Kasseler Wagenplatz kurz vor der Räumung!?

-- 13.05.2005 22:22
Der Magistrat hat letzten Montag beschlossen den Wagenplatz innerhalb der
nächsten drei Wochen räumen zu lassen. (bis Ende des Monats)
Im Anhang findet Ihr unsere Presseerklärung und einen Offenen Brief des
Komitees für Grundrechte aus Köln zu dem Ganzen.

herzlichst
euer Wagenplatz
Verhandlungen jetzt!

Die BewohnerInnen des Wagenplatzes nehmen mit Bestürzung zur Kenntnis, dass der Magistrat der Stadt Kassel eine Räumung des Wagenplatzes beschlossen hat. Gleichzeitig begrüßen wir die ebenfalls beschlossene Initiative uns zwei Ausweichgelände vorzuschlagen. Eine Räumung wäre vor dem Hintergrund des seit Jahren andauernden Streites auch nur als ein Ausdruck fehlender Verhandlungsbereitschaft und falsch verstandenem Demokratieverständnis zu bewerten.

Die WagenbewohnerInnen haben ca. 60 Grundstücke eingereicht, die allesamt von der Stadt als Alternativgrundstücke abgelehnt wurden, obgleich zwei Stadtverordnetenbeschlüsse den Magistrat beauftragten, eine geeignete Fläche zu finden.
Im Herbst 2004, nachdem die WagenbewohnerInnen das Gelände in Niederzwehren erstmals bezogen, machte die Stadt Kassel ein Angebot bezüglich eines Grundstücks in der Nordstadt unter der Prämisse, dass sie für wenige Tage auf den überflutungsgefährdeten Landfahrerplatz umziehen müssten. Am Tag nach dem vollständigen Umzug wurde das Angebot zurückgezogen.
Nach dreimonatiger Verweildauer auf dem akut hochwasserbedrohten Landfahrerplatz zog der Wagenplatz nochmals auf die besonders gut als Standort geeignete Fläche in Niederzwehren. Jegliche Versuche, mit der Stadt Kontakt aufzunehmen, wurden ignoriert. Weder auf Briefe noch auf Telefonate wurde geantwortet. In der Presse wurde stattdessen angegeben, man stünde mit uns in Gesprächen.

Weiterhin sind wir an Verhandlungen interessiert. Besonders die zwei Flächen, die für eine Nutzung als Wagenplatz im Gespräch sein sollen, könnten eine Lösung darstellen. Wir bedauern jedoch sehr, dass wir diese Option bislang noch nicht im direkten Gespräch mit der Stadt verhandeln konnten.
Wir bestehen nicht auf dem Grundstück am Park Schönfeld, Verhandlungen über andere Flächen sind natürlich ebenso denkbar, allerdings bietet das Grundstück viele Vorteile als Standort für einen Wagenplatz:

Die Akzeptanz bzw. Tolerierung des Ortbeirates
Die Fläche ist ungenutzt und wird aus dem Landschaftsschutz herausgenommen
Keine direkt angrenzenden Nachbarn
Viele uns freundlich gesonnene Spaziergänger
ideale Bedingungen zur Produktion von Wind- und Solarenergie
ideale Bedingungen zur Errichtung einer biologischen Schilfkläranlage

Wir werden uns nicht in Luft auflösen:
Die Fläche am Park Schönfeld ist als Lösung weiterhin ideal!

Wir fordern die Stadt auf, eine einfach lösbare Situation nicht unnötig durch eine Räumung zu eskalieren. Des weiteren den Magistratsbeschluss „ein geeignetes Gelände für die Bauwägler zu finden“ umzusetzen und damit das seit 25 Jahren in Kassel bestehende Bedürfnis von Menschen in dieser Wohnform zu leben anzuerkennen und zu ermöglichen.
Deswegen fordern wir die Legalisierung des Wagenplatzes. Für diese Legalisierung bedarf es Gespräche. Wir fordern die Stadt Kassel auf mit uns in Verhandlungen zu treten, um eine einvernehmliche, dauerhafte und vertraglich abgesicherte Lösung zu finden. Beispiele aus anderen Städten zeigen dass eine Legalisierung möglich ist.

[Presseerklärung]

Wagenplatz
Brüder-Grimm-Str. 161
34134 Kassel


*****Frankfurter Rundschau 13.05.2005*****
Wagendorf vor der Räumung
Angeblich Magistratsbeschluss

Kassel · 12. Mai · jft · Der Kasseler Bauwagenplatz im Stadtteil Niederzwehren steht offenbar kurz vor dem Aus. Nach Informationen der Bewohner will die Stadt das von ihnen besetzte Grundstück angeblich "innerhalb der nächsten Wochen" von der Polizei räumen lassen. Der Magistrat habe auf seiner letzten Sitzung die Räumung der Bauwagensiedlung
beschlossen, sagen die Bewohner. Die Stadt wollte das weder bestätigen noch dementieren. Magistratsbeschlüsse seien nicht öffentlich, hieß es.

Zweimal war den Rollheimern bereits eine Frist zum Verlassen der besetzten städtischen Brachfläche am Tierfriedhof gesetzt worden - zuletzt bis zum 6. Mai. Dem waren die Wagenbewohner aber nicht nachgekommen. Denn ein Ausweichgrundstück, auf das sie mit ihren etwa 15 umgebauten Bau- und Zirkuswagen ziehen könnten, gibt es bislang nicht. Angeblich plant die Stadt jedoch, den Rollheimern vor der polizeilichen Räumung zwei Alternativplätze anzubieten. "Darüber würden wir uns freuen", sagt Wagenbewohner Malte Lantzsch. "Wir finden es aber schade, dass mit uns darüber noch nicht geredet wurde."

Platz war schon einmal besetzt
Auf die Entscheidung des Magistrats, die Räumung von der Polizei durchsetzen zu lassen, hätten die Bauwägler indes "mit Bestürzung" reagiert. Vor dem Hintergrund des seit Jahren andauernden Streites um den Kasseler Wagenplatz sei der Beschluss "nur als ein Ausdruck fehlender Verhandlungsbereitschaft und falsch verstandenen Demokratieverständnisses zu bewerten". Die Stadt habe nicht nur rund 60 von den Wagenbewohnern vorgeschlagene Alternativplätze abgelehnt, sondern in den vergangenen Wochen auch jeglichen Versuch der Kontaktaufnahme abgeblockt.

Unterstützung bekamen die Bauwägler vom "Komitee für Grundrechte und
Demokratie" in Köln: "Mit Nachdruck möchten wir uns für die Legalisierung
des Bauwagenplatzes in Kassel einsetzen und bitten alle Beteiligten, endlich zu den Mitteln der Politik zurückzukehren." Seit Ende Januar stehen die Rollheimer mit ihren Wagen auf dem Gelände in Niederzwehren. Im Oktober 2004 hatten sie den Platz schon einmal für drei Wochen besetzt, waren aber abgezogen, nachdem ihnen die Stadt ein anderes Grundstück in Aussicht gestellt hatte. Dieses Wagendorf in der Nordstadt scheiterte jedoch am Widerstand der Anwohner. Bereits 2003 war der Magistrat von den
Stadtverordneten beauftragt worden, ein dauerhaft nutzbares Grundstück für
die Kasseler Bauwägler zu finden.
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Ergänzungen

LOVE OR HATE PARADE

kann ein laster sünde sein? 13.05.2005 - 23:23
Für den Erhalt des Wagenplatzes OBI und der KTS

Treffpunkt: Theaterplatz Freiburg 13:00 Uhr

Freiräume erkämpfen und verteidigen!

KTS, Obi, Ex-Steffi, OBW 9, ...
alle bleiben!

venceremos!

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