Ermittlungen gegen die NOG8-Szene

Muss klar Anti-G8-Spektrum heissen... Sorry!

Aktion gegen die abstrakte Herrschaft - oder sind wir nicht ein Teil vom Ganzen?


"Repression als Folge von militanter (...) Intervention hat immer eine Schwächung der ganzen Bewegung nach sich gezogen. Bisher hat die Linke noch kein Mittel gefunden, wie legale Strukturen vor Repressionsschlägen geschützt werden können, wenn klandestine Gruppen die Situation mittels militanter (...) Aktion zuspitzen. Dies ist vor allem ein wichtiger Aspekt
im Hinblick auf die Konstituierung eines widerstandsebenenübergreifenden Netzwerkes, welches die Gefahr einer permanenten Kriminalisierung ausgeliefert sein wird, wenn es zu einer koordinierten Zusammenarbeit zwischen legalen und klandestinen Strukturen kommen soll. Auf Grund dessen sollte militanten (...) Zusammenhängen klar sein, dass sie nie nur die Verantwortung für sich selbst, sondern auch immer für die ganze Bewegung haben. (...) "Solange die Voraussetzungen für den Bezug oder den Kontakt zur Bevölkerung nicht gegeben sind und die Aktionen diese voraussichtlich nicht schaffen können, sollte auf eine militante Offensive verzichtet werden, um eine Schwächung der Strukturen zu verhindern und das Verpuffen und die Diffamierung der militanten Aktion zu vermeiden"."

Ist den "autonomen gruppen/militant people" klar, dass sie nicht nur die Verantwortung für sich, sondern für die ganze Bewegung haben? Das Diktat der Tat vorauszuschicken und sich nicht an einem gemeinsamen Abstimmungsprozess mit der Bewegung zu orientieren, zeigt, dass dieses Bewusstsein nicht vorhanden ist.

"Militanz sei "eine performative Komponente, die die gewalttätige Auseinandersetzung von ihren politischen Zielen ablöst und die vor allem der Selbstinszenierung der AkteurInnen dient. Ohne diesen (...) Aspekt wäre die autonome Militanz nicht denkbar. Sie ist auch immer Inszenierung und Ritual, in dem sich die die Einzelnen kollektiv als RebellInnen erschaffen."
(...) Fakt ist, dass eine Überbewertung militanter (...) Aktionen für eine/n selbst oder das Kollektiv einer "militanten Gruppe" zur Folge haben kann, dass die Stärke der Linken und ihre gesamtgesellschaftliche Relevanz falsch eingeschätzt oder missachtet werden und demnach das militante (...) Handeln nicht in eine Strategie mit der Bewegung eingebettet ist."

Ist mit der militanten Aktion gegen das Gästehaus des Auswärtigen Amtes die gesamtgesellschaftliche Relevanz der Tat nicht einmal mehr falsch eingeschätzt? Wo ist die Erklärung, die genau diese wichtige Relevanz beleuchtet und die Handlung damit nicht zu einer Selbstinszenierung und Ritualisierung verkommen lässt?

(Auszüge aus der Interim 627, 24.11.2005)