Widerstand gegen Nazidemo in Köln 16.10.2004

- 19.10.2004 19:27 Themen: Antifa
Unter dem Motto "Deutschland uns Deutschen" zogen am 16.10.2004 rund 150 Nazis durch Köln-Kalk. Die Nazidemo war ein absoluter Reinfall, stieß auf Ablehnung und wurde teilweise erfolgreich angegriffen. Ein Bericht von der Nazidemo; Bilder folgen, sobald Indymedia wieder rehabilitiert ist.
Mit einem Großaufgebot von etwa 1500 Beamten musste die Polizei den Widerstand von etwa einer gleichen Anzahl an GegendemonstrantInnen eindämmen. Während gerade mal 150 Nazis mit ihrem Aufzug begannen, wurden etwa 400 GegendemonstrantInnen von der Polizei eingekesselt, erkennungsdienstlich behandelt und über Stunden festgehalten.
Die Nazis freuten sich vorerst noch über die absurde Abschottung ihrer reaktionären Selbstbeweihräucherung, was sich im Laufe der Demo jedoch erheblich ändern sollte.
Am Kundgebungsplatz wurden die Nazis aus einem Haus heraus mit antifaschistischer Musik und Megafon-Durchsagen beschallt, GegendemonstrantInnen und AnwohnerInnen versuchten die Reden der Nazis zu stören. Paul Breuer vom Kampfbund Deutscher Sozialisten machte aus seiner Gesinnung keinen Hehl und konnte unbehelligt von der Polizei hetzen: [...] Jawohl, dann sind wir ausländerfeindlich. Und wir sind stolz darauf!"
Neben ihm redeten auf der Auftaktkundgebung noch Claus Cremer (stellv. Landesvorsitzender der NPD in NRW) und der Nazi-Opa und angebliche "Ritterkreuzträger" Otto Riehs.

Die Proteste am Kundgebungsplatz ließen die Nazis jedoch vorerst noch kalt. Die Demo der selbstgefälligen Möchtegern-Herrenmenschen sollte jedoch noch schnell genug zur Tortur werden.
Schon bei der ersten Baustelle beschimpften die Arbeiter den Demozug und solidarisierten sich offenkundig mit ihren "ausländischen" Arbeitskollegen.
Kurz danach verzögerte eine Straßenblockade den weiteren Verlauf der Demo. Nachdem die Bereitschaft die GegendemonstrantInnen abgeräumt hatte, wurden die Nazis von diesen mit Farbeiern und Gemüse bedacht.
Kurz danach wurde eine Flasche aus dem dritten Stock eines Wohnhauses geworfen, welche direkt zwischen den Nazis zerbrach.

Gestresst von den permanenten Beschimpfungen der AnwohnerInnen und umstehenden MigrantInnen, begannen die Nazis mit ihrer Zwischenkundgebung. Diese fand zwischen zwei Wohnhäusern statt, aus denen teilweise vermummte BewohnerInnen gegen die Nazis agitierten.
Der selbsternannte Nazikader Axel Reitz, der sich zu aller Peinlichkeit neben seiner Lockenwickler-Frisur gerne noch in einen viel zu großen Mantel hüllt, schrie sich mit hochrotem Kopf seine kranken Ideen aus dem Leib, die er beim "Kampfbund Deutscher Sozialisten" eingetrichtert bekommt.
Nach ihm redete Hartmut Wostupatsch, gefolgt von Otto Riehs und dem Hamburger Millionärserben Christian Worch. Zwei türkische Jugendliche feixten während der Reden aus dem Fenster und zogen insbesondere die Reden des Nazi-Opas Riehs ins Lächerliche.

Zunehmend genervt - auch vom eingesetzten Regen - liefen die Nazis weiter. Als drei Demonstranten meinten, ihrer Notdurft an der nächsten Häuserwand nachkommen zu können, wurde einer der Nazis, der mit seinen blauen Mülltüten an den Füßen und der neonorangenen (da umgedrehten) Bomberjacke ohnehin schon dämlich aussah, nicht gerade zärtlich von einem Polizisten zurück in die Nazidemo geworfen.
Nach etwa anderthalb Stunden anhaltender Demütigung waren die Nazis sichtlich erleichtert, endlich in die U-Bahn geleitet zu werden.

Fazit: Der Tag war eine absolut Niederlage für die Faschisten. Auch wenn es der Nazikader Christian Worch in einem Demobericht anders darstellen will und sich 200 bis maximal 300 GegendemonstrantInnen wünscht. Fakt ist, dass 400 AntifaschistInnen über die Zeitspanne der Nazidemo in einem Kessel gehalten wurde und ansonsten ein Großteil der GegendemonstrantInnen nie an die Nazidemo gelang.
Tatsächlich sorgten somit fast ausschließlich MigrantInnen und AnwohnerInnen für die Blamage der Nazis. Zu keinem einzigen Zeitpunkt wurde die Demo von den PassantInnen toleriert, ganz zu schweigen von den rassistischen Reden, die oftmals für mehr als nur Kopfschütteln sorgten. Wäre die Polizei nicht so rigoros gegen die AntifaschitInnen vorgegangen, wäre der Tag mit Sicherheit anders ausgegangen. Dennoch wurde den Nazis deutlich klargemacht, dass sie weder in Kalk noch einem anderen Stadtteil Kölns willkommen sind. Und darum ging es ja im Wesentlichen.

Schluss mit Kölle Alaaf - Faschisten bekämpfen - in Köln und anderswo!
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Ergänzungen

Dies und das

mietze 19.10.2004 - 22:07
Wie wäre es mal mit ein bißchen Selbstkritik? Die Organisation war absolute Scheisse. Es gab einen Aufruf die Nazis schon in Dortmund anzugreifen. Leider waren kaum Antifaschisten vor Ort, so dass wir von den Nazis am Weiterfahren gehindert wurden. Mit etwas Verspätung ging es dann nach Köln, direkt in den Bullenkessel. Von der Nazi-Demo selber habe ich nichts mitbekommen stattdessen bin ich einmal mehr erkennungsdienstlich erfasst worden. Die Leute, die es bis an die Nazis rangeschafft haben, dürften das ganze Geschehen auch etwas anders gesehen haben. Zwar gab es tatsächlich keine Zustimmung für ihre Demo, was aufgrund der Bevölkerungszusammensetzung sowieso zu erwarten war, aber sonst sind sie in keiner Weise in ihrem Treiben eingeschränkt worden.

Eh wieder einige Leute Kritik mit Provokation verwechseln, ich war auf der ersten Demo in Köln-Chorweiler und weiß, dass man in einer Stadt wie Köln weitaus mehr erwarten kann.

kaum eine chance dranzukommen

streetartist 20.10.2004 - 14:48
es war wirklich sehr schwierig an die glatzen zu gelangen,da die polizei mit ihrem grossaufgebot kalk in eine no-go-aerea verwandelt hat.
dennoch ist es mir und ca. 40 anderen antifaschisten gelungen bis auf wenige meter an sie heranzukommen.dies gelang aber eher per zufall und in kleinen gruppen,an stellen wo gerade weniger cops present waren,was auch nie lange anhielt! die organisation war diesmal wirklich unter aller sau!
stadtpläne und infos hätten dazu beigetragen das man gezielter vorgehen hätte können.doch angesichts einer zerstrittenden antifa war daran kaum zu denken.also beim nächsten mal die differenzen beiseite lassen und gemeinsam kaämpfen.
keinen fussbreit den faschisten

erfolg?

loser 20.10.2004 - 16:39
ein erfolg kann nur sein, wenn die faschisten garnicht erst auf den weg kommen. was ich in köln erlebt habe war total unkoordiniert und hatte wenig durchschlagskraft. es hätte gut getan, wenn auch der nicht in kleinen gruppen organisierte widerstand etwas koordiniert worden wäre. als z.b. um die ecke (sozusagen im nazi-kessel bei kalkpost) der nazikundgebung 6 vermummte aus dem haus kamen und ihre parolen durch die gasse brüllten, hätte es gut getan, an der angrenzenden außenkessel-seite die leute zu mobilisieren, damit die 6 weiterk ommen als bis zum nächsten bullenwagen. 100 menschen an den gittern die nur von 3 polizisten bewacht waren hätte necht gut getan. so waren es nur 10 und damit war nichts zu machen ...

16.10

det. 22.10.2004 - 14:20
ich muss hier die kollegen 100% vollen zu spruch geben die hier geanwortet haben. ein toller erfolg war es ja nun wirklich nicht - wenn die affen durch kalk wandern dürfen. falls überhaupt irgend ein plan gegeben hat, wusste keiner davon. von den ca. 1.500 gegendemostranten liefen ca 1.000 quer durch die gegend wo man noch laufen durfte und keiner wusste bescheid was wo lief! wenn irgend welche sprüche vom MEGAfon kamen, konnte man sie nicht hören. fakt ist - naziaffen sind durch kalk gelaufen und haben ihren mist unters folk gebracht - ob es den anwohnern gefallen hat oder nicht .... sie haben ihr ding durch ziehen können. das was ich passend fand ist das die NAZIs alle durchgescannt worden sind in ein zelt, fast jeder zweite affe musste mit einer muelltuette an den schuhen durch die gegend rennen, pullovers aus ziehen und verpackt mit sich ruim tragen. diese demütigung war passend.

und in chorweiler wie mülheim am 15.3.03 sollte man/frau nicht vergleichen. was daging kann man nicht in worten fassen! da hauten sich selbst zivibullen gegenseitig aufs maul ohne auf ihre "kennwort" zuachten! *ggg*