der Erlangung kultureller Hegemonie, das Alain de Benoist in den 70ern von Antonio Gramsci übernahm ist nun bis zu den subkulturell geprägten Rechtsextremisten durchgesickert. Und das gerade in Zeiten in denen rechtes Gedankengut immer mehr in die Mitte der Gesellschaft eindringt, in denen wehende schwarz-rot-goldene Fahnen die Erinnerung an den zunehmend historisierten Holocaust immer mehr überdecken und in denen darüber diskutiert wird ob die Frauenemanzipation ein Fehler gewesen sei. Es stehen wohl düstere Zeiten bevor.




1  http://www.bearg.de/rage/Rage%20against%20Racism.html - Seite der Veranstalter des Rage against Racism
2  http://www.metalspheres.de/interviews.php?ID=229 - Interview mit Black Messiah bei Metalspheres
3  http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/33/125841/print.html - „Die Subkultur der Neonazis (Teil 3).Wenn es in der Neonazi-Szene "haarig“ wird ...“
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Ergänzungen

darüber hinaus:

stryper 20.11.2007 - 15:33
"Weiter äußern Black Messiah: „Die Worte Volk, Ahnen oder Blut sind Worte die auf jeden zutreffen. … Jeder gehört zu einem Volk und jeder hat das Blut seines Volkes in sich, egal ob er Türke, Deutscher, Engländer, Israeli, Araber oder was weiß ich was ist.“ (2) Blut eines Volkes? Völker sind soziale Konstrukte deren Abstammung oft sehr heterogen ist und die keinen über das Aussehen hinausgehenden Einfluss auf den jeweiligen Menschen hat. Wer anderes behauptet der denkt per Definition völkisch und national. Es ist fatal die Abstammung eines Menschen zu überhöhen - selbst wenn man ihn dadurch nicht abwertet - da damit den biologistischen Elementen des Rechtsextremismus der Boden bereitet wird."

Im Zuge einer solchen zu führenden Diskussion kann es auch nicht schaden, auf den Ansatz von Eric Hobsbawm und Terence Ranger zurückzugreifen, nämlich den der "erfundenen Tradition", welche auf die kulturelle Konstruktion auch von bspw. "Völkern" abzielt. "Das war schon immer so" ist eine beliebte Phrase, um vermeintliche Besonderheiten von konstruierten Menschengruppen zu stützen - und dadurch auch die angebliche Verschiedenheit von "Völkern" hervorzuheben. Neben der Auseinandersetzung um einen Biologismus muss also auch ein Diskurs um die (vermeintlich) kulturellen Aspekte einer "Andersartigkeit" geführt werden.

Meine Rede!

D.R.T. 20.11.2007 - 18:08
Wie ich auch in meinen Beiträgen immer wieder betone, ist die Einstellung der meisten "unpolitischen" Metaller zu den Nazis in der Metal-Szene mehr als fahrlässig! Zwar behauptet man gegen "Gewalt und politischen Extremismus" sein zu wollen, aber tatsächlich unternimmt man überhaupt nichts gegen die fortschreitende Durchsetzung der Szene mit NS-Gedankengut und NS-Sympathisanten. Offenkundig fühlen sich diese "unpolitischen" Metaller damit doch mehr verbunden als mit klar antifaschistischen und antirassistischen Positionen.

Metal-Szene

egal 21.11.2007 - 11:55
Der Artikel kümmert sich ausführlich und anscheinend auch um Ausgewogenheit bemüht um die Ansichten einer spielenden Band. Das ist gerade beim Thema Metal überraschend und hebt den Artikel gegenüber der Mehrheit hervor. Daß die Zitate der Band kein klares, vielmehr ein eher widersprüchlich-irritierendes, auch kritikwürdiges, Weltbild offenbart, überrascht indes kaum. Das gleiche dürfte z.B. auch für "Bushido" oder "Tokio Hotel" gelten. Von einer Band zu fordern, bei rechten Konzertbesuchern das Konzert abzubrechen, ist leider sehr realitiätsfern. Wohl auf jedes Konzert finden sich leider auch Nazis ein.

Einen wichtigen Aspekt ignoriert der Artikel aber völlig: Die oft formulierte "Sippenhaft" für Metal-Fans, nämlich für die politischen Ansichten einiger Metaller, wirft viele Fragen auf.

Zunächst: Ist an den Aussagen vieler Metallern, unpolitisch zu sein, etwas mißverständlich? Unpolitisch heißt, keine politische Ansichten zu vertreten bzw. gar zu haben. Würde man sich um die politischen Ansichten anderer kümmern, gar sanktionieren, wäre man selbst politisch. Man vertritt dann ja eine politische Ansicht - und sei es nur eine ablehnende.

Darf man unpolitisch sein? Die Mehrheit der Bevölkerung ist es wahrscheinlich die meiste Zeit am Tage: Wer gerade mit dem Auto fährt, wer Brötchen backt oder programmiert, dem wird Politik dann egal sein. Auch wer gerade in der Oper sitzt, der wird sich kaum für die politischen Ansichten der anderen Zuseher interessieren. Und auf einem Metal-Konzert - statt Geige Gitarre, statt Frack Lederhose - soll man da politisch aktiv werden müssen?

Menschen, die die gleiche Musik hören, sind keine homogene Menge. Es gibt nicht "die" Metalszene, genausowenig wie es die Techno-, die Hip-Hop- oder die Punkszene gibt - wer eine Technoparty besucht, nimmt nicht automatisch Drogen, wer Hip-Hop hört, ist deshalb kein sexistischer, homophober Krimineller und Punk zu sein heißt nicht, ständig besoffen Leute anpöbeln - auch wenn es manche tun. Wenn andere deshalb Vorurteile haben, mögen einige sich deswegen ständig rechtfertigen wollen, manche werden tatsächlich aktiv, um die "Szene auszumisten". Andere wollen aber einfach nur völlig unpolitisch Musik hören, Party machen, ohne sich mit ein paar Irregeleiteten auseinanderzusetzen.

Es ist natürlich verführerisch einfach, eine bestimmte Menschengruppe zu definieren, die ein gemeinsames Merkmal - bei Metallern eben der Musikgeschmack - hat, um dort Elemente mit einem anderen, unliebsamen Merkmale festzustellen und von eben jener Gruppe verlangen, dagegen vorzugehen. Die Gruppen kann man dabei beliebig festlegen: Nichtraucher und Vegetarier, Fußball- und Eishockeyfans oder auch mit Leuten, die in einem bestimmten Supermarkt einkaufen. Man wird immer fündig - und kann sich dann beklagen, die meisten dieser Gruppe seien desinteressiert.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Nazis zum Teil auch auf Punk Konzerten!!!

hoschi 20.11.2007 - 15:32
Hab den Artikel nur kurz überflogen und lieber das Interview mit der Pagan-Band gelesen (ganz interessant). Das es Nazis in der Metal-Szene gibt ist nichts Neues. Verwundert war ich jedoch, als ich am 31.10.07 in der Zeche Carl in Essen auf dem Exploited-Konzert war und eine extreme Kannte (sprich sehr kräftiger und großer Mann) mit tätowierten HJ-Runen (glaub ich zumindest) und Wikingern gesehen habe. Von Seiten der Punks wurde nichts unternommen, scheint denen scheiss-egal zu sein wer ihre Konzerte besucht. Von dieser unpolitischen Haltung bzw. falschen Toleranz halte ich überhaupt nichts, da Nazis auf einem Punk-Konzert einfach nichts verloren haben. Denn wir sollten uns darüber klar sein, wie Nazis auf Punks reagieren, wenn sie in der Überzahl oder einfach nur kräftiger und brutaler sind. Wenn Punk glück hat bleibt es nur bei verbalen Attacken und anspucken, was passiert wenn Punk kein Glück hat, sah man in Dortmund (Ruhrgebietsstadt mit sehr langer "Nazi-Tradition", hier gab es das erste NSDAP-Büro ausserhalb Bayerns) bei Schmuddel (R.I.P.), der von so einem verfluchten Nazi-Blag ermordet wurde (wann und wo kommt das Nuttenkind eigentlich raus?).