Militaristisches Gedenken in Berlin Neukölln

Der kleine Vampir 17.11.2006 13:04
Wie jedes Jahr am "Volkstrauertag" wird sich auch dieses Jahr wieder eine reichlich unsympathische Mischung aus militaristischen, nationalistischen und rechtradikalen Gruppen am Friedhof am Columbiadamm (ehemaiger Neuer Garnisaionsfriedhof) versammeln, um ihren gefallenen "Helden" zu gedenken. Aber neu: Dieses Jahr ist zum ersten Mal eine Kundgebung angemldet worden, um diesem Spuk etwas entgegenzusetzen.
Der Friedhof am Columbiadamm liegt zwischen den Berliner Bezirken Neukölln und Tempelhof am Columbiadamm, etwa 10 Minuten zu Fuss von den U-Bahnhöfen Boddinstraße und Platz der Luftbrücke. Fast im Nirgendwo und dennoch gleichzeitig mitten in Berlin, 10 Minuten mit dem Fahrrad von Kreuzberg 36. In der Top 10 der deutschen Kriegsgräberstätten und Militärdenkmäler dürfte er fest verankert sein. Deutschen Soldaten aus verschiedensten Kriegen, von Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1945 wird hier gedacht, ohne die Opfer genau dieser Soldaten nur einmal zu erwähnen. Beispielhaft steht hier der "Herero-Stein", der an die bei den "Aufständen" 1904 bis 1907 im damaligen Deutsch-Südwestafrika getöteten deutschen Soldaten erinnert, ohne ein Wort zu verlieren, dass diese dort einen Völkermord an den Herero verübten. Unzählige weitere steinerne Materialisierungen des deutschen Militarismus finden sich dort, an fast jeden Akt deutscher Militär-Aggression wird hier erinnert, und immer nur an die deutsche Seite, deren Opferstatus dadurch zementiert wird.

Am "Volkstrauertag", dieses Jahr Sonntag, der 19.11., treffen sich dort jeden Jahr Gruppen aus dem militaristischen und nationalistischen Spektrum zu einer Gedenkfeier. Darunter befinden sich verschiedene militaristische Traditionsverbände, einige Burschenschaften, mehrheitlch aus der explizit rechten Deutschen Burschenschaft, eine größere Anzahl von Angehörigen der Bundeswehr, die DVU und die NPD, vertreten meist durch Jörg Hähnel und Teile des Pankower Ortsverbandes. Die letzten Jahre waren es jeweils um die 150 TeilnehmerInnen. Angemeldet wurde das ganze durch den Verein deutscher Soldaten (VdS), ein Dachverband für verschiedene Militärtraditionsverbände, in dem auch die rechtsradikale HIAG organisiert ist. Ein Skandal ist hierbei die Teilnahme von Angehörigen der Bundeswehr, obwohl das Verteidigungsministerium Anfang 2004 einen Erlass herausgegeben hatte, in dem Angehörien und ehemaligen Angehörigen der Bundeswehr die Teilnahme an Veranstaltungen des VdS in Uniform untersagt und jeglicher offizieller Kontakt abgebrochen wurde. Grund dafür war ein Artikel in der VdS-Zeitschrift "Soldat im Volk" des Vorsizenden der Nationalsozialistischen Partei Amerikas, der unkommentiert veröffentlicht wurde. Dieses Jahr wird die Gedenkfeier nun vom Ring deutscher Soldatenvereine (RdS) angemeldet, ein weiterer Dachverband von Militärtraditionsvereinen in dem auch der VdS Mitlied ist. Merkwürdig nur, dass sich der RdS schon zum 31.12.2005 aufgelöst hat. Sowhl VdS wie RdS haben mittlerweile eine jahrzehntelange Tradition des politischen Engagements in einer Grauzone, die konervative wie auch rechtsradikalen Elenemte umfaßt.

Nachdem letztes Jahr schon etwa 25 Leute mit einer Spontankundgebung gegen die Gedenkfeier protestierten, die jahrelang völlig unbemerkt und ungestört ablaufen konnte, ist dieses Jahr vor dem Friedhof eine Kundgebung angemeldet worden. Die Rechten treffen sich um 10, bzw. um 11 Uhr zu ihren Gedenkveranstaltungen, schon vorher wimmelt die Gegend von Kleingruppen und Individuen, die an den Gedenkstätten der einzelen Einheiten oder Kriege Kränze abwerfen und sich dann zum gemeinsamen Gedenken treffen. Die Gegenkundgebug soll pünktlich (!!!) um 10 Uhr beginnen und es schein wichtig zu sein, dann auch da zu sein, um den Militaristen diesen Anblck nicht zu ersparen.

Also (auch wenn Sonntag und früh), 19.11., 10 Uhr, Friedhof am Columbiadamm, Berlin-Neukölln

Weitere Infos v.a. zu letzem Jahr gibt u.a. unter:

 http://ua.x-berg.de/pdf/UAZ2.pdf
 http://ua.x-berg.de/pdf/UAZ3.pdf
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Ergänzungen

Proteste gegen das "Heldengedenken" inBerlin

(muss ausgefüllt werden) 21.12.2006 - 21:03