Gestörte Nazis in Oldenburg

Jan Vahlenkamp 03.09.2005 23:52 Themen: Antifa
Viele engagierte Antifaschisten, ein Meer aus Bullerei, etwas Obst und eine Handvoll Nazis, die um die Stadt eskortiert wurden. Das war der Naziaufmarsch 2005 in Oldenburg. Die Nazis haben den Protest deutlich gespürt - effektiv gehindert wurden sie beim Aufmarschieren aber leider nicht.
Schuld daran waren 3000 Bullen aus dem gesamten Bundesgebiet, die die heutige NPD-Demonstration durchsetzten. Bereits seit gestern stand im gesamten Innenstadtgebiet Bereitschaftspolizei zum Ausspähen der Lage. Schon am frühen Morgen wurden der Bahnhof und Teile der Aufmarschroute abgeriegelt bzw. gesperrt. So konnte sich der Naziaufmarsch pünktlich in Bewegung setzen. Dabei hatten sie ihre Demo, in Erwägung dass es auch etwas länger dauern könnte, gleich bis 19.00 Uhr angemeldet. Während der gesamten Aufmarschroute wurden die Faschos von unüberhörbarem Protest und zahlreichen Obstwürfen begleitet. Die Polizei antwortete vereinzelt mit Tränengas und Knüppeleinsätzen. Im Großen und Ganzen hatten sie die Lage jedoch (leider) ständig unter Kontrolle.
Das war der große Unterschied zu 2001. Damals gab es drei Tage Vorbereitungszeit und den Bullen war ihre Planlosigkeit ins Gesicht geschrieben. Diesmal betrug die Vorbereitungszeit über drei Monate und die Bullen waren sehr entschlossen, den Aufmarsch durchzusetzen.
Besonders starken Protest gab es an den Nazi-Kundgebungsorten Schlossplatz, Pferdemarkt und ZOB. Die Anzahl der Nazis weiß ich nicht, es müssen aber mehr als 50 gewesen sein. Ob ihr ehemaliger Kreisvorsitzender Björn Wilhelmsen, der gerade vor zwei Wochen seinen Kameraden gegenüber gestanden hat, seit Jahren schon für den Verfassungsschutz tätig zu sein, ebenfalls dabei war ist mir nicht bekannt. Oder der Landesvorsitzende Ullrich Eigenfeld, dem gerade mal wieder sein Haus angesprayt wurde.
Die Anzahl der Gegendemonstranten lässt sich kaum ermitteln, da es ja keine zentrale Demo gab sondern nur dezentrale Aktionen. Es dürften aber einige Tausend gewesen sein.
Nach dem Abzug der Faschisten gab es noch eine Spontan-Demo zum Alhambra.
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Ergänzungen

Oldenburg war besser als sonst

Antifa Reisen Nds. 04.09.2005 - 12:22
Old. war um einiges organisierter und besser vorbereitet als etwa Braunschweig oder ganz zu schweigen vom 31.7. in Hamburg.

1. Man hat sich nicht wie sonst alles von den Bullen vorschreiben lassen
2. Es wurde offensiv gegen Repression der Bullen vorgegangen

Die Spontandemo um 12 Uhr, die die Bullenabsperrungen durchbrochen hat war ebenfalls ein Beleg für die doch größere Entschlossenheit als sonst. Nett war auch am Abend die Einkesselung der Bullen am ZOB - erlebt man auch nicht oft (Bullenpogo).

Im NDR-Fernsehbericht wurde deutlich wieviel tatsächlich auf die Bullen hinter den Absperrungen an Flaschen, Feuerwerk, Obst etc. eingeschlagen ist.

Richtig süss waren in Oldenburg auch die vielen Zivis, die teilweise einem richtig gut beschrieben haben, wo die Nazis gleich lang laufen. hehe

29. Oktober | Auf nach Göttingen!

Polizeibericht

Linx-lang Ol 04.09.2005 - 12:41
OL (01) - Demonstration in Oldenburg verläuft ohne größere Störungen
Oldenburg-Stadt/ Ammerland
03.09.05 22:05



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Heute wurden in der Oldenburger Innenstadt mehrere Demonstrationen abgehalten. 100 NPD Anhänger versammelten sich am Bahnhof und setzten sich mit 40-minütiger Verspätung in Bewegung, hielten im Verlauf der Aufzugstrecke zwei Zwischenkundgebungen im Bereich des Schloßplatzes und des Pferdemarktes ab, bis sie gegen 16.15 Uhr wieder am Bahnhof angekommen waren. Nach einer Abschlußkundgebung reiste der Großteil der Teilnehmer mit dem Zug ab. Teilnehmer, die mit dem Auto anreisten, wurden von der Polizei bis zur Autobahn begleitet. Die Gegendemonstranten wuchsen am Tage auf bis zu 1500 Teilnehmer an. Sie versuchten mehrmals an den Aufzug der NPD heranzukommen. An der Moslestraße Ecke Raiffeisenstraße durchbrachen ca. 80 Gegendemonstranten die polizeiliche Absperrung und setzten sich auf die Aufzugstrecke. Der Aufforderung der Polizei, den Ort freiwillig zu verlassen, folgten einige Wenige. 40 verweigerten sich dieser Maßnahme und wurden in Gewahrsam genommen. Ein zweites Mal kam es im Bereich der Amalienstraße zu einer kurzfristigen Blockade. Im Verlauf des Einsatzes wurden ca. 100 Ingewahrsamnahmen durchgeführt. Nach bisherigen Erhebungen gab es am Einsatztag 10 leicht verletzte Polizeibeamte. Einer von Ihnen musste ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Durch Steinwürfe wurden im Bereich des ZOB Polizeifahrzeuge beschädigt. Eine Gruppe von ca. 250 Gegendemonstranten entschloß sich gegen 17.00 Uhr zu einem Spontanaufzug; sie gingen vom ZOB über die Karlstraße, Pferdemarkt, Staulinie und die Amalienstraße zum Alhambra, wo der Aufzug gegen 18.00 Uhr beendet wurde. Konfliktmanager waren im ganzen Bereich der Innenstadt präsent. An Brennpunkten erklärten sie die polizeilichen Maßnahmen, beruhigten in konflikthaften Situationen und fungierten in vielen Fällen auch als "Blitzableiter", insbesondere in der ca. 1-stündigen Phase, wo man nur durch einen sehr eng umgrenzten Raum aus der Innenstadt gelangen konnte. Im Nachgang des Oldenburger Einsatzes trafen im Bahnhof Sandkrug Anhänger der NPD auf Gegendemonstranten. Hier kam es zu Auseinandersetzungen in deren Verlauf drei NPD Anhänger verletzt wurden. Die Ermittlungen in der Angelegenheit übernahm die örtlich zuständige Polizeidienststelle.

1500 gegendemonstranten, von wegen

Ich 04.09.2005 - 13:40
also das im polizeibericht von 1500 gegendemonstranten die rede is, is echt ne frechheit, es waren zeitweise bestimmt 4000 oder mehr und grade die bullen, die die ganze zeit mit ihrem fuck helikopter über die gesamte stadt gekreist sind, müssten das wohl am besten wissen und ich weiß auch nicht, was sie davon haben, das runterzuspielen, sie können doch stolz sein, dass sie das leider so gut im griff hatten

Polizeitaktik

Anarchist 04.09.2005 - 15:02
Was in der Nachbereitung dringend gemacht werden muss, ist, den Skandal der Polizeitaktik zu verdeutlichen. Dazu muss mensch nicht mal linksradikal sein, ein rein bürgerrechtlicher Standpunkt reicht schon; entsprechend sollten wir versuchen, im Bündnis mit "bürgerlichen" Gruppierungen entsprechenden Druck zu machen.

Theorie:

- Der Rat der Stadt Oldenburg hatte einstimmig eine Resolution verabschiedet, nach der die TeilnehmerInnen des NPD-Aufmarschs in OL nicht willkommen seien.

- Die Verwaltung war angewiesen, den Aufmarsch so restriktiv wie möglich zu behandeln.

Praxis:

- Bereits am Morgen war das Bahnhofsviertel weiträumig abgesperrt. Es war nur schwierig und unter Umwegen möglich, überhaupt zu den angemeldeten Gegenkundgebungen zu gelangen.

- Nach Start des Naziaufmarschs war es vollkommen unmöglich, in Richtung Innenstadt/Süden das Bahnhofsviertel zu verlassen. Es gab nur zwei Möglichkeiten, dieses *überhaupt* zu verlassen, beides unter kilometerweiten Umwegen.

- Die Innenstadt war über Stunden komplett abgeriegelt, niemand wurde hinein- oder hinausgelassen (!).

- Gegen Ende des Naziaufzugs war auch die Südseite des Bahnhofs unzugänglich. Die dort angemeldete Kundgebung sei vom Veranstalter bereits gegen 14:00 aufgelöst worden. Ob das stimmt, konnte ich noch nicht herausfinden.

- Zum Ende des Naziaufmarschs wurden an der Nordseite des Bahnhofs mehrere Hundert Menschen im ZOB für über eine Stunde eingekesselt. Trotz der Bekanntgabe einer Spontandemonstration durch die Stadt, die wir abhalten wollten, wurden wir weiter festgehalten.

- Als der Kessel endlich geöffnet wurde und die Spontandemo startete, wurde sie nach wenigen Hundert Metern am Pferdemarkt gestoppt. 15-30 Minuten vergingen mit kleinlichem Heckmeck (wer sei denn AnsprechpartnerIn, Route, blablabla), bis wir endlich weiterziehen konnten -- begleitet von z.T. Doppelreihen von Polizei auf beiden Seiten und einer Armada von Blaulicht hinter uns. Wanderkessel.

Fazit

Mir persönlich ist völlig klar, dass für die Polizei der "Feind" links steht. Dennoch sollten wir so etwas nicht achselzuckend abhaken. Ansatzpunkte wären meiner Meinung nach z.B.:

- Wer verantwortet politisch die Planung einer solchen Polizeitaktik? (De-facto-Sperrung der kompletten Innenstadt)

- Was wussten z.B. die Ratsfraktionen von solchen Planungen, die doch eine Resolution gegen den NPD-Aufmarsch verabschiedet hatten?

- Den ganzen Tag über durfte mensch sich an Absperrungen den pseudo-zähneknirschenden Hinweis auf das Grundrecht der Versammlungsfreiheit (der Nazis), das die Polizei zu schützen habe, anhören. Was ist mit den Grundrechten z.B. der mehreren Hundert Menschen im ZOB-Kessel? Wohlgemerkt: die Nazis waren zu diesem Zeitpunkt im Bahnhof; mit 3000 PolizistInnen wäre es wohl kein Problem gewesen, den Bahnhof vor uns gefährlichen DemonstrantInnen abzuschirmen. Dennoch wurden wir erst festgehalten und dann von einem Polizeiaufgebot begleitet, als wären *wir* diejenigen, die jeden Tag irgendwo in Deutschland Menschen angreifen, die nicht in unser Weltbild passen -- und nicht die Nazis.

so war´s....

faabtfs 04.09.2005 - 19:44
ab da gings dann ab nach oldenburg weiter...
In Oldenburg angekommen, haben wir erstmal nette Männer in grün gefragt, wo wir denn am besten hin sollten.. wirklich aufrichtig freundlich (was meiner meinung nach, und das bild hat sich später auch leider mal wieder bestätigen sollen, nicht die regel ist...) sagten uns die, wir sollen besser den forderen ausgang nehmen ..
gesagt, getan, und auf gings... kaum aus dem bahnhof heraus gekommen, nachdem schon die hälfte der menschen im gebäude selber meißt grüne gekleidet waren, bot sich uns dann ein wirkliches meer aus polizisten - und absperrungen. Weit und breit nix braunes zu sehen, dafür grün, grün und besondern grün gepaart mit dem rot weiß der absperrungen.
da wir uns nicht wirklich auskannten, sind wir einfach mal der masse gefolgt, und es war immer wieder dasselbe... irgendwo, weit enfernt, hinter absperrungen, bullen, bullen, bullen und bullen konnte man dann irgendwo eventuell doch mal eine deutschland flagge erkennen - die innenstadt war definitiv komplett abgeriegelt und es gab anfangs keinerlei chance, überhaupt in die nähe zu kommen - durchbrechen nahezu unmöglich und leider haben auch zu wenige mitgezogen wenn man mal gefragt hatte...
...also blieb es vorerst nur bei "nazis raus" rufen..
später, so gegen 14 uhr haben wir dann den berühmten lienener dorfpunk getroffen, augen völlig dick und rot, bekam kaum luft... hatte ne ladung tränengas abgekommen und das völlig grundlos...
überhaupt, die bullen auf der demonstration selber waren zum größtenteil absolut unfreundlich, selbst wenn man sich nur normal mit ihnen unterhalten wollte. bis ca viertel nach drei blieb dann auch auf einem großen platz, dessen namen mir leider enfallen ist, alles ruhig... bis dann angekündigt wurde (per megaphon) das die rechten schweine in wenigen minuten vorbei kömen... natürlich hinter den absperrungen. kaum angekündigt, hat sich eine masse von mehreren hundert leuten auf dem weg zur absperrung gemacht. aber auch die polizei formierte sich blitzschnell diesmal auch auf beiden seiten des zaunes. wie wir vorher schon von anderen gehört hatten, scheuten sie nicht vor tränengas oder auch den einsatz von gummi geschossen zurück...
so weit kam es dann aber doch nicht, denn trotz einsatz von steinen, flaschen und diversen gemüse und obst blieb es doch bei dem vereinzelten würfen und niemand versuchte wirklich, noch ein weiteres mal durchzubrechen...
die lage blieb gespannt aber im großen und ganzen doch friedlich...
als die paar braunen gesichter dann vorbei gezogen waren (selbst für die würfe von dingen waren sie zu weit wech... wenn ich ehrlich bin habe ich den ganzen tag über die ein braunes gesicht gesehen! - nur fahnen und die konnte man auch nur sehen, weil sie halt weit genug nach oben gehalten wurden!)
von da aus gings dann erstmal wieder zum bahnhof, allerdings auf die rückseite... dort sollte ja eine weitere kundgebung der npd statt finden - nur statt braunenn sah man ein weiteres mal nur grüne farben,.... man durfte schon seid stunden keinen schritt mehr in den bahnhof reinsetzten und wurde selbst von den freunden und helfern zu straftaten in form von freiem urinieren gebeten!
nach und nach füllte sich nun dir rückseite des bahnhofs, und auf grund dessen zogen die nazis auch vor, lieber die vordere seite zu nutzen. nach einer aufforderung, gemein sam dort hin zu gehen zogen die bullen nun vor, uns komplett einzukesseln... mit einer zahl von mehreren hundert!! als wir es geschafft hatten, ca 20 unserer freunde in grün selber einzukesseln, wehrten diese sich rücksichtslos mit tränengras und geknüppel wenn menschen (wohlgemerkt unbewaffnete!!) nur auf drei meter in deren nähe kamen. mutmaßliche steineschmeißer wurden sofort zusammen geprügelt und weggeschafft, leere flaschen einem sofort weggenommen (vielleicht sollte man da mal den strafbestand des diebstahls überprüfen?!) und es gab absolut kein heraus kommen (selbst das urinieren musste direkt am bahnhof vollzogen werden. Ein freund von mir (thomas) wurde geprügelt, nur weil er nachfragen wollte, warum sie gerade jemanden zusammen schlagen würden - ich selber hab die grünen definitiv versucht zu provozieren, mit liedern, sprüchen und witzen, aber bekam keinerlei reaktion - selbst auf ernst gemeinte fragen, ob ihnen das gefallen würde, sich für die falschen einsetzten zu müssen, bekam ich nur antworten wie "verpiss dich, sonst rennen wir dich gleich über" "ich würde an deiner stelle besser wieder gehen, sonst nehmen wir dich fest.." etc pp
die kesselung dauerte, wie schon andere berichteten, über eine stunde, bis sie halt sicher sein konnten, dass alle braunen bereits den bahnhof verlassen konnten...
alles in allem ein absolut übertriebener poizeieinsatz, keine chance für gegendemonstranten, völlige freiheit für die rechten, und ein weiterer symbolischer tag für die traurigen zustände im diesem land...

29.oktober - göttingen wir kommen!!

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Wilhelmsen — Bienchen NW

Wilhelmsen.... — beobachter

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