Keine dritte Halbzeit

Pauli-Fan 18.09.2004 18:17 Themen: Freiräume
Trotz anhaltener Proteste gegen die Räumung des Wagenplatzes Wendebecken wurde gestern nicht die Chance genutzt, nach dem Pauli-Spiel an die Tradition der "Dritten Halbzeit" anzuknüpfen, die noch vor zwei Wochen nach dem letzten Heimspiel von 300 DemonstrantInnen genutzt wurden.
21.30 Pauli gewinnt nach 0.1 Rückstand ein kämpferisches Spiel mit 2.1 Im Publikum wehen Pauli-Fahnen, aber auch viele politische Fahnen, z.B. schwarze Fahne mit rotem Stern und einige Gegen-Nazis-Fahnen. Anders als vor zwei Wochen (beim letzten Heimspiel) werden diesmal keine Flyer von Antifas verteilt, die auf der Rückseite auf die Räumung des Wendebecken aufmerksam machen, finden sich auch im Internet keine Aufrufe zu Protesten. Lediglich die Homepage des Wendebecken verweist unter Terminen auf die "3. Halbzeit". Kein Problem denke ich mir, es wissen ja sowieso alle bescheid. Nachdem vor zwei Wochen etwas 300 Leute durch die Schanze demonstrierten und trotz massivstem Polizeiaufgebot im Wanderkessel nicht die Stimmung verloren, schien es gelungen zu sein, die Proteste nach Pauli-Heimspielen wieder zu einer Regelmäßigkeit machen zu können. Dachte mensch sich. Aber Fehlanzeige. Während die BUllen bescheid wussten und wieder mit einem Riesenaufgebot da waren, erschienen auf Demonstrierenden-Seite nur vielleicht 70, vielleicht mehr, vielleicht weniger, Leute, die auf eine Demo warteten. Darunter auch einige neue Gesichter, z.B. Schüler, die vor zwei Wochen erstmals an Demos teilgenommen hatten, und auch heute gerne mitgemacht hätten. Aber die Linke schläft. Während an regulären Baui-Demos regelmäßig 1000-1500 Leute auf die Straße kommen, schaffen wir es nichtmals, vielleicht 200-300 Leute für die Dritte Halbzeit zu mobilisieren. Verständlich, dass viele nicht im Wanderkessel demonstrieren wollen, doch bereits unsere Anwesenheit sorgt für Nervosität bei den Bullen, die wieder mit riesen Kräften vor Ort waren. Ist das nicht ein Teilziel, den Bullenstaat auf Trab zu halten und damit die politischen und finanziellen Kosten in die Höhe zu treiben?
("Für mehr unbezahlte Überstunden!")
Kann nicht auch ohne Demo ein wenig Unruhe im Karoviertel entstehen? Können nicht die vielen Pauli-Fans, die den Anliegen der Bauis offen gegenüber stehen informiert und eventuell mobilisiert werden?
Auch gestern hatten wir die Gelegenheit dazu. 200 Leute mehr und das Ganze wäre interessant geworden. Ansätze waren sogar mit den wenigen Leuten zu erkennen.
Beispiele:
20 Leute versuchen die Straße zu besetzen und werden von Bullen abgedrängt. Daraufhin fliegen von empörten Leuten (weniger von politisch organisierten, mehr von "spontan empörten", die zusehen) einige Flaschen in Richtung der Bullen. 50 Meter weiter Richtung Tanke wird mehrfach Leuchtspur in den Abendhimmel geschossen. Ein Mensch mit Sinn für Humor entleert die Federn eines Kopfkissens auf den Bullen, die im Federnregen stehen. Nur ganz vereinzelt rufen ein paar Schüler "Bambule". Die Bullen wollen alles im Keim ersticken (was gar nicht nötig war bei den paar Leuten) und erteilen per Lauti sämtlichen Leuten vor dem U-Bahn-Ausgang Feldstraße einen Plaztverweis. Dabei schauen auch viele Leute zu, die noch erreicht werden können, die noch nicht an Demos teilgenommen haben.
Wenigstens sind einige so schlau und verteilen Aufrufe für die Baui-Demo am nächsten Wochenende.
FAZIT: Mit ein paar mehr Menschen ließe sich der Raum gut nutzen, mit ein wenig Beweglichkeit und Kreativität wäre auch das Polizeiaufgebot nicht hinderlich und das Thema bleibt in Bewegung. Wir sollten - denke ich - zur nächsten dritten Halbzeit in zwei Wochen öffentlich mobilisieren, unsere WGs mitbringen und uns nicht von den Bullen einschüchtern lassen, sondern die Situation als Chance für Öffentlichkeit, Bewegung und Mobilisierung neuer MitstreiterInnen begreifen und nutzen.
Dies alles als solidarische Kritik meinend,
ein Pauli-Fan.
Forza St. Pauli!!!
Schafft mehr Bauwagenplätze!!!
Gegen die Hetze...!!!
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Ergänzungen

dann

hilf 18.09.2004 - 19:15
doch selber maln bissn und starte aufrufe beim näxten mal(flyer, indy, etc.)

3. Halbzeit? Keine Politik!

Bulldog 18.09.2004 - 21:33
Also, da muss ich doch mal Kritik loswerden!

Ihr seids doch immer die jammern das beim fußball soviel (rechte) politik am start ist oder nicht? Und was macht ihr? Nutzt die 3. Halbzeit (wemma euer gschmarre überhaubt so nennen kann) für eure politischen Ziele. Ich hab ja absolut nichts dagegen das ihr für eure Überzeugung auf die Straße geht. Find ich gut das überhaubt noch jemand für seine überzeugung kämpft! Aber versaut uns nicht die 3. Halbzeit!

Die 3. Halbzeit gehört den Hools, nicht euch! Lasst uns unsren Spaß und macht ärger auf euren veranstaltungen! aber nicht auf den unsrigen!
Was würdet ihr sagen wenn wir ab jetzt auf eure Demos rennen um uns da zu schlagen? des gschrei möcht ich hörn...

welchen ärger

. 18.09.2004 - 22:24
auf welchen veranstaltungen buldog? in HH gabs seit der bambule keine 3. halbzeiten mehr..

Polizeimassen

Antiknüppelträger 18.09.2004 - 23:35
Zitat aus dem Artikel: .....doch bereits unsere Anwesenheit sorgt für Nervosität bei den Bullen, die wieder mit riesen Kräften vor Ort waren. Ist das nicht ein Teilziel, den Bullenstaat auf Trab zu halten und damit die politischen und finanziellen Kosten in die Höhe zu treiben?
("Für mehr unbezahlte Überstunden!")

Mit Sicherheit ist das ein Teilerfolg. Polizeiaufmärsche mit einem Verhältnis von 10 zu 1 sind in Hamburg doch schon keine Seltenheit mehr.
Soll sich der Low and Order-Senat doch mit seinem Sauberkeitswahn "totrüsten". Die Kosten von Polizeieinsätzen im Zusammenhang mit der WB-Räumung haben doch sicherlich (wie auch schon bei der Bambule am 4.Nov.02) die Marke von 2 Mio € überschritten. Was ist das für eine schwachsinnige Politik. Der Normalbürger und brave Steuerzahler wird hier doch voll für dumm verkauft, indem der Senat eine heile ordentliche Welt vorgaukelt, Alternative und deren Lebensformen als böse deklariert und sich als der Retter vor diesem Übel darstellt.

Was kostet die Welt für einen Bauwagenplatz in einer Stadt, die so mit Polizeiaufgeboten rumprasst, doch sicherlich weniger als 4.000.000 €

Also weg mit den Knüppelträgern.

Antiknüppelträger (?)

Hirntod 20.09.2004 - 07:53
Antiknüppelträger (?) - was für eine Logik. Je mehr Geld in den Sicherheitsapperat gepumpt wird desto weniger bleibt für den Rest. Und damit meine ich nichtmal die gescheiterten Existenzen wie Du und Ich. Ich meine Alte, Kranke, Alleinerziehende und und und.

das liebe Geld,...

mußgöbeln 20.09.2004 - 18:16
dass die Einsätze kosten, wird bei den ärmsten der Armen eingespart, soviel ist doch wohl sicher.
Aber keine Angst, die die sowieso nichts mehr haben, finden es ganz toll, noch weniger zu bekommen, weil Hamburgs Linke in "Scharen" den Protest von 0,0003% der Bürger auf die Straße bringt.
Ihr wollt euch z. B. mit den Rentnern solidarisieren? Das habe ich gesehen, 80jährigen Opas Schläge androhen, weil sie mit euren Meinungen nicht konform gehen, geile Nummer, Echt!!!
Mein Tip für Sonnabend: 150-200 Teilnehmer. Ganz schöne Masse bei 1,6 Millionen Einwohnern. Die Linke lebt!

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