Christiansen hetzt gegen ALGII-Empfänger

Baba Yaga 29.05.2006 15:49
OFFENER BRIEF !!!

Thema: Kritik zur Sendung: Arm durch Arbeit, reich durch HartzIV?
Datum: 29.05.06 13:35:13 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerzeit
Von: xxxxxxx
An:  info@sabine-christiansen.de
28.05.06

Frau
Sabine Christiansen
TV21 GmbH
Lennéstr. 1
10785 Berlin

 info@sabine-christiansen.de
Betr.: Sendung vom 28.05.06 - Arm durch Arbeit - Reich durch HartzIV? Hier : Kritik;

Sehr geehrte Frau Christiansen!

Meine Kritik an Ihrer aktuellen, oben benannten Sendung umfaßt:
a) Falsche Behauptung im Vorspann/Einführung zur Sendung:
"Es klingt grotesk: Arbeitslose können unter günstigen Umständen auf
einen Stundenlohn von 12 EURO brutto kommen.....";
b) Unausgewogene Besetzung der Talkrunde mit ThemenvertreterInnen;
c) Einseitige und parteiliche Gesprächsführung mit offensichtlicher
Intention, Behauptungen und rhetorische Fragestellung im Vorspann zu
verfestigen und als Meinungsmache zu lancieren.
Das zu Beweisende war bei der Gesprächsführung schon vorausgesetzt
- Circulus vitiosus - !

Begründung:
Zu a)
Die Behauptung, "Arbeitslose können unter günstigen Umständen auf einen Stundenlohn von 12 EURO brutto kommen" ist rechtlich, sachlich und auch rechnerisch falsch!
Bevor Sie solche Falschbehauptungen in die Öffentlichkeit lancieren, hätten Sie sich selbst fachlich kundig machen müssen!

Wer solch offensichtlich falsche und tendenziöse Behauptungen in Umlauf setzt, betreibt m.E. eine ekelhafte Neiddiskussion. In Verbindung mit den wiederholt erhobenen, unbelegten Vorwürfen Ihrer Partner Clement, Söder und Jörges, "20 - 25% TransferbezieherInnen von ALGII würden Mißbrauch betreiben", wird gezielt eine ganze Bevölkerungsschicht diffamiert und den von Arbeitslosigkeit Betroffenen "übel nachgeredet"!

Sie hätten schon anhand der Umrechnung des 12.-€-Stundenlohns auf ein Arbeitsmonat (160 Std.) feststellen können, dass ein(!) Arbeitsloser nie auf ein ALGII von 1920.- € kommen kann, auch nicht mit irgend welchen "Zuschlägen" (Söder) !

Um diesen Auszahlungsbetrag zu erhalten, müsste es sich um eine fünfköpfige Erwerbslosen-Familie handeln, die davon Miete und Existenzminimum für 2 Erwachsene und 3 Kinder zu bestreiten hätte.

Ein Arbeiter mit dem gleichen Brutto-Lohn-Betrag hätte zusätzlich 462.-€ Kindergeld (154.- x 3) zur Verfügung und Anspruch auf Wohngeld, bei vergleichbaren Unterkunftskosten der Erwerbslosenfamilie, sodass auch hier nochmals ca. 500.-€ dazukommen.
Damit erhöht sich das zur Verfügung stehende "Einkommen" des Arbeitnehmers mit vergleichbarer Familie um einen Betrag von 900.- bis 1000.- € mtl.

Dass der "Einkommens-Abstand" zur Erwerbslosenfamilie nicht durch das Arbeitseinkommen von 12.-€/h erreicht wird, sondern ebenfalls durch Transfermittel des Staates, müßte auch Ihnen deutlich machen, dass die heute bezahlten Löhne zu niedrig sind, um damit eine Familie ernähren und erhalten zu können!
Eine Argumentation darüber, haben Sie nicht zugelassen und Versuche dazu wiederholt "abgewürgt", Gewerkschaftsvertreter Wiesehügel und die WASG-Vertreterin wollten hierzu informative Ausführungen machen.

Zu b)
Entsprechend der offensichtlichen Zielsetzung Ihrer falschen Behauptungen und Beschuldigungen im Vorspann der Sendung, - teilweise in Form rhetorischer Fragestellungen -, haben Sie schwerpunktmäßig auch das Talk-Gremium besetzt und ausgesucht.
Drei ausgewiesene, einer neoliberalen Marktwirtschaft verpflichtete Erwerbslosenjäger, ohne soziales Gewissen, gegen zwei Vertreter des Sozialstaatsprinzips!
Von Ausgewogenheit und Parität kann da schon rein zahlenmäßig nicht die Rede sein, auch wenn Sie im Publikum noch einen Spargel-Agrar-Industriellen und einen Vertreter einer Selbsthilfeorganisation sitzen hatten!

Zu c)
Die unter a) und b) vorgetragenen Kritikpunkte wären wohl noch zu "heilen" gewesen, hätten Sie eine ergebnisoffene Erörterung des Themas zugelassen und gefördert.
Statt dessen konnten Clement, Söder und Jörges Vorwurfe und Mißbrauchsbeschuldigungen beleglos und ohne Unterbrechung, in wiederholten Schleifen vortragen, also Ihre rhetorischen Vorspannfragen als Behauptungen formulieren.
Sie verzichteten auf konkrete Nachfragen zu Spargellöhnen, Versicherungsabgaben, zu behaupteten angeblich hohen "Zuschlägen" (Söder und Jörges) und beschnitten statt dessen die Gegenreden und sachlich fundierten Argumentationsbeiträge von Frau Redler und Herrn Wiesehügel.
Weil Sie sich inhaltlich selbst in die Diskussion einmischten und mit persönlichen Fragen, Argumenten und Behauptungen sich zeitlich umfangreich beteiligten, hätte ich erwartet, dass zumindest in Bezug zur Alimentierung der beiden Politiker Clement und Söder die Frage nach deren steuerfinanzierten "Einkommen" im Vergleich zum ALGII käme.
Das hätte sich zumindest angeboten, als das faktische Scheitern der HartzIV-Reform und damit das Versagen des verantwortlichen, damaligen Wirtschafts- und Arbeitsministers eingestanden wurde?

Von seriösen ModeratorInnen erwartet man paritätisch ausgewogene Auswahl der Teilnehmer, unparteiliche Diskussionsregelung und thema-orientierte, aber ergebnis-offene Gesprächsleitung!

Ich kann Ihnen im Zusammenhang mit der gestrigen Sendung den Vorwurf der Einseitigkeit und Manipulation nicht ersparen, inhaltlich gesehen, haben Sie das zugelassen, was man schlicht "Volksverhetzung" nennt!

Mit freundlichen Grüßen
xxxxxxxxxx
(Baba Yaga)
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Vergiss es! — Aufmerksamer Beobachter

3.6. Berlin rocken! — wütend

@lukas — aber hallo

Indy goes Kindergarten — Pisa oder wie?

@ tagmata — Lukas

@ indymods — hans

???? — fragmata