Neonazistische Black Metal-Konzert

d 02.04.2007 14:29
Wieder einmal wird das Lokal „Lindenhof“ in Ellrich (Nordhausen), in dem sonst vor allem Disco-Parties stattfinden, im April 2007 der Schauplatz eines Konzertes mit Musikgruppen aus dem extrem rechten bzw. neonazistischen Flügel der so genannten „Black-Metal“-Subkultur, dem „National Socialist Black Metal“ (NSBM). In diesem Fall ist unter anderem die französische NSBM-Band BLESSED IN SIN mit dabei. Der schwer zu begrenzende Begriff „Black Metal“, einer Spielart des Heavy Metal, wird für Bands verwendet, deren Image, Auftreten und Texte eine Verbindung satanischer, heidnischer oder misanthropischer Elemente aufweisen.
Bereits in der Vergangenheit konnten im „Lindenhof“ bei Konzerten des Labels „Obscure Abhorrence“ von Michael Schulz aus Seesen/Rhüden immer wieder einschlägige Bands wie „Horna“, „Suicide Solution“, „Eternity“, „Morrigan“ oder „Nachtfalke“ auftreten. Diesmal sollen u. a. zwei französische Black-Metal-Bands aus dem neonazistischen Spektrum bei einem von dem Label veranstalteten Konzert auftreten:

Mindestens drei Mitglieder der Band „Blessed in Sin“ etwa sind auch in neonazistischen Musikgruppen aktiv. Der Sänger David Magnoni spielt bei „Pogrom“ und „Seigneur Voland“. Letztere hat z. B. ein Lied mit dem Titel "Juden und andere Keime der Fäulnis" produziert. Der Bruder von David, Christophe Magnoni, der Gitarrist der Band, ist bei der Band „Funeral“ aktiv. Ein weiteres Bandmitglied von „Blessed in Sin“ spielt ebenfalls bei „Seigneur Voland“ und zusätzlich bei der Band „Kristallnacht“. Die Brüder Magnoni gehören zu den wichtigsten Aktivisten des neonazistischen Black-Metal-Underground in Frankreich. Im Februar 2004 standen sie gemeinsam mit fünf anderen Personen wegen Rassismus, Antisemitismus und Friedhofschändung vor Gericht und wurden zu Geld- und Haftstrafen verurteilt (Dornbusch/Killguss 2005. Unheilige Allianzen – Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus, Seite 219).

In einem Interview zeigt die Band „Blessed in Sin“ ihre politische Einstellung: Interviewer: Aktuell wird Eure Stadt von der FN (Front National, rechtsextreme französische Partei; Anmerkung) geführt, was denkt Ihr darüber? Glaubt Ihr, dass das Leben in Eurer Stadt mit diesen neuen Führern besser ist, seid Ihr an Politik interessiert?“

BIS: „Ich hoffe, dass das Leben besser wird, darum habe ich die FN gewählt. Sie sind Christenarschlöcher aber sie sind hier in Frankreich die politisch extremsten und ich hoffe sie machen etwas gegen die Immigration. Ich hasse die Leute, aber am schlimmsten sind die Araber und die Neger, die in unseren Straßen viel zu viele sind. Wie die Christen, die Juden und die Moslems muss man diese Scheiße verbrennen, sie alle vergasen, kein Erbarmen für die Minderwertigen.“

Auch ein Interview mit der Gruppe „Funeral“ macht deutlich, welche Anschauungen von diesen Musikgruppen vertreten werden:
Interviewer: „Denkt Ihr, dass die Vorstellungen (das Gedankengut) für eine Black-Metal-Gruppe wichtiger sind als die Musik?“

Funeral: „Ich habe Funeral nur gegründet, um meine Vorstellungen auszudrücken, die auf auf dem Genozid an der menschlichen Rasse, der Zerstörung der jüdischen, christlichen, muslimischen Religionen, der Reinheit und der Übermacht der wahren arischen Rasse, basieren. Wir sind die Nachfolger der SS. Wir werden die Arbeit beenden, die sie begonnen haben um unser Blut und unsere Ehre zu beschützen.“  http://reflexes.samizdat.ne...

Im Juni 2005 traten „Blessed in Sin“ gemeinsam mit der deutschen NSBM-Band „Absurd“ in einem Kulturzentrum im Schweizerischen Glarus auf.  http://www.antifa.ch/Texte/...
Mit dabei war auch die Band „Finis Gloria Dei“, die nun ebenfalls in Ellrich auftreten soll. Die Zusammensetzung dieser Band besteht – ähnlich wie bei „Blessed in Sin“ aus Mitgliedern neonazistischer Musikgruppen. Neben David Magnoni sind auch Laurent Franchet, der Frontmann von „Kristallnacht“, und Anthony Mignoni involviert. Die beiden mussten sich ebenso wie die Magnoni-Brüder u. a. wegen Rassismus vor Gericht verantworten.

Auch die tschechische Band „Inferno“, die im „Lindenhof“ auftreten soll, ist im rechtsextremen/ neonazistischen Flügel der Blackmetal-Szene verankert. Ein Tonträger dieser Band wurde im Jahr 2003 in Kooperation mit der NSBM-Band "Infernal War" produziert. Eine andere Veröffentlichung erschien bei dem neonazistischen Label "Ravenheart". Der Betreiber dieses Labels, "Ulvberth", spielt zusammen mit dem Schlagzeuger von "Inferno" in der NSBM-Band "Silva Nigra". Auch mit dem Sänger von "Inferno", "Adramelech", versteht sich "Ulvberth" offensichtlich ganz gut. Zumindest produzierten sie gemeinsam ein T-Shirt für die Band "Infernal War" mit der Aufschrift "Pure Elite Aryan Terror". "Ulvberth" widerspricht sich in einem Interview mehrmals selbst: "... Silva Nigra ist keine NSBM-Band. Der Nationalsozialismus ist mein inneres Gedankengut. Aber ich höre auch viele NSBM-Bands, zB Absurd, Pantheon, Selbstmord, Kaiadas, Der Stürmer, Capricornus, Thor's Hammer etc.... Nationalsozialismus ist richtige Lebensideologie in dieser korrupten Welt! Aber neue NS Ideologie, keine antislawische Ideologie von A. Hitler. Viele Fehler wurden beendet während des Zweiten Weltkriegs, aber Probleme mit Juden, Zigeunern konnten gelöst werden. Es ist das Gesetz der Natur, nur stärkere werden überleben!!!..." und weiter: "... Ich habe nur die Vorstellung, dass das Christentum, Judentum, Muslime zerstört werden müssen, total zerstört. Alles jüdische und das Christentum lügen!!!...".
Auch im "Asgard Pub" in Annaberg-Buchholz, wo in der Vergangenheit ebenfalls schon eine Reihe von einschlägigen Bands auftreten konnte, sollen "Blessed in Sin" und "Finis Gloria Dei" im April spielen. Im selben Monat soll die extrem rechte Band ETERNITY aus Deutschland in diesem Club auftreten, Mitte Juli ist ein Festival geplant, bei dem unter anderem die neonazistische Band "Funeral Winds" aus den Niederlanden auftreten soll.
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Ergänzungen

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. 08.04.2007 - 10:01
das konzert mit "blessed in sin" im lindenhof in ellrich wurde offenbar abgesagt.

das ist nicht ganz klar

Antifaschist aus Ndh 09.04.2007 - 19:57
die örtliche antifagruppe hat anhand des textes ein flugblatt rausgebracht, worin sie fordert das das konzert abgesagt wird und der beitzer des lindenhof sich davon distanziert.

am donnerstag war wohl der, der im lindenhof den sound abmischt, bei einem metalcore konzert und hatte zu leuten -die ihn auf den 21.04. ansprachen- gemeint das er den sound nicht mehr abmischt, weil ihm das alles zu nervig etc ist, aber er hat nichts von abgesagt geäussert.

nun muss mensch mal schauen was dort abgeht. der typ meinte auch, das bei den events immer extrem viele bullen da wären. wohl weil die örtliche antifa da immerwieder auf den rechten hintergrund hinweist und dazu aufruft die nsbm konzerte zu verhindern. aber genau weiss ich es auch nicht.

und dann soll es wohl am 28.04. in der festhalle in sundhausen -ortsteil von nordhausen- ein grösseres konzert mit eternity geben. imteressant dürfte auch der fakt sein, das möbius aus dem knast wieder raus ist und sich wohl in thüringen aufhält.

Konzerte sind untersagt

AA NDH 11.04.2007 - 18:48
wie wir heute erfahren haben sind vom ordnungsamt nordhausen die konzerte vom 14.04. und 21.04. in ellrich/lindenhof untersgat worden und nicht genehmigt.

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. 16.04.2007 - 15:36
das mit 14.04. (da sollte die gruppe "corpus christii" [ http://fightfascism.viennablog.at/2007/04/13/corpus-christii-portugal-bandbeschreibung] auftreten, war eh schon länger bekannt, weil ja die ganze europa-tour aufgrund von zwei ausgefallenen terminen in österreich gecancelt wurde, hihihi...

gzh

fgh 24.04.2007 - 17:13
bei dem konzert am 28.4. in nordhausen soll wohl "nachtfalke" als "special guest" auftreten.

Morrigan sind KEINE Nazi-Band

Black Star 28.05.2007 - 20:11
Es ist mal wieder bedauerlich, wie durch fragwürdige Recherche und unkluge Nebensätze Bands in die rechte Ecke gestellt werden, die dort nicht hingehören. Morrigan sind ein trauriges aber gutes Beispiel dafür.
Es ist richtig, dass die Gruppe tatsächlich mit ABSURD aufgetreten ist, nur sollten wir nicht vergessen zu erwähnen, dass sich Morrigan mehrfach explizit gegen den NS-Schwachsinn ausgesprochen haben und die Konzerte mit Absurd erst stattfanden, nachdem diese sich von brauner Politik (offiziell) verabschiedet hatten. Nun ist es natürlich fragwürdig, wie ernst dieser Ausstieg zu nehmen ist, aber Morrigan sind in diesem Kontext höchstens Blauäugigkeit oder Ignoranz vorzuwerfen.
Vielfach ist auch festzustellen, dass Morrigan Interviews oder Konzertflyer vorgeworfen werden, die die Band gar nicht gegeben hat (oder wie das Bloodchamber-Interview verfälscht wurden) oder die so gar nicht existieren.
Morrigan sind einfach eine unpolitische Band, deren Texte, Statements und persönliche Äußerungen keinen Rückschluß auf braune Gesinnung erlauben. Es ist schade, dass Christian Dornbusch es auch hier versäumt hat, gründlicher nachzuforschen, da "Unheilige Allianzen" vielen als wichtige Informations-Quelle gilt.
Es ist unklug und gefährlich, Bands allein auf Verdacht als rechts zu deklarieren, da dies in der gesamten Black Metal-Szene nur als "Hexenjagd" aufgefasst wird. Die unpolitischen und linken Teile der Szene, die klar in der Mehrheit sind (zum Glück ist dem so!), sind stattdessen gefragt.
Sie müssen selbst gegen die Unterwanderungsversuche der Nazis vorgehen. Gerüchte und Halbwahrheiten (seien sie auch in bester Absicht verbreitet worden) helfen diesem Prozess nicht.