Studentenproteste Osnabrück

Peter Schrader 22.01.2007 19:47
StudentInnen in Osnabrück demonstrieren gegen den Besuch von Ministerpräsident Wulff und werden von der Polizei schikaniert
Osnabrück, 22.1.07

Pressemitteilung
Verletzte auf dem Campus

Aus Anlaß der Verleihung des Niedersächsischen Staatspreises durch Ministerpräsident Wulff an den Osnabrücker Professor Christian von Bar versammelten sich gegen 16.00 Uhr im Innenhof des Schlosses etwa 200 Studierende, um gegen Studiengebühren zu demonstrieren, deren Einführung Wulff noch zur Landtagswahl 2003 ausgeschlossen hatte.

Die Studierenden stellten sich laut protestierend vor den Haupteingang des Schlosses, um dem Ministerpräsidenten symbolisch den Zugang zur Bildung zu verwehren. Die Polizei hinderte schon vorher manche Studenten am Zugang zum Schloß, in dem noch Lehrveranstaltungen stattfanden. Nach etwa einstündigem Ausharren der Studenten vor dem Tor ging die Polizei äußerst brutal gegen sie vor. Es wurde Pfefferspray gegen die vor dem Tor Stehenden eingesetzt, ohne dass man ihnen hinterher Hilfe zukommen ließ. Während dessen wurden die vor dem Tor versammelten Studenten einzeln und teilweise unter Anwendung von unverhältnismäßig brutaler Gewalt zu den Polizeifahrzeugen genötigt, wo man sie allesamt abfotografierte und ihre Personalien aufschrieb. Die Polizei unterließ auch hier jegliche Hilfeleistung für die durch ihren Einsatz Verletzten.

Zur gleichen Zeit tat ein anderer Teil der Studenten auf der anderen Seite des Schlosses (dort, wo die Besucher der Veranstaltung sie hören und sehen konnten) ihren Protest gegen die Bildungspolitik kund. Ein Student, der an der Ehrung teilnahm, fragte den Ministerpräsidenten, während dieser am Rednerpult stand, ob er es gerecht finde, eine Veranstaltung in der Universität abzuhalten und die Studenten draußen stehen zu lassen. Der demokratische Charakter der Preisverleihung wurde dadurch deutlich gemacht, dass der junge Mann sofort aus dem Saal gebracht wurde.
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Ergänzungen

Bilder zum obigen Artikel

boykott.tv 23.01.2007 - 00:06
"Studentenproteste Osnabrück" - Pfeffersprayeinsatz im Campus

Kurzbericht zum Pfeffersprayeinsatz

boykotteurin 23.01.2007 - 15:23
"Studentenproteste Osnabrück" - Pfeffersprayeinsatz im Campus

Gedächtnisprotokoll zum Pfeffersprayeinsatz

Um ca. 17.00 Uhr öffnete sich die bis dahin geschlossene und durch die Studierenden blockierte Haupttür des Schlosses und eine Frau versuchte mit körperlichem Einsatz nach draußen zu gelangen. Sie rief lautstark, dass sie in Atemnot sei und dringend nach draußen müsste. Sie wurde in ihren Äußerungen immer heftiger, während direkt hinter ihr etliche Polizisten erschienen, die versuchten die Tür aufzudrücken. Die Blockierenden lehnten sich gegen die Tür, so dass sie nicht geöffnet werden konnte. Zuvor hatten sich die auf den Bildern zu sehenden Bereitschaftspolizisten vor den Studierenden zusammengezogen und mit der Räumung begonnen. Die vermeintlich hilfebedürfte Frau wurde schnell als Polizistin in Zivil entlarvt, die durch Vortäuschen eines Atemnotanfalls ihren Kollegen die Möglichkeit verschaffen wollte, nach draußen in den Rücken der Studierenden zu gelangen. Als dieser Versuch scheiterte und die Polizisten hinter der halb geöffneten Tür verbleiben mussten, wurde die Polizistin in Zivil äußerst aggressiv und ging gegen einige Anwesende handgreiflich vor. Kurz darauf folgte der erste Pfeffersprayeinsatz durch ihre Kollegen hinter der Tür (s. Video unten), bei dem ca 3 Personen Verletzungen erlitten. Ihnen wurde jede ärztliche Hilfe verweigert. Bei dem nachfolgenden zweiten Pfeffersprayeinsatz wurden ca 5 weitere Personen verletzt. Auch ihnen wurde keine Hilfe gewährt. Anschließend wurde die Räumung der Studierenden fortgesetzt, die sich bis ca 18.45 Uhr hinzog.

Video zum Pfeffersprayeinsatz
 http://www.youtube.com/watch?v=XLy2G8Vndoc

Mehrere Videos zur Blockade und zu den Polizeieinsätzen
 http://www.youtube.com/profile_videos?user=bummelstudent

Von Repression bedroht?

Ermittlungsausschuss OS/Rote Hilfe OS 23.01.2007 - 20:42
Wir laden alle, die durch die Proteste am 22. Januar von Repression bedroht sind, zur offenen Sprechstunde der Roten Hilfe Ortsgruppe Osnabrück ein.

Wir wollen Euch auf die erste Post von der Polizei vorbereiten und auf eure Rechte aufmerksam machen, die die Polizei natürlich immer gerne verschweigt.

Die Rote Hilfe trifft sich jeden:
1. Freitag im Monat ab 17 Uhr (offene Sprechstunde)
3. Freitag im Monat ab 18 Uhr

Getroffen wird sich im Cafe Mano Negra, Alte Münze 12, Osnabrück






@öäü

Beteiligter 23.01.2007 - 23:45
An sich ist es natürlich richtig und wichtig, so viele Leute wie möglich zu mobilisieren und das eben auch außerhalb der Studiklientel, denn Studiengebühren sind nur eine Facette des überall um sich greifenden Sozialabbaus. Über die Nützlichkeit der Osnabrücker Punks lässt sich fürwahr streiten. Die sind zwar meistens recht nett und friedlich, aber auch nicht immer, wie etwa auf der letzten 1.Mai-Streetparade, als einer der Punks ohne Grund einen der Bullen angreifen wollte und somit die ganze Demo gefährdet hätte. Gestern hätte soetwas fatale Folgen haben können.
Wir haben aber aus einem ganz anderen Grund nicht breiter - als mit Flyern in den Mensen am selben Tag - mobilisiert, weil wir die Bullen nicht noch mehr aufscheuchen wollten als die es eh schon waren. Damit, dass die Bullen das Schloss so krass hermetisch abgeriegelt hatten, haben wir nicht gerechnet (bzw. gehofft, dass sie es uns einfacher machen würden, denn so auf Zack sind die nicht, was die erfolgreiche Blockade von Wissenschaftminister Stratmann Mitte Dezember gezeigt hat).

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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jko — öäü

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