Neues von Mehmet Tarhan - weitere Verhaftung

Mehmet barisi seviyor 05.05.2005 10:55
Neues von Mehmet Tarhan - weiterer Totalverweigerer in der Türkei verhaftet
Neues von Mehmet Tarhan - weiterer Totalverweigerer in der Türkei verhaftet


Übersetzung eines Textes von WRI aus dem Englischen:

"Der Prozess gegen den Verweigerer aus Gewissensgründen Mehmet Tarhan, der am 8. April 2005 verhaftet wurde, wurde auf den 26. Mai vertagt. Am Ende des Prozesses wurde Sahin Ozbay, der seine Verweigerung aus Gewissensgründen am 4. Oktober 2004 erklärt hatte verhaftet. Es wird erwartet, dass er zu einem Rekrutierungsbüro gebracht wird, um dann zu „seiner“ Militäreinheit überstellt zu werden. Er wird wahrscheinlich das gleiche erleben wie Mehmet Tarhan. Der Prozess gegen Mehmet Tarhan wurde auf den 26. Mai vertagt, damit das Gericht 10 Aussagen von Soldaten hören kann, die Mehmet Tarhans „Insubordination vor der Einheit“ nach Artikel 88 des türkischen Militärstrafgesetzbuches (TACK) bezeugen sollen. Die Anklage ist mit einer Gefängnisstrafe von 3 Monaten bis zu 5 Jahren belegt. Der Prozess wurde von einer Gruppe türkischer UnterstützerInnen und Verweigerern aus Gewissensgründen besucht und zwei Internationale BeobachterInnen bildeten eine internationale Delegation, die von War Resisters International organisiert wurde. Tina Kemler aus Deutschland und Eldad Zion aus Israel berichteten von der Verhaftung von Sahin Ozbay und der Vertagung des Prozesses und überlegen weitere Aktionen mit den türkischen UnterstützerInnen. WRI fordert die sofortige Freilassung der Verweigerer aus Gewissensgründen Mehmet Tarhan und Sahin Ozbay.
War Resisters` International ruft zu einer kontinuierlichen Kampagne aus Protesstbriefen und e-mails an türkische Autoritäten und Botschaften auf. Eine Protest E-mail an das Generalstabshauptquartier kann von hier  http://wri-irg.org/co/alerts/20050408a.html aus gesendet werden. Mahnwachen und Demonstrationen vor türkischen Botschaften können auch ein effektives Mittel sein. Eine Liste von türkischen Botschaften kann hier  http://www.mfa.gov.tr/MFA/Ministry/TurkishRepresentations/searchRepresentatives.htm gefunden werden.

Andreas Speck
War Resisters' International"


für direkte Anfragen in die Türkei und Interviews:

Osman Murat Ülke:  gezz@gawab.com (Anfragen auf Deutsch möglich)
 ugur@savaskarsitlari.org
0090 – 536 – 8959290 (Anfragen auf Englisch möglich)


Es werden dringend Spenden benötigt, um den Besuch von Mehmet durch Verwandte und FreundInnen zu ermöglichen. Außerdem muss Geld für die AnwältInnen und die politische Kampagne aufgebracht werden. Deswegen rufen wir hier zu Spenden auf folgendes Konto auf:

Postbank Berlin
E. Schönefeldt
Stichwort: Mehmet
KtoNr. 190 500 109
BLZ: 100 100 10
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Ergänzungen

Sorge um die Unversehrtheit und das Leben von

Tina 25.05.2005 - 13:10
Heute erfuhr ich, daß wir in Sorge um die Unversehrtheit und das Leben von Mehmet Tarhan sein müssen. Er wurde mißhandelt, erpresst, mit dem Tode bedroht und gezwungen, über all diese Vorkommnisse zu schweigen.

Die Rechtsanwältin Suna Coskun veröffentlichte gestern am 24.05 im Rahmen einer Pressekonferenz, was sich seit der Verlegung von Mehmet Tarhan am 11.April ins Militärgefängnis von Sivas ereignet hat.


Der Ablauf der Misshandlungen im Einzelnen

Seit seiner Verlegung in das Militärgefängnis von Sivas wurde er anders als reguläre Inhaftierte behandelt. Der Unteroffizier Mustafa Selvi drohte ihm sofort mit der Verlegung in die Gemeinschaftszelle Nr.2, wo die Wildesten einquartiert seien. Später wurde Mehmet vor die Gemeinschaftszelle Nr. 1 gebracht und aufgefordert, ohne Begleitung hinein zu gehen.

Als er eintrat, war der Raum verdunkelt, die Männer darin waren nur schemenhaft zu erkennen. Er mußte sich auf einen Stuhl neben der Tür setzen. Es begann eine Art Kreuzverhör. Er wurde wiederholt gefragt, ob er ein Terrorist oder ein Landesverräter sei. Die Männer drohten, ihn zu töten, falls er ein Terrorist sei.

Dann fingen die Insassen (deren Namen alle bekannt sind) an, ihn zu verprügeln und wegen seiner langen Haare zu beleidigen. Einer der Inhaftierten zeigte Mehmet seine Waffe und drohte ihn zu töten. Der Angriff wurde erst durch das Eingreifen anderer Inhaftierter beendet.

Mehmet wurde in den Schlafsaal gebracht, wo eine kurze Weile später die gleichen Inhaftierten erneut über ihn herfielen. Sie schlugen überall auf ihn ein und zerrten ihn an den Haaren herum. Der Angriff drohte in Lynchjustiz zu gipfeln, bevor er erneut von anderen Inhaftierten nach ca. 20 Minuten beendet wurde.

Mehmets Oberlippe und die rechte Seite seiner Unterlippe sind geplatzt. Er hat Prellungen und Blutergüsse an Kinn, Hals und verschiedenen anderen Körperteilen. Wegen den Schlägen auf seine Brust hatte er bis zum 30. April 2005 Atemprobleme. Ihm sind an den folgenden Tagen kontinuierlich Haare ausgefallen. Wegen den Schlägen auf seine Knie, Beine und Füße hat er starke Blutergüsse und Prellungen und konnte lange Zeit nur beschwerlich aufstehen.

Nach dem Angriff wurden die Glühbirnen wieder festgedreht und damit die normale Beleuchtung in der Gemeinschaftszelle wieder hergestellt. Auch dies, so die Anwältin, ein deutliches Indiz dafür, dass die Mißhandlungen geplant waren.

Die Angreifer sind anschließend zu Mehmet Tarhan gekommen und haben ihm, unter dem Vorwand sich entschuldigen zu wollen, erzählt, der Unteroffizier Mustafa Selvi hätte ihn als Terrorist bezeichnet und sie mit den Worten ihr wisst schon wie ihr mit ihm umzugehen habt angestiftet.
Dies sei der Grund, warum sie ihn verprügelt haben.

Mehmet wurde anschließend in eine Einzelzelle verlegt. Er wurde aber bei jedem Zellenausgang von den anderen Inhaftierten mit den Worten:
„Hätten wir gewollt, hätten wir dich am ersten Tag töten können, aber wir können das immer noch.“ bedroht.

Aus Sorge um sein Leben hat Mehmet Tarhan die Mißhandlungen und Drohungen für sich behalten. Später forderten die Angreifer zuerst Geld, anschließend Kleidung (Hemden, Krawatten, Schuhe) und Telephonkarten.

Drei Mithäftlinge verlangten am 29. April 2005 während des Hofgangs 500 YTL (ca. 290 Euro) und drohten, dass er ja wisse, was ihn erwarten würde, falls er nicht zahle. Mehmet Tarhan erwiderte, dass er einen so hohen Betrag nicht zahlen könne. Eine Woche später gab er den Drohungen nach und gab den Erpressern 300 YTL, die ihm seine Schwester für seine privaten Gebrauch im Gefängnis gegeben hatte.

Darauf forderten die Erpresser am 9. Mai 2005 drei Schwarze Anzüge. Um zu garantieren dass er ihrem Wunsch nachkommt, zwangen sie ihn, seine Schwester anzurufen und hörten während dem Anruf zu.

Emine, Mehmets Schwester, brachte am 11. Mai 2005 zwei schwarze Anzüge, Schuhe, Krawatten und Hemden mit, die über die Gefängnisleitung einem der Erpresser ausgeliefert wurden.

Mehmet Tarhan hat die Gefängnisleitung gleich am ersten Tag über den Angriff und die bewaffnete Drohung informiert. Aus Sorge um seine Unversehrtheit und sein Leben hat er sich nicht an die Öffentlichkeit und seine Anwälte gewandt. Seine Schwester hat dann die Anwälte informiert, die am 19. Mai mit Mehmet die Situation detailliert besprechen konnten.

Die Anwälte haben die Gefängnisleitung mit der Situation konfrontiert und konnten zumindest vorübergehend eine teilweise Sicherheit herstellen. Das Geschehene wurde am 20. Mai 2005 im Gefängnis protokolliert. Die Anwälte haben bei der Militärstaatsanwaltschaft Sivas Anklage erhoben.
Gestern jedoch, berichteten die Anwältinnen von Mehmet, daß er während des Hofganges, der seit dem 20. Mai getrennt von seinen Angreifern und Erpressern stattfindet, von ihnen über eine Mauer hinweg mit Betonbrocken beworfen worden sei. Als er dies dem Lagerkommandanten mitteilen wollte, schritt jedoch der schon anfangs erwähnte Unteroffizier ein und erklärte er habe die Brocken über die Mauer geworfen.
Nachmittags wurde Mehmet dann in Gegenwart von seinen Anwältinnen von den entsprechenden Mithäftlingen bedroht und eingeschüchtert.

Die Anwältin schloss mit den Worten:
Es bleibt festzuhalten:
Die Inhaftierten wurden in ihren Taten von der Gefängnisleitung angestiftet. Wir sind weiterhin um die Sicherheit Mehmet Tarhans besorgt.

Internationaler Protest ist dringend geboten.

Die War Resisters` International ruft zu Protesten auf, die unter der folgenden Adresse geleistet werden können
 http://wri-irg.org/co/alerts/20050524a.html

Auf der Webseite von Connection e.V. kann ebenfalls ein Protestaufruf unterzeichnet werden.  http://www.Connection-eV.de/Tuerkei/tarhan.html

Neues aus Sivas

Tina 26.05.2005 - 12:55
Am heutigen Morgen fand der zweite Verhandlungstag gegen Mehmet Tarhan im Militärgefängnis von Sivas statt. Die Verhandlung wird am 9. Juni weitergeführt. Mehmets AnwältInnen haben wieder seinen Freispruch beantragt, der, obwohl vom Militärstaatsanwalt befürwortet, abgelehnt wurde.
Das bedeutet, daß Mehmet, dem gestern gewaltsam die Haare geschnitten wurden, noch mindestens zwei weitere Wochen im Knast bleiben muß.
Mehmet physischer Zustand ist nicht besonders gut. Er hat mehrere Prellungen und kann aufgrund der fortdauernden Folterungen nur unter Schmerzen laufen.

Drei weitere Kriegsdienstverweigerer (Ersan Ugur Gor, Erdem Yacinkaya und Mustafa Seyhoglu), die den Prozess beobachteten wurden verhaftet. Als andere Prozessbeobachter die Verhaftung der drei verhindern wollten, wurden sie von der Polizei angegriffen und viele wurden verwundet (Frauen wie Männer).
Die drei Verweigerer sind zur Zeit noch bei der Polizei und werden vermutlich bald einem Militärbüro überstellt.

Zehn weitere Personen, die versucht haben die Verweigerer zu schützen, werden von der Polizei festgehalten, und ihre Personalien werden aufgenommen.

Bitte verbreitet diese Nachricht und schickt Protestfaxe nach Sivas!

General Staff fax: (+90) 312 - 425 08 13
Presidency of Turkey Republic fax: (+90) 312 427 13 30
Sivas Military Prison fax : (+90) 346- 225 39 15

(Übersetzung einer Mail von  http://groups.yahoo.com/group/solifuermehmet)