Zapfenstreich in LG: ein Vorgeschmack

Clown 23.06.2006 17:19
Am 28. Juni 06 um 22Uhr soll auf dem Lüneburger Marktplatz ein so genannter Zapfenstreich (und Gelöbnis) anläßlich des 50-jährigen Jubiläums der Bundeswehr stattfinden.
Viele Lüneburger wollen sich diesem Auftritt der Bundeswehr in der Öffentlichkeit NICHT gefallen lassen. Eine Reihe von Gegenveranstaltungen und kreativen Aktionen finden aus diesem Anlaß statt. Am 20. Juni organisierte das Lüneburger Bündnis gegen Militarismus eine erste Veranstaltung.
50 Jahre Bundeswehr - Es gibt nicht zu feiern!

Der Zapfenstreich existiert in seiner jetzigen Form schon seit fast 200 Jahren und ist ein altes preußisches Militärritual. Auch in der zeit des Nationalsozialismus und der aktiven Hilfe der Wehrmacht bei Massenmorden an JudInnen und anderen Minderheiten wurde dieses Ritual besonders zelebriert. Bis heute hat sich das Ritual des preußischen Militärs, der Wehrmacht und der heutigen Bundeswehr nicht verändert, es steht also in Tradition zu Eroberungskriegen, Massakern, ethnischen Säuberungen und Massenmorden. Eine neue Dimension kommt hinzu, und zwar die atomare Dimension mit der Gefahr von atomarem Krieg mit Atombomben als Vernichtungswaffen. Auch auf deutschen Boden werden Atomwaffen von der Bundeswehr bewahrt.

Am 20. Juni fand im Gewerkschaftshaus von Lüneburg eine gut besuchte Veranstaltung zum Thema „ Militärrituale – Analyse und Kritik eines Herrschaftsinstruments“ mit Markus E. zu Gast statt. Einige Jungs aus der Kaserne (in zivil) haben dem Vortrag beigewohnt. Ob, die Veranstaltung sie zum Nachdenken bringen wird? Ein uniformierter Soldat wurde aber aus dem Saal raus geschmißen.
Die unterschiedlichen Formen von Militärrituale und ihre Bedeutung wurden erläutert. Ferner wurde über den anstehenden Zapfenstreich in Lüneburg und möglichen kreativen (Gegen)Aktionsformen diskutiert.

Den Zapfenstreich stören!

Seit die Weichenstellung zum Umbau der Bundeswehr zu einer Interventionsarmee vollzogen worden ist, wird das zeremoniell bewusst öffentlich veranstaltet, um es als Propagandamittel zu benutzen. Außerdem geht es dabei um die Gewöhnung an das Militär, um die Gewöhnung daran, dass Kriege gewünscht und geführt werden.

Vorgeschmack

Als am Tag nach der Veranstaltung eine Duzend junge Leute abends in der Innenstadt unterwegs war, traf sie eben auf hunderte von Soldaten im Uniform auf dem Marktplatz. Es wurden laute Befehle gebrüllt, aufmarschiert... Ein paar Polizisten sicherten das Geschehen. Es war die Generalprobe für nächsten Mittwoch. Für die kleine Gruppe war dies eine Zumutung und sie nutzte spontan die Gelegenheit auch mal Generalprobe zu machen. Einige Leute schleuderten sich zwischen den Reihen von Soldaten und brachten etwas Chaos im Ordnung. Es wurden anti-militärische Lieder laut gesungen. Eine Aktivistin, die durch die Reihen mit dem Einrad hin und her fuhr wurde nach gewisser Zeit von der Polizei festgehalten und anschließend für kurze Zeit zur Wache gebracht und eingesperrt.

Es war nur Generalprobe. Der eigentliche Zapfenstreich findet am kommenden Mittwoch statt. Seid kreativ gegen diese militärische Propaganda-Veranstaltung!
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Ergänzungen

Uniform-Rausschmiss

egal 26.06.2006 - 13:02
Wenn ich das richtig mitbekommen habe: Der Uniformierte war nicht irgendein Uniformierter, sondern der Bataillonskommandeur der Truppe mit den leichten Panzern, die da in Lüneburg stationiert sind und sehr gut geeignet sind für Einsätze in aller Welt. Er kam in den Saal und erklärte sinngemäß, er sei hier verantwortlich für alles was mit dem Zapfenstreich/Gelöbnis in der Stadt zu tun habe und wolle sehen und hören, wie hier zu diesem Thema diskutiert werde. Darauf hin wurde er von den Veranstaltern höflich gebeten, die Uniform auszuziehen oder die Veranstaltung zu verlassen. Der Uniformträger war sehr überrascht und erfuhr auf Nachfrage nach den Gründen, dass es Leute im Saal gebe, die nicht bereit oder in der Lage seien, sich eine zivile Veranstaltung in Anwesenheit einer Uniform vorzustellen. Noch einmal verwies der Uniformträger auf seine Verantwortlichkeit, redete dann irgendwas von Hausrecht (wovon auf Veranstalterseite nie die Rede war) und verließ dann den Raum. Beim Hinausgehen rief er seinen Untergebenen in Zivil sinngemäß zu: Sehen Sie, so wird hier demokratisch diskutiert. Daraufhin wiesen die Veranstalter nocheinmal auf die Möglichkeit hin, die Uniform doch einfach auszuziehen. Der Uniformträger schien diesen mehrmals erfolgten Vorschlag nicht einmal erwogen zu haben und verschwand endgültig.

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