Vertriebene und Nazis in Adendorf (Lüneburg)

Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen 25.04.2007 09:00 Themen: Antifa
Der "Bund der Vertriebenen" (BdV) und das sog. "Freundschafts- und Hilfswerk Ost" (FhwO) laden für den 3. Mai 2007 zu einem "Heimatnachmittag" ins Restaurant im Sportzentrum Adendorf ein. Neben einer Volkstanzgruppe, wollen die "Landsmannschaften Ost- und Westpreußen" sowie der "Schlesier" heimatliche Vorträge darbieten.
Bei dem "Freundschafts- und Hilfswerk Ost" handelt es zum eine eindeutig neofaschistische Organisation, um den langjährigen NPD-Funktionär Klaus-Dieter Hoffmann aus Bad Bevensen. Das FHwO vertritt geschichts- und gebietsrevisionistische Positionen und ist seit seiner Gründung in neofaschistischen Strukturen verankert.
Nachdem diese Veranstaltung bekannt geworden ist und neben der Antifa, auch die VVN-BdA und SPD gegen diese Veranstaltung protestierten, bekundete die Lüneburger Kreisvorsitzende des BdV, Barbara Loeffke, ihre Nähe zu neofaschistischen Organisationen. Bezogen auf die NPD ließ sie über die Presse verlauten: "Es freut uns natürlich, wenn eine Partei der Heimat treu verbunden ist."
FhwO - Naziorganisation

Das FHwO wurde 1991 vom damaligen Bremer NPD-Landesvorsitzenden Karl-Heinz Vorsatz gegründet. Der Vorstand des FHwO war und ist immer mit Funktionären der NPD und anderen Neonazis besetzt. So gehörten langjährige NPD-Funktionäre wie Ulrich Liss aus Wolfsburg oder Casten Ostrich aus Bad Bevensen dem Vorstand an. Einer der Beisitzer war Ulrich Eigenfeld aus Oldenburg, der heute Landesvorsitzender der niedersächsischen NPD ist und außerdem im Bundesvorstand dieser neofaschistischen Partei sitzt. Im Juni 2005 wurde Reiner Helke zum stellvertreten Vorsitzenden des FHwO gewählt. Helke leitet den sog "Arbeitskreis für Menschenrechte und Politik" aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg. Dieser Arbeitskreis führt regelmäßig Veranstaltungen mit Holocaustleugnern und anderen Neonazis durch.

Als Vereinszweck benennt das FHwO die Unterstützung von Deutschen und deren Organisationen in den ehemaligen deutschen Gebieten in Polen. Neben Sachspenden werden "finanzielle Zuschüsse an Kleinstrentner, ehemalige Wehrmachtssoldaten, aber auch zur Pflege der deutschen Kulturarbeit gezahlt". Für diese scheinbar edelmütigen Ziele sammelt Klaus-Dieter Hoffmann immer wieder auf Veranstaltungen der Vertriebenenverbände Geld und kann seine Organisation dort präsentieren. In eindeutig neofaschistischer Diktion heißt es in einer Einladung zu einer "Schlesien-Rund-Fahrt": Ziel sei die dortige "Erhaltung und Festigung des Deutschtums".

Für seinen Verein wirbt Klaus-Dieter Hoffmann in den diversen Zeitschriften der extremen Rechten, so z.B. in der NPD-Zeitung "Deutsche Stimme", im "Schlesier" oder der "Nation und Europa". An einer Veranstaltung des FHwO am 1. April 2004 in Klein Hesebeck, nahm auch der Hamburger Naziaktivist Christian Worch teil.

Der Vorsitzende des FHwO, Klaus-Dieter Hoffmann, ist seit Jahrzehnten in neofaschistischen Strukturen aktiv. So war er sog. "Gauführer" der 1991 verbotenen "Wiking Jugend" in Niedersachsen, mehrere Jahre im Landesvorstand der niedersächsischen NPD und Obmann der "Arbeitsgemeinschaft Heimattreuer Verbände". Viele Jahre war er auch Kommunalpolitiker für die NPD. So saß er in den 1980er Jahren im Kreistag von Soltau-Fallingbostel und Anfang der 1990er im Stadtrat von Bad Bevensen. 2005 leitete die Polizei ein Ermittlungsverfahren gegen Hoffmann ein, weil er zehn Exemplare der revisionistischen Broschüre "Die neue Sicht von Auschwitz" bestellt hatte.


BdV Lüneburg und Nazis

Das neofaschistische FHwO war schon mindestens zweimal in Lüneburg bei Vertriebenenveranstaltungen zu Gast. Im Jahr 2005 konnte der Vorsitzende des FHwO, Klaus-Dieter Hoffmann, auf einer Weihnachtsfeier der "Landmannschaft Schlesien" über seine Arbeit berichten. In der Zeitung der "Landsmannschaft Schlesien" wird dazu ausgeführt, dass Hoffmann 12 Tonnen Brot aus Bundeswehrbeständen nach Polen gebracht haben soll. An dieser Veranstaltung nahm auch die BdV-Kreisvorsitzende, Barbara Loeffke, teil.
Im Dezember 2006 nahm Klaus-Dieter Hoffmann an der alljährlichen Mitgliederversammlung des "Fördervereins Ostpreußisches Landesmuseum - Hans-Ludwig Loeffke-Gedächtnisvereinigung e.V." im Brömse-Haus teil. Auf Einladung von Barbara Loeffke hielt der Neofaschist Hoffmann einen Reisebericht von einer Reise nach Polen.

Barbara Loeffke, die mit dem Altnazi Hans-Ludwig Loeffke verheiratet war, ist seit Jahren für ihre Kontakte und Zusammenarbeit mit Personen und Gruppierungen der extremen Rechten bekannt. So nahm an einer Kranzniederlegung des Lüneburger BdV am 8. Mai 1985 auch eine Delegation der örtlichen NPD teil.
Seit Jahren hält Barbara Loeffke enge Kontakte zu Klaus-Dieter Hoffmann. So trat sie im Jahr 1999 auf dem jährlichen Verbandstag des FHwO in Munster auf. An dieser Veranstaltung nahmen auch mehrere NPD-Funktionäre teil.
1991 verlieh sie den "Hans-Ludwig Loeffke Gedächtnispreis" an den Niederländer Frans du Buy. Fans du Buy tritt immer wieder auf Vertriebenveranstaltungen auf und publiziert in Zeitschriften des neofaschistischen "Witikobund" oder dem "Bund für Gesamtdeutschland".
So ist es auch nicht verwunderlich, dass Barbara Loeffke auch heute keine "Berührungsängste" zu bekannten Neofaschisten hat und ihre geistige Nähe zur NPD öffentlich bekundet. Diese Vertriebenen-Funktionärin bezeichnete 1994 Teile von Polen und Russland als "ostdeutsche Provinzen".

Mit der Zusammenarbeit mit dem "Freundschafts- und Hilfswerk Ost" beweist der "Bund der Vertriebenen" erneut, wie nah er - trotz aller gegenteiligen Beteuerungen - dem organisierten Neofaschismus steht.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Lokale Presse

Zeitungsleser 25.04.2007 - 11:13
In der örtliche Presse sind dazu drei Artikel zu finden:

Nachmittag der Heimat

lz Adendorf. Der Bund der Vertriebenen und das Freundschafts- und Hilfswerk Ost laden am Donnerstag, 3. Mai, um 15 Uhr zum Heimatnachmittag ein. Im TSV-Sportzentrum Adendorf, Scharnebecker Weg 15, wird die Volkstanzgruppe "Rotkäppchen" aus Allenstein auftreten, die Landsmannschaften der Ost und Westpreußen sowie der Schlesier umrahmen die Darbietungen mit heimatlichen Vorträgen. Eintritt frei, Spende erwünscht.

Landeszeitung, 23.04.07

-----------------------

Einladung mit Beigeschmack
Verfassungsschutz sieht Gruppierung als rechtsextremistisch

ca Adendorf. Vertriebenenverbände haben sich für einen Heimatnachmittag am 3. Mai in Adendorf mit einem Partner vom rechten Rand eingelassen. Dem Freundschafts- und Hilfswerk Ost (FHwO). Die Sprecherin des niedersächsischen Verfassungsschutzes, Maren Brandenburger, schätzt die Gruppierung "klar als rechtsextremistische Vereinigung" ein. Die Antifaschistische Aktion macht darauf aufmerksam, dass sich der Bad Bevensener Klaus-Dieter Hoffmann für das FHwO engagiert. Der wiederum ist als langjähriger NPD-Aktivist bekannt. So saß er unter anderem für die NPD im Stadtrat von Bad Bevensen. Vom Staatsschutzkommissariat der zuständigen Lüneburger Polizei heißt es, dass man Hoffmann durch seinen Einsatz für die NPD kenne.
Die Lüneburger Vorsitzende des Bundes der Heimatvertriebenen, Dr. Barbara Loeffke, hat offenbar keine Berührungsängste: "Wir sind überparteilich, aber es freut uns natürlich, wenn eine Partei der Heimat treu verbunden ist." Auch sei die NPD keine verbotene Partei. Hoffmann habe Kontakte nach Ostpreußen und Schlesien, die man gerne nutze: "Wir machen das Treffen in dieser Konstellation." Im übrigen habe man im vergangenen Jahr auch Gäste aus Polen zu Gast gehabt.

Landeszeitung, 24.04.07

-----------------------

Kritik an Treffen

ca Adendorf. Gegen eine gemeinsame Veranstaltung des Bundes der Vertriebenen und des Freundschafts- und Hilfswerk Ost (FHwO) am 3. Mai im Adendorfer TSV-Sportzentrum gibt es Protest: Neben der Antifaschistischen Aktion sprechen sich auch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und der SPD-Unterbezirk Lüneburg gegen das Treffen aus. "Beide Organisationen wird eine Nähe zur NPD nachgesagt", kritisieren Unterbezirksvorsitzende Hedi Wegener und ihre Stellvertreterin Andrea Schröder-Ehlers. Wie berichtet, schätzt der Verfassungsschutz in Hannover das FHwO als rechtsextremistisch ein.
Auch TSV-Vorsitzender Werner Näck hält nichts von dem Treffen: "Als Verein haben wir aber keinen Einfluss, wir haben die Gaststätte vermietet." Er wolle aber mit der Wirtin Kontakt aufnehmen, um eine Absage zu erreichen. Die Pächterin des Lokals war gestern zu keinem Kommentar bereit.
Vertriebenenverbände und das FHwO haben sich dem Vernehmen nach vor zwei Jahren schon einmal in Adendorf getroffen. Damals unbemerkt von der Öffentlichkeit und ohne Protest.

Landeszeitung, 25.04.07

Auch die Grünen mobilisieren

Lüne Burger 26.04.2007 - 00:33
Auch die Gemeinderatsfraktion der Adendorfer Grünen mobilisiert.
Hier mal deren Aufruf gegen den geplanten "Heimatnachmittag".

Treffen abgesagt !

Lüneburger 26.04.2007 - 07:04
Der Bund der Vertriebenen hat das Treffen abgesagt. Eine entsprechende Meldung findet sich heute in der lüneburger Zeitung. Die örtliche Antifa bestätigt diese Info und hat eine geplante Kundgebung in Adendorf zunächst abgesagt.

Vertriebene vertreiben!

Heutige Presse

Antifa 26.04.2007 - 08:39
Treffen abgesagt

ca Lüneburg. Der Protest zeigte Wirkung: Barbara Loeffke, Lüneburger Vorsitzende der Vertriebenen (BdV), hat den umstrittenen "Heimatnachmittag" im Sportzentrum Adendorf gestern abgesagt. Wie berichtet, wollte der BdV gemeinsam mit dem vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingeschätzten Freundes- und Hilfswerk Ost tagen. Dagegen hatten mehrere Organisationen protestiert, und auch der Sportverein TSV hatte sich gegen die Veranstaltung ausgesprochen.

Landeszeitung, 26.04.07

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 2 Kommentare an

Naziaufmarsch verhindern! — 9. Juni in Lüneburg

Kein Aufmarsch am 9. Juni in LG — weil Nazis zu blöd!