Hamburg: Mövenpick in die Pleite treiben!

Möve 16.06.2007 03:48
Im Hamburger Schanzenpark hat still und leise das ****-Mövenpick-Hotel eröffnet. Alle Begleitumstände widersprechen der gern zur Schau gestellten Meinung der Hotel-Betreiber, sie seien akzeptiert und ein Teil der "Schanze": keine offizielle Einweihung, nach wie vor rund um die Uhr Bullenschutz, nach wie vor willkürliche Kontrollen und Platzverweise etc.
Heute wird von den Menschen aus den umliegenden Vierteln eine eigene Eröffnungsparty stattfinden. Das Motto "Mövenpick in die Pleite treiben!" Es reicht nicht, ein Hotel zu eröffnen. Es muss sich auch lohnen, das heißt, die Gäste müssen sich dort wohl fühlen. Widerstand in vielfältigen Formen ist nicht nur morgen, sondern auch übermorgen, überübermorgen etc. angesagt. Es ist vielleicht kein Grillwetter, weil nass, aber wir sind nicht aus Zucker!
Flugblatt von Anfang Juni 2007:
Die Hoteleröffnung im ehemaligen Wasserturm im Schanzenpark ist für Juni 2007 angekündigt.
Damit endet der Teilabschnitt „illegale Baustelle“ und es bleibt, vom Gericht festgestellt, ein illegal erstelltes Hotel in einem öffentlichen Park!
Dieses Projekt ist nicht nur ein Prestigeobjekt für Bezirksamtschef Mantell, das mit Unterstützung aller Parteien im Bezirk vorangetrieben wurde. Es ist auch ein Baustein im Konzept der „wachsen-den Stadt“ des Hamburger Senats.

Wie die Vergangenheit gezeigt hat, sollte es des-wegen unter allen Umständen, auch gegen die Interessen vieler BewohnerInnen der angrenzen-den Stadtteile, durchgesetzt werden. Knapp zwei-einhalb Jahre lang war es die „bestbewachte Baustelle“ Hamburgs.

Nur halb geschafft

Es gibt aus (un)verständlichen Gründen keinen offiziellen Eröffnungstermin für das Hotel im ehe-maligen Wasserturm und es wird wohl leider auch keine offizielle Eröffnungsfeier geben. Die erste Buchung über Internet ist ab dem 8. Juni 2007 möglich. Momentan gehen dafür die Vorbereitun-gen emsig voran.

Der in der Presse öfter genannte 1. Juni musste wohl eher für das Horrorszenario „ASEM-Treffen – Hoteleröffnung – G8-Gipfel Heiligendamm“ her-halten, mit dem Wochen des Schreckens und Terrors herbeigeredet werden sollen.

Hotelterror beim Schanzenfest

Es wird in der Öffentlichkeit zu einer Eröffnungsfeier eingeladen, die am
16.06.2007 ab 16.00 Uhr
im Schanzenpark stattfinden soll.

Im folgenden Auszüge aus einem Redebeitrag anlässlich der Demonstration am 1. Mai in Ham-burg:

„Liebe Leute,
nun ist es leider bald soweit, das hier in den Vier-teln so unbeliebte Mövenpick-Luxushotel eröffnet im Juni…, ein Jahr später als geplant. Die Spre-cherin von Mövenpick hat alle BewohnerInnen aus den umliegenden Vierteln eingeladen, sich das „Prunkstück“ anzuschauen, was wir natürlich dann auch machen werden. Einen genauen Eröffnungstermin wird Mövenpick aus Angst vor Pro-testen nicht nennen, so dass wir den Termin für die „Eröffnungsparty“ hiermit auf den 16.06. um 16.00 Uhr festlegen. An diesem Tag laden wir zur Party in der „Höhle des Möven“ ein. Wir wollen weiterhin unsere Wut über die teilweise Zerstörung des Sternschanzenparks und die Privatisierung öffentlicher Räume auf die Straße und in den Park tragen.
Wir denken an die ganze Bandbreite von Protest-formen, mit denen wir auch nach der Eröffnung des Scheißhotels nicht aufhören werden. Geht es doch darum, wenigstens den Restpark für die Öffentlichkeit zu retten.
Die Privatisierung öffentlicher Räume im Rahmen der „wachsenden/kreativen/menschlichen Stadt“ von CDU, GAL und SPD finden an vielen Orten Hamburgs statt, als Beispiele seien hier nur ge-nannt: Hafen-City, Elbphilharmonie, Volkspark, Krankenhäuser,... Überall wehren sich Menschen gegen die Umstrukturierung ihrer Stadtteile (Al-tona, St. Pauli, St. Georg, Neustadt, Wilhelms-burg). Alles wird aufgeschickt und gesäubert; Ob-dachlose, Bettler, DrogenkonsumentInnen müs-sen von der Straße verschwinden. Die Mieten steigen - das Schanzenviertel hat inzwischen hö-here Mieten als Eppendorf. Alteingesessene Be-wohnerInnen und Gewerbetreibende müssen deshalb den Stadtteil verlassen…
Deshalb: kommt alle am 16.06. um 16.00 Uhr in den Sternschanzenpark und zeigt eure Wut über diese Entwicklungen!

Solidarisch: Autonomer Osterhase

Aktionsvorschläge wären zum Beispiel:
bei Mövenpick speisen zu wirklich günstigen Preisen
Demo/Kundgebung am Sternschanzen-bahnhof (gegen alle Auflagen)
intensive Nutzung unseres Parks mit Grillen, Musikinstrumenten, Anlagen mit guter Laut-stärke (Gutenachtständchen für Hotelgäste)
Transparente an den Häusern und im Park
farbliche Umgestaltung des Mövenpick-Hotels
Barrikadenbau (echte oder beklebte Papp-kartons)
...

Lasst euch was einfallen!
Mövenpick in die Pleite treiben!“

Ist die Baustelle die bestbewachte Hamburgs, dann ist der Schanzenpark der bestüberwachte Park Hamburgs.
Nach wie vor werden Menschen von den uniformierten Parkwächtern von allen Seiten beäugt und belästigt und es werden nach wie vor unter obskursten Begründungen Personalien-kontrollen durchgeführt und Platzverweise erteilt.
Momentan geht es Bezirk und Hotelbetreibern um eine scheinbare Normalisierung im Park, zumin-dest tagsüber. Seit kurzem ist es wieder möglich, den unteren Rundgang um den Turm herum zu nutzen (über der Tiefgarage). Es finden nicht nur Veranstaltungen statt, die von dem Schmiergeld (sog. Wasserturm-Million) der Patrizia AG mitge-sponsort werden. Plötzlich ist es sogar möglich, innerhalb eines Monats drei Open-Air-Musik-veranstaltungen mit mehreren hundert Menschen im Park durchzuführen. Als Aushängeschild gilt nach wie vor das Open-Air-Kino, das sich auf ei-nen Vertrag mit Mövenpick eingelassen hat, der allerdings bei etwaigen Problemen sofort auflös-bar ist.
Anders ist es hingegen abends und nachts: Schon die Begründungen für frühere Platzver-weise ließen darauf schließen, dass eine abend-liche/nächtliche Nutzung nicht mehr so gern ge-sehen wird. Seit die restlose Ausleuchtung von Baustelle und Park abgebaut wurde, hat es der Bezirk nicht einmal mehr nötig, die Laternen ein-zuschalten. Licht gibt es nur von Polizeistreifen, die SpaziergängerInnen ins Gesicht leuchten.

Protest und Widerstand gegen das Hotelprojekt sind nicht vorbei. Anfang Mai gab es eine Aktion gegen die Patrizia AG, bei der Buttersäure in de-ren Büroräume gesprüht wurde. In einem Mopo-Interview wurden von autonomen Hotelgegner-Innen zudem weitere Aktionen auch nach der Er-öffnung angekündigt. Daraufhin war der Presse zu entnehmen, dass auch nach der geplanten Er-öffnung die Präsenz des Team Green im Park fortgesetzt werden soll.

Unbeliebt: Hotelbaustelle

Es reicht nicht, ein Hotel zu eröffnen. Es muss sich auch lohnen, das heißt, die Gäste müssen sich dort wohl fühlen. Widerstand in vielfältigen Formen ist weiterhin angesagt.

Auch nach der Eröffnung:
SCHANZENPARK FÜR ALLE!
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Presseerklärung vom 06. Juni 2007:
Mövenpick baggert !

Während andere sich von Autonomen distanzieren, sucht Mövenpick das Gespräch mit früher so be­zeichneten Hotelterroristen. Dem „Freien Netzwerk für den Erhalt des Sternschanzenparks“ (auch sog. Wasserturm-Initiative) wurde schon im August 2006 pauschal von Seiten der Hamburger Staatsan­walt­schaft unterstellt: „Bei dem Hotelneubau …handelt es sich amtsbekannt um ein Objekt, das seit Jahren Ziel von Übergriffen insbesondere von Mitgliedern der Wasserturm-Initiative ist. Dabei werden erfah­rungsgemäß Hausfriedensbruch (…), Sachbeschädigungen (…) und andere Straftaten begangen.“

Die Geschäftsführung des demnächst eröffnenden Mövenpick-Hotels wandte sich an das Polizeikom­missariat (PK) 16 in der Lerchenstraße, um ein Gespräch mit den HotelgegnerInnen zu arrangieren. Daraufhin wandte sich der Leiter des PK 16, Tresp, an einen sowohl ihm wie auch uns bekannten An­walt, um einen Kontakt zum „Freien Netzwerk für den Erhalt des Sternschanzenparks“ herzustellen.

Dieser Weg der Kontaktaufnahme, anstatt es über unsere öffentlich bekannten mail- oder Post-Adres­sen zu versuchen, passt mit den vorgeschlagenen Gesprächsbedingungen gut zusammen. Es sollten 5 bis 6 Perso­nen dabei sein, deren Namen vorher angegeben werden soll­ten (bei der Polizei?) und es sollten auch „Protestnoten“ übergeben werden dürfen.

Wir haben dieses Angebot ohne Begründung abgelehnt.

Wir diskutieren nicht mit Parkzerstörern und Enteignern öffentlichen Eigentums. Wir tragen unseren Protest in vielfältigen Formen in die Öffentlichkeit, auf die Straße und in den Park. So freuen wir uns bereits auf die große Eröffnungsparty am 16. Juni 2007 ab 16.00 Uhr im Schanzenpark.

Schmiergeld und plumpe Anbiederungsversuche (Sandschaufeln für Kindergärten o.ä.) haben offen­sichtlich die fundamentale Ablehnung des Hotels in den umlie­genden Stadtteilen nicht ersticken kön­nen. Befriedungsstrategien für einen harmon­ischen Hotelstart laufen ins Leere.

Mövenpick in die Pleite treiben!!!
Schanzenpark für alle!!!

Freies Netzwerk für den Erhalt des Sternschanzenparks
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Ergänzungen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

Jawoll! — Gerrit

Auf gehts! — hotelier

Zitat: — Ego

Also ich habe da übernachtet — Mövenpick Gast