Antifademo in Hohenberg / Rosenberg (BaWü)

Fauler Freiburger Fotograf 10.04.2005 14:32 Themen: Antifa
Etwa 1500 Menschen demonstrierten am 9. April in Hohenberg im Nordosten Baden-Württembergs gegen ein Nazizentrum der "Bewegung deutsche Volksgemeinschaft". Aufgerufen hatten das Antifaschistische Aktionsbündnis Baden-Württemberg und das Bündnis für ein buntes Hall sowie viele weitere Gruppen und Einzelpersonen.
Die landesweiten Demonstration richtete sich gegen ein Haus im verschlafenen Hohenberg, das der Nazi Andreas Thierry für 45.000 Euro letztes Jahr ersteigert hat. Von dort soll die Zeitung der "Bewegung deutsche Volksgemeinschaft" vertrieben werden, aber das Haus eignet sich auch für Schulungen von bis zu 300 Personen.

Zeitgleich zog in Schwäbisch Hall eine Demonstration der Nazis mit 200 TeilnehmerInnen am Haus des Anmelders der Demo in Rosenberg vorbei. Obwohl diesmal von antifaschistischer Seite kaum mit Gegenwehr zu rechnen war, konnten die Nazis nicht die anvisierten 300 Personen mobilisieren. Sie mussten zudem auf die Demo in Hohenberg reagieren, was sie sichtlich ärgerte.

Bei der Auftaktkundgebung in Rosenberg redeten Ulla Hausmann von der SPD, der Widerstandskämpfer Peter Gingold und ein Redner der Antifa Freiburg. Zwischendurch spielte die Schalmeienkapelle Schwäbisch Hall - eine linke Tradition, die so leider kaum noch anzutreffen ist.

Danach formierten sich die 1500 Menschen zu einem langen Demonstrationszug, der ins zwei Kilometer entfernte Hohenberg zog. Auf dem Weg rappte Chaoze One a cappella. Auf einer Zwischenkundgebung wurde an den Hessentaler Todesmarsch erinnert. Genau auf der Demonstrationsroute waren vor 60 Jahren KZ-InsassInnen zu einem Todesmarsch gezwungen worden.

Thierry hatte vor Gericht versucht, eine Bannmeile um sein Haus zu bewirken, scheiterte damit jedoch. Als Antwort darauf und auf die Anti-Antifas mit Teleobjektiven in dem Gebäude wurde eine Scheibe seines Hauses eingeworfen. Vorsorglich hatten die Nazis das Haus verbarrikadiert, doch wir hatten diesmal gar nicht vor das Haus anzugreifen oder zu stürmen. Erklärtes Ziel war eine Sensibilisierung der örtlichen Bevölkerung für die Naziumtriebe in ihrer Nachbarschaft, was klar erreicht wurde.

Auf der Abschlusskundgebung redete Anne Rieger von der VVN-BdA und Hans Kumpf spielte Klezmervariationen. Eine Rednerin der Revolutionären Aktion Stuttgart hielt, wegen der jüngsten Repression vermummt, eine Rede und Pfarrer Ravinder Salooja hatte einen schweren Stand bei den Antifas, konnte seine Rede aber natürlich beenden.

Dieses Bündnis war eines der wenigen Antifabündnisse der letzten Jahre, das bis weit in politisch liberale Kreise reichte. Mit der Demonstration wurde politische Handlungsfähigkeit bewiesen und die Nazis in die Defensive gedrängt. Schon vor der Demonstration gab es Erfolge zu verzeichnen. So berichtete die Lokalpresse intensiv über das Nazizentrum, an Schulen wurden Projekttage gegen Rechts gemacht und ganz allgemein war das Schulungszentrum Thema im Ostalbkreis.


Keine Zentren für Nazis!
Nie wieder Volksgemeinschaft!


Der Redebeitrag der Antifa Freiburg:
 http://www.antifa-freiburg.de/spip/antifa.php3?id_article=396&design=3

Weitere Informationen zur BDVG und zur Bündnisdemo:
 http://www.antifa-freiburg.de/spip/antifa.php3?id_article=348&design=3
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Ergänzungen

währenddessen: NPD in Mannheim

antifa 68 10.04.2005 - 16:22
Während der Demo in Rosenberg fand auch ein NPD Infostand in Mannheim-Rheinau statt. Ähnlich, wie auch der Neonazi Lars Käppler in Schwäbisch Hall mit seiner Demo versuchte, AntifaschistInnen aus dem Weg zu gehen, rechnete die NPD wohl auch damit, dass keine antifaschistischen Kräfte mehr zur Verfügung stehen. Pech gehabt. Knapp 50 Antifas protestierten gegen den Infostand am Rheinauer Ring und ließen die wenigen NPDler alt aussehen.
In Mannheim-Rheinau fanden in den vergangenen Monaten zahlreiche Rechtsrock Veranstaltungen im ehemaligen Clubhaus des MC Bandidos statt. Nach antifaschistischem Protest und Repression seitens der Polizei gab der Mieter jetzt den Club auf. Ende Mai wird der Spuk voraussichtlich ein Ende haben. Bis da hin gilt es aber wachsam zu sein. Auch am Abend des 9. April trieben sich viele Nazis in Rheinau herum und es kam gerüchteweise zu Auseinandersetzungen mit AntifaschistInnen.
Zum weiterlesen, die Seite des Ak Antifa Mannheim:  http://www.akantifa-mannheim.de
und speziell zum Thema Rechtsrock Turn it down  http://www.turnitdown.de
Am 1. Mai planen die regionalen Nazis eine Demonstration in Frankenthal und Worms, maßgeblich organisiert vom "Aktionsbüro Rhein-Neckar", das sich auch mit den Rechtsrock Veranstaltungen in Rheinu solidarisiert. Es formiert sich Widerstand gegen den Naziaufmarsch. Rosenberg hat gezeigt, dass in Baden-Württemberg potential vorhanden ist.
Sonderseite zum 1. Mai in der Rhein-Neckar Region:  http://www.strike-out.tk

Rosenberg: 1500 bei Demo gegen Nazi-Zentren

FFF 11.04.2005 - 01:36

bitte unkenntlich machen!!!!!

mensch leute 11.04.2005 - 20:01
wenn sich die rednerin auf dem foto vermummt, wird das schon seinen grund haben, also bitte helft cops und nazis doch nicht die person identifizieren zu können! bitte macht die augenpartie unkenntlich!

Bilder der Antifademo in Rosenberg

FFF 12.04.2005 - 13:21

Einschätzung der RAS

FFF 12.04.2005 - 13:21
Antifaschistische Demonstration gegen Nazi-Zentrum in Hohenberg

Am Samstag, den 09. April beteiligten sich ca. 1200 bis 1500 Menschen an
einer Demonstration in Hohenberg (Gemeinde Rosenberg bei Ellwangen). Die
Demonstration richtete sich gegen den ehemaligen Landgasthof "Goldenes
Kreuz", der im letzten Jahr von Andreas Thierry, einem seit Jahren aktiven
Nazi gekauft wurde. Dieser arbeitet eng mit der "Bewegung Deutsche
Volksgemeinschaft" (BDVG) und der NPD/JN zusammen und will das Gebäude zu
einem Zentrum für die regionale Nazi-Szene umbauen.

Die Demonstration setzte ein deutliches Zeichen gegen den Versuch der Nazis,
in der Region weiter Fuß zu fassen. Die große Beteiligung lässt darauf
hoffen, dass sich der Widerstand gegen das Nazi-Zentrum weiter fortführen
wird und die Nazis gezwungen werden sich wieder zurückzuziehen.
Mit der Demonstration wurde aber auch verdeutlicht, dass sich die
antifaschistischen Proteste nicht spalten lassen. Im Vorfeld wurde von
Teilen der bürgerlichen Medien und konservativen Kreisen versucht, gegen
revolutionäre und militante AntifaschistInnen zu hetzen und sie teilweise
sogar mit den Nazis gleichzusetzen. Das Bündnis, das die Demonstration
organisierte und die UnterstützerInnen ließen sich dadurch allerdings weder
spalten noch verunsichern. So sprachen auf der Demonstration u.a. Peter
Gingold, ehem. Widerstandskämpfer und Mitglied beim Verbund der Verfolgten
des Naziregimes (VVN), Anne Rieger von der IG Metal, ein Pfarrer, ein
Landtagsabgeordneter der SPD, sowie ein Vertreter der Antifa Freiburg und
eine Vertreterin der Antifa AG der Revolutionären Aktion Stuttgart. Trotz
der Heterogenität der RednerInnen ebenso wie der
DemonstrationsteilnehmerInnen, vermittelte die Demonstration
Entschlossenheit beim gemeinsamen Ziel - dem Verschwinden der Nazis aus
Hohenberg.
Die Polizei, die im Vorfeld mit schikanösen Auflagen für die Demonstration
provozierte, hielt sich während der Demonstration, wohl nicht zuletzt auch
dank deren Stärke zurück. Lediglich zahlreiche Beamten des Staatschutzes in
Zivil und Polizei-Kameras observierten die Demonstration bis zu deren Ende.
Trotz Provokationen der Nazis, die die TeilnehmerInnen der Demonstration
fotografierten, blieben die Proteste vor dem Haus, wie für diesen Tag
angekündigt, weitgehend friedlich.

Der zeitgleiche Aufmarsch der Nazis in Schwäbisch Hall, zu welchem BDVG,
NPD/JN und verschiedene "Freie Kameradschaften" mobilisierten, kann für die
Nazis wohl als Flop bezeichnet werden. Trotz großer Mobilisierung, der
Sicherheit dass nur wenige AntifaschistInnen in Schwäbisch Hall gegen den
Aufmarsch protestieren würden, da sich deren Großteil an der Demo in
Hohenberg beteiligte und "hochrangiger" Redner wie Lars Käppler, Alexander
Neidlein (JN Landesvorsitzender) und Christian Worch, beteiligten sich nur
etwa 200 Nazis daran.

Alles in allem war der Tag ein Erfolg für AntifaschistInnen, auf dem sich
sicher weiter aufbauen lässt. Die Nazis müssen in jedem Fall in Zukunft mit
starkem und kontinuierlichem Widerstand gegen ihre Strukturen vor Ort und
ihre Aufmärsche rechnen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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kamerafreak — faust

blind + feige — gegen rechts

@antifa — autonome antifa

Vermummung — ...