Aktion gegen Nazi-Kneipe in Erfurt

Mit der Dart-Kneipe „Alter Fritz“ (Karl-Liebknecht-Straße) hat sich die Erfurter Naziszene seit einigen Monaten ein neues Stammlokal auserkoren. An feucht-fröhlichen Abenden feiert die Kameradschaftsszene der Thüringer Landeshauptstadt hier ihr Stell-dich-ein. Besonders die Gruppe der sogenannten „Freien Aktivisten Erfurt (FAE)“ ist hier regelmäßig anzutreffen. Unter dem Pseudonym der „Punkermaria“ veröffentlicht die Erfurterin Isabell Pohl (mehr Infos unter:  http://de.wikipedia.org/wiki/Isabell_Pohl) auf der Homepage der Kameradschaft Saufberichte, die an Lächerlichkeit ihresgleichen suchen. Es lässt sich nur vermuten, dass an einem nicht unwesentlichen Teil dieser Abende der „Alte Fritz“ Austragungsort der Feierlichkeiten war.

Doch auch die Thüringer NPD nutzt das Lokal für ihre Veranstaltungen: Der stellvetretende Kreisvorsitzende der NPD im Wartburgkreis, Patrick Wieschke (mehr Infos unter:  http://de.wikipedia.org/wiki/Patrick_Wieschke), und der Erfurter Student der Rechtswissenschaft, Patrick Paul, luden zu sogenannten „Unternehmertreffen“ in das geräumige Hinterzimmer der Dart-Kneipe. Für den 23. September 2006 hatte die NPD laut eigener Aussage 300 Unternehmer aus Thüringen schriftlich eingeladen – schätzungsweise 5 bis 10 folgten am Ende der Einladung. 600 Einladungen seien zu einem weiteren Treffen am 18. Oktober 2006 rausgeschickt worden, so die NPD. Doch die Teilnehmerzahlen verhielten sich ähnlich wie beim ersten Treffen. Die Anwesenden kamen aus Jena, Sömmerda, Gotha und Erfurt.
Doch auch besonders nach Aktionen wird die Kneipe in der Krämpfervorstadt als Rückzugsort genutzt. Nach NPD-Ständen am 20. Oktober 2006 und am 1. Dezember 2006 gingen die rund 25 Personen geschlossen in den Alten Fritz.

Doch die neue Nazikneipe blieb nicht unbemerkt: Bereits nach dem zweiten Unternehmertreffen machten AntifaschistInnen mit einem Flugblatt die unmittelbaren AnwohnerInnen auf die extrem rechten Umtriebe in ihrer Nachbarschaft aufmerksam. Wenige Tage später soll das Lokal mittels Farbe als „Nazikneipe“ gekennzeichnet worden sein. Aktionen, die offenbar alsbald Wirkung zeigten: Für ein drittes „Unternehmertreffen“ am 20. Januar 2007 wählten Wieschke und Paul den Fritz nicht mehr als Veranstaltungsort. Die Nazis der FAE können hier jedoch weiterhin beim Kameradschaftsabend ihre nächsten Aktionen planen.


Zur Dokumentation der Text des verteilten Flugblattes:

Nazikneipe in Ihrer Nachbarschaft!

Es stellt sich die Frage, wer wen eher gefunden hat: Der „Alte Fritz“ die FAE, oder die FAE den „Alten Fritz“. Denn unter dem Label der „Freien Aktivisten Erfurt (FAE)“ haben sich Erfurter Nazis organisiert, in der Dartkneipe „Alter Fritz“ tanken sie wöchentlich ihr Bier. Schließlich ist es keine Seltenheit, dass die extreme Rechte den „aufgeklärten Absolutisten“ Friedrich II. für ihre Zwecke vereinnahmt. Unter Federführung des Propagandaministers Joseph Goebbels erreichte die Glorifizierung des Preußenkönigs im Dritten Reich ihren Höhepunkt: Das Regime bezeichnete ihn nicht nur als „ersten Nationalsozialisten“ – Friedrich und dessen Gefolgsleute wurden auch zum Inbegriff deutscher Disziplin, Standhaftigkeit und Vaterlandstreue hochstilisiert.
In dieser Tradition scheint sich auch die kleine Erfurter Dartkneipe in der Karl-Liebknecht-Straße zu sehen, öffnet sie doch Erfurter und Thüringer Vertretern der extremen Rechten Tür und Tor. Seit einiger Zeit finden in den Räumen regelmäßig rechtsextremistische Veranstaltungen statt. Nur ein paar Beispiele: Am 23. September lädt der Ortsverband der NPD zu einem sogenannten „Unternehmertreffen“. Ort der Veranstaltung: Der „Alte Fritz“. Am 18. Oktober trifft sich die NPD erneut mit einzelnen Selbständigen. Mit dabei: Der thüringenweit aktive Nazi Patrick Wieschke, der unter anderem wegen eines Sprengstoffanschlags auf einen Dönerladen im Jahre 2002 zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt wurde. Bereits zwei mal haben die FAE-Nazis bereits sogenannte „Kameradschaftsabende“ organisiert, wobei zu vermuten ist, dass diese ebenfalls im „Alten Fritz“ abgehalten wurden. Nicht zuletzt sind wöchentlich aktive Nazis aus Erfurt in dieser Kneipe zu sehen.
Doch was tun mit einer Nazikneipe in der Nachbarschaft?
-> Der Besitzer dieser Kneipe muss für die extreme Rechte den Zapfhahn zudrehen – wenn er nicht mit ihnen unter einer Decke steckt.
-> Protestieren Sie gegenüber dem Inhaber über seine rechte Stammkundschaft. Nur materielle Einbußen bringen ihn möglicherweise zur Einsicht.
-> Solange suchen Sie sich vielleicht ein geselligeres Lokal, wo Menschen auch ein Bier trinken können, die nicht in das eingeschränkte Weltbild eines Nationalsozialisten passen. Schöne Kneipen gibt es in Erfurt genug.

Rock den Fritz – Nazikneipen dichtmachen!!