Nachbetrachtung zum 1.Mai Worms

Antifas RMV 03.05.2005 19:32 Themen: Antifa
Am 1. Mai kam es in Worms zu militantem Widerstand gegen einen geplanten Naziaufmarsch. Der Tag war ein Erfolg für die Antifa. Hier eine Zusammenfassung der Aktionen und eine Einschätzung dazu.
Noch bevor die Nazis von "freien Kameradschaften" und "NPD" mit einem Sonderzug (!!) aus Frankental Worms erreichten, brach der großen Teil der Anti-Nazi Demonstration zum Bahnhof durch. Dort kam es schon zu den ersten Handgemengen mit den Polizeikräften und handfesten Auseinandersetzungen mit kleineren Nazi-Gruppen. Die "doitschen Recken" zogen dabei immer den Kürzeren.
Dann wurde versucht über eine Brücke zum Treffpunkt der Nazis auf der anderen Seite des Bahnhofs zu gelangen. Es gelang jedoch nur wenigen Demonstranten durch die Polizeikette zu brechen. Die Polizei prügelt auf die Antifas ein. Danach beruhigte sich die Situation wieder. Als der Zug der Nazis einfuhr, wurde er direkt mit Steinen und Flaschen eingedeckt. Einige Scheiben gingen kaputt. Nach Erzählungen gab es hier auch wieder verletzte Nazis und einige Einsatzfahrzeuge der Polizei wurden im Chaos geplättet.
Dann wurde von einem großen Teil der Antifas ein Verkehrs-Kreisel, der auf der Route der Nazis lag besetzt. Als die Polizei unbedingt mit einer Kolonne fast unbesetzter Einsatzfahrzeuge an der Blockade vorbei fahren wollte kam es wieder zu militanten Aktionen. Die Natursteine des Kreisels wurden in einem filmreifen Steinhagel über mehrere Minuten hinweg auf die teilweise im Schrittempo fahrenden Polizeiautos geworfen. Dadurch gingen viele Scheiben kaputt. Dann wurden aus Holzpaletten, Straßenschildern und Mülltonnen Barikaden gebaut und angezündet. Die daraufhin nach einiger Zeit massiv anrückende Polizei wurde wieder mit Steinen beworfen. Letztlich zogen sich die Antifas aber zurück und errichteten auf dem Weg weitere Barrikaden. Unter Anderem aus Bauzäunen.
Dann ging der Naziaufmarsch loß. Als dieser an einem großen Park vorbei kam sammelten sich die Antifas wieder. Der Zug der Nazis wurde mit einem Hagel aus Wurfgeschossen eingedeckt. Viele Nazis wurden getroffen. Daraufhin versuchten sie auszubrechen und haben wohl ein paar einzelne Linke erwischt. Danach kam es aus der Fußgängerzone immer wieder zu Angriffen auf die Nazis und die Polizei. Als die Polizei dann irgendwann die Leute abdrängte und verfolgte gingen in der Fußgängerzone Scheiben bei Filialen großer Firmen zubruch. Die Polizei stürmte dann den Antifas über die Reste der bürgerliche Kundgebung hinterher. Einige Leute wurden festgenommen. Als die Nazis von der Polizei wieder zum Bahnhof zurück gebracht worden waren versammelten sich wieder viele Leute am Bahnhof. Dort wurde bekannt, dass in der Bahnhofskneipe einige NeoNazis der "Schwarzen Division" saßen. Nach einiger Zeit drangen Antifas in die Kneipe ein und lieferten sich eine kurze Auseinandersetzung mit den Nazis. Diese machten dabei gar keine gute Figur. Nachdem noch die Scheiben der Kneipe eingworfen wurden, scheuchte der Kneipenbesitzer die selbsternannten Elite Nazis endlich raus. Die nahmen dann die Beine in die Hand und flüchteten. Das klappte aber nicht ganz und sowohl die Nasen wir auch die heran eilende Polizei bekam noch etwas ab.
Danach wurden ziemlich brutal noch einige Leute festgenommen und die Nazis fuhren ab.

Unterm Strich war der Tag auf jeden Fall ein Erfolg für den antifaschistischen Widerstand. Zwar konnten die Nazis marschieren, doch der Preis dafür war hoch. Die Leute waren entschlossen und konfrontierten Polizei und Nazis. Anstatt irgendwelche Fahnen zu schwenken oder passiv rumzustehen haben viele Menschen eingegriffen. Wenn überzeugte Nationalsozialisten aufmarschieren, dann ist es das richtige Zeichen, dass dies nur im Ausnahmezustand und unter Polizeischutz passieren kann. Statt auf Bratwurst Festen fern ab der Nazis "Gesicht zu zeigen" oder sich als braver Sitzblockierer von der Polizei für seine "Zivilcourage" noch die Fresse einschlagen zu lassen wurde die politische Verantwortung an die Richtigen weiter gegeben. Antifaschistische Verantwortng übernehmen heißt den Skandal, dass die rassistischen Mörder und Menschenverächter der Nazis offen Auftreten und Hetzen können und dürfen nicht hinzunehmen. Ohne den Schutz der Polizei, die Duldung der Stadt und die Unterstützung der Bahn nämlich könnte solch ein menschenverachtender Aufmarsch gar nicht stattfinden. Und wer als Nationlsozialist allen ernstes meint auch noch auf Aufmärsche gehen zu müssen, der sollte deutlich daran erinnert werden, dass das schlecht ist.
Für die regionalen Nazistrukturen war der Tag eine Niederlage. Daran ändert es auch nichts, wenn sie sich nun ihre Teilnehmerzahlen hochlügen, ihre Verletzungen verschweigen und ihren lächerlichen "Selbstschutz" feieren. Realitätsbezug war ja noch nie die Stärke der Nazis. Der nationale "Wiederstand" war sichbar eingeschüchtert. Es hat sich mal wieder auch für viele junge Leute deutlich gezeigt: Nazis sind angreifbar, Militanz ist machbar und der selbstaufgebaute Mythos von Gruppen wie zum Beispiel der "Schwarzen Division" hält nicht was er verspricht. Was die Nazis können ist nur auf die Schwächsten der Gesellschaft einzuprügeln. Damit sind sie nicht "revolutionärer" als die Junge Union, aber noch direkt brutaler. Dagegen hilft nur sich zu organisieren und der Dummheit nicht die Strasse zu überlassen. Der 1.Mai in Worms hat gezeigt, dass das funktioniert und wie Antifaschismus erfolgreich sein kann. Daran sollte angeknüpft werden.

Organisiert euch ! Antifa heißt Angriff !
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Ergänzungen

Polizist zog seine Waffe!!

dein name 03.05.2005 - 21:07
Was bisher entscheidend fehlt:

Nach dem Steinflug am Kreisel lief ein einzelner, älterer Bulle allein auf den Kreisel, zog und entsicherte seine Waffe!!
Nach diversen Aufforderungen doch zu schießen, lief er wieder zu den demolierten Wägen zurück!!

bitte genaue zahlen nennen!

Der der die Bullen mit Wasser versorgen musst 03.05.2005 - 21:30
also zu den verletzten muss ich noch anmerken, das einige bullen ganz schöne verletzungen davon getragen haben. doch die verletzten auf der rechten seite waren gleich null. es wurde laut rettungsdienst/feuerwehr nur eine person der rechten szene verletzt! ich weiß nicht wie ihr immer auf diese vielzahl von verletzten kommt :-S

Angst

Pamela 03.05.2005 - 21:38
Soso, ein böser Polizist hat also seine Waffe gezogen,... gegen Leute, die - einfach nur so! - Flaschen und Steine auf Menschen werfen wollten. Und was genau ist daran nun verwunderlich oder bemerkenswert, angesichts o.g. gewalttätiger und bürgerkriegsartiger Zustände?

Allgemein wird mir angst und bange wenn ich diesen Artikel lese. Mit welcher leichtfertigen Selbstverständlichkeit da von Körperverletzung bis hin zu Steinwürfen auf Menschen (das nennt mensch auch "versuchter Totschlag") berichtet wird, lässt übles erahnen für die Zeit "nach der großen Revolution" (die ich hopefully nie erleben werde).

"(...)wurde die politische Verantwortung an die Richtigen weiter gegeben."

Das ist eine äußerst gewagte Behauptung. Dass die politische Verantwortung bei so einem willkürlich strafenden Lynchmob besser aufgehoben ist als bei einem zumindest halbwegs kalkulierbaren staatlichen Polizei- und Justizapparat, wage selbst ich als Anarchistin schwer zu bezweifeln.

Your revolution is not my revolution.

Bei so krassen Verletzungen...

04.05.2005 - 03:40
...waren denn da auch Demosanis? Vielleicht könnten die, wenn welche da waren, mal Zahlen liefern. Oder sagen wie's den verletzten Genossen geht.

wormser reaktionen.............

entsetzter beobachter 04.05.2005 - 10:58
1. mai in worms: echo der dortigen gruppen:

der 1. mai in der rheinland-pfälzischen stadt worms war überschattet von einem aufmarsch rechter gruppen um den npd „kreisverband kurpfalz/rhein-neckar“ und des neonazi-netzwerkes „aktionsbüro rhein-neckar“. wie so oft gab es mehr oder weniger koordinierte gegenaktionen, wobei der eher bürgerliche teil um den dgb und andere gruppen sich dazu entschied, „friedlich“ zu bleiben und ihre demonstration lieber fernab und aus der sicht der neonazis durchzuführen.
(vielleicht kann mir jemand aus diesen gruppen irgendwann noch einmal erklären, warum dieses konzept immer noch durchgeführt wird, denn das ist keine form des widerstandes, sondern einzig und allein um sein bürgerlich-rassistisches und totalitäres gewissen zu beruhigen und sich mit der realität nicht ernsthaft auseinandersetzen zu müssen.)
nichts desto weniger fanden sich mehrere hundert jugendliche, antifaschistInnen und migrantInnen ein, um doch etwas offensiver widerstand zu zeigen. dieses mündete in hunderten von steinwürfen, verletzten antifaschistInnen, verletzten polizisten, etc. laut polizeiberichten wurden wohl in worms 23 personen in gewahrsam genommen. solidarische grüße mal hier an euch, es wird sicherlich die eine oder andere soli-party für euch geben.
worum es mir in diesem posting geht, ist die art und weise, mit der „progressive“ linke gruppen in worms auf die geschehnisse reagieren. Ich werde im folgenden mal kurz darauf eingehen:

antifa worms: auf der startseite ihrer homepage wird ein kleiner text präsentiert, der irgendwie aus der feder eines cdu-mitgliedes stammen könnte. als (hoffentlich) linksradikale gruppe kann so etwas nicht ernstgemeint sein?

widerstandsgruppe worms-wonnegau: diese gruppe, die ich persönlich eher in die attac-ecke stecken möchte, hat ohnehin kaum hohe erwartungen ausgelöst in antifaschistischen zusammenhängen, doch ihre PE zum 1. mai finde ich untragbar und muss folgen haben! die gruppe fordert allen ernstes, in zukunft „die gewalttäter zu selektieren und festnehmen zu lassen“! ich muss niemandem mehr erklären, woher der begriff selektieren kommt bzw warum er extrem negativ belastet ist. und solch eine unsolidarische haltung bewirkt bei mir nur einen würgereiz. ich kann verstehen, dass nicht jedeR damit einverstanden ist, militant in die geschehnisse einzugreifen. ich verlange das auch nicht. mensch muss sich daran ja nicht beteiligen. aber es kann nicht angehen, zu fordern, das die „steinewerfer“ festgenommen bzw aus der menge der demonstrantInnen heraus selektiert werden. als gruppe mit einem irgendwie konfus-linken weltbild darf doch nicht die polizei aufgefordert werden, genossInnen festzunehmen. Geschweige denn, diese aus einer menge heraus zu selektieren……….

vielleicht – und hoffentlich – hat diese PE (nachzulesen auf www.w-worms.de) folgen für die gruppe, denn solch ein verhalten, solch eine wortwahl darf nicht gutgeheissen werden.

verletzte demonstrantinnen

sani 04.05.2005 - 18:06
Zu der Frage nach den Verletzten:
Drei Leute waren mit Platzwunden im Krankenhaus und sind dort genäht worden. Ein Mensch hatte eine heftige Verletzung an der Hand, die ebenfalls genäht werden musste. Ein Mensch mit Platzwunde musste noch zwei Tage im Krankenhaus bleiben wegen Gehrinerschütterung, ist jetzt aber wohlbehalten wieder zu Hause.
Mir haben gut organisierte und vor allem sichtbare Demo-Sanitäter gefehlt.

Darüberhinaus finde ich, dass ein Beitrag wie der von hippiehater nichts auf diesen Seiten zu tun hat.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Heuchler — dagegen

@dagegen — dadagegen

Ergänzung — Name

Heuchlerei — dadadagegen

Blutzoll — Blutskalp

Kein Wunder — Der rote rächer

Heult doch! — Readhead

Ich geb dir recht — der rote rächer

Gewalt!!! — Black Banner Black Star

@ Pamela — ...

Blutzoll — Blutskalp

erläuterung für blutzoll — der rote rächer

ich weiß ja nicht — (muss ausgefüllt werden)

ihr verdammten hippis — hippihater

@ blutzkalp — beschäftigung

An die Hippies & Sozialdemokraten — Hippiediskusionenhater