Feierei in Hannover
Sektion der Hedonistischen Internationalen gegründet,
Rave durch Park und Stadt, Feierei im frisch besetzten Haus
Rave durch Park und Stadt, Feierei im frisch besetzten Haus
Am 1.9. machte Hannover richtig Spaß!
Am ersten September-Samstag sollte in Hannover eine neue Endorphin-Quelle zu sprudeln beginnen: Der praktizierte Hedonismus im Sinne des Manifestes der Hedonistischen Internationalen (www.hedonist-international.org).
Getreu dem Motto „Freude, Freiheit, Alles!“ fand ein selbst organisierter, unkommerzieller und farbenfroher Rave statt, bei dem sich bis zu 200 Tanzwütige vorzüglich amüsierten. Auf der Wiese vor dem Wilhelm-Busch-Museum startete um halb Sechs am Nachmittag ein zum Teil dem Anlass entsprechend gestylter Tanztross zu einer mehrstündigen Tour. Angeführt wurde er von einem Soundsystem auf einem liebevoll hergerichteten Autoanhänger, der von einem ebenso hübsch geschmückten „Ravemobil“, aus dem heraus auch günstige Getränke angeboten wurden, gezogen wurde. Verschiedene DJs lieferten Minimal-, Electro- und Technobeats, jegliche Form von Langeweile war schnell weggebasst.
Der erste richtige Freudentaumel brach in der Schnellwegunterführung kurz vor der Dornröschenbrücke aus, wo die Akustik besser war als in jedem Club.
Die anschließend überquerte Brücke, die die Szenestadtteile Nordstadt und Linden über den Fluss Leine verbindet, war noch voller Spuren der unmittelbar zuvor geschlagenen Gemüseschlacht zwischen den rivalisierenden Stadtvierteln. Die wehende Kompost-Brise tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch, eher im Gegenteil, hatte sich doch mancheR RaverIn die eigene Teilnahme an der Schlacht nur zugunsten des Raves verkniffen.
In Linden schlossen sich immer mehr Menschen dem Vergnügen an, aus den Fenstern wurde im Rhythmus der Bässe gewunken, die Hauswände optimierten den Sound ähnlich wie zuvor die Unterführung.
Da behördliche Regelungswut, polizeiliche Kontrolle und dergleichen mehr nichts als Spaßbremsen gewesen wären, die nicht zum hedonistischen Konzept passen, war die Aktion nicht angemeldet. Der Ansatz sollte sich bewähren, konnte doch zum Beispiel der Straßenbahnverkehr auf der Limmerstraße unkompliziert selbst geregelt werden. Nichtsdestotrotz herrschte schon eine Mischung aus Verwunderung und Euphorie darüber, dass das in Hannover oft nicht zimperliche und Spaß nicht recht verstehende uniformierte Staatswesen nicht gleich zur Stelle war. Vielleicht lag es am Bundesligaspiel, das am selben Tag in Hannover stattfand.
Erst, als der Rave nach zwei Stunden und ca. fünf Kilometern am Deisterkreisel ankam, zeigte sich die Polizei, dafür gleich in Respekt einflößender Manier mit einer ganzen Hundertschaft (offensichtlich vom Stadion abgezogen). Doch das Verhältnis konnte schnell geklärt werden: „Wir haben Spaß, ihr Bereitschaft“ - so las sich das Bild. Die zwei vorgeschickten Streifenpolizisten reagierten dann aber recht freundlich und aufgeschlossen und schickten ihre Drohkulisse der Mannschaftswagen zügig wieder weg. Die Straße durfte nun zwar nicht mehr zum Raven benutzt werden, auf dem Grün des großen Kreisels ließ es sich aber auch ganz nett feiern und außerdem war die eigentliche Endstation des Raves auch schon so gut wie erreicht: Die Hamomagstraße, in der pünktlich zur Ankunft der RaverInnen die alte Hanomag-Fabrikantenvilla von einer „der linken Szene zuzuordnenden Gruppe“ (Polizei-Mitteilung) besetzt wurde.
Auf Einladung dieser Gruppe wurde dann später auch die Party dorthinein verlegt, schließlich sympathisierten die lebensfrohen RaverInnen mit der Idee, neue, sonst nur leerstehende und zerfallende Räume für Schönes und Gutes zu erschließen. SpielverderberInnen von der Polizei tauchten dann gegen 00:30 Uhr auf, suchten bei den vielen vorm Haus stehenden Leuten hektisch nach „Verantwortlichen“ und wurden dafür zum Teil ausgelacht, was leider zu einer recht brutalen Festnahme führte.
Die Party drinnen ging noch ein bisschen weiter, bis die Polizei gegen 2 Uhr unmissverständlich klarstellte, dass sie den freien Hedonismus einfach nicht begreifen will. Anlage und Plattenkoffer wurden daher vorsorglich in Sicherheit gebracht, vor dem Haus wurden allerdings noch eine Zeit lang Kaltgetränke genossen.
Am nächsten Morgen um 7 Uhr wurde die Villa dann leider durch die Polizei gewaltsam geräumt, weshalb eine regelmäßige Nutzung als Party-Location vorerst infrage steht. Aber wir werden sehen…
Von diesem unschönen Ende abgesehen war es aber eine der besten Partys seit langem und ein hoffnungsvolles Zeichen für neue Bewegung in Sachen „Tun, was einem gefällt, und nicht was man soll“.
Kommentare reichten von „Wie die Reincarnation, nur geiler!“ (nach Loveparade zweitgrößte Technoparade, die jährlich in Hannover stattfindet) bis zu „Schafft zwei, drei, viele Hedonismus-Zentren!“.
Die Sektion Hannover der HI wird auf jeden Fall weiterleben, schon der in zwei Wochen in Hannover stattfindende Landtagswahlkampfauftakt der NPD zeigt, dass es noch einiges wegzubassen gibt. Fröhliches Miteinander, Anarchie und alle schönen Dinge wollen nicht nur ersehnt, sondern wenigstens temporär auch erfahren werden, trotz Polizei und Alltags-Tristesse. Und vielleicht begreifen ja eines Tages auch noch mehr Menschen, wie schön ein Leben jenseits von Autoritäten und kapitalistischer Kulturindustrie und Normierung sein kann.
Die HI-Sektion Hannover solidarisiert sich mit den HausbesetzerInnen, die nun mit Verfahren wegen „Hausfriedensbruch“ rechnen müssen. Nach unserer Ansicht zog der „Hausfriede“ erst mit der schönen Aktion wieder in die alte Villa ein, und wurde dann von der Polizei gebrochen!
„In Erwägung, dass da Häuser stehen
während ihr uns ohne Bleibe lasst
haben wir beschlossen, jetzt dort einzuziehen
weil es uns in unsren Löchern nicht mehr passt.
In Erwägung dass ihr uns dann eben
mit Gewehren und Kanonen droht
haben wir beschlossen, nunmehr schlechtes Leben
mehr zu fürchten als den Tod“. (Berthold Brecht)
Am ersten September-Samstag sollte in Hannover eine neue Endorphin-Quelle zu sprudeln beginnen: Der praktizierte Hedonismus im Sinne des Manifestes der Hedonistischen Internationalen (www.hedonist-international.org).
Getreu dem Motto „Freude, Freiheit, Alles!“ fand ein selbst organisierter, unkommerzieller und farbenfroher Rave statt, bei dem sich bis zu 200 Tanzwütige vorzüglich amüsierten. Auf der Wiese vor dem Wilhelm-Busch-Museum startete um halb Sechs am Nachmittag ein zum Teil dem Anlass entsprechend gestylter Tanztross zu einer mehrstündigen Tour. Angeführt wurde er von einem Soundsystem auf einem liebevoll hergerichteten Autoanhänger, der von einem ebenso hübsch geschmückten „Ravemobil“, aus dem heraus auch günstige Getränke angeboten wurden, gezogen wurde. Verschiedene DJs lieferten Minimal-, Electro- und Technobeats, jegliche Form von Langeweile war schnell weggebasst.
Der erste richtige Freudentaumel brach in der Schnellwegunterführung kurz vor der Dornröschenbrücke aus, wo die Akustik besser war als in jedem Club.
Die anschließend überquerte Brücke, die die Szenestadtteile Nordstadt und Linden über den Fluss Leine verbindet, war noch voller Spuren der unmittelbar zuvor geschlagenen Gemüseschlacht zwischen den rivalisierenden Stadtvierteln. Die wehende Kompost-Brise tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch, eher im Gegenteil, hatte sich doch mancheR RaverIn die eigene Teilnahme an der Schlacht nur zugunsten des Raves verkniffen.
In Linden schlossen sich immer mehr Menschen dem Vergnügen an, aus den Fenstern wurde im Rhythmus der Bässe gewunken, die Hauswände optimierten den Sound ähnlich wie zuvor die Unterführung.
Da behördliche Regelungswut, polizeiliche Kontrolle und dergleichen mehr nichts als Spaßbremsen gewesen wären, die nicht zum hedonistischen Konzept passen, war die Aktion nicht angemeldet. Der Ansatz sollte sich bewähren, konnte doch zum Beispiel der Straßenbahnverkehr auf der Limmerstraße unkompliziert selbst geregelt werden. Nichtsdestotrotz herrschte schon eine Mischung aus Verwunderung und Euphorie darüber, dass das in Hannover oft nicht zimperliche und Spaß nicht recht verstehende uniformierte Staatswesen nicht gleich zur Stelle war. Vielleicht lag es am Bundesligaspiel, das am selben Tag in Hannover stattfand.
Erst, als der Rave nach zwei Stunden und ca. fünf Kilometern am Deisterkreisel ankam, zeigte sich die Polizei, dafür gleich in Respekt einflößender Manier mit einer ganzen Hundertschaft (offensichtlich vom Stadion abgezogen). Doch das Verhältnis konnte schnell geklärt werden: „Wir haben Spaß, ihr Bereitschaft“ - so las sich das Bild. Die zwei vorgeschickten Streifenpolizisten reagierten dann aber recht freundlich und aufgeschlossen und schickten ihre Drohkulisse der Mannschaftswagen zügig wieder weg. Die Straße durfte nun zwar nicht mehr zum Raven benutzt werden, auf dem Grün des großen Kreisels ließ es sich aber auch ganz nett feiern und außerdem war die eigentliche Endstation des Raves auch schon so gut wie erreicht: Die Hamomagstraße, in der pünktlich zur Ankunft der RaverInnen die alte Hanomag-Fabrikantenvilla von einer „der linken Szene zuzuordnenden Gruppe“ (Polizei-Mitteilung) besetzt wurde.
Auf Einladung dieser Gruppe wurde dann später auch die Party dorthinein verlegt, schließlich sympathisierten die lebensfrohen RaverInnen mit der Idee, neue, sonst nur leerstehende und zerfallende Räume für Schönes und Gutes zu erschließen. SpielverderberInnen von der Polizei tauchten dann gegen 00:30 Uhr auf, suchten bei den vielen vorm Haus stehenden Leuten hektisch nach „Verantwortlichen“ und wurden dafür zum Teil ausgelacht, was leider zu einer recht brutalen Festnahme führte.
Die Party drinnen ging noch ein bisschen weiter, bis die Polizei gegen 2 Uhr unmissverständlich klarstellte, dass sie den freien Hedonismus einfach nicht begreifen will. Anlage und Plattenkoffer wurden daher vorsorglich in Sicherheit gebracht, vor dem Haus wurden allerdings noch eine Zeit lang Kaltgetränke genossen.
Am nächsten Morgen um 7 Uhr wurde die Villa dann leider durch die Polizei gewaltsam geräumt, weshalb eine regelmäßige Nutzung als Party-Location vorerst infrage steht. Aber wir werden sehen…
Von diesem unschönen Ende abgesehen war es aber eine der besten Partys seit langem und ein hoffnungsvolles Zeichen für neue Bewegung in Sachen „Tun, was einem gefällt, und nicht was man soll“.
Kommentare reichten von „Wie die Reincarnation, nur geiler!“ (nach Loveparade zweitgrößte Technoparade, die jährlich in Hannover stattfindet) bis zu „Schafft zwei, drei, viele Hedonismus-Zentren!“.
Die Sektion Hannover der HI wird auf jeden Fall weiterleben, schon der in zwei Wochen in Hannover stattfindende Landtagswahlkampfauftakt der NPD zeigt, dass es noch einiges wegzubassen gibt. Fröhliches Miteinander, Anarchie und alle schönen Dinge wollen nicht nur ersehnt, sondern wenigstens temporär auch erfahren werden, trotz Polizei und Alltags-Tristesse. Und vielleicht begreifen ja eines Tages auch noch mehr Menschen, wie schön ein Leben jenseits von Autoritäten und kapitalistischer Kulturindustrie und Normierung sein kann.
Die HI-Sektion Hannover solidarisiert sich mit den HausbesetzerInnen, die nun mit Verfahren wegen „Hausfriedensbruch“ rechnen müssen. Nach unserer Ansicht zog der „Hausfriede“ erst mit der schönen Aktion wieder in die alte Villa ein, und wurde dann von der Polizei gebrochen!
„In Erwägung, dass da Häuser stehen
während ihr uns ohne Bleibe lasst
haben wir beschlossen, jetzt dort einzuziehen
weil es uns in unsren Löchern nicht mehr passt.
In Erwägung dass ihr uns dann eben
mit Gewehren und Kanonen droht
haben wir beschlossen, nunmehr schlechtes Leben
mehr zu fürchten als den Tod“. (Berthold Brecht)
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
kaputte Fotos
Hamburg Soli Demo - Ungdomshuset
Freiräume erkämpfen, kommt morgen um 19 Uhr zur Flora!
Am 15.09. wieder nach Hannover
Am 15.09. will die NPD Niedersachsen ihren Landesparteitag im Hannoverschen Congress Centrum durchführen. Die Gruppe Autonome Linke (ALi) Hamburg wird gemeinsam mit den GenossInnen aus Hannover vor Ort sein und den Wahlkampfauftakt der Nazis für die Landtagswahl 2008 schon im Keim ersticken. Fahrt mit uns gemeinsam aus Hamburg und checkt die Sonderseite (www.kein-raum.de.vu) aus Hannover.
Infos über die gemeinsame Anfahrt aus Hamburg und die weitere Mobilisierung gibt`s demnächst auf www.ali.blogsport.de
Autonome Linke (ALi) Hamburg
Demo für neue Freiräume
Spontandemo
Wenn sich keinE AnmelderIn für die Demo am 05.09. findet solltet ihr zu Hause bleiben!
Spontandemo?
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Wann endlich auch in Hamburg? — electrohippiecommunist
H.I. In Hamburg? — Hedone
unangemeldete demo — seppo
Ja, — und...
@und... — LSDinDENtee
laaaangweilig! — ca
och mensch — immer das selbe
mainstreamlinke — Hedone
@ Hedone und LSD... — ....