Antifaschistisches Jugendcamp 2004

Vorbereitungskreis 03.07.2004 14:12
Vom 21.07- 24.07.04 findet in Oberhausen nunmehr zum vierten Mal das antifaschistische Jugendcamp statt. Im Folgenden einige Informationen zum diesjährigen Camp, sowie Bilder vom vergangenen Jahr.
Sommer Sonne Antifa...
...lautet auch zum vierten Mal das Motto des Antifaschistischen Jugend-Camps in Oberhausen. Vom 21.07- 24.07.04 wird es Workshops, Seminare und Diskussionen, sowie Abends Partys, Filme und ein Konzert geben. Das inhaltliche Programm haben wir in diesem Jahr für euch überarbeitet und erweitert. Neben Grundlagenveranstaltungen für NeueinsteigerInnen, in denen es zum Beispiel um "Neonazis auf dem Vormarsch" und eine "Einführung in die Kritik des Antisemitismus" gehen wird, werden in diesem Jahr zum Beispiel auch Veranstaltungen zur Kritischen Theorie, zur Kritik der Arbeit oder zum Begriff des Kommunismus angeboten.
Insgesamt wird es während der drei Tage zwölf Veranstaltungen und drei Workshops geben. Das Ganze findet wie jedes Jahr im Jugend- und Kulturzentrum Druckluft (Am Förderturm 27 in 46049 Oberhausen) statt. Die Teilnahmegebühr beträgt 25 Euro, dafür gibt es wahlweise vegane oder vegetarische Vollverpflegung und Zeltplätze.

Solltet ihr nur an einem der Tage teilnehmen können, bieten wir auch Tageskarten an. Erkundigt euch deswegen bei uns.


Das (vorläufige) Programm*:

Mi, 20.00h: Begrüßung, anschließend Veranstaltung „Gesellschaftskritik, was ist das eigentlich?“ | ReferentInnen: tomorrow (youth against establishment, leipzig)

Unsere Gesellschaft ist ein grausames Schlachtfeld. Nicht nur die beinahe täglich medial präsentierten Gräuel wie Armut, Hunger, Kriege, Terrorismus o.ä. sollten Anlass geben dies schleunigst zu ändern. Warum eine radikale Kritik bestehender Zustände so ungemein wichtig ist, welche zentralen Momente der Vergesellschaftung sie treffen sollte um ihr Ziel nicht zu verfehlen und weswegen der Begriff Kapitalismus dabei eine so große Rolle spielen muss, soll in diesem Referat versuchsweise beantwortet werden.


Abends: Chillout im Biergarten, Musik aus der Konserve serviert von erstklassigen DJ(ane)‘s

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Do, 10.00h:

Basics: Einführung in die Kritik des Antisemitismus | Referent: Sebastian Whest

Basics+: Zur Kritik der Arbeit | ReferentInnen: tomorrow

In diesem Vortrag wollen wir klären, welche Funktion die Lohnarbeit in der heutigen Gesellschaft bzw. welche Folgen dies für die Menschen und deren Umwelt hat. Weiterhin wollen wir deren Durchsetzungsgeschichte nachzeichnen und dabei kurz auf die deutsche Besonderheit, d.h. die Ausprägung der deutschen Arbeitsideologie im eliminatorischen Antisemitismus, eingehen. Abschließend versuchen wir die Frage zu beantworten, inwieweit die Arbeit in der Krise steckt und ob eine Gesellschaft jenseits der kapitalistischen denkbar ist.


13.30h:

Workshop: Selbstverteidigung

Basics+: Der bürgerliche Staat in der neomarxistischen Diskussion | Referent: Ingo Elbe (Rote Ruhr Uni)

"Der politische Verstand ist eben politischer Verstand, weil er innerhalb der Schranken der Politik denkt. Je geschärfter, je lebendiger, desto unfähiger ist er zur Auffassung sozialer Gebrechen." (Karl Marx)

Appelle an den ,Vater Staat', die Wirtschaft doch an die Kandare zu nehmen und damit ,soziale Gerechtigkeit' walten zu lassen, erfreuen sich gerade in der Linken nicht erst in neoliberalen Zeiten großer Beliebtheit. Die
unbedingte Loyalität, die noch die Aufgeklärtesten den Formen Staat und Recht entgegenbringen, verblüfft dabei stets aufs neue. Hier bekommt radikale Staatskritik den Zorn des gesunden politischen Menschenverstands zu
spüren: wo Menschen zusammenleben, da muss die Zwangsgewalt von Staaten herrschen, wer Gegenteiliges behauptet, gilt als unzurechnungsfähig. Die Form Staat, in deren Apologie sich Nazis und SozialdemokratInnen,
evangelische GlobalisierungsgegnerInnen und Altstalinisten einig sind, darf allerdings ebenso wenig in bloß moralischer Manier als Exponent des ,Schweinesystems' abqualifiziert werden.
Entgegen einer solchen "Kritik, welche die Gegenwart zu be- und verurteilen, aber nicht zu begreifen weiß" (Marx) und wie sie noch das ebenso sympathische wie hilflose Grundrepertoire jeder AnarchistIn ausmacht, sollte es zuerst darauf ankommen, zu erklären, was der (bürgerliche) Staat überhaupt ist, warum kapitalistische Vergesellschaftung, die in der Regel nicht mehr durch direkt gewaltvermittelte, sondern wesentlich sachlich-tauschvermittelte Aneignungsprozesse gekennzeichnet ist, ein solches nunmehr als ,politische Sphäre' ausdifferenziertes Zwangsverhältnis noch benötigt, bzw. es permanent reproduziert, wo die Grenzen staatlicher
Eingriffskompetenzen in die Ökonomie liegen, warum das Gewaltmonopol den BürgerInnen stets noch als legitimes erscheint usw. Praktische Relevanz erlangt die Erörterung solch ,abstrakter Fragen' u.a. durch die daraus folgende Kritik der Auffassungen, gesellschaftliche Emanzipation sei von einem ,Politikwechsel' zu erwarten, der Staat sei im Grunde neutrales Instrument sozialer Gruppen oder könne gar beliebig die
Ökonomie gestalten - es sei also alles eine Frage des ,politischen Willens'.

Ingo Elbe ist Mitglied des Arbeitskreises rote ruhr-uni, hat Philosophie in Bochum studiert und promoviert zur Zeit über die neue Marx-Lektüre in der Bundesrepublik. Texte unter  http://www.rote-ruhr-uni.org.


16.00h:

Diskussionsveranstaltung: Zum Begriff des Kommunismus | ReferentInnen: Offene Antifa Münster


Abends: Freiluftkino, anschließend Filmnacht
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Fr, 10.00h:

Basics: Rechtshilfe | ReferentInnen: Rote Hilfe, Ortsgruppe Oberhausen

Basics+: Warum gibt es immer noch Sexismus? | Referentinnen: Frauenkreis Leipzig

Gesellschaftskritik ist ohne eine Auseinandersetzung mit dem Patriarchat und seiner Erscheinungsform, dem Sexismus nicht möglich, da dieses in der Moderne nicht verschwindet, sondern im Gegenteil notwendige Voraussetzung für den Kapitalismus ist. In dem Vortrag soll diese These mit Hilfe des Wert-Abspaltungsansatzes von Roswitha Scholz erläutert werden um anschließend mit einem historischen Abriss zu erklären, wie die Herausbildung kapitalistischer Produktionsweise mit der Entstehung sozialer Geschlechterrollen einhergeht.
Anhand konkreter Beispiele wollen wir dann verdeutlichen, wie die Menschen durch Sozialisation (Erziehung) in eben diese sozialen Geschlechterrollen gedrängt werden.

Basics+: Sekundäre Volksgemeinschaft | ReferentInnen: tomorrow

In diesem Vortrag soll es um eine Analyse der postfaschistischen Gesellschaft innerhalb Deutschlands gehen, wobei sich noch einmal ein Begriff von Volksgemeinschaft und spezifisch deutscher Vergesellschaftung
gemacht werden soll. Hierbei soll auf den Zusammenhang von Antisemitismus und Volksstaat eingegangen werden und auf die Vereinigung von Staat und Kapital, welche im Nationalsozialismus seinen Ausdruck fand und in Auschwitz kulminierte. Dabei soll die Frage beantwortet werden, inwieweit der Nationalsozialismus in der hier geschaffen Demokratie mit seinen verschiedenen Elementen weiter lebt bzw. sich transformiert hat und wie sich die heutige deutsche Gesellschaft konstituiert. Hierbei soll unter anderem der Begriff der "sekundären Volksgemeinschaft" entwickelt werden.


13.30h:

Basics+: Einführung in die Kritische Theorie | Referent: Fabian Kettner (Rote Ruhr Uni)

Workshop: Layout | ReferentIn: A2K2 [westl. Ruhrgebiet]


Abends: the one and only Karaoke-Party. Anschließend Disko (Pop und so.)
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Sa, 10.00h:

Basics: Diavortrag „Neonazis auf dem Vormarsch“ | ReferentIn: Antirassistisches Bildungsforum Rheinland

Basics+: Schwänzen für den Kommunismus! | ReferentInnen: tomorrow

Oft geht Schulkritik über ein simples „Kotzt an!“ nicht hinaus. Angesichts der täglichen Zumutungen wie frühem Aufstehen, Regelgehorsam oder Lernstress, ist dies zwar mehr als berechtigt, jedoch sollte eine
Schulkritik weitaus mehr umfassen. Warum Schule als eine für den Kapitalismus essentielle Institution begriffen werden muss, welche dich auf dein zukünftiges Leben als Arbeitskraftbehälter vorbereitet, erläutert dieser Vortrag.

Basics+: Kritik/ Debatte der monogamen Paarbeziehung | ReferentInnen: tomorrow

Als sich in Leipzig, im Sommer 2003, die Debatte um die monogame Paarbeziehung entspannte wurde diese meist einseitig und tunnelblickartig geführt. Tenor der meisten Veröffentlichungen, war die Ablehnung der
monogamen Paarbeziehung als Herrschaftsverhältnis zwischen den Beziehungspartnern. In diesem Herrschaftsverhältnis, so konstatierten die meisten, würde sich das Subjekt zum einen selbst einschränken und zum anderen den Partner.
Im Referat soll die Diskussion um die monogame Paarbeziehung, oder RBZ (Romantische Zweierbeziehung), wie sie von ihren selbsternannten Kritikern genannt wird, erläutert werden. Außerdem ist es Ziel, die Kritik der
Kritik der Paarbeziehung so zu formulieren, dass aufgezeigt wird; die bisherige Kritik der Zweierbeziehung ist lediglich der Versuch der Dekonstruktion von Herrschaft innerhalb des bestehenden Ganzen, gebärdet
sich demnach wesentlich radikaler als in Wirklichkeit ist. Ein wichtiger Exkurs, welcher unbedingt ausgeführt werden muss, ist die Beobachtung des Zusammenhangs zwischen Glücksversprechen und utopischem Moment in der Liebe zwischen Menschen, so wie dessen tägliches Zerbersten an den alltäglichen kapitalistischen Verhältnissen.


13.30h:

Basics+: Einführung in die Wertkritik | ReferentInnen: Offene Antifa Münster

Basics: Nazis in England | ReferentInnen: Searchlight (Antifaschistische Zeitung aus England)


16.00h:

Diskussionsveranstaltung: Warum Solidarität mit Israel?! | Referent: Dr. Klaus Thörner (Oldenburg)


Abends: Abschlusskonzert mit den Sir Henry Morgan Bucaneers (60‘s Ska aus Duisburg) und den High Dramatics (Reggae aus Duisburg). Anschließend Ska-Nighter und Dancehall-Madness auf zwei Ebenen.


*Änderungen vorbehalten. In Kürze findet ihr auf  http://www.antifacamp.de das aktuelle und vollständige Programm.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Wenn schon Termine, dann auch die:

Ruhrpott-Prolet 06.07.2004 - 15:36
IndymediaKino jeden 1. und 3. Dienstag im Monat jeweils um 20.30h im Djäzz, Börsenstr. 11, Duisburg-City (direkt hinter der Stadtbücherei)

6.7.2004: Lotta Sporca
20.7.2004: Bread & Roses

 http://www.indykino-du.de.be/

Anarchismus studieren...

schwarz.rot 09.07.2004 - 20:19
"Entgegen einer solchen "Kritik, welche die Gegenwart zu be- und verurteilen, aber nicht zu begreifen weiß" (Marx) und wie sie noch das ebenso sympathische wie hilflose Grundrepertoire jeder AnarchistIn ausmacht, sollte es zuerst darauf ankommen, zu erklären, was der (bürgerliche) Staat überhaupt ist, warum kapitalistische Vergesellschaftung, die in der Regel nicht mehr durch direkt gewaltvermittelte, sondern wesentlich sachlich-tauschvermittelte Aneignungsprozesse gekennzeichnet ist, ein solches nunmehr als ,politische Sphäre' ausdifferenziertes Zwangsverhältnis noch benötigt, bzw. es permanent reproduziert, wo die Grenzen staatlicher
Eingriffskompetenzen in die Ökonomie liegen, warum das Gewaltmonopol den BürgerInnen stets noch als legitimes erscheint"
(aus der Programmliste entnommen)

Liebe Neomarxisten und sonstige Gegner bzw. Kritiker des Anarchismus,
wendet die von Fürsprechern eurer politischen Überzeugung oft vewandte Forderung, den Kommunismus nach Marx,Lenin... erst nach dem Studium dessen zu kritisieren ebenfalls auf Euch an im Bezug auf den Anarchismus-
die Liste der nun aufzuzählenden anarchistischen u. libertären SchriftstellerInnen und TheoretikerInnen , die genau das , dem Anarchismus hier Vorgeworfene , nämlich die Charakterisierung der bürgerlichen Vernunft und Gesellschaft und den daraus resultierenden Staat beschreiben ist zu lang , um sie vollständig aufzuführen.
Erst lesen , dann mosern.
Wir sehen uns auf dem Camp- bin gerne zur Diskussion bereit.
schwarz-rote Grüße

Antifajugendcamp 2004 - UPDATE

egal 11.07.2004 - 17:21

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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ist das ein.. — unerwünschter