Linkspartei und Internetzensur

Dirk W. 07.12.2005 09:03
Beschluss des Hamburger Landgerichts gezwungen ist, sämtliche Beiträge zu seinen Diskussionsforen im Vorhinein auf einen Rechtsverstoß hin zu überprüfen und Verhalten der Linkspartei
Als ich heute versuchte, Zugang zum PDS/WASG/Linkspartei Forum zu erhalten, wurde ich mit folgender Nachricht begrüsst:
"Der Internetdienst heise online hat am 5. Dezember 2005 informiert, dass er nach einem Beschluss des Hamburger Landgerichts gezwungen ist, sämtliche Beiträge zu seinen Diskussionsforen im Vorhinein auf einen Rechtsverstoß hin zu überprüfen. In der entsprechenden Nachricht heisst es: "Die Kammer erklärte, sie sei überzeugt, dass der Verlag allein durch die Verbreitung auch ohne Kenntnis für die im Forum geäußerten Inhalte haftbar zu machen sei. Er könne schließlich die Texte vorher automatisch oder manuell prüfen. So wie der Verlag das Forum bisher betreibe, fordere er Rechtsverletzungen sogar potenziell heraus, betonte ein Richter. Es sei nicht hinnehmbar, dass 'die in ihren Rechten Verletzten Ihnen hinterherrennen müssen'. Den Einwand des Verlags, dass eine automatische Filterung erwiesenermaßen nicht funktioniere und eine manuelle Prüfung jedes Beitrags angesichts von über 200.000 Postings pro Monat schlicht nicht zu leisten sei, ließ die Kammer nicht gelten."

Wir haben uns deshalb entschlossen, das Forum vorerst abzuschalten und die weitere Entwicklung der einschlägigen Rechtssprechung abzuwarten."

Hatte den Hintergrund auch schon einen Tag zuvor bei Heise (Telepolis/Heise-Online 7-Tage-News mitbekommen). Während Heise aber immer noch nicht in vorauseilendem Gehorsam gehandelt hat, reagiert die Linkspartei so???

Wenn irgendein vereinzelter Blogger mit Hartz-IV Gehalt daraufhin in Panik seine Aktivitäten eingestellt hätte - o.k. Aber die Linkspartei?

Das lässt ja wirklich hoffen...
Da braucht es dann wohl keine Braunhemden und keinen SS-Terror mehr:
"Wir haben uns deshalb entschlossen, vorerst nicht mehr bei Juden zu kaufen und die weitere Entwicklung der einschlägigen Rechtssprechung abzuwarten."
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Ergänzungen

Hmm..

... 07.12.2005 - 10:20
Es wäre wirklich interessant zu wissen warum die Linkspartei das forum abgeschaltet hat. Denkbar wären 2 Varianten, zum einen im Artikeln schon angesprochener vorauseilender Gehorsam aufgrund der Gerichtsentcheidung im Fall heise.de. Oder aber man will dadurch Druck auf das Gericht bei der Revisionsentscheidung machen. Denn nicht jedEr RichterIn kennt heise.de, aber eine Partei die im Bundestag vertreten ist, sollte schon bekannt sein. Und eine Schliessung des Forum bei der Linkspartei macht halt mehr Eindruck als die (mögliche) Schliessung eines Forum von IT'lern, Trolls ect.

mehr zum heise-fall

alex 07.12.2005 - 11:21
artikel bei telepolis:  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21505/1.html
artikel bei heise:  http://www.heise.de/newsticker/meldung/66982

reaktion von heise:  http://www.heise.de/foren/go.shtml?read=1&msg_id=9395828&forum_id=7262

lesenswert sind die (grün gefärbten) kommentare der beiden artikel.

Verfügung = SS-Terror?

egal 07.12.2005 - 15:04
Diese Gleichsetzung kann nicht dein ernst sein!

Bisher mußten Forenbetrieber erst nachdem Ihnen rechtswidrige Behauptungen bekannt wurden aktiv werden. Umstritten war doch eigentlich nur, welche Anstregungen sie machen müssen, um erreichbar zu sein und ab wann sie dann geebenfalls ihre sorgfaltspflicht vernachlässigen. In der jetztigen Form glaube ich daher nicht, dass das Urteil in der nächsten Runde bestätigt wird.

@Hmm: Das heise-Forum hatte 200.000 Einträge im Monat. Ich war bis heute noch nie auf dem PDS-Forum, vermute aber mal, alle beteiligten wären über 1% der Einträge so stolz gewesen, dass wir auf Indy mit dieer Nachricht überhäuft worden wären. Heise-Online ist die wichtigste Computernachrichtenseite im deutschsprachigen Internet und die im gleichen Verlag erscheinenden PC-Zeitschriften dürften zu den seriöseseten gehören.
Solidarität mit den BetreigerInnen des Heise-Forums wäre geweesn, das Angebot auf von der PDS angemieteten Servern zu spiegeln oder die Rechtskosten für die nächste Verhandlungsrunde anzubieten (was der heise-Verlag wahrscheinlich abgelehnt hätte, da er natürlich parteiunabhängig bleiben will). Wenn die PDS aus Solidarität gehandelt hätte, hätte sie dies in ihrem Abschaltungstext ja wohl erwähnt. Stattdessen steht dort aber nur, sie wolle die weitere Rechtsprechung abwarten.

Heise-Forum läuft

egal 07.12.2005 - 15:35
Ich wollte nur noch kurz anmerken, dass es nach wie vor möglich ist, Artikel auf www.heise.de zu kommentieren. Die ForumsbetreiberInnen haben sich aber dazu entschlossen, erst einmal relativ rigoros zu löschen und haben an Redakteure, die eigentlich andere Aufgaben haben, Löschrechte verteilt. Offensichtlich werden dabei auch ganze Threads aus dem Netz genommen, da eine eingehende Prüfung bei der Masse der Postings wohl nur schwer zu machen ist.

Pressekammer Hamburg

Rolf Schälike 07.12.2005 - 22:16
Zur Pressekammer Hamburg, die gegen Heise entschieden hat, siehe www.buskeismus.de. Diese Web-Site gibt es schon aseit Mai 2005.

möglicher Grund

Rolf Schälike 07.12.2005 - 22:42
Ein möglicher Grund für die Schließung des PDS/Links Partei Forums kann auch die Unterstützung der Pressekammer LG HH duech diese Patrtei sein.

Es sind doch Politiker, die das entschieden haben. Diese denken krumm und um viele Ecken, außedrdem weit voraus.

Die Pressekammer hat bekannteweise bei Gregor Gysi, Peter Porsch und Günter Wallraff, was die IM Vorwürfe denen gegenüber betrifft, entschieden, dass diese Herren nicht als IM´s bezeichnet werden dürfen. Die gleiche Pressekammer entschied zur Zahlung von nicht unerheblichen Lizenzgebühren an Oskar Lafontaine.
Wer weiss, was noch alles an Schützenhilfe aus Hamburg noch gebraucht wird bzw. in Viorbereitung ist.

Daraus folgend lautet meine Verschwörungstheorie:
Damit die PDS/Linkspartei nicht ihren Unterstützler in Hamburg verliert, muss sie sich zunächst von diesem delikat aber laut distanzieren.

Entscheiden werden dann die höheren Gerichte und alle anderen Entscheidungen der Pressekammer LG HH sind damit gewaschen.

Die zukunftige Entscheidungslinie der Gerichte zeichent sich doch ab. Es geht nicht um die Pressefreiheit, sondern nur um einen konkreten Verlag, der soviel Verantwortung, wie kein anderer, trägt, dieser aber nicht gerecht wird.

Ich würde das Musterprozess nennen. Eines Rechtsstaates unwürdig.

Es ist aber eben nur eine Verschwörungstheorie.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Sind Post-Stalinisten .... — Günter Frhr. v. Gravenreuth