Lutherkritisches Theater in Wittenberg

Martin 18.05.2005 01:39 Themen: Kultur
In der letzten Woche gab es in der Lutherstadt Wittenberg ein obrigkeitskritisches Theater, das sich mit den dunklen Seiten des Reformators und "großen Deutschen" Martin Luther auseinandersetzte. Verwirrung brachten Graffities, ein NPD-Aufruf und weitere Vorgänge, die kurz zuvor den Mann focusierten, auf den sich beispielsweise Adolf Hitler bezog als er sein Handeln damit begründete, er "tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher". Das "Channeling" mit dem Toten brachte einige ungeheuerliche Zitate des Reformators an die Öffentlichkeit, die von den Touristen in Wittenberg zum Teil mit Unbehagen aufgenommen wurden.
Am vergangenen Donnerstag trat in Wittenberg eine kleine Gruppe theaterkritischer KünstlerInnen mit einem "Channeling mit einem Toten" auf. Mit dabei waren ein Moderator und etwas Technik, um den Kontakt ins Reich der Toten aufnehmen zu können. Verstärkt wurde die manchmal etwas unklare Stimme des "großen Mannes" (Zitat Hitler) durch eine Verstärkeranlage. Während der Moderator dem Reformator Fragen zu seiner Sicht auf die Welt stellte, waren andere kostümierte Leute unterwegs und verteilten lutherkritische Postkarten an die vorüberziehenden PassantInnen und TouristInnen. Seit Anfang Mai ist in der Lutherstadt wieder Touri-Saison: jeden Morgen kommen eine Masse TouristInnen-Busse an und ständig gibt es irgendwo Führungen durch die Stadt. Der Zeitpunkt war also recht günstig gewählt, um den großen Stadt-Guru in Frage zu stellen und dabei eine größtmögliche Öffentlichkeit zu erreichen.

Ungünstigerweise hatten das wohl auch andere erkannt, so dass es bereits zu Graffities und anderen Veränderungen am Stadtbild gegeben hatte, die sich kritisch mit Luther auseinandersetzten. Eigentlich war das sogar eine ganz gute Publicity für das Theaterstück, denn viele Leute waren sehr aufmerksam und schauten sich genau an was da geboten wurde. Hintergrund war bei vielen eher der Verdacht, das Theater stünde im Zusammenhang mit den lutherkritischen Inschriften überall in der Innenstadt. Manche fragten auch nach, ob die KünstlerInnen damit etwas zu tun hätten.

Alle Antworten Luthers auf die Fragen des Moderators waren Originalzitate aus Schriften, die der gebürtige Eislebener verfasst hatte. An vielen Stellen "intervenierte" der Fragende und hakte nach, ob Luther seine Äußerungen wirklich so meinte, wie sie klangen. Meist führte dies zu noch härteren Sprüchen - Luthers Weltbild war durch und durch obrigkeitshörig und hier nach Relativierungen zu suchen ist schwer. Doch die Interventionen und ständigen Betonungen des Moderators, es handele sich hier um Originalaussagen waren nötig, weil sonst unschwer der Eindruck einer rechtsextremen Veranstaltung hätte entstehen können: "Darum wisse Du, lieber Christ, und Zweifel nichts dran, dass Du, nähest nach dem Teufel, keinen bittern, giftigern, heftigern Feind habest, denn einen rechten Juden, der mit Ernst ein Jude sein will." Noch härter wird es, wenn Luther seinen "Sieben-Punkte-Plan" erklärt: "Ich will meinen treuen Rat geben. Erstlich, dass man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke, und was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, dass kein Mensch einen Stein oder Schlacke davon sehe ewiglich... Zum andern, dass man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre. Denn sie treiben eben dasselbige darin, was sie in ihren Schulen treiben ..."

Nachdem der Moderator nun schnell das Thema wechselte, lies sich "Luther" über Frauen aus: "Die größte Ehre, die das Weib hat, ist allzumal, dass die Männer durch sie geboren werden". "Eine Frau hat häuslich zu sein, das zeigt ihre Beschaffenheit an; Frauen haben nämlich einen breiten Podex und weite Hüften, daß sie sollen stille sitzen". "Der Tod im Kindbett ist nichts weiter als ein Sterben im edlen Werk und Gehorsam Gottes. Ob die Frauen sich aber auch müde und zuletzt tot tragen, das schadet nichts. Lass sie nur tot tragen, sie sind darum da." Im Laufe des "Channelings" wurde eine Reihe weiterer Aspekte hinterfragt, die auch nicht sonderlich dazu beitragen konnten ein positives Bild des Reformators zu zeichnen.

Besonders seine Meinung zu den Bauernkriegen und zur Obrigkeit wurden in Bezug auf die Hart IV-Proteste thematisiert und Luthers alte Worte wiedergegeben: "Es ist besser, wenn Tyrannen hundert Ungerechtigkeiten gegen das Volk verüben, als dass das Volk eine einzige Ungerechtigkeit gegen die Tyrannen verübt". "Man darf dem Pöbel nicht zuviel pfeifen, er wird sonst gern toll. Es ist billiger, ihm zehn Ellen abzubrechen, als ihm in einem solchen Falle eine Handbreit, ja, die Breite eines Fingers einzuräumen. Und es ist besser, wenn ihm die Tyrannen hundertmal unrecht tun, als dass sie dem Tyrannen einmal unrecht tun. Denn weil ja das Unrecht gelitten werden muss, so ist vorzuziehen, durch die Obrigkeit zu leiden, als dass die Obrigkeit durch die Untertanen zu leiden hat. Denn der Pöbel besitzt und kennt kein Maß. In jedem einzelnen stecken wohl mehr als fünf Tyrannen, So ist es besser, von einem Tyrannen, d. h. von der Obrigkeit, Unrecht zu leiden als von unzähligen Tyrannen, d. h. vom Pöbel."

Es gab vereinzelte PassantInnen, die aufgrund dieser Sprüche den Vorwurf erhoben, die Theatergruppe würde den Nazis zuarbeiten. Durch die ständige Wiederholung, dass dies Luthers Originalzitate seien und durch die deutlich kritischen und abwehrenden Ansagen des Moderators dürfte dieser Befürchtung ausreichend entgegengesetzt worden sein. Wahrscheinlich bezog sich die Kritik auch mehr auf ein NPD-Flugblatt, das vor kurzem in Wittenberg im Umlauf war, in dem die Nazis zu einer "nationalen Prozession zu Ehren Luthers" aufriefen (siehe  http://de.indymedia.org/2005/05/116634.shtml). Dieser Aufruf sollte angeblich zusammen mit mehreren bekannten rechtsextremen Organisationen und einigen evangelischen Einrichtungen verfasst sein, gewissermaßen ein "Schulterschluss" zwischen Nazis und Kirche, wie bereits zu NS-Zeiten, als nicht nur Faschisten, sondern auch Kirchliche das menschenverachtende und tödliche Treiben der Nazis u.a. auf Luthers Schriften bezogen. Inzwischen scheint es klar zu sein, dass es sich dabei um ein Fake handelte, das zu einer weiteren Thematisierung der Kritik an Luthers Antisemitismus führte.

Mehr Aufmerksamkeit dürften allerdings die neuen "Thesen" verschafft haben, die an verschiedenen Gebäuden zu lesen waren: "These 1: Lutherkult abschaffen", "These 2: Selbstbestimmung statt Gottes Gnade" und "These 3: Sei unter den Aufrührern". An verschiedenen öffentlichen Gebäuden (z.B. Universität, Rathaus, evangelische Akademie) waren diese Graffities zu lesen. Die dritte These schien sich auf eine andere Umgestaltung bezogen haben: ein obrigkeitsverehrendes Relief am Rathaus Wittenbergs war so verändert worden, dass dort nunmehr zu lesen war "Fürchte die Obrigkeit und sei unter den Aufrührern". Vorher stand dort (teils noch lesbar) "Fürchte Gott Ehre die Obrigkeit und sei unter den Aufrührern". Spannend dürfte es werden, wenn die Stadt diesen gewiss denkmalgeschützten Spruch restaurieren lässt. Angesichts der darin verkörperten Denkweise dürfte das bereits für sich einen Skandal darstellen...

Vielfach mussten die Theaterleute erklären, dass sie mit diesen Sprüchen nichts zu tun haben und dass es eigentlich auch nicht verwundert, wenn auch andere auf die Idee kommen, Luther zu kritisieren. Gerade wenig kritikwürdiges hat der große Reformator ja nicht gerade zu bieten. Auch dass die Quelle der zitierten Luthersprüche die gleiche Internetseite ist, die auf einigen der Graffities erschien ( http://www.luther-action.de.vu), ist nicht weiter verwunderlich - eine vergleichbar umfassend zusammengestellte Seite mit Hintergründen, Aktionshinweisen und Zitaten (sowohl aus der "Szene" wie auch aus konventionellen Quellen) gibt es meines Wissens nicht nochmal.

Was vielleicht auch noch zu erwähnen ist, um die Lutherkritik-Phobie aufzuzeigen, die in Wittenberg vorherrschte als das Theater die Runde machte: gleich als die KünstlerInnen vor der Stadtinformation mit ihrem kritischen Stück anfingen rief der Chef der "Information" die Polizei. Die sollte doch mal klären, ob die Leute nicht für die "Schmierereien" verantwortlich seien. Besonders war ihm aufgefallen, dass die Leute barfuss rumliefen und das ist ja verdächtig... (die Logik daran müsst ihr euch jetzt selbst ausdenken)
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Ergänzungen

abgetippt: das NPD-Flugblatt (!)

Wittenbergi 18.05.2005 - 02:41
DOKUMENTIERT:
dieses Flugblatt (Fake ?!) befand sich in Wittenberger Briefkästen...

"NPD-Kreisverband Wittenberg
Kam. Christian Mattusch, Tel. 03491-4988-45
Postfach 100401, 06886 Wittenberg
E-Post:  npdkvwb@web.de

Martin Luther: Unser Vordenker der nationalen Bewegung

Seit geraumer Zeit erfreut sich Martin Luther wieder gesteigerter Beachtung auch weit über die Grenzen von Wittenberg hinaus. Höhepunkt dieser so notwendigen Ehrerweisung war sicherlich der erfolgreiche Luther-Film. Umfragen haben ergeben, dass Martin Luther als einer der drei größten Deutschen gilt. Das ist von unserer Seite natürlich zu begrüßen. Nicht hinnehmen können wir jedoch, dass Luthers nationalen und wichtigsten Gedanken einfach unterschlagen werden. Die Systemkräfte, welche sich Luthers bedienen, wollen den Reformator nicht als das erscheinen lassen was er ist: Ein großer Vordenker und geistiger Führer des nationalen Sozialismus.

Luther hat klare Worte gefunden für die immer noch aktuelle Judenfrage. Er hat sich getraut, Wahrheiten auszusprechen, die heute als "Volksverhetzung" juristisch verfolgt oder von den Systemparteien als "menschenverachtend" gegeißelt würden. Um nur ein paar Zitate zu nennen: "Darum wisse Du, lieber Christ, und Zweifel nichts daran, dass Du, nähest nach dem Teufel, keinen bittern, giftigern, heftigern Feind habest, denn einen rechten Juden, der mit Ernst ein Jude sein will." Oder "Die Juden sind ein solch verzweifeltes, durchböstes Ding, durchgiftetes Ding, dass sie 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen."

Luthers Schrift "Von den Juden und ihren Lügen" mit dem berühmten Sieben-Punkte-Plan war ein wichtiger Leitfaden für den Umgang mit dem jüdisch-bolschewistischen Problem. Er forderte darin, den Juden ihren Wucher zu verbieten und die jungen starken Juden zur Arbeit zu bringen. Seine Verzweiflung ging so weit, dass er die Forderung aufstellte, jüdische Synagogen, Schulen und Häuser in Brand zu setzen. Nationale Sozialisten haben sich in den Hochphasen der nationalen Revolution immer treu auf Luther bezogen und versucht, sein Werk vor allem in Hinblick auf die Judenfrage zu vervollkommnen.

Die NPD findet es verlogen, wenn große Teile der evangelischen Kirche Luther preisen, aber diese zentralen Ausführungen verleugnen. In besseren Zeiten der nationalen Bewegung haben die Kirchen, ausdrücklich auch die evangelische, mutig zu Luther in seiner Gesamtheit gestanden und nicht feige sich hinter ihren Kirchtüren verschanzt. So erklärte 1938 der evangelische Landesbischof von Thüringen, Martin Sasse: "Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen... In dieser Stunde muss die Stimme des Mannes gehört werden, der als der deutsche Prophet im 16. Jahrhundert einst aus Unkenntnis als Freund der Juden begann, der, getrieben von seinem Gewissen, getrieben von Erfahrungen und der Wirklichkeit, der größte Antisemit seiner Zeit geworden ist, der Warner seines Volkes wider die Juden." Wenn solche Wahrheiten antisemitisch sind, dann muss man eben Martin Luther stolz als Antisemiten bezeichnen - und die Kirche muss endlich wieder, mit dieser Wahrheit so offen umgehen, wie sie es in besseren Zeiten schon einmal getan hat.

Auch was die Rolle der Frau anbelangt, liegt Luther ganz auf unserer nationalen Linie: Haus und Herd sowie Aufzucht der Kinder stellen für Luther und uns das Lebenswerk der Frau dar. Ohne jeden Zweifel wäre Luther, würde er heute leben, Mitglied der Nationalen Partei Deutschland geworden. Obwohl das alles bekannt ist, wird in den staatshörigen Schulen nichts mehr über Luthers geschichtliche Rolle für die nationale Entwicklung gelehrt. Der Bezug auf Luther zeigt immerhin, dass das überall vorhandene Bedürfnis wiedererwacht ist, sich der nationalen Sache zuzuwenden. Einflussreiche Kräfte verhindern scheinbar, dass dabei auch die nationalen Seiten des Reformators beleuchtet werden. Die NPD hat dazu eine klare Position: Der Reformator Luther ist nicht trennbar von dem Luther, der Zeit seines Lebens auf die jüdische Gefahr hingewiesen hat.

Luther ist das große Vorbild für die nationale Jugend heute, das berechtigte Anerkennung verdient. Wir fordern die evangelische Kirche auf, sich endlich zu Luther in seinem Gesamtheit zu bekennen. Die NPD tritt dafür ein, dass die Forderungen Luthers endlich konsequenter in Staat und Kirche beachtet werden.
Es geht um nicht weniger als die Fortführung des Erbes, das der Reformator hinterlassen hat.

Gemeinsam mit patriotisch gesinnten Evangelen und anderen nationalen Kräften wollen wir am Sonntag den 15.05.2005 um 13 Uhr nach den Gottesdiensten auf dem Markt eine nationale Prozession zu Ehren Luthers durchführen. Unser Motto: "Luther - großer Ideengeber für die nationale und soziale Jugend." Es wird Zeit für den erneuten Schulterschluss zwischen deutschen Christen und der nationalen Opposition! Daher sind wir erfreut, dass es bereits christliche Gruppen gibt, die sich unserem Aufruf
angeschlossen haben. Unter anderem unterstützen unsere Prozession folgende Gruppen:

-> NPD-Landesverband Sachsen-Anhalt
-> NPD-Kreisverband Wittenberg
-> Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK)
-> Das Lutherische Kirchenamt der VELKD
-> Nationaler Beobachter Halle/Merseburg
-> Aktionsbüro Mitte
-> Evangelisches Augustinerkloster zu Erfurt

Wir fordern:
-> Schluss mit dem Geschichtsrevisionismus über Martin Luther
-> Für die Rückkehr zur deutschen Kirche
-> Schluss mit der Verweichlichung der deutschen Thesen Luthers
-> Für eine Front zwischen Christen und Nationalen
-> Für eine Politik die Luther mit Stolz erfüllen würde

Unterstützt durch:
-> Deutsche Stimme - Monatszeitung für Politik und Kultur
-> JN - Junge Nationaldemokraten Deutschland"


Gegen die NPD-Demonstration hatte ver.di in Wittenberg auf dem Marktplatz zu einem Kinder- und Familienfest aufgerufen. AntifaschistInnen riefen ebenfalls zu Widerstand auf  http://de.indymedia.org/2005/05/116634.shtml). Die Gegenveranstaltung fand auch wirklich statt - im Gegensatz zum Nazi-Aufmarsch. Von denen traute sich niemand nach Wittenberg.

Inzwischen ist ziemlich klar, dass dieser Aufruf ein Fake war. Die angegebenen Kontaktdaten sind echt, bis auf die Telefonnummer. Die führt direkt zum evangelische Akademie-Guru Schorlemmer. Die VELK hat letzte Woche Strafanzeige gegen die NPD wegen Verleumdung gestellt (sie ist hier im Aufruf als Unterstützerin genannt). Auch die NPD hat Anzeige erstattet.

weitere Bilder aus WB

tutnichtszursache 18.05.2005 - 12:48
noch ein paar bilder vom hübschen wittenberg... wenn das nicht gegen luther gerichtet ist, weisz ich auch nicht...

Kommentierte Wegweiser

tutnichtszursache 18.05.2005 - 12:50
Lutherhaus, Luthereiche und andere "Luther"-Orte mit kritischen Aufklebern versehen...

Thesen werden wieder entfernt

tutnichtszursache 18.05.2005 - 12:52
Am Rathaus werden die Thesen gerade wieder weggemacht. Die Touris fanden es spannend...

Werbung der Polizei mit These 2

tutnichtszursache 18.05.2005 - 12:56
Polizeiplakat mit Graffity für Selbstbestimmung statt Gottes Gnade

Graffity "No Luther"

tutnichtszursache 18.05.2005 - 12:57
Hauswand in Wittenberg

auch Stadthalle betroffen...

tutnichtszursache 18.05.2005 - 13:00
Luther-Graffity an der Stadthalle

Luthers Sinneswandel

Klaus 18.05.2005 - 13:13
Erwähnenswert ist, dass Luther nicht etwa als junger Hitzkopf zu dieser vernichtenden Haltung den Juden gegenüber gelangt ist, sondern in reiferen Jahren seines Lebens. In seiner Jugend, hat er den Versuch einer Annäherung von Christen- und Judentum unternommen, welcher jedoch durch konsequentes Festhalten an der Lehre auf beiden Seiten zum Scheitern verurteilt war.

Dass konsequentes Handeln und Einstehen für seine Überzeugungen in der heutigen Zeit der politischen Leguane generell auf Unverständnis stößt, wundert nicht weiter.

Gruß

Plakate mit Lutherzitaten

tutnichtszursache 18.05.2005 - 13:15
Luthers widerliche Aussprüche

Plakat mit Luthers antisemitischen Sprüchen

tutnichtszursache 18.05.2005 - 13:17
und auch hiervon gibts noch eine Menge weiterer Plakate überall in WB

Selbstbestimmung statt Gottes Gnade

tutnichtszursache 18.05.2005 - 13:22
dieses Motiv war auch in der Mitteldeutschen Zeitung (nein, die Rechte an dem Foto hier hab ich selbst *ggg*) mit dem Untertitel "Luther auf dem Kieker".

gefunden: Theater in der Presse

muss ausgefüllt werden 18.05.2005 - 17:20
Wochenspiegel, 11. Mai 2005 (also vor dem Theaterstück):

Luther wandert auch durch Wittenberg

Wittenberg (red). Das Schaffen und Wirken Martin Luthers will eine Gruppe junger Künstler der christlichen Pfadfinder Fallingbostel mit einem Theaterstück würdigen, mit dem sie Anfang Mai auf Rundfahrt durch die Wirkensorte Luthers reisen.
Am 12. Mai wird das Theaterstück zwischen 14 und 16 Uhr in der Lutherstadt Wittenberg aufgeführt.
Das mobile Theater bewegt sich dabei von der Schlosskirche, wo Martin Luther seine 95 Thesen anbrachte, durch die Schlossstraße und Collegienstraße, vorbei am Rathaus und dem Lutherdenkmal, weiter über die Stadtkirche, in der er predigte, bis zum Lutherhaus. Etwa zehn Künstler verkünden in zeitgerechter Mundart und gekleidet in historischen Kostümen bedeutende Zitate des großen Deutschen aus Wittenberg.
Auf diese Weise sollen kunstvoll und kreativ die Gedanken Martin Luthers und seine Sicht auf die Welt vermittelt werden. Das Theaterstück soll einen kleinen Beitrag zum künstlerischen Gedenken an den großen Reformator darstellen.

Falsch zitiert, Jungs!

Wittenbergerin 18.05.2005 - 20:50
Anders als im Text behauptet, stand an unserem schönen alten Rathaus "Fürchte Gott Ehre die Obrigkeit und sei nicht unter den Aufrührern" (im Text fehlt das "nicht"). Jetzt steht da: "Fürchte die Obrigkeit und sei unter den Aufrührern", weil wohl irgendwelche Leute die nun fehlenden drei Worte abgehauen haben.

Luther-Postkarte

Mirko 19.05.2005 - 14:12
das ist die Vorderseite der Postkarte, die verteilt wurde...

Rückseite Postkarte

Mirko 19.05.2005 - 14:14
soweit ich weiß gabs die Karte bei nem Infomaterial-Versand. Vielleicht kann ja jemensch hier mal posten, wo sie bestellt werden kann...

Bilder vom besudelten Luther

ich 19.05.2005 - 18:00
Habe zur allgemeinen Information mal ein paar Bilder zur Lutherstatue auf dem Markt zusammengestellt. Das Denkmal steht dort direkt vor dem veränderten Herrschaftsverherrlichenden Spruch ("Fürchte Gott...") und ein paar Meter neben Luther steht eine Statue für Melanchton.
Das Luther-Denkmal ist letzte Woche auch verändert worden, was die öffentliche Diskussion über die Thematisierung von Luthers Hetze und deren Inhalte angeheizt hat.

Lutherstatue schräg von vorn

ich 19.05.2005 - 18:01
wie zu sehen ist, hat vor allem das Podest, aber auch die Lutherfigur einige Farbe abgekriegt...

Podest des Denkmals

ich 19.05.2005 - 18:03
richtig unschön sah der untere Bereich aus...

"95 Farbbeutel"

ich 19.05.2005 - 18:05
diese Parole steht ganz in der Nähe des Denkmals an einem Durchgang. vielleicht will sie auf die vielen Kleckse am "Luther" verhöhnen? Sicherlich stehen die "95 Farbbeutel" aber im Zusammenhang mit Luthers berühmten "95 Thesen"...

hier gibbet die postkarte

yo 19.05.2005 - 18:26
unter  http://www.aktionsversand.de.vu/ gibts die luther postkarte

Kanzelrede zur Lutherkritik

M.B. 19.05.2005 - 22:17
Diese Kanzelrede wurde am Pfingstsonntag in allen Wittenberger Kirchen abgehalten. Sie nimmt Bezug auf die Schmierereien und auf den sogenannten NPD-Aufruf. Hier an dieser Stelle nur zur Dokumentation.


Abkündigung für den Pfingstsonntag 2005


Liebe Schwestern und Brüder,

Seit einiger Zeit sorgen besprühte Wände, Aufkleber und diverse Aufrufe
in Wittenberg für Unruhe.
Zum Teil werden Martin Luther und die Menschen, für die er große Bedeutung hat, diffamiert und angegriffen.
Zum Teil sollen der Reformator, aber auch kirchliche Institutionen vereinnahmt werden für eigene Zwecke.
Wir wissen nicht, wer dahinter steckt. Von verschiedenen Seiten ist Anzeige erstattet worden.
Mir liegt daran, dass unmissverständlich deutlich ist:
Die Evangelische Kirche lehnt all diese Inhalte und auch die Art der Auseinandersetzung entschieden ab.
Was wir brauchen, ist eine Kultur, in der Menschen aufeinander hören, in der sie nicht zu feige sind, gegenseitig ihre Gesichter zu zeigen und in der sie miteinander fair über Lebens- und Gesellschaftskonzepte und eben auch über die Bedeutung Luthers für Wittenberg heute streiten.
Dazu wird die evangelische Kirche in absehbarer Zeit zu einem offenen Abend einladen.

Siegfried T. Kasparick
Propst des Kurkreisdes

Polizei-Presseinfo zu Graffiti

PoliceChecka 21.05.2005 - 14:05


Polizeidirektion Dessau - Pressemitteilung Nr.: 033/05


Dessau, den 9. Mai 2005


Graffitisprayer geschnappt

In den frühen Morgenstunden des 09. Mai. 2005 konnten in Wittenberg, auf dem Markt (Innenstadtbereich), zwei mutmaßliche Sprayer gestellt werden. Gegen 02:20 Uhr wurden ein 25-jähriger Magdeburger und 21-jähriger Wittenberger dabei beobachtet, wie sie mehrere PKW`s abklinkten. Dabei sollen sie einen Beutel bei sich getragen haben, denen sie sich bei der Kontrolle durch die Polizei entledigen wollten. Der Beutel konnte jedoch aufgefunden werden. Inhalt dessen waren mehrere Utensilien zum Farbsprühen. Da sich an der Kleidung der mutmaßlichen Täter übereinstimmende Farbreste zu den aufgefundenen Farben im Beutel befanden, überprüften die Polizeibeamten Hauswände an Objekten der näheren Umgebung. Dabei konnten an fünf Objekten am Marktplatz frische Farbschmierereien festgestellt werden. Ein von der Polizei eingesetzter Spezialhund nahm die Fährte auf und lief von den Tatorten um den Markt direkt zum Streifenwagen der bereits im Polizeirevier Wittenberg stand und in welchem die Tatverdächtigen saßen.
Der Zentrale Kriminaldienst der Polizeidirektion Dessau hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Ermittlungen dauern an.

Impressum:

Polizeidirektion Dessau
Pressestelle
Kühnauer Straße 161
06846 Dessau
Tel: 0340/ 6000-204
Fax: 0340/ 6000-210
Mail:  pressestelle@de.pol.lsa-net.de

 http://www.asp.sachsen-anhalt.de/presseapp/data/pddes/2005/033_2005.htm

Makaberer Scherz oder bitterer Ernst?

MZ-Leser 02.06.2005 - 01:28
Artikel aus der Mitteldeutschen Zeitung vom 13.5.2005:

Makaberer Scherz oder bitterer Ernst?
Aufregung um angeblichen NPD-Aufmarsch

Wittenberg/MZ/dsk Ein im Namen der NPD verfasstes Flugblatt sorgt in Wittenberg für Wirbel.In dem Schreiben, das offenbar teils erfundene Quellen sowie Sympathisanten benennt, kündigt der "Kreisverband" der rechtsextremistischen Partei für den 15. Mai eine nationale Prozession zu Ehren Luthers auf dem Markt an. Die NPD hat nun eine Pressemitteilung verschickt, in der sie sich vom Inhalt des Flugblatts distanziert und von einer Fälschung spricht.

"Der Staatsschutz ermittelt. Wir können zu den Absendern noch nichts sagen. Auch ist nicht sicher, ob es sich tatsächlich um eine Fälschung handelt", so Mirko Korbien von der Polizeidirektion Dessau. Weder bei der Polizei noch bei der Versammlungsbehörde des Landkreises liege eine Anmeldung für eine NPD-Veranstaltung am Sonntag vor. Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands will juristische Schritte einleiten. Sie wird auf dem Flugblatt als Unterstützer der Prozession genannt. Die Gewerkschaft "verdi" plant von 12 bis 14 Uhr auf dem Markt ein Kinder- und Familienfest als "Gegenaktion".

Die Polizei hält einen Zusammenhang zwischen vermehrten Graffiti-Schmierereien in der historischen Altstadt - die direkt oder indirekt auf Luther zielen - und dem Flugblatt nicht für ausgeschlossen. "Die Graffitis im Bereich der Collegienstraße, des verlängerten Schlossplatzes und gegen fünf Streifenwagen der Polizei, die vor dem Revier standen, ähneln stark denen des Sprayer-Duos, das am 9. Mai auf dem Wittenberger Markt erwischt wurde", teilte Korbien mit. Da der Magdeburger und sein einheimischer Kumpan auf freiem Fuß sind, wird eine mögliche Beteiligung derzeit überprüft.

Südportal geschändet

MZ 08.06.2005 - 19:33
Mitteldeutsche Zeitung vom 3.6.05:

Südportal geschändet
Unbekannte zerstören Schrift am Alten Rathaus

Wittenberg/MZ/dsk. Die Stadt Wittenberg will einen Restaurator beauftragen, das von Unbekannten geschändete Portal des Alten Rathauses wieder in Ordnung zu bringen. Allerdings könne es noch bis September dauern, so Pressesprecherin Karin Austermann. Der oder die Täter hatten die mit Blattgold versehene Schrift aus dem Jahr 1573 - "Fürchte Gott, ehre die Obrigkeit und sei nicht unter den Aufrührern" - beschädigt. Nun lautet der Text: Fürchte die Obrigkeit und sei unter den Aufrührern. Die Ermittlungen hat der Staatsschutz übernommen. Geprüft werde ein Zusammenhang mit Graffiti-Schmierereien in Wittenberg, die offenbar gegen Luther zielen.


Daneben ein Foto von der Inschrift (wie hier auf Indy) mit dem Untertitel: "Nicht witzig: Unbekannte haben die mit Blattgold versehene Schrift am Rathausportal schwer beschädigt. Die Stadt muss einen Restaurator beauftragen. Außerdem ermittelt der Staatsschutz."

Neue Anti-Luther-Graffitis in Wittenberg

Checka 10.06.2005 - 14:56

zur "Schändung" der Obrigkeit :-)

ich 15.06.2005 - 10:23
Auszug aus "Ort der Freude & des Leids" in der MZ vom 8.6.2005:

(...)

Die Schändung des Altans (MZ berichtete), möglicherweise durch einen Wittenberger und seinen Magdeburger Kumpanen, wäre laut Wurda im 16. Jahrhundert ein "Affront gegen die Obrigkeit" gewesen. Noch sind die Motive für den mutwilligen wie offenbar genau geplanten Angriff gegen das Gerichtsportal nur Spekulation. Fest steht hingegen, dass die Restauration des teilweise zerstörten Verses kein billiges Vergnügen werden dürfte. "Wir haben einige der abgestemmten Buchstaben gefunden. Ob sie noch einmal verwendet werden können, ist aber fraglich. Wir müssen die Analyse der Spezialisten abwarten", sagt Gabriela Günther, Fachbereichsleiterin Gebäudemanagement bei der Stadt. Sicher ist hingegen, dass das "Alte Rathaus" zu Luthers Hochzeit im kommenden Jahr im neuen Glanz erstrahlen wird.

(...)


*/*
hoffe doch, dass es ein "Affront gegen die Obrigkeit" war... *g*

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