Kundgebung zum Erhalt der Yorck59 in Berlin

Fliegende Reporterin 19.11.2004 20:34 Themen: Freiräume
Heute (Freitag) fand von 14-17 Uhr am Savignyplatz eine Kundgebung für den Erhalt der Yorckstraße 59 statt. Normalerweise sollte die Kundgebung in der Mommsenstraße 9 vor dem Wohnsitz des Hausbesitzers Marc Walter stattfinden, welches jedoch von Seiten der Polizei verboten wurde. Es waren ca. 80 Menschen anwesend, die Stimmung war gut, was nicht zuletzt an dem leckeren Essen und der tollen Samba Band lag.
Menschen die pünktlich um 14 Uhr in der Mommsenstraße anwesend waren wurden von der anwesenden Polizei unfreundlich auf den Savignyplatz umgeleitet. Dies hatte zum Hintergrund, dass die Polizei zum Schutz der Person Marc Walter (dem Hausbesitzer der Yorck59) die Kundgebung vor seiner Wohnung nicht genehmigte. Wir würden mit unserer „Belagerung“ psychischen Druck auf ihn ausüben und außerdem ist "auf Grund der
aktuellen Ereignisse um die Yorckstr. 59 zur Zeit in der linken Szene mit einer gesteigerten Emotionalisierung zu rechnen, in deren Folge es auch zu Straftaten kommen könne und schon gekommen sei“, so die Polizei.

Die ca. 80 auf der Kundgebung anwesenden Menschen wurden zu Anfang mit einer „Engel Performance“ empfangen. Jede konnte seine Wünsche für die Yorck59 (oder den Hausbesitzer ;-)) loswerden, indem mensch sie auf die Engelflügel schrieb. Danach folgten einige Redebeiträge u.a. zur Situation der Yorck59 oder allgemein über die Stadtumstrukturierung. Danach spielte auch schon die Action-Samba-Band aus Berlin ( http://www.samba-berlin.tk). Die DemonstrantInnen wurden während der Demo mit Kuchen und Waffeln versorgt. Mehrere PassantInnen informierten sich an der Infowand und tauschten sich mit dem DemonstrantInnen aus. Am Ende gab es dann noch eine mini-„Demo“ rund um den Savignyplatz.


Hintergründe:

Das Hausprojekt Yorck59 befindet sich in der Yorckstraße 59, im Hinterhaus eines schönen alten Backsteinbaus. Die vier Fabriketagen wurden 1989 von einer Gemeinschaft linker Wohngruppen gemietet und ausgebaut. Wir leben und arbeiten dort also seit 15 Jahren, kollektiv, solidarisch und selbstbestimmt; 60 Leute im Alter von 0 bis 43, darunter 10 Kinder. In unserem Hof ist Platz für die Kinder und zum Abhängen, Lesen, Sich Treffen und für die alljährlichen Hoffeste, wie jüngst am 31.7. Das Hausprojekt stellt also eine wichtige Infrastruktur für die Nachbarschaft und die linke (Sub-)Kultur dar. Doch nach den Vorstellungen der neuen Hauseigentümer soll dies ein Ende haben.

Seit Januar diesen Jahres gibt es einen neuen Hausbesitzer: Marc Walter aus Hamburg, mit der 'Yockstr. 59 GbR (Sitz: Kantstr. 134). Er setzte als Hausverwalter Gregor Marweld mit seiner `'Bau-Partner GmbH' ein (Sitz: Kantstr. 134). Walter forderte eine 100%-ige Mieterhöhung. Aber auch die von einem angerufenen Schiedsgericht festgelegte Mieterhöhung in Höhe 55% kann von den BewohnerInnen und Initiativen nicht bezahlt werden. Da der Mietvertrag am 30. September ausgelaufen ist, folgt jetzt die Räumungsklage. Die TeilnehmerInnen haben mehrere Male Interesse gezeigt, die Räumlichkeit selbst käuflich zu erwerben und sehen es weiterhin als mögliche Alternative an.

Die Lage wird von Seiten des Hausbesitzers weiter verschärft.

Zum Beispiel:
*) Räumungsankündigung zum 30.11. für den 3. Hof, wo sich
unsere Fahrrad- und Holzwerkstatt befinden
*) Stilllegung des Fahrstuhls
*) Keine beendete Heizungsreparatur
*) Sabotage an Fahrräder vor der Rad-Rallye am 22.10.:
verklebte Schlösser und festgezogene Bremsen
*) Plattgestochene und kaputt getretene Räder
*) Telefonkabeln wurden durchgeschnitten
*) Rassistischer Angriff eines Angestellten einer
beauftragten Reinigungsfirma
*) Briefkasten aufgebrochen und teilweise Briefe entwendet
*) „Türsteher artige“ Gestalten im Innenhof, welche BewohnerInnen und
NutzerInnen beleidigten und bedrohten

Sollten die Pläne der beiden Investoren wahr werden, dann verliert der Kiez ein Zentrum, das seit eineinhalb Jahrzehnten ein wichtiger Teil der Kreuzberger linken Infrastruktur ist.
Die Veranstaltungsetage des Hauses wird für politische Veranstaltungen, für Filmvorführungen, für die zweiwöchentliche DruzBar (Essen und Trinken zum Selbstkostenpreis), für Partys und Ausstellungen aber auch von nicht-kommerziellen Sport- und Theatergruppen genutzt.
In der Büroetage befinden sich die politischen Initiativen, wie die ARI (Antirassistische Initiative, der Nachrichtenpool Lateinamerika, das Radioprojekt „Onda“ sowie das Anti-Hartz Bündnis und einige Internationalistische Gruppen. Die Yorck59 war und ist Adresse für Menschen, die sich gegen Ausgrenzungs- und Unterdrückungssysteme engagieren und organisieren. Und sie ist Adresse für Menschen, die Informationen oder Beratung suchen. Adresse auch für Opfer rassistischer Diskriminierung und Gewalt, die Unterstützung brauchen. Diese Räume sind jetzt durch die aggressiven Inbesitznahme- und Vertreibungsversuche der Investoren bedroht.

!! KEINE RÄUMUNG DER YORCKSTRAßE 59 !!
!! FREIRÄUME ERHALTEN !!
!! KEINE RUHE DEN (HAUS)BESITZERN !!
Public Domain Dedication Dieses Werk ist gemeinfrei im Sinne der Public Domain
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Sauber

trägerlaterne 19.11.2004 - 22:46
Das war wirklich eine sehr nette veranstaltung! Durch die Action-Samba-Band hat es noch mehr spass gemacht!

nur es waren keine 80 leute anwesend!

egal weiter so!

yorck 59 bleibt Marc Walter geht!!

lächerliche Augenbalken

x 20.11.2004 - 00:34
Wenn unkenntlich machen dann richtig

Ich könnte alle drei Personen mit "Balken" auf Bild 4 ohne Probleme identifizieren.

So führt ihr das Unkenntlichmachen ad absurdum.

Sinnentleertes Ritual statt bewußter Schutz - was soll das ???

Zum "psychischen Druck"

The great GATSby 20.11.2004 - 13:50
Also offenbar darf "psychischer Druck" nur von Seiten zwielichtiger Investoren ausgeübt werden.

Wenn ich mir die ganze Palette ansehe,

*) Räumungsankündigung zum 30.11. für den 3. Hof, wo sich
unsere Fahrrad- und Holzwerkstatt befinden
*) Stilllegung des Fahrstuhls
*) Keine beendete Heizungsreparatur
*) Sabotage an Fahrräder vor der Rad-Rallye am 22.10.:
verklebte Schlösser und festgezogene Bremsen
*) Plattgestochene und kaputt getretene Räder
*) Telefonkabeln wurden durchgeschnitten
*) Rassistischer Angriff eines Angestellten einer
beauftragten Reinigungsfirma
*) Briefkasten aufgebrochen und teilweise Briefe entwendet
*) „Türsteher artige“ Gestalten im Innenhof, welche BewohnerInnen und
NutzerInnen beleidigten und bedrohten

würde ich sagen, daß ist etwas für den Rechtsanwalt, die TAZ und für die Selbsthilfe. Wer kein Geld hat, dem steht Prozesskostenhilfe zu, das bedeutet man muß nicht sleber bezahlen. Die TAZ hat in letzter Zeit bei gleichzeitiger Akzeptanz in der Bevölkerung verstärkt wieder politische Themen aufgenommen und ist von der Lifestyle-Schiene teils abgerückt.

Und wenn dunkle Gestalten die Bewohner belästigen und Sabotage verüben muß denen mit Entscheidenheit entgegengetreten werden, sonst werden sie auf Dauer Erfolg mit ihrer Zermürbungstaktik haben.

Mir fällt da zwar nur eine mittelalterliche Lösung ein, Wachen vor den Toren aufzustellen, aber wer wie im Mittelalter belagert wird muß wohl auf altbewährte Mittel zurückgreifen...




Terror ist heutzutage der Hauptfeind, aber Psychoterror wird scheinbar noch staatlich sanktioniert.


P.S.: Die Fahrrad und Holzwerkstatt würde ich aber selber aufräumen, das letzte Mal wo ich da war, sah es nicht wirklich gut aus, auch wegen Verletztungsgefahr für Kinder. Wenn das geschieht fällt auch ein guter Vorwand weg.

"Stilllegung des Fahrstuhls" und Heizung sind Gründe für erhebliche Mietminderung, damit würde ich in die Gegenoffensive treten. Es gibt ja noch einige Gesetze in diesem Land die vor Willkür schützen.

Rechtsmittel/Strafanzeigen?

Aber hallo 20.11.2004 - 13:55
Leute, wenn die Eigentümer tatsächlich in der Yorkstraße Bauarbeiten nicht zu Ende führen lassen oder der Verdacht besteht, dass diese Telefonkabel durchtrennen lassen, Fahrräder zerstören, BewohnerInnen und BesucherInnen durch fremde Leute schikanieren lassen, dann gibt es dagegen die Handhabe der Strafanzeige. Passiert denn da etwas in diese Richtung? Und lasst bitte hierbai die "Ideologie" aus dem Spiel!

Und diese "türsteherartigen Gestalten" haben doch auch Gesichter und tauchen nicht einfach so aus dem nirgendwo auf. Welche Autos fahren diese denn zum Beispiel. Für die Nutzung aller rechtlichen und gesellschaftlichen Mittel, um jegliche Einschüchterung zu unterbinden. Mit auf der Straße rumstehen erreicht ihr nichts.

@Rechtsmittel/Strafanzeigen? und @The great .

XXX 20.11.2004 - 16:25
Und warum sagst du, dass alle diese Rechtsmitteln nicht im Lauf sind? In der Seite der Yorck59 und in Mieter Echo habe ich einen anderen Eindruck bekommen. Da wird noch dazu nicht nur über Rechtsmitteln gesprochen, auch über Rundetische mit Burgemeisterin und Bausstadtrat, Presserunde, usw.
Und nicht nur BewohnerInnen, Initiativen wir die ARI wissen genau über "Anwendung von Rechtsmitteln".
Du solltest nicht so einfach andere Leute unterstellen.

>> Und lasst bitte hierbai die "Ideologie" aus dem Spiel!
Das heisst, sie sollen alles schlucken? Freie Räume sollen nicht verteidigt werden? Oder was nennst du "Ideologie"?

>> Mit auf der Straße rumstehen erreicht ihr nichts.
Ohne "auf der Straße rumstehen" wer hätte gekriegt, was da passierte? Ich nicht mindestens. Und wahrscheinlich die Politiker hätten auch nicht Interesse gezeigt.

>> daß ist etwas für den Rechtsanwalt, die TAZ und für die Selbsthilfe
In TAZ und andere Zeitungen gibt's mehrere Infos.
Rechtsantwalt.... OK da habe ich oben meine Meinung gesagt.

>> "Stilllegung des Fahrstuhls" und Heizung sind
>> Gründe für erhebliche Mietminderung
Das weiß natürlich jedeR. Aber .... Mietminderung wenn der Vermietter kein Mietverhältnis annerkennt? In dem Text wird über RÄUMUNGSKLAGE gesprochen!!!

Keine News gefunden

The great GATSby 20.11.2004 - 18:07
Liebe/r XXX - Also in der Presse steht gar nichts. Nach langer Suche habe ich einen ein Monat alten Artikel der TAZ gefunden wo Yorck 59 einen Absatz hat.

Mampf und Feuer gegen Umstrukturierung -  http://www.taz.de/pt/2004/10/22/a0254.nf/text

Übrigens ist die Demonstration die der Artikel beschreibt ein ziemliches Rätsel gewesen, selbst für politisch Interessierte wie mich. Ich brauchte einige Minuten allein um das Plakat zu entziffern angesichts von dem Kauderwelsch und dem Design. Ich frage mich warum diese Kampagne sich so unverständlich mitteilt. Dabei kann ich eigentlich ganz gut englisch. Leserliche (Schriftgrößen, Schriftanordnung, Farbkontraste) und deutschsprachige Plakate wären sicher besser.

Und wenn da von Rechtsmitteln im Artikel nichts steht dann kann ich das schlecht wissen.

Trotz Räumungsklage kann der Mieter nicht einfach hinausgeekelt werden. Aber entschuldige bitte, daß ich eine Idee geäußert hatte.

News über Yorckstr. 59

Newsgiver 21.11.2004 - 01:58

Leider unvollständig

Mehr news!!! 21.11.2004 - 10:58
Die Liste von Presseberichte (von Newsgiver) ist leider etwas unvollständig. Ich habe Zeitungsartikeln gelesen, die leider nicht in der Liste sind.
Wenn ich Referenzen finde, werde ich sie in die angegebene Adresse schicken.

Und wegen "The great GATSby".....

1) Liebe/r XXX - Also in der Presse steht gar nichts
Mensch sagt "Also in der Presse ich habe noch nicht gefunden" in TAZ kam etwas, ich fand mehr in Junge Welt, Neues Deutschland und auch ein paar Sachen in Berliner Zeitung und Berliner Morgenpost (leider fehlen in der Liste).

2) aber Psychoterror wird scheinbar noch staatlich sanktioniert.
Ja, natürlich, wenn im Moment der Täter festgehaltet wird, Bullen angerufen und er/sie nicht weggehen kann. Natürlich im Zusammenhang mit Fotos, usw. Ansonst keine Chance. Ich selber war in anderem Projekt betroffen (mit Brandstiftung und körperliche Angriffe noch dazu). Und bisher ist nix passiert (nach etwas 8 Jahre!!!). Und hier in Berlin glaube ich nicht, dass es besser ist.
Psychoterror wird auch in anderen Projekte erlebt. Schaue mal das:
 http://www.w25.de/


Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 2 Kommentare

www.deppenleerzeichen.de

Johnny Depp 20.11.2004 - 09:03
Wegen der "Leer Zeichen" in diesem und einer Menge anderer Artikel ...

vorschlag zur einigung

ofenchipsvonfannyfrisch 20.11.2004 - 11:13
ich haette da eine idee, wie man das ganze loesen koennte.
es geht euch ja nur um die netten projekte, die antirassistischen raeume usw. vermutlich sind das ja nur weniger als 10% des hauses. den rest habt ihr euch als billigen wohnraum unter den nagel gerissen. aber darum geht es ja nicht. also fragt doch einfach den eigentuemer, ob er damit einverstanden ist, wenn ihr ausszieht und im gegenzug die vereinsraeume behalten koennt. das koennte doch ein guter kompromiss sein. und alle waeren gleucklich.