Mittenwald Fest der Kriegsverbrecher

AK Angreifbare Traditionspflege 28.05.2007 17:06
AK Angreifbare Traditionspflege

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Pfingsttreffen des Kameradenkreises der Gebirgstruppe:


Staatssekretär Christan Schmidt (CSU) feiert mit
verurteiltem Kriegsverbrecher

Proteste im fünften Jahr trotz Demonstrationsverbot am
Hohen Brendten

Bei dem diesjährigen Treffen der Gebirgsjäger in
Mittenwald hielt der parlamentarische Staatssekretär
im Verteidigungsministerium, Christian Schmidt,
Mitglied der CSU und des „Kameradenkreises der
Gebirgsjäger“, die zentrale Rede zum fünfzigsten
Jubiläum des Kriegsdenkmal bei Mittenwald. Die
Bundeswehr hatte das Kriegsverbrecher-Treffen mit der
Abstellung von 71 Soldaten unterstützt.
Unter den mindestens 1500 Feiernden waren zahlreiche
nicht verurteilte Kriegsverbrecher aus der 1.
Gebirgsdivision, die die Massaker u.a. in Komeno und
Kephallonia zu verantworten haben.
Anwesend war auch Josef Scheungraber, der in Italien
wegen 14- fachen Mordes in Falzano zu lebenslanger
Haft verurteilte Kriegsverbrecher. Scheungraber ist
als Befehlshaber für die grausame Ermordung von 14
Menschen im Juni 1944 in dem toskanischen Dorf Falzano
bei Arezzo verantwortlich. Das italienische
Militärgericht in La Spezia hat ihn Ende September
2006 in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt.
Seine Einheit hatte als „Vergeltung“ gegen
Partisanenangriffe 15 Zivilisten in ein Bauerhaus
gesperrt und es gesprengt. Alle im Haus bis auf einen
15jährigen Jungen starben.
Stephan Stracke vom AK Angreifbare Traditionspflege:
„ Es ist ein Skandal. Trotz der Verurteilung lebt das
CSU-Mitglied Josef Scheungraber, 2005 dekoriert mit
der Ottobrunner Bürgermedaille, von der Justiz
unbehelligt in Ottobrunn.“

Ebenfalls bei der Feier am Hohen Brendten waren
Veteranen der faschistischen Mussolini-Division
Monterosa und die "Ordensgemeinschaft der
Ritterkreuzträger".


Während des Feldgottesdienstes entrollten
AntifaschistInnen Transparente u.a. mit der
Aufschrift: „Keine Ruhe für NS-Täter“ und riefen
Parolen gegen das militaristische Treiben. Die
AntifaschistInnen wurden rabiat von den bayerischen
Polizeitruppen des USK festgenommen und in
Polizeigewahrsam demütigenden Leibesvisitationen
unterzogen.


Die Teilnahme von Christian Schmidt als hochrangiger
Vertreter des Verteidigungsministeriums ist ein
Affront für die Angehörigen der ermordeten
italienischen Soldaten von Kephallonia.

Marcella De Negri, Tochter des auf Kephallonia
ermordeten Hauptmanns Cap. Francesco De Negri, zeigte
sich auf der Gegenkundgebung am Samstag entsetzt über
die Teilnahme der Bundeswehr an der Veranstaltung der
Mörder ihres Vaters. Sie setzte sich erneut für die
Eröffnung eines Strafverfahrens gegen Otmar Mühlhauser
in München ein.

Die Bundeswehr hatte im Vorfeld eine Gedenkkundgebung
an die Opfer des Nationalsozialismus verhindert. Der
Arbeitskreis Distomo war daher bis vor das
Bundesverfassungsgericht gezogen. Lars Reissmann vom
AK Distomo zur BVerfG-Beschluss: „Das BVerfG setzte
sich mit Versammlungsrecht bewusst nicht auseinander,
um die Gedenkkundgebung auf ein Parkplatzproblem zu
reduzieren und zu Gunsten der ‚Selbsthilfeorganisation
von Kriegsverbrechern’ zu entscheiden. Das ist ein
Schlag ins Gesicht der NS-Opfer. Für eine so
‚kriegswichtige’ Veranstaltung ist die Allianz aus
Wehrmachtssoldaten und Bundeswehr wichtiger als das
Demonstrationsrecht.“

Am Freitag wurde in Ottobrunn und Dillingen, den
Wohnorten von Josef Scheungraber und Otto Mühlhauser,
gegen Straflosigkeit dieser beiden Kriegsverbrecher
demonstriert.

Am Pfingstsamstag hatte der AK Angreifbare
Traditionspflege und die VVN eine Veranstaltung mit
Marcella und Enzo De Negri und Paola Fioretti, die
Kinder von auf Kephallonia durch Gebirgstruppen
ermordeten italienischen Soldaten, mit dem
griechischen Partisanen Nikos Fokas und dem
österreichischen Wehrmachtsdeserteur Richard Wadani
organisiert.

Am Nachmittag wurde die Erinnerungspolitik in Bezug
auf die NS-Verbrechen und aktuelle Militäreinsätze der
Bundeswehr diskutiert. Es kam zu einer
Spontankundgebung vor dem Lokal, in dem die
Gebirgsjäger ihren Kameradschaftsabend abhielten. Auf
einer Dauerkundgebung wurden die ganze Nacht zum
Gedenken etwa tausend Namen von Opfern der
Gebirgsjägermassaker auf Kephallonia, in Kommeno und
Lyngiades verlesen.


In der Nacht wurden 3 Männer aus Garmisch und aus dem Landkreis Landsberg von der Polizei festgenommen. Eine scharfe Waffe, Kal. 7,65 und zwei Schießkugelschreiber und mehrere Messer wurden sichergestellt. Die drei Personen gaben an, so der Polizeibericht, sie hätten sich entschlossen, das Ehrenmal zu schützen.

Am Sonntag prägte wieder der Protest gegen den
reaktionären Mummenschanz auf dem Hohen Brendten den
Garnison- und Touristenstandort Mittenwald.

An der abschließenden Demonstration beteiligten sich
350 Menschen. Ausrufe am Rande der Demonstration
hatten wie in den Vorjahren diffamierenden und
faschistischen Inhalt. Doch nach fünf Jahren des
Protests bröckelt in Mittenwald der Konsens,
Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger zu rechtfertigen
oder zu verharmlosen. Selbst der Kameradenkreis kann
nicht mehr ganz umhin, die Kriegsverbrechen der
Gebirgstruppen einzuräumen.


Mittenwald, 27. Mai 2007

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AK Angreifbare Traditionspflege: Tel. 0160-5942758,
Email:  angreifbare.tradition@freenet.de
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Ergänzungen

Weiterer Bericht mit Fotos

Paul 28.05.2007 - 18:24
Einen kurzen Bericht und weitere Fotos von diesem widerlichen Fest und den Gegenveranstaltungen unter www.akubiz.de

Bericht aus Mittenwald

mittenimwald 28.05.2007 - 20:16
An diesem Pfingstwochenende trafen sich im bayrischen Mittenwald zum 50. Mal Gebirgsjäger und deren Freunde auf dem Hohen Brendten, um der gefallenen Kameraden aller Epochen zu gedenken. Aller Epochen meint auch deren, die im 2. Weltkrieg an deutschen Kriegsverbrechen beteiligt waren. So ermordeten nach der Eroberung Griechenlands Angehörige der deutschen Gebirgsjägertruppen am 21. und 24. September 1943 über 4.000 unbewaffnete italienische Soldaten. Es handelt sich um eines der schwersten deutschen Kriegsverbrechen im Mittelmeerraum. Auch an anderen Massakern waren sie beteiligt.

Doch es stört offensichtlich nur wenige, wenn in Mittenwald die Bundeswehr gemeinsam mit alten Nazis feiert und der Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung eine Rede hält. Doch eben jener Christian Schmidt erklärte ja schließlich, dass auch er von 1976 bis 1977 seinen Wehrdienst bei der 1. Gebirgsdivision leistete.

So stehen sie nebeneinander und singen ihre Lieder: Mitglieder der Bundeswehr und, unter anderem, Josef Scheungraber. Er wurde in Italien rechtskräftig wegen 14 fachen Mord zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Seine Einheit hatte im Juni 1944 als „Vergeltung“ gegen Partisanenangriffe 13 Zivilisten in ein Bauernhaus gesperrt und es gesprengt. Alle im Haus bis auf einen 15-jährigen Jungen starben.

Der Ort der Gebirgsjäger-Veranstaltung ist durch Polizeieinheiten abgeriegelt. GegendemonstrantInnen dürfen nicht hinauf! Einige schaffen es trotzdem und zeigen am Anfahrtsweg ihre Transparente. Mitglieder der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregiems" schaffen es sogar zum Gedenkplatz und entrollen ein Plakat mit der Aufschrift "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen". Danach wurden sie in Polizeigewahrsam genommen und nach der Zusammenrottung der "Jäger" wieder entlassen. Empört sind die Gebirgsjäger über die Störungen und lassen sich zu so manchen Ausrutscher hinreißen. "Idioten und Kommunisten", "Ihr woards ja goarnet daobei" oder "Lernt erstmal arbeiten", brüllen sie aus ihren Autos und zeigen dabei den Mittenfinger.

Kurze Zeit später demonstrieren mehr als 300 AntifaschistInnen durch die Innenstadt von Mittenwald und fordern die Entschädigung der Opfer, sowie die Beendigung des Gebirgsjägertreffens. Doch die Menschen, die vom Tourismus leben, haben dafür kein Verständnis. Sie wollen nur das wieder Ruhe einzieht in die Gemeinde. Es ist doch schon 60 Jahre her und Kriegsverbrechen habe es ja eh nicht gegeben - nicht in Italien und nicht im ehemaligen Jugoslawien. Widerlich ist dieses Verhalten, befinden sich unter den TeilnehmerInnen auch die Kinder des in Kephallonia ermordeten Hauptmanns Cap. Francesco De Negri. Noch schlimmer wird es, als einer der jungen Polizisten beginnt Marcella de Negri zu bedrägen und sie zu schupsen. Stolz strahlt der zwei Meter große Mann nach seiner tat übers ganze Gesicht.

Am Tag vorher waren Marcella und ihr Bruder Enzo bei einer Veranstaltung im Zelt der GegendemonstrantInnen in der Nähe des Bahnhofes. Mit ihnen eine Reihe weiterer ZeitzeugInnen, wie Paola Fioretti (Tochter von Capo di Stato Maggiore Giovanni Battista Fioretti der am 24.9.1943 ermordet wurde), Richard Wadani (desertierte 1944 in Frankreich aus der Wehrmacht und trat in die tschechische Armee ein) und Nikos Fokas (war Partisan bei der EAM/ELAS und half italienischen Soldaten nach den Massakern der Gebirgsjäger im Herbst 1943). Etwa 150 Menschen waren im Zelt und folgten den Erzählungen.

Wir hoffen, dass im nächsten Jahr wieder mehr AntifaschistInnen den Weg nach Mittenwald finden, um den Überlebenden und Opfern der Massaker ihre Solidarität zu zeigen und den Angehörigen zu sagen, dass wir nicht vergessen und uns weiter gegen die Verherrlichung von NS-Verbrechern einsetzen werden.

Gebirgsjägertruppe Mittenwald

radio corax 28.05.2007 - 20:46
Wir kommen jetzt mal zu der Rubrik Blumen im Frühsommer. Heute geht es uns um das hübsche kleine Ding names Edelweiß. Das Edelweiß gilt in Deutschland als stark gefährdet. Anzutreffen ist die Blume fast nur noch als Mützensymbol der Gebirgs­jägertruppe. Die aber muss man an Pfingsten nicht lange suchen: In Mittenwald, einer Kleinstadt am Fuße des Karwendel, hält der »Kameradenkreis der Gebirgsjäger« wie jedes Jahr eine Versammlung ab, um »unserer gefallenen, vermissten und verstorbenen Kameraden und aller Opfer von Krieg, Gewalt und Terror« zu gedenken, wie es der Vorstand des Kreises formuliert. Der AK Angreifbare Traditionspflege, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund deutscher Antifaschisten und andere Initiativen organisieren seit 2002 jedes Jahr Veranstaltungen in Mittenwald, auf denen Angehörige von Opfern und Überlebende von Massakern der Wehrmacht berichteten. In diesem Jahr wird es - vielleicht auch wegen des Jubiläums- möglicherweise so richtig eskalieren... das Landratsamt Garmisch-Patenkirchen hat im Zusamenspiel mit der Bundeswehr am Standort Mittenwald eine vom Arbeitskreis angreifbare Traditionspflege angemeldete Kundgebung am Hohen Brendten verboten. Die Genehmigung wurde am Freitag vor dem Verfassungsgericht in Karlsruhe verhandelt, unter anderem auf Betreiben des Arbeitskreises angreifbare Traditionspflege. Aber wie ist denn die Geschichte nun ausgegangen dieses Jahr? Das kann uns Stefan Stracke vom Arbeitskreis erzählen...

Titel der Ergänzung

Titel der Ergänzung 29.05.2007 - 14:15
Bilder der Kränze

junge-welt-artikel

kein krieg nirgens! 29.05.2007 - 14:43

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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2 Artikel der lokalen Presse

bw wegtreten 29.05.2007 - 16:43
Brendten-Gegner als Alleinunterhalter
Rund 250 linke Demonstranten protestieren ohne größere Zwischenfälle in Mittenwald – Erwarteter Ansturm bleibt aus


von nick scheder

Mittenwald – Sonntagvormittag, 10.30 Uhr. Mittenwald bietet ein gewohnt friedliches Bild – stünden da nicht die Einsatzwagen am Fritz-Prölß-Platz. Am Obermarkt vor der Kirche St. Peter und Paul zeigt sich der Grund für die Polizeipräsenz: Einige Brendten-Gegner haben ein Transparent entrollt, auf dem sie gegen deutschen Militarismus protestieren. Einige Straßen weiter, Im Gries, finden sich weitere Kritiker des Pfingsttreffens. Sie lauschen der Kundgebung aus einem Lautsprecherwagen, machen Brotzeit, einer verteilt Gummibärchen. Geht von ihnen Gefahr aus?

Die Brendten-Gegner – richtig ernst nehmen sie die Einheimischen nicht mehr. „Ich weiß gar nicht, warum die noch herkommen“, heißt es unter Schaulustigen. „Vielleicht als Alleinunterhalter?“ schmunzelt ein anderer. Die Polizei riegelt den Versammlungsort ab, „bitte treten Sie hinter die Absperrung zurück“. Polizeisprecher Herbert Kieweg ist zufrieden mit dem Ablauf der Protestaktionen. „Es ist alles ruhig – so wie es sein soll.“ Zur Veranstaltung mit Zeitzeugen erschienen 120 Personen, auch die Versammlung am Obermarkt verlief störungsfrei. In der Nacht auf Sonntag stellten die Beamten bei einem 23-Jährigen aus dem Kreis Landsberg und zwei Jugendlichen (Kreis Garmisch-Partenkirchen) allerdings verschiedene Waffen sicher. Sie hielten sich in der Nähe des Denkmals auf und gaben an, das Ehrenmal beschützen zu wollen. „Wir wissen noch nicht, welchem Spektrum wir sie zurechnen sollen“, sagt Kieweg. Bei den Demonstranten freilich fand die Polizei keine Waffen.

12.30 Uhr: Die Nachricht, dass acht Personen beim Gottesdienst in Gewahrsam genommen wurden, erreicht die Versammlung im Gries. Die Stimmung heizt sich etwas auf. „Das Eingreifen der Polizei war völlig übertrieben“, meint Heinrich Scharzmayr aus Ottobrunn. Die Parolen nehmen an Intensität zu, „Deutsche Täter sind keine Opfer“, „Sommer, Sonne, Kriegsverbrecher“ skandieren die meist minderjährigen Demonstranten. Die Gruppe ist auf über 100 angewachsen. Anlieger beobachten die Szene aus ihren Fenstern.

14 Uhr, Fritz-Prölß-Platz: Die Brendten-Gegner versammeln sich. Mittlerweile ist die Gruppe größer geworden, nach Angaben der Polizei sind es 250 Demonstranten – weniger als in den vergangenen Jahren. „Das liegt möglicherweise an Heiligendamm“, meint der Hauptkommissar. Oder daran, dass das Interesse am Pfingsttreffen nachgelassen hat.

15 Uhr: Die Demonstranten setzen sich in Bewegung. Vorbei am Friedhof, dem Bahnhof und zurück zum Obermarkt, flankiert von Einsatzkräften in Vollmontur. „Probleme mit der Polizei hatten wir wenig“, sagt Versammlungsleiter Ralph Klein. Nur einige Reibereien mit den Einheimischen. „Mittenwald ist ein ganz spezielles Pflaster“, meint York Runte vom Arbeitskreis Angreifbare Traditionspflege. Teile der Bevölkerung gäben ihnen durchaus Recht, „aber würden es nie zugeben.“

Gegen 17 Uhr löst sich die Versammlung auf. Das gewohnt friedliche Bild kehrt wieder ein.


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Sichtbares Zeichen der Versöhnung
Delegation aus Griechenland legt Kranz am Ehrenmal nieder – Minister Goppel blickt positiv in die Zukunft


von franz rohleder

Mittenwald – Eine imposante Kulisse bot sich den 2000 Besuchern bei der Gedenkfeier am Hohen Brendten. Graue Uniformen, Lederhosen und Trachtenjanker beherrschten das Bild. Flaggen wehten im Wind, bunte Blumenkränze lagen auf der Wiese vor dem Ehrenmal aufgereiht. Verzückt legte eine Frau mit Sonnebrille ihre Hände ineinander: „Ach, ist das schön.“

Doch kurz nachdem der bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) ans Mikrofon getreten war, nahm die Idylle ein Ende. „Deutsche Täter sind keine Opfer“ skandierte eine junge Frau stakkatohaft aus den Reihen der am Hang versammelten Gäste. Neben ihr hatten sieben Demonstranten ein weißes Transparent aufgerollt: „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, daneben das Emblem der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN). Einem Mann mit Trachtenhut in der Nähe trieb der Auftritt die Zornesröte ins Gesicht. „Dreckschweine“, brüllte er. Einen Augenblick später waren drei Polizisten einer Sondereinheit zur Stelle, führten die Brendten-Gegner ab und beschlagnahmten die Transparente.

„Acht Personen wurden in Gewahrsam genommen, damit der Gottesdienst weitergehen konnte“, teilte Polizeisprecher Herbert Kieweg mit. Kurz nach dem Ende der vom Augsburger Weihbischof Dr. Wolfgang Losinger zelebrierten ökumenischen Messe seien sie wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Das bestreitet einer von ihnen: „Zwei Stunden wurden wir festgehalten und einer Leibesvisitation unterzogen“, klagt Jürgen Schuh von der VVN.

Der Zwischenfall bot Goppel einen Anknüpfungspunkt. „Nicht wer krakeelt und demonstriert hat Recht, sondern diejenigen, die sich um Versöhnung bemühen.“ Organisator Manfred Benkel, Präsident des Kameradenkreises der Gebirgstruppe, nahm den Auftritt der Brendten-Gegner gelassen. „Der Vorfall beweist, dass unser Treffen keine geschlossene Veranstaltung ist, sondern jedem offen steht, der sich um Ausgleich bemüht.“

Gegen eine pauschale Verunglimpfung deutscher Soldaten verwehrte sich Christian Schmidt (CSU), Staatssekretär im Verteidigungsministerium. „Die mediale Aufmerksamkeit bei vermeintlichem Fehlverhalten von Soldaten im Auslandseinsatz steht in einer nicht ganz adäquaten Relation.“ So gebe es nur vereinzelte Fälle unter den 200 000 Soldaten, in denen gegen ethische oder kulturelle Tabus verstoßen worden sei.

Für Versöhnung trat eine Delegation aus der griechischen Stadt Paramythia ein, angeführt von Dimitrios Tsarkovistas, dem Präsidenten des Kulturvereins. Als Rache für die Ermordung deutscher Soldaten hatten Gebirgsjäger während des Zweiten Weltkriegs dort 49 Menschen erschossen. Jetzt legten die Abgesandten einen Blumenkranz am Ehrenmal nieder – als sichtbares Zeichen der Versöhnung, meinte Goppel: „Dass heute einstige Gegner bei uns sind, lässt uns positiv in die Zukunft blicken.“


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