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"Du bist Deutschland"? - Das ist Deutschland!

Jens 06.12.2005 22:16
Dieser Tage hat eine (Gegen-)Kampagne begonnen, die sich mit "Du bist Deutschland" auseinandersetzt.
Ende Oktober lief die Kampagne "Du bist Deutschland" an. In einem Kraftakt der fast kompletten deutschen Meinungsindustrie sollen den Deutschen mehr Optimismus, Opferbereitschaft und ein gesunder Nationalstolz beigebracht werden. Die Macher der Kampagne bedienen sich dafür einer eigenartigen Mischung aus esoterischem und nationalistischem Geschwurbel, die teilweise ungute Assoziationen weckt. Trotzdem oder drum scheinen viele Leute auf einer emotionalen Ebene positiv davon angespochen zu werden. Konkrete Ziele werden nicht benannt, nur das "wir" es schaffen können, es wieder vorwärtsgehen müsse,...

Mit "Das ist Deutschland" soll diesem Unfug etwas entgegengesetzt werden. In verschiedenen Städten kreuz und quer durchs Land werden grade die abgebildeten Motive als Postkarten verteilt. Auf der Webseite zur Gegenkampagne können diese als e-cards verschickt werden, Unterstützern von "Du bist Deutschland" kann man per Fax seine Meinung kundtun,...

Es gibt auch einige Texte zur Kampagne, die Sammlung muss aber noch wachsen. Wenn Dir also noch was einfällt...

Sagts weiter, beteiligt Euch, verlinkts,...





Texte auf den Kartenrückseiten:

Motiv eins:
* Zitate aus dem Manifest der Kampagne "Du bist Deutschland". Viele müssen arbeiten und haben trotzdem kaum genug zum Leben. Doch die Kampagne fordert alle auf, sich selbst anzufeuern. Selbst die, die schon längst gefeuert sind. Aber wenn es um Deutschland geht, sollst du zurück treten. Nur der Standort zählt! Doch es gibt kein gemeinsames Interesse, es gibt Gewinner und Verlierer in einer kapitalistischen Wirtschaft. Wir leben nicht für Deutschland. Deswegen: Gegen Standortlogik. Gegen Kapitalismus. Für ein besseres Leben für alle Menschen!

Motiv zwei:
* Zitate aus dem Manifest der Kampagne "Du bist Deutschland". Die Kampagne will, dass alle sich einfügen, nicht meckern, sondern anpacken, auch wenn sie mit dem Rücken zur Wand stehen. Denn wenn es um Deutschland geht, bist "Du" völlig unwichtig - nur das "Volk" zählt. Darum geht es immer wieder Menschen an den Kragen, wenn die Nation ruft. Darum mussten Millionen Menschen sterben, als Deutschland das letzte Mal Gas gegeben hat. Wir leben nicht für Deutschland. Deswegen: Gegen Nationalismus. Gegen Volksgemeinschaft. Für ein besseres Leben für alle Menschen!
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Ergänzungen

Es wird eng für "Du bist Deutschland"

Franz josef Strauß 07.12.2005 - 01:41
Das Tübinger Schwäbische Tagblatt berichtete am 16.11. 2005:

Das Strafanzeige gegen "Du bist Deutschland"

Drei Mitglieder des Clubs Zatopek stellten Strafanzeige gegen den Verantwortlichen der Kampagne „Du bist Deutschland“ wegen Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen.

„Du bist Deutschland“: Allein der Fernsehspot zum Auftakt diese Werbekampagne zugunsten des „Standorts Deutschland“ wurde von 17 Millionen Zuschauern gesehen. Der Tübinger Club Zatopek findet das höchst bedenklich. Denn auf dem Spot ist eine kurze Szene zu sehen, in der auf mehreren Plakaten Hakenkreuze zu sehen sind: zwei Mal sind die Hakenkreuze durchgestrichen, einmal wird das Hakenkreuz in Verbindung mit einer Faust gezeigt.

Unter anderem sorgen sich die Anzeige-Erstatter, dass aufgrund der europaweiten Ausstrahlung des Fernsehspots und wegen der weltweiten Zugänglichkeit der Homepage, auf der die Spots ebenfalls eingebaut sind, damit gerechnet werden müsse, dass die Zusätze zu den Hakenkreuzen nicht von allen Zuschauern, eventuell von Japanern, „als Hinweis auf die möglicherweise nicht pronationalsozialistische Zielsetzung der Urheber erkannt werden können“.

In der Strafanzeige wird bemängelt, dass im Fernsehspot keine Intention der Urheber für oder gegen den Nationalsozialismus erkennbar sei. Zu den Bildern werde lediglich der Text gesprochen: „Genauso, wie sich ein Lufthauch zu einem Sturm entwickelt, kann deine Tat wirken.“
Ohne dass wörtlich darauf Bezug genommen wird, klingen Argumente aus einer Tübinger Amtsgerichtsverhandlung an, in der vor einer Woche ein Student wegen Tragens eines Buttons mit durchgestrichenem Hakenkreuz verurteilt wurde. Oberstaatsanwalts Michael Pfohl hatte unter anderem argumentiert, dass japanische Touristen durch den Anblick dieses Buttons verwirrt werden könnten.


Mehr unter:
 http://kommunikationsguerilla.twoday.net/stories/1176974/

macht doch was zusammen

antideutscher 07.12.2005 - 10:05
noch ein weiteres linkes Bündniss das eine Gegenkampagne macht:
www.deutschland-raus-aus-den-köpfen.de

Wär cool wenn die Linke sich gegen Deutschland mal zusammenfinden könnte..

Hier ein Interview aus der jungen Welt zu der Kampagne:

»Den Laden mal auseinanderfliegen lassen!«

Gegenkampagne zu »Du bist Deutschland« gestartet. Dezentrale Aktivitäten per Internet. Ein Gespräch mit Arian Wendel

* Arian Wendel ist Mitglied von [’solid]36, die sozialistische jugend kreuzberg, und arbeitet zur Zeit an einer Gegenkampagne zu »Du bist Deutschland«.

F: Egal ob im Kino, im Fernsehen oder auf den Straßen der Bundesrepublik, überall wird man zur Zeit von der Kampagne »Du bist Deutschland« verfolgt. Sie wollen nicht »Deutschland« sein. Warum eigentlich nicht?

Ich habe keine Lust, von amoklaufenden Werbetextern derart dreist von der Seite angekumpelt und mit nationalstaatlichen Gebilden gleichgesetzt zu werden. Ich bin halt Arian Wendel und nicht Deutschland. Wer etwas anderes behauptet, dem würde ich einen Gang zum Psychiater empfehlen. Darüber hinaus fühle ich mich der sozialistischen Linken zugehörig, und wir galten ja schon immer aus gutem Grund als Vaterlandsverräter. Für uns stellt der nationalstaatliche Rahmen bestenfalls ein Terrain des Klassenkampfes dar, unsere Ziele sind dem Wesen nach internationalistisch. Wie sagte Marx doch so schön: »Das Proletariat hat kein Vaterland«.

Wenn von Deutschland und den Deutschen die Rede ist, sollen meistens Differenzen verschleiert werden. Hier geht es darum, wachsende soziale Unterschiede mit der Ideologie einer modernisierten Volksgemeinschaft zuzuschütten. Dem arbeitslosen Schlucker soll so vermittelt werden, daß ihn mit den Millionären, die in dem Kampagnenspot auftreten, mehr als die gemeinsame Sprache verbindet.

F: Im Rahmen der »Du-bist-Deutschland«-Kampagne wird die Bundesrepublik als demokratischer Sozialstaat dargestellt. Haben Sie andere Erfahrungen?

In der alten BRD waren die personellen und gesellschaftlichen Kontinuitäten zum Naziregime unübersehbar. Im Gegensatz zur DDR wurde dort nicht einmal der Versuch gewagt, mit der faschistischen Vergangenheit zu brechen. Die Auswirkungen der mangelnden Aufarbeitung spüren wir noch heute. Ein schönes Beispiel für die fragwürdige Kontinuität ist diese aktuelle Kampagne. Es paßt zu ihr, daß vor einer Woche das Bild einer NSDAP-Kundgebung aus dem Jahre 1935 auftauchte. (s. jW v. 25. November 2005) Es zeigt auf einem Ludwigshafener Platz ein riesiges Hitlerporträt, unter dem »Denn Du bist Deutschland« zu lesen ist.

Die Macher der Kampagne wollen sich zwar scharf vom Faschismus abgrenzen. Dennoch ist es so: Wer mit deutschem Nationalismus hausieren geht, landet früher oder später bei den Nazis. Und als linker politischer Aktivist weiß ich aus eigener Erfahrung, daß in Deutschland ein instrumenteller Umgang mit demokratischen Grundrechten an der Tagesordnung ist. Auch der sogenannte Sozialstaat wird jetzt plattgemacht, um die Auslandseinsätze der Bundeswehr bezahlen zu können. Seine zentrale Aufgabe hat er ohnehin schon erfüllt – er sollte nämlich die Arbeiter davon abhalten, mit den Kommunisten im Osten zu sympathisieren.

F: [’solid]36 ist Teil eines Bündnisses gegen die Kampagne. Was haben Sie konkret vor?

Wir haben uns am Rande des Jugendkongresses »Es kommt die Zeit« Mitte Oktober in Berlin zusammengefunden, um den hurra-patriotischen Verblödungsversuchen dieser Kampagne etwas entgegenzustellen. Wir haben dort die Idee dezentraler Aktivitäten entwickelt. Das heißt konkret, daß unsere Internetseite Plakate, Flugblätter, Aufkleber, Postkarten und Sprühschablonen anbietet, die sich kritisch mit der Kampagne beschäftigen.

F: Die Kampagne wurde von der Bertelsmann AG ins Leben gerufen. Welches Interesse verfolgt der Konzern damit?

In dem Manifest der Kampagne heißt es »Du hältst den Laden zusammen« – und genau darum geht es. Bertelsmann möchte, daß wir den Laden, genannt Deutschland, immer schön zusammenhalten, damit sie weiter die Profite einstreichen können. Wir dagegen meinen, daß es an der Zeit ist, den Laden mal auseinanderfliegen zu lassen und zu sagen »Alle Räder stehen still, wenn mein starker Arm es will!«

und deren das Manifest gegen Deutschland:

WARNUNG: Deutschland kostet den Verstand und kann die körperliche Unversehrtheit anderer Menschen gefährden!
Der Flügelschlag einer Scheißhausfliege kann einen Tsunami auslösen. Ähnliche unangenehme Folgen kann es haben, wenn sich Medienkonzerne, Politik und Promis zusammenraufen, um den Leuten mit einer hurra-patriotischen Kampagne einzureden, Deutschland wäre eine tolle Sache, bei der es sich tierisch lohnen würde, mitzumachen. Freiheit und Selbstverwirklichung seinen dabei zu erwerben. Doch das Gegenteil ist der Fall: Innerhalb des kapitalistischen Systems kann es keine wirkliche Freiheit geben. Linksradikale Propaganda, sagst du? Wieso gehst du zur Schule, auch wenn du dort eh nix lernst? Wieso gehst du zur Arbeit, obwohl es dich krank macht? Und wieso gehst du eigentlich wählen, wenn du eh keine Wahl hast? Du kennst die Antwort: Weil dir nix anderes übrig bleibt. Du bist nur ein kleiner Teil innerhalb des Systems der Profitmaximierung. Du bist ein Standortnachteil. Du hältst die Kacke am Dampfen. Aber du zählst nix.

Das ist Deutschland

Unsere Freiheit wird beschnitten und unsere Bedürfnisse unterdrückt. Sie kündigen uns, weil wir zu langsam arbeiten. Sie stecken uns in Knäste, weil wir Wände beschmieren. Sie schieben uns ab, weil wir keinen deutschen Pass bekommen. Egal, wer wir sind, hier können wir nur verlieren. Doch diese Scheiße läuft nur, solange wir mitmachen, jedeR einzelne hält die Maschinerie am laufen, aber zusammen sind wir in der Lagen sie zu stoppen.

Das ist Kapitalismus

Kapitalismus schmeckt nicht nach Zuckerwatte. Auch wenn Medienkonzerne, PolitikerInnen und Promis der Kategorie a-d uns das pausenlos versuchen klar zumachen. Mag sein, dass unsere Armut noch nicht das angestrebte “Weltniveau” erreicht hat. Mag sein, dass Deutschland noch nicht so eine Großkriegsmacht wie vor 45 ist, doch zusammen mit der EU befinden sie sich auf dem besten Weg dorthin. Um ihr Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen, werden sie die letzten Reste der sozialen Sicherungssysteme zerschlagen und die Bundeswehr weiter aufrüsten. Und als ob das nicht reichen würde, trauen sich die Herrschenden dann auch, noch uns mit einer dreißig Millionen Euro schweren Verblödungskampagne zu belästigen. Volksgemeinschaft hilft nicht gegen miese Verhältnisse. Also los, holen wir uns die Kohle zurück. Werden wir zu dem Windstoß der das Kartenhaus
zum Einsturz bringt.

Das ist Widerstand

Also: Wie wär es, wenn wir wieder mal alle auf die Straße gehen? Lasst uns alle zusammen eine große Barrikade auf der Deutschlandbahn errichten. Denn wir wollen links abbiegen und nicht gradewegs in die Vergangenheit.

Das muss sein

Behandeln wir Nationalismus und Kapitalismus doch einfach wie unserer schlimmsten Feinde. Meckern wir nicht über sie, sondern versuchen sie abzuschaffen. Und gleich dazu die Geschlechterrollen, den Rassismus und den Antisemitismus.

Das ist die Lösung.

Über Porsche

gegner 07.12.2005 - 10:51

noch ein spot

videogucker 07.12.2005 - 14:20

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Linker Autismus pur — Critique

@Critique — RedDark