Diskothek duldet Nazis - Studentin entlassen

FAUistas 15.01.2007 21:38 Themen: Antifa
Am Nachmittag des 12.01.07 fand ein Gütetermin statt, zwischen dem Tanzhaus Alpenmax (http://www.alpenmax-giessen.de/) und einer ehemals dort beschäftigten Studentin. Sie war im September suspendiert worden, nachdem sie einem offensichtlich erkennbaren Nazi den Eintritt zur Diskothek verweigert hatte.
Was war passiert?

Besagter Nazi hatte auf dem T-Shirt den Schriftzug „White Power“, sowie die Codierung 88. Auf seiner Jacke war eine aufgenähte Lebensrune erkennbar, ebenfalls ein in der rechten Szene oft verwendetes Symbol. Die Studentin erkannte die Nazisymbole an dem Bonehead, als dieser die Disko kurz verlassen wollte. Daraufhin weigerte sie sich ihn erneut einzulassen. Anschliessend wurde sie vom Einlassbereich an die Kasse versetzt und am Ende des Abends vom Geschäftsführer verabschiedet mit den Worten, dies sei ihr letzter Arbeitstag gewesen. Die Studentin forderte danach den Geschäftsführer schriftlich auf, eine Stellungnahme zur Kündigung abzugeben, worauf er nicht reagierte. Daraufhin wurde der Vorfall von der Studentin und ihren Freunden öffentlich gemacht. Zwei Giessener Tageszeitungen und die Frankfurter Rundschau berichteten. Einige Wochen zuvor stand die Partnerdisko des Alpenmax "Agostea", ebenfalls in Giessen, in der öffentlichen Kritik, weil Menschen mit vermeintlich "ausländischer" Herkunft am Ausgang abgewiesen wurden (siehe http://www.giessener-anzeiger.de/sixcms/detail.php?template_id=2634&id=2395096&_zeitungstitel=1133842&_resort=1103635&_adtag=localnews&_dpa=).

Die Reaktion des Inhabers der Diskothekenkette ließ deutlich erkennen, dass er wenig Interesse an dem abendlichen Vorfall zeigte, dafür umso mehr dafür, die Sache zu verharmlosen. Anfangs wurde der Vorfall geleugnet, schließlich kam es soweit, dass er der Studentin öffentlich damit drohte „sie sich vorzuknöpfen“. Schließlich wurde sogar die Kündigung damit gerechtfertigt - die Angestellte habe die Gäste nicht nach ihrer nationalen Gesinnung zu beurteilen. Damit bekennt sich der Geschäftsführer zu seiner faschistisch eingestellten Kundschaft. Auch die Geschäftsführung der betroffenen Diskothek machte Aussagen darüber, dass sich oft Nazis dort aufhalten und geduldet würden. Nachdem der Angestellten ohne Abmahnung (daher)ungerechtfertigt gekündigt wurde und diese Klage dagegen einreichte, zog die Gegenseite die Kündigung zurück. Trotz der Weigerung, die Studentin auszubezahlen, wird dies nach dem Gütetermin nun doch geschehen.

Das Tanzhaus Alpenmax gehört zu einer Kette von insgesamt 23 Diskotheken, deren Inhaber Manfred Peter der Peter Gastronomie GmbH Freigericht ist (http://www.peter-gastro.de). Diskotheken der entsprechenden Kette gibt es deutschlandweit. Zu diesen gehören außer dem Alpenmax Tanzlokale wie Fun, Funpark, GaudiMax und Agostea. Ähnliche Vorfälle, wie das Aussortieren von Gästen mit vermeintlich "ausländischer" Herkunft, sind auch aus Göttingen (Alpenmax) bekannt. Nicht nur, dass die Fälle in den Diskotheken des gleichen Inhabers praktisch identisch sind, auch die Stellungnahme von Seiten der Betreiber ist in beiden Fällen wortwörtlich die Selbe. Diese Praxis und auch das Dulden von Nazis zeigen, dass Rassismus und Verharmlosung von Faschismus heute wieder verstärkt wichtige Themen sind. Es zeigt nicht nur, dass Rassismus in unserer Gesellschaft immer noch präsent ist, sondern auch, dass sich neofaschistische Einstellungen in unserer Mitte etablieren können.

Neben dem Rassismus und der Tolerierung offen auftretender Neofaschisten zeigt sich ein weiteres Problem in der Diskothek Alpenmax (nicht nur dort). Die Belegschaften sind sich vollkommen unklar über ihre Arbeitsrechte. Unternehmen dieser Art stellen vorwiegend Aushilfen auf 400€-Basis ein, da diese sich ihrer rechtlichen Ansprüche nicht bewusst sind. Dass auch 400€-JobberInnen das Recht auf bezahlten Urlaub, sowie Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle haben ist vielen dieser ArbeiterInnen nicht bewusst.

Der Gütetermin

Die Studentin liess sich nicht durch die oben erwähnten Drohungen einschüchtern, schaltete eine Anwältin ein und klagte gegen das Alpenmax auf die Auszahlung des ihr noch zustehenden Gehaltes und Urlaubs. Am Freitag dem 12.1.07 versammelten sich ca. 40 Menschen vor dem Arbeitsgericht, um der Studentin ihre Solidarität auszudrücken und sie bei ihrer Auseinandersetzung mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber zu unterstützen. Die Gerichtsverhandlung dauerte, wie üblich keine 20 Minuten. Der Gütetermin endete mit einem Vergleich. Der Studentin werden zwei weitere Monatsgehälter ausgezahlt und dazu noch eine Woche Urlaubsgeld. Insgesamt also weitere 630 Euro. Dass es sich also lohnt, sich zu wehren, zeigt die aktuelle Situation.

Die Situation der zur Zeit im Alpenmax Beschäftigten hat sich seit dem Vorfall leider extrem verschlechtert. Die Angestellten sind meist dringend auf den Job angewiesen, da es sich zum Teil um migrantische Studierende handelt, die dringend das Geld brauchen. Aber das zeigt auch die ganze paradoxe Situation. Vielen der Angestellten wird es nach ihrer Aussage mulmig, wenn offen auftretende Neonazis bei ihnen was zu Trinken bestellen, können aber aufgrund der Sachzwänge nicht auf ihre Arbeit verzichten, da sie sonst ihr Studium nicht fortsetzen könnten. Hier sollte es eigentlich in der Verantwortung der Vorgesetzten liegen, es nicht auf mögliche Konflikte ankommen zu lassen und Sorge dafür zu tragen, dass sich diese im Endeffekt nicht nachteilig auf Bedienstete auswirken. Viele der dort Arbeitenden mussten sich mittlerweile weitere Jobs suchen, da der mittlerweile schlechte Ruf des Alpenmax, wenn auch zur unserer Freude, sich extrem auf dessen Besucherzahlen und somit auch auf die Arbeitssituation ausgewirkt hat.

Weitere Information über die entsprechende arbeitsrechtliche Situation:
http://projekte.free.de/asti/faud/arbeitsrecht/deinrechtalsjobberin.htm


Erstveröffentlichung für Indymedia


Bildungssyndikat der F.A.U. Giessen
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Ergänzungen

magdeburg

mder 15.01.2007 - 22:39
hat seit Neuestem ebenfalls einen Funpark ( http://funpark-magdeburg.de). Da diese das selbige Logo aufweisen, ist sicher davon auszugehen, dass es sich um einen Teil dieser Kette handelt.

Da wäre es doch sicher mal möglich etwas in Sachen Solidarität auf die Beine zu stellen.

MAG

MDer

Dein Recht als JobberIn

Rudolf Mühland 17.01.2007 - 11:18
Beim Syndikat A ist eine von der FAU Moers überarbeitete und ergänzte Version der Broschüre: "Dein Recht als JobberIn" zum Preis von 2.00 € erschienen.

JobberInnen und rechtlos...? Von wegen! Infos rund um die 'kleine Ware Arbeitskraft'. Von unserem Selbstverständnis her ist es nicht gerade ein Zeichen von Stärke, sich auf das bürgerliche Recht einlassen zu müssen. Im alltäglichen Hickhack am Arbeitsplatz ist aber manche juristische Schützenhilfe nicht so einfach abfällig als "Reformismus" abzulehnen - meinen wir. Auch JobberInnen haben diverse Mindestrechte, die wir in dieser Broschüre aufgelistet haben. Auch zu anderen Möglichkeiten der Gegenwehr wird einiges gesagt.

42 Seiten.

Zu bestellen unter anderem bei:
www.syndikat-a.de
www.cafe-libertad.de/mat2

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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samstag nacht

xxx 15.01.2007 - 22:49
samstag nacht disco zeit ... da gab´s doch mal ´nen text von slime!!!

es hat sich nix geändert: prolls, nazis und idioten in den schuppen

JA, zum nicht reinlassen und sofortige wiedereinstellung zu vernünftigen menschen ;o)

...gegen arbeitsverbote und kündigungen!!!

nasen wegpogen!!!

auch in Hildesheim...

Anti Nazi Fraktion (ANF) Hildesheim 16.01.2007 - 10:46
...gibt es ein Alpenmax. Von dem sind uns bisher allerdings solche Vorfälle nicht bekannt. Hingegen gibt es in der Stadt die Dax Bierbörse und das im gleichen Gebäude befindliche Pascha. Hier soll es auch schon zu Verweisen seitens der Türsteher (zum Teil selber Türken) von ausländisch aussehenden Besuchern gekommen sein. Es kann schon sein, dass es oft vorgekommen ist, das Streß von dieser Bevölkerungsgruppe ausgegangen ist, aber ebenso oft von deutschen Besuchern und Besucher kann man dann raus schmeißen wen sie was gemacht haben, nicht pauschal weil sie vieleicht so aussehen als könnten sie Streß machen.

Antifaschistische Grüße, ANF Hildesheim


am 24. Februar nach Hildesheim wo die Nasen maschieren wollen

Widerspruch?

egal 16.01.2007 - 15:43
Einerseits lassen die Ausländer nich rein in ihre Disse, andererseits beschäftigen sie "migrantische Studierende"...

...Nehmt´s mir nicht übel, aber mir kommt das doch etwas seltsam vor.

@egal

jaha 16.01.2007 - 16:51
@egal

Wo ist da ein Widerspruch...zum bedienen sind sie gut genug, gefeiert wird lieber nur mit dem deutschen Mob. Und gerade ausländische Studis können sich nicht gegen einen miserablen Stundenlohn, gegen Zusatzschichten und was weiss ich wehren,weil sie bald in Hessen 500€ Studiengebühren bezahlen müssen, plus die normalen laufenden Kosten.. also gezwungen sind fast alles hinzunehmen...sollte Dir doch eigentlich klar sein.

@xXx : Wenn dein Kommentar eine Anspielung darauf sein soll das der Nazi nicht aufgrund seiner Meinung diskrimiert werden sollte sei daran erinnert das Faschismus keine Meinung sondern ein Verbrechen ist. Wenn du schon diverse Gesetzbücher zur Hand schau mal nach was dazu drin steht...zum Beispiel zur Weiterführung einer verbotenen Organisation, zur Verherrlichung vom Nationalsozialismus und Co.



@mods: der Kommentar von xXx kann eigentlich gelöscht werden, da es sich um einen Troll bzw. verkappten Nazi handelt. Sowas sollte auf Indymedia keinen Platz finden

Schönen Gruss

Es wurde kein Titel angegeben!

Es wurde keinE AutorIn angegeben! 17.01.2007 - 02:29
@xXx: Da dieses "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen" kein Gesetz sondern nur ein Spruch ist, hat dieser nichts mit dem Grundgesetz zu tun und hat auch keine Auswirkungen auf dieses. Und was haben "White Power" und "88" mit der Weiterführung einer verbotenen Vereinigung zu tun? Nimm die Scheuklappen ab und lass auch mal Kritik an deiner Meinung/Weltanschauung zu.