Potsdam / Aus dem Opfer wird der Täter

jemaja 22.04.2006 11:24
Nach einer Woche wird den Medien das Berichten über den Mordversuch an einem Deutschen, der in Äthiopien geboren wurde, in Potsdam zu langweilig. Das lokale Blatt "Märkische Zeitung" fängt an und schreibt, das Opfer sei selbst schuld gewesen.
In der "Märksichen Zeitung" schreibt ein namenloser "fs" dazu:

"Der Überfall auf Ermyas M. am Ostersonntag in Potsdam hat sich nach Informationen der MAZ allerdings weitgehend anders zugetragen als bisher dargestellt. Demnach hatte der 37-Jährige an der Haltestelle "Charlottenhof" gegen vier Uhr bereits den Nachtbus bestiegen, um, wie geplant, einen Bekannten zu besuchen. Als jedoch der alkoholisierte Wissenschaftler (zwei Promille) - der sich zuvor mit seiner Frau gestritten hatte - beim Bezahlen der Fahrkarte mit dem Busfahrer in Streit geriet, setzte dieser den Fahrgast vor die Tür. Ermyas M. hatte sich dem Vernehmen nach heftig darüber erregt, dass der Busfahrer den Geldschein mit einer großen Menge Münzen wechseln wollte.

Kurz danach sollen die späteren Täter, einer links, einer rechts, Ermyas M. an der Haltestelle passiert haben. Der 1,97 Meter große Mann aus Addis Abeba soll danach die beiden Männer, die schon einige Meter entfernt waren, mit dem Wort "Schwein" beleidigt und zumindest einen zu treten versucht haben. Der Tritt wird durch die Zeugenaussage eines vorbeifahrenden Taxifahrers bestätigt. "Schwein" ist auf dem originalen Mailbox-Mitschnitt zu hören. Danach beschimpften die beiden Männer Ermyas M. als "dreckigen Nigger".

Das Opfer hat, anders als bisher erklärt, keine Rippenbrüche oder sonstige schwere Verletzungen am Oberkörper erlitten. Durch einen einzigen, äußerst wuchtigen Faustschlag wurde ihm der Schädelknochen an einem Auge zertrümmert, wie die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Frauke-Katrin Scheuten, auf MAZ-Anfrage mitteilte. Dies ist das Ergebnis eines rechtsmedizinischen Gutachtens. Bisher war erklärt worden, die Täter hätten hemmungslos auf das bereits regungslos am Boden liegende Opfer eingetreten."

 http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10692646/62249/0?print=J

Als Schwarzer in Potsdam hat man die Klappe zu halten, wen Busfahrer einen dumm anmachen? Und mit "Schwein" zu einem Doitschen hat das Opfer selbst schuld, wenn es danach fast todgeschlagen wird? Was die beiden Täter vor dem "Schwein" mit dem Opfer gemacht haben oder zu ihm gesagt haben, das schreibt die Potsdamer Zeitung nicht - weil sie es lieber nicht wissen wollte?

Ermyas steht an der Schwelle des Todes - aber deutsche Zeitungen sagen: Selbst schuld! Wir sagen: So nicht! Leserbriefe an die "Märkische Zeitung":  leserbriefe@MAZonline.de
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Ergänzungen

Netzeitung dazu

netzeitungleser 22.04.2006 - 11:42
Der genaue Tathergang ist weiter unklar. Wie das Nachrichtenmagazin «Focus» berichtet, haben Zeugen geschildert, das Opfer habe vor dem Überfall in einer nahe dem Tatort gelegenen Discothek eine tätliche Auseinandersetzung mit zwei Personen gehabt. Der Betreiber der Discothek habe sich bisher dazu nicht äußern wollen. Er habe eine «Vereinbarung mit der Polizei» und wolle die Ermittlungen nicht gefährden, zitiert «Focus» den Mann.

DNA-Spuren auf Scherben

Zudem war demnach das Opfer zum Tatzeitpunkt nach Angaben des Magazins stark alkoholisiert. Ärzte sollen bei ihm 2,08 Promille festgestellt haben. Auch die Täter hätten nach Informationen aus Polizeikreisen auf der Minuten langen Mailbox-Aufnahme der Auseinandersetzung stark betrunken geklungen. Nach einem Anruf des Opfers bei dessen Ehefrau hatte deren Mailbox die Stimmen aufgezeichnet. Die beinahe tödliche Attacke sei offenbar blitzschnell verlaufen. Ein Gerichtsmediziner habe bei dem Opfer keine Spuren gefunden, die auf einen längeren Kampf hindeuteten.

 http://www.netzeitung.de/deutschland/393876.html

Ich kann gar nicht so viel fressen...

JW 22.04.2006 - 11:58
Die MAZ hat es da sicherlich besonders weit getrieben, allerdings stößt mir die Berichterstattung in den Medien ohnehin schon eine Weile auf. So wird immer wieder berichtet und hervorgehoben, daß das Opfer ein "integrierter" Deutscher war, Mitglied in der SPD, politisch aktiv, mit einer Deutschen verheiratet usw. Da frage ich mich doch, ob solch ein Verbrechen akzeptiert wird, wenn das Opfer ein "Nichtintegrierter" wäre, der kein Wort Deutsch spricht, streng gläubiger Moslem ist und keinen angesehenen Beruf ausübt, ganz schön widerlich. Ekelhaft ist auch der MAZ-Kommentar, daß es keine Rippenbrüche gäbe, während der Mensch im Koma liegt und mit dem Tod kämpft.
Die gleiche Tendenz hat auch die neue Kampagne in Potsdam, wer genauer hinschaut, dem wird auffallen, daß sich diese Kampagne weniger um Nazi-Schläger und deren Opfer sorgt, als um zurückgehende Buchungszahlen der Potsdamer Hotels und dem allgemeinen Imageverlust.
Vielleicht sollten mal ein paar Kommentare an die MAZ her, ich dachte zuerst, dies sei ein Leserbrief. Leserbriefe an seriöse Zeitungen erfreuen sich unter Rechtsextremen seit einer Weile ziemlich Beliebtheit, um so ihre Propaganda auch in größere Zeitungen zu bekommen und Öffentlichkeit zu erzeugen.

Kundgebung gestern aufm Luisenplatz

DeinName 22.04.2006 - 13:13
da waren es ca. 5000 von den "aufrechten" Bürgern

und unter der webadresse gibt es noch ein paar bilder

Radiobeitrag...

fsk'lerin 22.04.2006 - 15:43
...findet sich bei: freie-Radios.net:

Mordversuch in Potsdam - Die Norm im Land

Kurzbeschreibung
Gespräch mit der Soligruppe Potsdam über den Alltag in der Stadt und die Gründe für die überbordende Aufmerksamkeit, die der jüngste Mordversuch erfährt: Es geht um das Image bzw. dessen Wiederherstellung zur Fussball-WM.
Dem Gespräch folgt eine Aufzeichnung aus dem März zum Fall Julia S. Auch hier steht der national-sozialistische Alltag der Jahre 2005-2006 im Mittelpunkt der Beschreibungen.

Freies Sender Kombinat (FSK), Hamburg 93,0 MHz, 19.04.2006
 postbox@fsk-hh.org Redaktion 3 (mailto:  r3@fsk-hh.org)
46:09 Minuten, geschäzte Downloadzeit: Modem 33,6k 96:08 min, Modem 56k 65:33 min, ISDN 48:04 min, DSL 4:48 min.
Name/Grösse: 20060420-mordversuch-12359 / 21633 kB.
Dateiformat MPEG-1 Layer 3, 64 kbit/s, Mono, (44100 kHz)


Noch mehr Details

Potsdamer 22.04.2006 - 15:44
Ob Ex-General Schönbohm, der "was hat das mit Rechtsradikal zu tun?"-Minister, hier mitliest? Oder wenigstens die Postdamer Neuesten Nachrichten:

"Den Brandenburger Sicherheitsbehörden ist Thomas M. allerdings bereits mehrfach in der rechtsextremen Szene aufgefallen. Zuletzt im Umfeld des Tram-Prozesses gegen die rechten Schläger, die in der Innenstadt eine Straßenbahn gestoppt und zwei Jugendliche verprügelt haben. Dort wie auch während des „Chamäleon“-Prozesses soll Thomas M. vor dem Gerichtsgebäude als eine Art Bodygard eingesetzt gewesen sein. Damals wurden Linke, Prozessbeobachter und Journalisten vor und im Gericht bedrängt und bedroht. Vor den Prozessen sei er den Behörden vier Jahre lang nicht weiter aufgefallen. Früher habe Thomas M. zum Umfeld des rechten Schlägers Markus S. gehört, der beim „Tram“-Prozess vor einem halben Monat zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde. Ebenso gehöre Thomas M. zu den Freunden des Hooligans Matthias R.

Auch der zweite Verdächtige Björn L. ist den Behörden bekannt. „Piepsi“ – so sein Spitzname wegen der hohen Stimme – gilt als gewalttätiges und kriminelles Mitglied der Potsdamer Türsteherszene. Er sei bereits mehrfach aufgefallen wegen Kokainschmuggels- und Handels, illegalem Waffenbesitzes und diverser Betrugstaten. Gegenwärtig drängt ein Rocker-Gruppe namens „Gremium“ in die Türsteherszene in Potsdam, der L. angehören soll. Sektionen von „Gremium“ in anderen europäischen Ländern würden mit Drogen- und Waffenhandel in Verbindung gebracht. Zwischen der Potsdamer Sektion und der rechten Musikszene Berlins soll es laut Sicherheitskreisen „Überschneidungen“ geben. L. selbst sei bisher nicht als rechtsradikal bekannt. In seinem Ort soll er immer wieder mit Tarnuniform gesehen worden sein.Auch in der linken Szene Potsdams ist Björn L. kein Begriff. Bekannt sei nur, dass er in einem Babelsberger Café arbeite."

 http://www.pnn.de/potsdam/index.asp?gotos=http://archiv.tagesspiegel.de/toolbox-pnn.php?ran=on&url=http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/22.04.2006/2484638.pnn#art

Stand auch in anderen Zeitungen, nich nur MAZ

A. 22.04.2006 - 21:37
Insofern ist der Artikel Blödsinn. Es scheinen sich wirklich Zeugen gefunden zu haben, allerdings ist davon auszugehen, daß diese Zeugen aus der Naziszene stammen und ihre Kameraden entlasten sollen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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@jemaja — ...

die frage ist — qweqwe

Haben Rassisten auch V-Männer? — Extrem lobbíing