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HH: Luxus-Restaurant geplündert

5-Sterne-Deluxe 02.05.2005 20:19
Auch das war der 1. Mai in Hamburg: In Blankenese stürmten Aktivisten ein Luxusrestaurant und plünderten das Buffet.
Ist nur ein Zeitungsartikel, aber da es hier offenbar noch keine eigenen Berichte gibt, soll er einen kleinen Vorgeschmack von einer gar wunderbare Aktion geben...



MOPO HAMBURG

BLANKENESE | 02.05.2005

Mundraub im Gourmet-Tempel
WIEBKE STREHLOW, OLAF WUNDER

Protest gegen Arbeitsbedingungen war ein gefundenes Fressen: Turbulenter Überfall im Restaurant »Süllberg«




Ein Gläschen Champagner, ein Häppchen Lachs und dazu klassische Live-Musik. Die Gäste des „Süllberg“ an der Straße Süllbergsterrasse ließen es sich gestern Mittag mal wieder so richtig gut gehen. Doch ihnen blieben die exotischen Früchte fast im Hals stecken, als plötzlich 40 maskierte junge Leute mit riesigen Aluminium-Löffeln und Gabeln in den prunkvollen Saal stürmten: Überfall auf das Blankeneser Edel-Restaurant!

„Die fetten Jahre sind vorbei!“ steht auf einem riesigen Transparent, das zwei Demonstranten im Saal ausbreiten. Davor steht ein junger Mann und hält eine Rede. Doch was er sagt, geht unter. Denn die Musiker spielen einen ohrenbetäubenden Walzer. Einige Demonstranten machen sich am Buffet zu schaffen. Sie schaufeln Essen in sich hinein. Ein Mann übergibt der Geschäftsführerin Ina Tibke (28) einen kleinen Blumenstrauß und sagt: „Das ist nicht gegen euch gerichtet.“ Mehrere Protestler verteilen Flugzettel. Darauf steht: „Diese Aktion richtet sich gegen die Arbeitsverhältnisse. Im Hause Hauser sind unbezahlte Überstunden für die zumeist nur aushilfsweise beschäftigten Arbeitskräfte die Regel. Da ein Betriebsrat verhindert wurde, müssen die Angestellten für Hausers neues Auto länger arbeiten. Sie alle können es sich nicht leisten, hier essen zu gehen.“ Süllberg-Chef Karlheinz Hauser war während des Überfalls auf einer Veranstaltung. Der 38-Jährige danach: „Das ist völliger Quatsch. Die Aushilfen arbeiten für einen Stundenlohn zwischen 7 und 9 Euro. Sie bekommen jede Stunde bezahlt.“

Der 17-jährige Fabian W. erzählt, er habe in einem Saal des Restaurants an einer Kommunionfeier teilgenommen, als die Demonstranten kamen. Die Aktion habe nur wenige Minuten gedauert. „Das war eine Mordsgaudi“, sagt Fabian W. sichtlich begeistert. Auch seine Eltern fanden den Überfall nicht weiter dramatisch. Schließlich habe es danach für jeden Gast ein Glas Champagner aufs Haus gegeben. Bevor die Protestler aus dem Nobel-Restaurant verschwanden, packten sie noch Lachs, Krabben und Früchte in ihre Tüten mit der Aufschrift „Fünf Sterne to go“. Als die Polizei mit einem Großaufgebot ankam, waren die Demonstranten verschwunden. Auch eine Sofortfahndung brachte keinen Erfolg.

Gestern Nachmittag erhielt die MOPO eine Bekenner-E-Mail. Darin schreiben die „Aktivisten der Umsonst-Kampagnen“: „Gerade das von Karlheinz Hauser betriebene Restaurant ist für seine miserablen Arbeitsbedingungen bekannt. Arbeitstage von 12 bis 16 Stunden sind keine Seltenheit.“ Ein ehemaliger Beschäftigter: „Wenn Hauser sich ein neues Auto kauft, gibt es weniger Pausen und Personal.“ Die Aktivisten kündigen in der E-Mail an, dass sie wieder zuschlagen werden. Jetzt ermittelt der Staatsschutz.


Info:
DAS IST “SÜLLBERG„

INFO: Karlheinz Hauser bekochte bereits US-Präsident George W. Bush, Bundeskanzler Gerhard Schröder und unzählige Schauspieler. Am 14. September 2002 eröffnete der ehemalige Küchenchef der Berliner Nobelherberge „Adlon“ das „Süllberg“ in Blankenese. Zuvor hatte es zwei Jahre lang immer wieder Querelen um die Renovierung des Hauses gegeben. Neben dem wundervoll restaurierten Gebäude und dem Nobel-Essen lockt natürlich auch der prächtige Blick auf die Elbe viele Gäste an.

Die Geschichte des Süllbergs lässt sich bis in das Jahr 1060 zurückverfolgen: Damals wurde die erste Burg auf dem 75 Meter hohen Berg erbaut. Die Anlage auf dem Süllberg, wie sie noch heute besteht, wurde in den Jahren 1887 bis 1903 gebaut.
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Ergänzungen

Noch ein lustiger Artikel dazu:

surfer 02.05.2005 - 20:25

Aufruhr am Süllberg: Maskierte plünderten Büfett

So schnell war das Sonntags-Brunch-Büfett im Restaurant Süllberg wohl noch nie aufgegessen.


Die Büfett-Plünderer fotografierten sich bei der Aktion, schickten unter anderem dieses Foto per Mail an die Medien. Ihr Codewort: "hamburgumsonst".
Eine Gruppe von etwa 25 mit bunten Masken getarnten jungen Menschen hat gestern den Ballsaal des Restaurants gestürmt und alles Eßbare in mitgebrachte Taschen gestopft. Die Eindringlinge entrollten ein Plakat mit der Aufschrift: "Die fetten Jahre sind vorbei".

Einige der anwesenden Gäste waren entsetzt, als die Truppe sich über das feindekorierte Büfett hermachte. Mit bloßen Händen griffen die Plünderer nach Salaten und Seafood, Krabbencocktail und Kanapees.

Zwischendurch verteilten einige der ungebetenen Gäste Handzettel mit Hinweisen auf angebliche Gehaltskürzungen, die den Mitarbeitern des Restaurants von Süllberg-Chef Karl Heinz Hausers Restaurant zu schaffen machten. Dabei schwenkten sie überdimensionale Messer und Gabeln aus mit Alufolie umwickelter Pappe.

Laut der Handzettel erhielten die Mitarbeiter kein Weihnachtsgeld und würden immer weniger Urlaub bekommen.

Brunch-Plünderung als Racheakt eines geschassten Mitarbeiters? "Die ganze Aktion wirkte wie ein Protest gegen die Zweiklassengesellschaft, mit Hinweisen auf Hartz IV", sagt Ina Tibke, stellvertretende Geschäftsführerin des Süllberg-Restaurants. Was die Chefin wundert: "Es war einer dabei, der die Aktion mit einem WDR-Mikrofon aufnahm. Einige Gäste sahen sogar eine Fernsehkamera. Rentner Günter Rudat (76) war mit Frau und Freunden dabei. Er sagt: "Diese Leute waren eigentlich nicht aggressiv, sondern ganz freundlich. Aber das Essen haben sie vollkommen abgeräumt".

Als Entschädigung erhielten die Gäste vom Restaurant Champagner. Die Süllberg-Geschäftsführung hat Strafantrag gestellt. jel

erschienen am 2. Mai 2005 in Hamburg
Hamburger Abendblatt

Weitere Presse

dein name 02.05.2005 - 20:43
Artikel aus dem Hamburger Abendblatt (mit Foto!):

 http://www.abendblatt.de/daten/2005/05/02/428634.html


TAZ Hamburg

Selbstbedienung
Die fetten Jahre sind vorbei
Etwa 40 Menschen haben gestern Mittag den Brunch im Ballsaal des Gourmetrestaurants auf dem Süllberg geplündert. Sie trugen Karnevalsmasken, T-Shirts mit dem Aufdruck "Die fetten Jahre sind vorbei" und überdimensionale Löffel und Gabeln. Während einige sich am Büffet bedienten (Foto oben), verschenkten andere Blumen an die Beschäftigten. "Angesichts des riesigen gesellschaftlichen Reichtums" seien sie nicht länger bereit, "sich mit immer niedrigeren Löhnen und schlechteren Arbeitsbedingungen abzufinden" und stellten dem "die Aneignung des gesellschaftlichen Reichtums entgegen", erklärten sie unter dem Pseudonym "Hamburgumsonst" in einer Pressemitteilung.

Das Süllberg-Restaurant wurde offenbar gezielt für diese Aktion ausgesucht. In der Erklärung werden die "miserablen Arbeitsbedingungen" in der Blankeneser Edel-Location heftig kritisiert: "Arbeitstage von 12 bis 16 Stunden sind keine Seltenheit. Die Überstunden werden nicht bezahlt", heißt es in der Mitteilung. Zudem wird eine Wiederholung angekündigt: "Unklar ist der nächste Ort, an dem die AktivistInnen auftauchen werden. Klar ist, sie werden es tun."

Die Hamburger Polizei teilte mit, die "Vermummten" seien entkommen und die Gäste "unverletzt geblieben". Sie vermute "einen politischen Hintergrund". SMV