Antifa-Demo in Bad Nenndorf

Lenina 29.07.2007 12:42 Themen: Antifa
Am 28.07.07 fand in Bad Nenndorf eine Antifa-Demo statt. „Nazis stoppen, Opfermythen angreifen, Geschichtsrevisionismus bekämpfen“ war die Devise. Anlass war ein Nazi-Aufmarsch zum Thema „Gefangen – gefoltert – gemordet – Damals wie heute, Besatzer raus“.
Die Antifaschisten/-innen trafen sich um 10.00 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz von Bad Nenndorf. Ebenfalls am Bahnhof sollte der „Gedenkmarsch“ der Nazis um 12.00 Uhr beginnen. Als wir um 10.00 Uhr dann aus der Bahn ausstiegen stand schon eine Gruppe von etwa 100-150 Antifas um einen Lautsprecherwagen versammelt vor dem Bahnhof. Polizeikräfte waren ebenfalls vor Ort und schirmten uns von den Wartenden ab, Richtung Nazi-Route war die Straße durch Rangelgitter versperrt. Nachdem, laut Angaben einer Polizeibeamtin, die weitere Taktik zum Umgang mit den Antifas abgeklärt war, durften wir dann nach eingehender Taschenkontrolle zu unseren Genossinnen und Genossen stoßen.
Ca. eine Stunde später kamen weitere Antifas mit dem Zug an. Sie blieben auf dem Bahnsteig und wurden dann auch recht schnell gekesselt. Vom Lauti kam die Info, dass die Leute nur unter Angabe ihrer Personalien zur Demo kommen dürften. Es kam zu Gerangeln, aber es gab weder Verletzte noch Gewahrsamnahmen. Weitere linke Aktivisten, die mit Autos anreisten wurden ebenfalls von der Polizei kontrolliert und über einen längeren Zeitraum aus nicht bekannten Gründen aufgehalten.

Vereinzelt tauchten jetzt auch Nazis auf, die von uns lautstark in Empfang genommen wurden.
Gegen 13.30 Uhr etwa begannen die Rechten ihren „Gedenkmarsch“. Unsere Demo durfte zeitweilig nicht starten, weil diverse Auflagen nicht eingehalten wurden. Dies wurde allerdings schnell behoben und wir liefen parallel zur Naziroute los.

Ziemlich rasch verstärkte die Polizei ihre Truppen und im Nu waren wir im Wanderkessel.
Allerdings verlief die Demo recht friedlich bis die Polizei wieder Gründe für Eskalation erfand. Angeblich sollen zwei am Rande laufende Personen nach gepanzerten Polizisten getreten haben. Was folgte waren Schlagstockeinsatz und die Gewahrsamnahme der beiden Personen. Die Demo wurde nicht weiter gelassen. Es wurde die Freilassung der Gefangenen gefordert und darauf hingewiesen, dass wir nicht alle Gefangene sind. Es wurden lautstark die üblichen Parolen skandiert und dann beschlossen, dass die Demo aufgelöst wird. Die verletzten Gefangenen kamen noch am selben Tag nach einer ED-Behandlung frei. Relativ geschlossen zogen wir dann in Richtung Bahnhof um den Nazis wenigstens einen würdigen Abschied zu bereiten, aber außer einem großen Polizeiaufgebot mit Pferden und Hunden war nichts zu sehen. Ungefähr eine Stunde hingen wir am Bahnhof rum, einige auf dem Bahnsteig hinter den berittenen Polizisten, die anderen davor und wurden nicht durchgelassen.
Dann wurde uns endlich der Zugang zum Bahnsteig gewährt und auch die S-Bahnen fuhren wieder.

Ein Antifa wurde wegen angeblicher Vermummung (hää? Es war doch alles vorbei und der hatte nicht mal ne Sonnenbrille dabei!) noch schnell festgenommen, kam aber auch am selben Tag wieder frei.

Im großen und Ganzen war es ein relativer Erfolg. Wir haben laut und vehement darauf aufmerksam gemacht, dass die Nasen nicht erwünscht sind und den Beginn ihrer Demo um ca. 1.5 Stunden verzögert. Ein bisschen mehr Beteiligung von unserer Seite wäre allerdings wünschenswert gewesen. Zahlenmäßig dürften sowohl wir, als auch die Rechten nicht mehr als 200 Leute gewesen sein.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Weitere Infos

Informant 29.07.2007 - 13:42
Einen Bericht über den Tag aus Sicht lokaler Antifaschist_Innen gibt es unter  http://de.indymedia.org/2007/07/189373.shtml
Außerdem sind dort auch einige Fotos veröffentlicht.

nicht ganz richtig...

irrelevant 29.07.2007 - 13:43
also,
als erstes könnte man mal sagen, dass die Aktion von den GenossInnen aus Hannover/Bremen etc. eine super Idee war. Sie konnten den Bahnsteig in Bad Nenndorff(dort gibt es sogar nur einen einzigen), relativ lange blockieren und forderten, dass der Naziaufmarsch abgesagt werden muss-ansonsten blockieren sie weiter. Dennoch mussten sie,zu ihrere eigenen Sicherheit, den Bahnsteig nach einer knappen Stunde (+/-) verlassen da die bullen mal wieder übel eingegriffen haben. Die ersten Leute wurden nicht ohne durchsuchung/personalienkontrolle vom Gleis gelassen, später wurde dies allerdings auf eine sporadische Kontrolle der Personen beschränkt.
Obwohl die anderen DemoteilnehmerInnen knapp 2 Stunden auf den Demobeginn gewartet haben,war die Stimmung relativ ruhig. Ab und an gab es ein wenig rumgeschubse oder gewackel an den bullenzelten. Etwas genervt haben allerdings die Auflagen (lautipausen, Seitentranspis etc.)
Auch wenn wir nicht verhindern konnten, dass Winter und co. marschieren konnten udn die DEmo eher aus einem 'black block' (is beautiful!)bestand und die meisten Bürgers die Gegendemo eher als Attraktion und nicht unbendingt notwenig befunden haben und lieber vor ihrere Tür mit nem Joghurt (go vegan!) in der Hand standen anstatt selber ihren Arsch zu bewegen.
Dennoch war es eine ganz ordenliche dEmo mit mind. 400 TeilnehmerInnen. Zum kotzen waren nur die Bullen, die mehrmals wirklich unbegründet Leute mitgenommen ahben, obwohl die Demo längst aufgelöst war und es keinen Grund für die Ingewahrsamnahme gab.
Großes Lob nochmal an die OrganisatorInnen der Demo, als auch an die Moderation. Das Bündnis hat große Arbeit geleistet und sowohl Vorabend als auch Gegendemo haben gezeigt, dass es wichtig ist gestern, heute und morgen zu kämpfen!

Alerta Alerta!
FdK

es gab

mehr aktionen 29.07.2007 - 13:52
In dem Artikel fehlt ne ganze Menge wichtiges. Also währen wir schon am Lauti waren und die anderen Antifas den Bahnsteig blockierten gab es eine Festnahme. Diese Person wurde von uns später an einem anderen Bahnhof gefunden. Sie wurde mitgenommen musst sich komplett ausziehen, es gab jedoch keine Erkennungsdienstliche Behandlung. Danach wurde sie ca. 30 km von Bad Nenndorf irgendwo in der Pampa abgesetzt.

Zur Festnahme während der Demo:

Ich habe genau gesehen, dass einer der beiden Personen die während der Demo festgenommen wurden, gefesselt und brutalst zusammengeschlagen wurden.

Zu den Aktionen:

Es bildete sich nach der Auflösung der Demo ein realtiv großer Mob, dieser konnte durch einen Garten und mehrere Felder sehr nah an den Bahnhof gelangen, es kam zu einigen Steinwürfen auf Polizisten, Nazis sowieo den Zug(jedoch war dieser nicht der Zug der Nazis, wie vermutet wurde, leider).

Später íst der Mob in eine Parallelstraße gewandert von dort aus wurde kleinere Barrikaden auf den Gleisen errichtet.

Kritik der Blöcke

Zu Alt... 29.07.2007 - 17:23
Ein Grund, warum einige Auswärtige nicht an der Demo teilnahmen und warum viele Bürger sich die Demo eher belustigt anschauten liegt an dem Festhalten an der Politik der Blöcke. Es ist doch klar, dass die Leute, die man aufmerksam machen will, auf die Umtriebe der Faschisten in Schaumburg so niemals erreicht. Aber das wollen die meisten ja auch garnicht. Bei den meisten teilenhmenden Gruppen steht der jugendkulturelle Ausdruck des "provozieren wollen" im Vordergrund! Es lebe die Jugendbewegung... Mal sehen wie es in ein paar Jahren aussieht. Hauptsache (pseudo)radikal.
Selbstverständlich ist das Anliegen der Demo gut und gerechtfertigt. Aber niemand, der logisch denken kann und sich mit dem gegenwärtigen Zustand dieser Gesellschaft auseinander setzt kann annehmen, dass "wir für das Ende sorgen..." Wäre es nicht mal wirklich toll, einen Naziaufmarsch effektiv zu verhindern und nicht immer von den Bullen auf die Fresse zu kriegen?

Der militante Ausdruck des so genannten Schwarzen Blocks" ist längst makulatur geworden! Ursprünglich glaubte man zum einen einen angemessenen militanten Ausdruck so auf die Strasse tragen zu können, zum anderen dachte mensch sich so besser vor den Bullen schützen zu können. Beides klappt heute nicht mehr! Heute ist das Gegenteil der Fall! Der Block macht es den Bullen viel einfacher eine ganze Gruppe zu kriminalisieren und anzugreifen. Das Konzept funktioniert vielleicht noch bei Anlässen wie in Rostock, aber sonst? Viel sinnvoller wäre es Elemente der Kommunikationsguerilla anzuwenden, dann könne uns die Bullen schlechter kontrollieren.

Es wurde hier schon mal an anderer Stelle geschrieben, es wirkt auf viele Menschen so, als handele es sich um die Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Jugendcliquen. Dem kann ich nur zustimmen...Revolutionäre Politik sieht anders aus! Wieso hat denn noch niemand den Winter geschnappt und mal die Leviten gelesen? Ach egal, was solls. Nicht aufregen, war ne gute Demo, aber was bringts?

Demo war nicht ganz in Ordnung !

Niemand 31.07.2007 - 22:12
Also ich möchte mal loswerden, es ist kein Wunder, das die Bürger aus Bad Nenndorf lieber zugeschaut als mitgemacht haben. Denn selbst ich wurde von Demonstranten der Antifa als Kapitalistische Nazisau beschimpft da ich warscheinlich zu kurze Haare habe und nicht in das Bild der Antifa passe ! Aber es gibt Leute die haben kurze Haare, weil sie im alter ausfallen !
Die Bürger von Bad Nenndorf sind, denke ich mal, schon bereit dazu Stirn zu zeigen, aber auch nur dann wenn leute der Demo nicht so agressiv auftreten und alles ein bisschen friedlicher ablaufen würde ! Denn die Stimmung war doch teilweise sehr agressiv.
Sprechchöre und Transparente sind mehr als Ok aber Pöppeln am Bürger der für die selbe Sache steht ist nicht Ok !!
Mfg.Niemand

P.s.Insgesamt war die Demo gegen die Nazis erfolgreich weiter so nur nicht so agressiv !

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

Weitere Aktionen — Knuddel

Titel der Ergänzung — (muss ausgefüllt werden)