BFC Dynamo: Kein Fußball den Faschisten!

tava 22.10.2006 21:01
Heute spielte in Berlin-Kreuzberg der Verein Türkiyemspor gegen BFC Dynamo. BFC Dynamo verlor dabei 1 : 0. Nach dem Spiel zogen ca. 200 grölende BFC Fans zum U-Bahnhof Mehringdamm. Während und nach dem Spiel kam es immer wieder zu rassistischen Provokationen und Einschüchterungen gegenüber anderen Menschen. Außerdem zogen kleinere Guppen Nazis durch Kreuzberg. Leider waren trotz Ankündigungen wenige Antifaschisten vor Ort. Es gilt Naziumtriebe und Nazis in jeder Form und an jedem Ort zu verhindern. Kein Fußball den Faschisten!
Heute am 22.10. fand im Katzbachstadion in Berlin ein Fußballspiel zwischen Türkiyemspor und BFC Dynamo statt. Da Türkiyemspor 1 : 0 gewann, zogen nach dem Spiel ca. 100 wütende BFCler und Faschos unter Polizeischutz durch Kreuzberg bis zum U-Bahnhof Mehringdamm. Dabei grölten sie Parolen gegen die anwesenden Antifas und gegen die Türkei. Vom U-Bahnhof Mehringdamm verschwand der Mob in der U6 oder U7. Die Polizeiwagen, die die Fans verfolgt hatten, fuhren dann in Richtung Potsdamer Platz davon. Dass es zu einer Sponti vom Mehringdamm bis zum Kottbusser Tor kam, ist also unwahrscheinlich. Anwesende Antifas bestätigen das. Die abfahrenden Polizeiwagen deuten darauf hin, dass die BFCler an der Friedrichsstraße oder am Ostbahnhof noch irgendetwas angestellt haben.

Der Zug vom Katzbachstadion bis zum U-Bahnhof Mehringdamm kann zwar subjektiv als Nazi-Demo betrachtet werden, da sehr viele Frei-Kameradschaftler dazwischen liefen, trotzdem befanden sie sich nur auf dem Heimweg von einem Fußballspiel und wurden dabei von Bullen eskortiert. Auch während des Spiels versuchten die BFCler, andere Menschen einzuschüchtern und zu bedrohen. Außerdem wurde einer der Spieler von Türkiyemspor von einem BFC-Spieler ins Gesicht geschlagen. Die Stimmung im BFC Block war trotz der Skandale zum Rassismus im Fußballstadion letzter Woche sehr fremdenfeindlich und gewalttätig. Angeblich sollen sie Landser Lieder gesungen haben. Immer wieder wurden nicht-deutsche Spieler angepöbelt, und es war deutlich zu spüren, was die BFC Fans von Kreuzberg und vom Verein Türkiyemspor hielten. Am Ende des Spiels kam es noch zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen BFClern und den Fans von Türkiyemspor und einigen Antifas.

Im Katzbachstadion selbst und in Kreuzberg waren sehr wenige Linke und Antifas unterwegs, so dass sich größere Gruppen von Faschos frei durch Kreuzberg bewegen konnten. Nach dem Spiel ließen sich einige BFCler in der Kneipe "Am Kreuzberg" nieder. Die anwesende Polizei schirmte die abreisenden Faschos vor den wenigen Antifas weiträumig ab, so dass wenig vom Verlauf des Heimwegs der BFCler bekannt ist. Die restlichen BFCler reisten wahrscheinlich über den Platz der Luftbrücke und S-Bahn Tempelhof wieder ab. Der größere Mob lief unter Polizeischutz bis zum U-Bahnhof Mehringdamm.

Nach der Nazidemo, gestern in Tegel und dem Auftritt der BFC Fans heute in Kreuzberg wird immer deutlicher, wie notwendig konsequenter Antifaschismus im Alltag ist; besonders in Gegenden und Städten, die als linke Hochburgen gelten, müssen Nazis weiterhin offensiv verhindert werden. Einerseits ihr Gedankengut, ihre Lebensform und Aktivitäten, anderseits die Ursachen, die dies ermöglichen. Manche „Linke“ müssen über den Glauben, dass „Nazis raus!“-Rufen cool ist und politische Intervention darstellt, hinwegkommen. Wenn in Kreuzberg 200 Nazis herumrennen, dann ist das nicht zum Heulen sondern zum Schreien und Kämpfen. Es geht ganz Kreuzberg an, wenn 200 Nazis durch ihren Kiez (oder jeden anderen) laufen, und jeder, der gegen Nazis ist, soll auch dementsprechend handeln. Besonders in Kreuzberg kommt es in letzter Zeit immer wieder zu Naziaktivitäten ohne dass jemand einschreitet. Kommt nächstes mal zahlreich. Schreitet ein, gegen Nazis und Rassisten! Kein Fußball den Faschisten!

Für ein antifaschistisches Leben!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Oberflächlich und deshalb gefährlich...

John Lydon 25.10.2006 - 18:20
sind deine Pauschalisierungen und Verallgemeinerungen. Genauso wie in den angepaßten Printmedien fehl dir einfach die Bereitschaft zu einer differenzierten Betrachtung. Da werden Halbwahrheiten mit glasklaren Lügen gemischt und fertig ist ein "antifaschistisches" Statement, daß vielleicht sogar bei einigen Lesern hängen bleibt. Nur einige Gedanken von mir zum Thema:
Richtig ist, daß es "Moschee-Slogans" gegeben hat, was ich bedauerlich finde. Ansonsten gingen zwei Scheiben am Kassenhäuschen zu Bruch. Es hat zu keiner Zeit die berühmt-berüchtigten "UhUh"-Rufe gegeben, es wurden keine Landser-Lieder gesungen. Fakt ist, daß es bei Dynamo einige Linke gibt, die den Verein nicht irgendwelchen "Rechten" überlassen wollen. Das Gros der Leute ist absolut unpolitisch und interessiert sich für Fußball. Nur am Rande, eine durchaus "antifaschistische" Aktion (Transpi) von BFCern wurde staatlicherseits verboten und wird gegen Yesilyurt nachgeholt. Auch das ist der BFC Dynamo...

kann so nicht stehen bleiben

Kapa 31.10.2006 - 01:07
Wo ist denn der Text bitteschön oberflächlich und gefährlich? Ebenso wird dem Text vorgeworfen Lügen zu enthalten. Nenne sie dann doch.
Fakt ist das es die von dir verleugneten Rufe gegeben hat. Sowohl Affengeräusche als auch nach Spielschluß das Landser Lied " Wieder mal kein Tor für Türkiyemspor" ( Besonders komisch da ja nur Türkiyem ein Tor geschossen hatte). Bestätigt sowohl durch unterschiedliche Medienberichte ( Berliner Zeitung,RBB Radio, Hürriyet) Fanberichte im Internet( Tennis Borussia Fans, Türkiyemfans) und gesehen von offiziellen des Berliner Fußballverbandes. Der Nordostdeutsche Fußballverband "NOFV" ( dem Berliner Verband übergeordnet und zuständig für die Abwicklung der Oberliga) hingegen hat jede rechte Äußerung während des Spiels negiert. DER NOFV hat schon in den letzten Jahren immer wieder sich im Bereich Rassismus als blind und taub bewiesen ( Vorfälle der neunziger Jahre wurden unter den Tisch gekehrt). Das liegt wohl daran das außer den paar Berliner Vereinen in allen angeschlossen Fußballverbänden keine Teams mit Migrantenhintergrung am Spielbetrieb teilnehmen und so dort eine komplett deutsche Verbandsstruktur herrscht. Migrantenverteter existieren nicht.

Also Fakt ist, das das was du schreibts nicht stimmte in Bezug auf das Spiel. Nun zu deinem Verein dem BFC. Gut du bist Fan dieses Vereines, so weit so gut. Doch problematisch wird es dort wo einem das Fansein den Blick vernebelt. Ja es gibt beim BFC auch einige die keine rechten oder Hooligans sind. Doch deren zahl ist so niedrig. Ein Sozialarbeiter des Fanprojektes Berlin schätzt das wenn der BFC sich wirklich von seinem Hooligan und Nazi Umfeld trennen würde etwa 2/3 der Zuschauer verschwinden würden. Dazu kommt das im Vorstand ein Hooligan sitzt, der Besitzer der Firma infinity. Das ein ehemaliger NPDler im Jugendbereich arbeitet, das Hooligan Firmen wie Hoolywood, Sport frei ( Landser, V8), Freunde der 3. Halbzeit zu den Sponsoren des Vereins gehören und die Vereinsarbeit mitbestimmen. Das Berliner Fußballcafe und der Germanenhof sind nicht nur Sponsoren und beliebte Treffpunkte von BFC Fans sondern auch Treffpunkte für die Berliner Neonaziscene. Ich könnte weiter fortfahren ....

Der BFC Dynamo ist wohl der Verein in der BRD der wie kein anderer von Hooligans und Nazis genutzt wird und unter deren Einfluß steht. Ja es gibt auch sog. Linke, die machtlos im Stadion geduldet werden und dort auch mal ein Transparent aufhängen dürfen.

Der oben geschriebene Artikel ist was die Situation in und um den Stadion betrifft ein guter Augenzeugenbericht. Informationen über den PseudoFußballclub Dynamo muß man sich leider woanders holen. Z.B im aktuellen Antifa-Infoblatt . Hier steht einiges über die die den Ton beim BFC angeben und nichts über die 42 "Linken" und die 100 die zu allem Schweigen.

Keinen Ballbreit den Faschisten

Späte Ergänzung

John Lydon 06.11.2006 - 22:57
ich war leider längere zeit offline, sonst hätte ich eher reagiert. ich habe bewußt geschrieben: oberflächlich und deshalb gefährlich. oberflächlich und das ist auch mein hauptkritikpunkt, weil pauschal erstmal alle BFCer ganz selbstverständlich als faschos und nazis, mindestens aber als hooligans (für mich immer noch ein großer unterschied) bezeichnet werden. das genau ist auch aus meiner sicht gefährlich und sogar in sich "faschistuid", weil unter der prämisse im grunde alles erlaubt ist (bspw. Steine vom ggü. Dach in Richtung des Mobs werfen). faschismus fängt da an, wo der mensch nicht mehr mensch ist, sondern im grunde nur noch der feind...

der einwand bzgl. meines "fanseins" ist absolut berechtigt, natürlich fällt es schwerer den blick für bestimmte realitäten nicht zu verlieren. gleiches gilt jedoch umgekehrt auch für einzelne leute der antifa, die möglicherweise nur noch "kleingruppen von nazis o. hooligans" sehen und nicht einfach nur fußballfans. richtig ist vieles von dem was du geschrieben hast (hells angels, etc.). diese dinge sind bekannt und es liegt am verein und den fans, bestimmte entwicklungen zu verhindern. das der verein ein großes gewaltpotenzial hat, ist unbestritten. aber jeder, der sich in der szene auch nur ein bißchen auskennt, weiß, daß "politik" da schlichtweg nicht angesagt ist. die legendären flugblattverteiler der npd haben bei hertha und union lange zeit werbung machen können, beim BFC Dynamo wurde "die sache" auf dem parkplatz geklärt. richtig ist, daß in der jugendabteilung ein ehemaliges npd-mitglied (vor 5 jahren ausgetreten) tätig ist, der einzige BFCer übrigens den ich kenne, der eine "solche" vergangenheit hat...

das "wiedermalkeintor..." zur melodie von "yellow submarine" ein landsersong ist, habe ich nicht gewußt. das wurde tatsächlich gesungen, was ich aber text- und inhaltlich nicht problematisch finde (das das von landser ist schon, wenns stimmt!). Urwaldlaute gab es definitiv nicht, ich war da! wer das behauptet lügt. nach abpfiff wurde ein BFC-Spieler angespuckt und geschlagen, danach kam es zur "rudelbildung" auf dem platz. kurzzeitig sah's nach einem platzsturm aus, der aber von den eigenen leuten verhindert wurde. auch das sollte man zur kenntnis nehmen.

abschließend noch zwei kurze bemerkungen. als kurz nach der wende in rostock-lichtenhagen ein asylbewerberheim brannte, bin ich mit anderen leuten von der ost-antifa (elisabethkirche) und freunden vom BFC nachts mit pkw's nach rostock gefahren. von den 18 leuten, die wir damals mit mühe und not zusammenbekommen haben, waren 10 BFCer.

du sprichst davon, daß einige wenige "sogenannte linke" (was ist das?) eben geduldet werden. ich würde es aus meiner sicht anders formulieren. viele vernünftige leute wollen den BFC Dynamo eben nicht einigen idioten überlassen, dazu gehören auch solche transpiaktionen (wie die leider bei türkiyemspor bewußt verbotene). das auch nach "innen" zu vertreten, erfordert deutlich mehr courage, als auf einer antifaschistischen demo mitzulaufen...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

Reflex-Linke — Fußball-Linker