Nachbetrachtung zum achten Mai

Hänschen Würstchen 11.05.2005 22:51 Themen: Antifa
der achte Mai und die Folgen
Die Ereignisse des 8. Mai in Berlin ziehen ihre Folgen nach sich.
Hatte die NPD und die JN kurz nach dem Ende ihres Demonstrationsversuch noch verlauten lassen, dies sei ein großer Erfolg gewesen, will man jetzt rechtliche Schritte einleiten. Der Standpunkt der Rechtsextremen ist der, daß sich Polizei und Antifa zusammengeschlossen haben um die rechtmäßig zugelassene NPD Demo zu unterbinden. Der Widerspruch in den Nazi-Veröffentlichungen folgt prompt: Die angeblich rechtswidrige Blockade der Berliner Innenstadt sollte durch gerademal 5000 Gegendemonstranten erfolgt sein (Quelle: npd.de). Fraglich ist, wie dies angesichts der Größe der Straßen und des gesamten Gebiets möglich sein soll.
Der erfreulichste Nebeneffekt der Geschehnisse ist sicherlich die beginnende Zerstrittenheit zwischen NPD und den sog. "freien Kameradschaften". Diese äußern nun offen Kritik an der NPD, so soll diese den 8. Mai aus wahltaktischen und propagandistischen Gründen schon Monate vorher zu Ungunsten von Veranstaltungen zum 1. Mai forciert haben. Der erste Mai gehört eher den freien Neonazis. Diese bemängeln nun, daß es am 1. Mai zugunsten des 8. Mai praktisch keine nennenswerten Naziveranstaltungen gab. Die gerade begonnenen Auseinandersetzungen deuten darauf hin, daß sich das Bündnis aus der offiziellen Partei NPD und den freien Schlägern zunehmend löst. Dies gibt Hoffnung darauf, daß die NPD in Zukunft wieder schwächer wird, vielleicht sogar unterhalb der Grenze der Wahlkampfmittelzuschüsse.
Aber auch einen weiteren Punkt muß man im Zusammenhang mit dem achten Mai betrachten, der auch hier schon mehrfach angesprochen wurde: Die Bundesregierung kann nun einen großen Erfolg feiern. Die Welt erfährt durch die Medien, daß Deutschland doch ach so tolerant sei. Fest steht aber: Während wir von den Bullen hin und her geschubst wurden, während wir im Regen standen, während wir riesige Strecken in der Stadt zu Fuß zurückgelegt haben um die Absperrungen zu umgehen und letztendlich den Naziaufmarsch erfolgreich verhindert haben, saßen die schwarzgekleideten Herren im blumengeschmückten Bundestag, haben einem Streichquartett gelauscht, sich selbst beweihräuchert und werden sich zukünftig wieder gegenseitig mit Toleranz- und Friedenspreisen überhäufen. Die wahren Verantwortlichen für den Erfolg vom Sonntag sollten genannt werden, nämlich die, die sich jetzt unfreiwillig von den Demokratieschwaflern und "Friedlich-zweiKilometerentfernt-Protestierern" benutzen lassen müssen.
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Ergänzungen

So unrecht hat die NPD da nicht...

A-meise 12.05.2005 - 01:20
wenn sie behauptet die Polizei und Gegendemonstranten hätten sich zusammen geschlossen. Natürlich ist das übertrieben, aber es wurde doch in den Berichten verschiedener Beteiligten, die sich mit meinen Erfahrungen decken, recht deutlich, dass die Polizei sich diesmal extrem zurück gehalten hat. Wir glaubten zunächst an einen Trick, als wir auf der Fascho-Route von den Bullen immer weiter in Richtung Alex gelassen wurden und änderten sofort unseren Standort, um mögliche Alternativrouten zu blockieren, dass da auch nichts lief ist allgemein bekannt. Da haben die Nazis EINMAL das erlebt, was wir ständig erleben müssen: nämlich der Willkür der Bullen ausgeliefert zu sein, wenn es um Demos geht. Wie oft wurde uns schon unser Recht auf Demonstration aus fadenscheinigen Gründen genommen?

Ok, es ist ein bitterer Beigeschmack, dss wir uns haben instrumentalisieren lassen, aber wenn es gegen Nazis geht, sollte man da nicht so wählerisch sein und halt im Notfall mit der SPD marschieren (wenn die mal marschiert wären). Das wäre 33 richtig gewesen und ist es heute immer noch.

Gedankenexperiment: Ignorieren... in der Öffentlichkeit zu sein ist für die faschos unglaublich wichtig. Ich würd gerne mal ihre Gesichter sehen, wenn die nen Aufmarsch durch ein menschenleeres Gebiet machen (abgesehen von den Bullen) und niemand erwähnt das auch nur, keine Nachrichten, keine Berichte, keine Gegenaktionen...nichts. Als wären sie nicht da gewesen...

ach nö

tagmata 12.05.2005 - 01:29
international haben schröders auftritt in moskau, die feier in moskau, bush in europa, handgranate (den splint nicht gezogen... vollidiot) auf bush in georgien und vielleicht noch irgendwelche sachen im irak, mal ganz zu schweigen von eisenmans säulenpark, dem thema den rang ziemlich abgelaufen. allenfalls in israel haben sie vielleicht der sache mehr aufmerksamkeit geschenkt. aber auch da, glaub ich, ist das holocaustmahnmal für die leute interessanter als wer nun genau die npd an ihrer mentalen schwanzparade gehindert hat.

ansonsten wurde zur kenntnis genommen, daß die nazis nicht durchgekommen sind und das wars eigentlich. hätts die blockade nicht gegeben, wäre tatsächlich aufmerksamkeit dagewesen, aber so? hierzulande gehts hin und her um 'deutsche normalität', aber den größten teil der welt interessiert das einen furz, die sind froh, wenn die deutschen sie in ruhe lassen ;-)

bbc online hat gerade mal einen halbsatz im nachrichtenblog eines reporters. auf google news ist unter der masse der 9.-mai-berichte alles untergegangen. cnn  http://www.cnn.com/2005/WORLD/europe/05/08/germany.far.right.ap/index.html erwähnt immerhin, daß die 'mainstream political leaders' sich alle am brandenburger tor herumgelümmelt haben; würden irgendwelche linksorientierten amis cnn große bedeutung schenken, würden sie sich ihre 5 cent zusammenreimen können. die ha'aretz hat das hier  http://www.haaretzdaily.com/hasen/pages/ShArtVty.jhtml?sw=berlin&itemNo=573859 - die infos sind einigermaßen umfassend, aber ohne kenntnis der szene lassen sie sich auch nicht gut interpretieren. daß trittin nicht mal eben so und köhler ganz bestimmt nimmer auf einem solchen protest aufläuft (oder war trittin tatsächlich da? er gab sich jedenfalls recht gutinformiert nachher), wer weiß das schon in israel?

klar würde sich die 'staatsantifa' gern feiern. aber 's ist längst vorbeigewesen, eh es noch beginnen konnte, also keine panik, roter! ;-)

(letzten endes kann mensch nur nochmal 'spasibo' sagen, daß die russen den ve-day am 9. feiern *grinz*)

Für zukünftige Blockaden

Kai 12.05.2005 - 12:46
Klar, sollen doch die Politiker und etablierten Parteien dies als ihren großen Sieg feiern. In Zukunft können wir aber bei jeder Blockade auf den 8. Mai 2005 verweisen, sollte die Staatsmacht nämlich den Nazis wieder den Weg freiknüppeln, wäre ihre große Show am Alex als Farce demaskiert. Dies sollte auch ganz dreist unsere Argumentation schon im Vorfeld sein.

Ein riesen Erfolg in Berlin

ilse 12.05.2005 - 13:15
Ich habe eigentlich nicht viel zu sagen.Ich bin ziemlich wirsch auf der Demo rumgelaufen,um die Nasen zu finden,als noch nicht klar war das die Nasen nicht marschieren werden.Ich habe von den Nazis selber nicht viel mit bekommen.Was ich auch gar nicht so schlimm finde.Wir haben in Berlin einen riesen Erfolg gehabt,und das finde ich mal wichtig hier zu sagen.Und zudem war es auch noch ziemlich friedlich,nach meinem Wissen sind auch die Wasserwerfer nicht zum Einsatz gekommen.
Was ich zum kotzen finde ist,das es sich in der lokalen Presse so anhört,als hätten Parteien und (tschuldigung)Normalos den Naziaufmarsch verhindert.Das ist nun mal nicht die Wahrheit!!!Die Parteien und die Normalos haben ihre Musik gespielt und ihre Bratwurst gegessen,was nicht zu verwerfen ist,aber die die Gegenaktionen der Antifa,der Punks und ähnlichem "Gesindel" haben den NPD-Aufmarsch verhindert.Ich könnte tausende von Eindrücken hier nieder schreiben aber das möchte ich gar nicht.
Ich möchte nur sagen:WIR HABEN DIESMAL GEWONNEN!!!
Und das sollte uns allen wieder etwas von der Kraft wiedergeben,die wir vielleicht bei den letzten erfolglosen Demos verloren haben.
Wir haben es geschafft,das sich ca. 3000Nazis in ein Gehege drängen durften und sich keiner außer den Bullen das dämliche Gelaber anhören musste.Klar ein Gehege ist auch noch zu viel Platz für Nazis,aber weniger als sie haben wollten.
In diesem Sinne-WEITER SO
KEIN VERGEBEN-KEIN VERGESSEN!!!

Rechts gegen rechts

Dokumentation 12.05.2005 - 19:55
10.05.2005
Nach dem Scheitern der NPD-Demonstration in Berlin gibt es Streit in der braunen Szene
Von Frank Jansen
 http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/10.05.2005/1806990.asp

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