Aufstand der Verpeilten in F´Hain

meth 18.03.2006 21:20 Themen: Antifa Kultur
3000 Verpeilte zogen heute Nachmittag durch Berlin-Friedrichshain - gegen Nazis und neuen Patriotismus und für laute, elektronische Musik.
Aufgrund zunehmender Nazi-Übergriffe in Berlin-Friedrichshain organisierte die Initiative für hedonistische Stadtentwicklung & kosmopolitische Kompetenz eine Demo durch den Kiez - und 3000 Verpeilte, Hedonisten, Kosmopoliten und Antifas kamen.

Drei fahrende Soundsystems sorgten für angemessen laute Beschallung des bunten und zum größten Teil tanzenden oder gutgelaunt-kopfnickenden Demozugs, der einmal quer durch Nord- und Südkiez zog.

Redebeiträge der Organisatoren und der Gruppe Kritik&Praxis wandten sich gegen Nazistrukturen im Kiez, sog. "Autonome Nationalisten" und hirnrissige Patriotismuskampagnen.

Eine fette Veranstaltung fern der üblichen Verdächtigen, die allen Beteiligten und Passanten schon am Nachmittag ein verpeiltes Lächeln ins Gesicht zauberte.
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Ergänzungen

Was soll das???

... 18.03.2006 - 23:54
Wie soll man diesen Artikel verstehen? Warum werden Demo-Teilnehmer von "meth" als "Verpeilte" bezeichnet? Handelt es sich ´hier um ein Nazi-Fake, oder was (der link lässt zwar anderes vermuten, aber man weiß ja nie)? Eine angemessene Antwort wäre sehr hilfreich!

@ 23:54

ich 18.03.2006 - 23:59
Also zuerst mal: LOL!
Dann: die Demo war in erster Linie von den Leuten organisiert, die den jährlichen "Karneval der Verpeilten", Fuckparade usw. organisieren. Also ein bischen die cooleren Teile der Berliner Clubzene. Das zusammen mit verschiedenen Antifagruppen. Es handelt sch also um eine ironische(?) Selbstbezeichnung.
Bitte nich immer alles durch den eigenen szenigen Filter betrachten :-)

Aufstand der Verpeilten...

nix 19.03.2006 - 00:25
... ist eine Bezeichnung der Organisierenden dieser Demo für ihre Aktion. In manchen Szenen ist es eben noch möglich, auch mal selbstironisch über den eigenen Lebenswandel zu reflektieren, und daher ist "Verpeilte" hier nicht als Schimpfwort zu verstehen...

Danke für die Auskunft

... 19.03.2006 - 14:27
Wenn man selbst kein Berliner ist und sich auch nicht mit der dortigen Szene auskennt, kann es schonmal passieren, dass man bei solchen Namen ins Stutzen kommt. Außerdem sind Nazi-Ergänzungen hier ja nicht die absolute Seltenheit, weshalb ich es also auch nicht für unwahrscheinlich gehalten habe, dass so ein Grützkopf auf die Idee gekommen sein könnte, mal 'nen ganzen Artikel zu posten (an alle Faschos: untersteht Euch!!!).
Danke für die Aufklärung!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Mehr Infos?!

Nachfrager 19.03.2006 - 02:00
ich hätte gern ein paar mehr informationen...

wer ist diese Initiative für hedonistische Stadtentwicklung & kosmopolitische Kompetenz? wer gehört dazu & was möchte sie? warum der ironische ansatz? ich finde, das kreative aktionen wichtig sind, aber bei dem hintergrund von überfällen auf linke wäre es eventuell besser ein ernsthaften ansatz zu wählen.

außerdem frage ich mich, wo lang die route genau verlief. außerdem hätte ich gern etwas mehr über die redebeiträge gewusst. und wieso hatten die anwesenden ein verpeiltes lächeln im gesicht?

ehrlich gesagt klingt das alles nicht sehr nach poltisch-antifaschistischer aktion. vielmehr erscheint mir diese art von protest etwas merkwürdig spektakulär und theatral. ernsthaft auf keinen fall. ich hab ja nix gegen kreativität. aber ironischer unsinn scheint mir der falsche weg zu sein auf nazis zu reagieren.

alibi-veranstaltung?

polit-pokemon 19.03.2006 - 04:52
man hätte denken können die veranstalter haben nur einen grund gebraucht ihre fuckparade auch mal im winter zu veranstalten. Der erste Redebeitrag am Boxi war noch zu verstehen.. alle weiteren gingen unter da die 3 soundsystems nicht vollständig schweigten als wichtiges und richtiges gesagt wurde. Es schien so als wolle man den "Tanzfluss" nicht unterbrechen. Der politische Charakter ging dadurch leider flöten. Das erklärt wohl auch die im laufe der Demo ständig geringer werdende Anzahl von Teilnehmern. Tanzen gegen Nazis gut und schön, aber nur Tanzen hilft halt auch nix. Spassguerilla kann man leider wohl auch missverstehen

Interessante Aktion...

aber 19.03.2006 - 13:06
Ich hab ehrlich gesagt ein paar Probleme Euer Konzept zu verstehen. Ich verstehe, dass Ihr Freiräume für alternative, antifaschistische und un-kommerzielle Kunst & Kultur schafft. Ich verstehe, dass Ihr dies durch Eurer Medium - die Musik - macht. Was ich nicht verstehe, dass der politische Bezug so gering ist. Meint ihr Euch als Plattform, als Freiraum? Ist das, was Ihr macht auf irgend eine Art Aktions-Kunst...

Wieso müssen es dann ironischerweise "Verpeilte" sein, die gegen Nazis demonstrieren? Es geht mir nicht darum jemand nieder zu machen. Aber ich würde schon gern verstehen, was euer Ansatz ist und was sich dahinter versteckt. Mag sein das ich zu theorielastig bin und deshalb weniger hedonistisch und cool. Aber muss mensch das denn sein?

Ich find es gut die Strasse kreativ und witzig zu erobern, meinetwegen auch individualistisch-egozentrisch, bunt, laut, heterogen und unter dem label "kunst". aber wieso müssen die teilnehmer verpeilt sein? wieso solch ein label? versteh ich nich?

Bummsfaldera!

Polit_Punk 19.03.2006 - 13:32
Anfänglich am Boxi begann diese "Demo" anscheinend sehr politisch motiviert, der Redebeitrag war für alle hörbar und erntete auch noch Beifall und Zustimmung, im Verlauf des Umzuges hörte man immer mehr Bieflaschen zerspringen, man watete bald durch ein Meer aus Konfetti und Scherben und in der Luft hang der Duft von Rauschmitteln, der politische Charakter ging verloren und ich kam mir vor wie auf einer "Love-Parade" ...schade...

Ernsthaft

nix 19.03.2006 - 17:42
Wenn ihr meint, man müsse, dürfe oder könne nur "ersthaft" (wer definiert das überhaupt?!) gegen Nazis vorgehen, dann macht das doch einfach.
Aber lasst doch die Leute, die die Verteidigung ihres Lebens- und Entfaltungsraumes anders gestalten wollen es auf IHRE Art tun.
Ich gehe lieber auf die Straße mit einem Haufen Spasschaoten, als dass ich Monatelang in Plenars rumhänge und am Ende als einzige "Aktion" einen "ernsthaften Flyer" präsentieren zu können.
Aber wie gesagt, alle so wie sie es SELBST für richtig halten!

und in Charlottenburg???

egal 19.03.2006 - 18:23
Lustig... während in F'hain demonstriert wird, laufen in Charlottenburg seelenruhig die Faschos durch die Gegend. Wir hätten hier auch 3000 Leute gebraucht. Ich wohn in C'burg und hab keinen Bock drauf, dass hier marschiert wird. F'hain, X-Berg u. Co. sind wohl wichtiger, was?
Na danke an alle, die sich Antifas nennen!

@ aber 19.03.2006 13:06

Berliner 19.03.2006 - 18:24
Verstehe es als kulturelle Barriere zwischen Berlinern und euch aufm Lande. Ihr mögt ja diese komischen "50 Leute ziehen brüllend durch die Einkaufsstraße"-Demos sinnvoll finden. Aber hier sehen das viele Leute anders. Die Tanzdemo bringt vielleicht auch die nicht die Weltrevolution, aber sie macht spaß ist ist zumindest etwas wirkungsvoller.

@ berliner...

JAmaijka 19.03.2006 - 19:22
... wieso gleich so beleidigend? ich frag doch nur (ganz freundlich) und ne antwort hab ich immer noch nicht bekommen. ausserdem komm ich selbst auch aus berlin & nich vom dorf. deine elitäre arroganz find ich ganz schön unpassend.

also - berliner - persönliche beleidigungen sind hier unpassend. ihr regt euch über "dissen" auf, aber konstruktiv auf andere zugehen könnt ihr nicht. hab mir eure seite angeschaut und würd gern mal auf euer OFFENES PLENUM gehen, um mal ein wenig mehr zu kapieren, was ihr meint. weil ich den ansatz sehr künstlerisch-aktionistisch & kreativ zu mobilisieren spannend finde. aber ihr buht nur um euch rum. was inhaltliches hab ich von euch noch nich gehört...

aber noch mal von wegen PLENUM, wenn ihr wollt das jemand kommt, dann wüsst ich gern wo und wann es ist.

@ jamaica

Berliner 19.03.2006 - 19:35
Wer beleidigt hier wen? Die ganzen Dissereien kamen doch von euch, weil es in Berlin Leute gewagt haben, mal ne Aktion gegen Nazis zu machen, die über linke Rituale hinausgeht. Ich hab lediglich reagiert.
Kannst du nicht kapieren, daß es in Berlin eine Menge Leute gibt, die keinen Bock auf Rituale haben? Daß es vielleicht auch Nicht-Szene-Leute gibt, die dennoch politisch aktiv sind?
Was meinst du mit "ihr"? Denkst du echt, alle 3000 Leute, die dabei waren sind in so einer Art Partei organisiert?
Was meinst Du mit "Plenum"? Leg doch mal deine Szene-Scheuklappen ab.
Was meinst du mit "eure Seite"? Ich hab keine Seite.
Und was meinst du mit "inhaltlich"? Etwa die dämlichen Parolen, die ihr bei eueren Kleinstadtdemos immer rumkrakeelt? Was ist daran inhaltlich? Wir sind wenigstens so ehrlich und sagen, daß wir auch mal konkret handeln und nicht labern wollen, ihr brüllt einfach ein paar Parolen und nennt euch dann "inhaltlich" und greift jeden an, der nicht auf euerm komischen Film mitfliegt. Is ja kein Wunder, daß niemand mehr was mit eurer Szene zu tun haben will. Sowat weltfremdes!

@ berliner

JAmaijka 19.03.2006 - 20:00
hallo, du kennst mich doch gar nicht. ich komme weder aus einer kleinstadt, noch krakele ich irgend welche parolen. ausserdem greife ICH niemanden an, der nicht auf meiner wellenlänge schwimmt.

sondern:
ich bin an hintergründen interessiert. ich bin daran interessiert, was Du zB wolltest. gegen durchbrechung von ritualen hab ich nix... ganz besonders wenn sie auf eine andere, dh künstlerische, weise vorangetrieben werden. mir ging es lediglich um verständnis. dir aber scheint es um abgrenzung zu gehen ...

von wegen des plenums:
tut mir leid. da hab ich dich wohl (auch) in eine ecke gestellt. ich dachte du hättest etwa mit den FUCKPARADE-ORGANISATOREN zu tun, die auch die demo am 18ten vom boxi organisiert haben. diese bitten auf ihrer seite (siehe  http://www.bembelterror.de/fuckparade/2006) sich von wegen mitarbeit auf IHR (ot) OFFENES PLENUM zu begeben und sich zu beteiligen. berliner, du siehst ich bin durchaus daran interessiert mich auch mit "nicht-szene-leuten" auseinander zu setzen.

also, ich lerne gern weiter. besonders wenn es um neue formen politischer artikulation & darstellungsformen geht.

@ JAmaijka

Berliner 19.03.2006 - 20:23
Naja, die Disserei geht jetzt schon einen halben Meter und hat mit Nichtaktzeptanz angefangen. Aber egal.
Mal zur Aufklärung: Für die Organisation hatten sich temporär(!) verschiedene Gruppen und Einzelpersonen zusammengefunden. Viele sind eher subkulturell unterwegs und nicht explizit politisch (wobei eine Subkultur u.U. die Gesellschaft mehr verändern kann als eine Politgruppe). Wenn Du die Fuckparade-Leute kennenlernen willst (denen es darum geht, eine Independent-Clubszene am Leben zu erhalten), schreib denen am besten ne Mail.
Was die Form angeht: die ist mitnichten neu. Sogenannte Happenings gab es schon 1968, auch in den 80ern gab es viele ähnliche Veranstaltungen. Unter Umständen können Aktionsformen, die sich nicht politisch in eine Ecke schieben lassen, die regelrecht nicht greifbar sind, viel mehr subversives Moment entfalten. Ein schönes Beispiel ist Reclaim The Streets (welche nur dann gut funktionieren, wenn sie auf politische Aussagenverzichten) oder bestimmte Formen der Kommunikationsguerilla.

@egal 19.03.2006 18:23

tja 20.03.2006 - 00:46
Es gab auch am Samstagmorgen in Charlottenburg ein (wirklich) kleines Grüppchen von Antifas - wenn man aber am Freitagabend auf der F-hain-Demo schon anfängt mit dem saufen, ist natürlich Samstagmorgens schwer aus den Federn zu kommen. Schade, angesichts der Tatsache, dass später am selben Tag in Potsdam ca. 1000 Antifas am Start waren, wäre in C-Burg, trotz gigantischen Polizeiaufgebots (WaWe, Heli, Räumpanzer sowie massenweise Bullen), wohl mehr gegangen.

Fuckparade

bla 20.03.2006 - 09:56
Die Fuckparade ist nicht Organisator, sondern Mitgestalter gewesen. Das erstens.
Zweitens ist die Fuckparade keine homogene Gruppe sondern besteht selber, wie die Orga der gesammten Demo am 18., aus Einzelpersonen, die ein Interesse an einer unkommerziellen und unabhängigen Clubszene haben und daher die sogenannte Fuckparade und alles was dazu gehört organisieren und/oder unterstützen.
Hinter den Leuten steht keine einheitliche Ideologie sondern nur ein Interesse an freier Entfaltung von Subkultur ohne Behinderungen von Nazis und Mainstream-Politik.
Klarmachen sollten sich das auch mal die Initiatoren des Flugblatts "Coole Kids tanzen nicht mit Gabbanazis" aus der antideutschen Szene, die eine solche Veranstaltung, die nicht zwischen ihre Scheuklappen passt wiedermal von vorn herein zu diskreditieren versuchten.

keine antifa in C'burg

.wlg 20.03.2006 - 17:54
@ egal 19.03.2006 18:23

bevor du rummeckerst, solltest du vielleicht wissen,
dass die npd ihre (letztenendes lächerliche) veranstaltung
sicherlich genau deshalb angemeldet hat:
um leute davon abzuhalten, auf die F'hain- demo zu gehen.

oho

max und moriz 26.07.2006 - 04:40
wir hatten mit der organisation zwar nix zu tun, auch wenn's der veranstaltungsname (?) vermuten laesst und finden's wohl unterstuetzenswert. m+m