Saalfeld 29.05.04 - No naziday again! [Infos]

Antifaschistische Aktion Gera [AAG] 27.05.2004 14:54
Die [AAG] und AntifaschistInnen aus Saalfeld rufen am 29. Mai 2004 jede und jeden dazu auf, statt Lichterketten und Straßenfeste zu veranstalten, konsequent und mit allen Mitteln den Nazis die Möglichkeit zu nehemen sich in Saalfeld zu zeigen!

Wir werden da sein und den braunen Sumpf trockenlegen!
Gegen den "Thüringentag der Nationalen Jugend" in Saalfeld vorgehen!

"Wo Nazis demokratisch gewählt werden können, muß man sie nicht demokratisch bekämpfen."
(Wiglaf Droste)

1997 meldeten AntifaschistInnen eine Demonstration unter dem Motto "den rechten Konsens durchbrechen" an. Das dies bitter nötig war zeigten die Reaktionen der rechten Parteien.
Die NPD meldete eine Demonstration gegen die "Linksterroristen" an. Dies bekam aus der Bevölkerung und den Parteien soviel Zuspruch, dass sich ein CDU-Mitglied des Landtages dem Tenor anschloss, um sich als Verfechter von Ruhe und Ordnung zu profilieren und zu Wahlkampfzwecken Unterschriften gegen die Antifas sammelte.
Die Unterstützung ging sogar bis zum Thüringer Landtag. Der damalige thüringer Innenminister Dewes (SPD) verunmöglichte mit dem größten Polizeieinsatz der Nachwendezeit die bundesweite Demo der AntfaschistInnen, indem sie außen vor blieb und nicht in der Saalfelder Innenstadt laufen durfte.
Die Nazis hatten zum ersten mal, Dank des Rechtstaats, ihr Konzept der national befreiten Zone durchsetzen können.
Sie traten seitdem zwar politisch nicht mehr in Erscheinung waren jedoch fester Bestandteil des Stadtbildes.
Dem entgegen konnte sich eine linke Jugendkultur herausbilden, welche ein subversives Model zu den Verhältnissen in Saalfeld bot und weiter bietet.
Von organisierten Nazis wird mit dem "Thürigentag der nationalen Jugend" erneut versucht sich in der Stadt zu etablieren und an die "Erfolge" Ende der Neunziger Jahre anzuknüpfen.
Das Konzept ziehlt dabei nicht auf martialische Agitation, sondern deutschtümelnde Volksgemeinschaft. In Jena und Gotha drückte sich das in Gulaschakanonkochen, Biertischgarnitursitzen, Nazimusik und weiterer Propaganda aus.
Letztes Mal erkoren die Nazis Gotha im Nachhinein zur "National Befreiten Zone". Der Widerstand damals fiel nur marginal aus und wurde lediglich von bürgerlichen Kreisen organisiert.
In diesem Jahr schreiben sich die Faschisten die Schaffung einer "nationalen Jugendkultur" und die Abschaffung des Kapitalismus auf die Fahnen. Im Kontext bedeutet dies auf den Punkt gebracht nicht mehr als die Forderung nach einem nationalsozialistischen homogenisierenden Volksethos.

Gegen Kapitalismus und deutschen Volksethos!

Solange der deutsche Konsens einer Leitkultur besteht und nur nützliche Ausländer geduldet werden, die der deutschen Volksgemeinschaft zuarbeiten, ist der Neonazismus nur ein Ausdruck des Extremismus der Mitte. Der Standort Deutschland wird als interkulturell dargestellt, damit es den ökonomischen Interessen nutzt.
Die "bürgerliche Antifa" von SPD und B.90/Grünen wurde ins Leben gerufen um eben diese Standortlogik zu untermauern und nicht um den Nazis und ihrer menschenverachtenden Ideologie eine humane Alternative entgegenzusetzen.
Der der warenproduzierenden Gesellschaft inhärente Konkurrenzdruck fördert aus Prinzip her rassistisches Denken und wird weiterhin durch Sondergesetze für Ausländer und deren systematische Kriminalisierung und Diskriminierung von der bürgerlichen Demokratie rechtlich legitimiert.
Menschen werden im Kapitalismus danach bewertet wieviel Nutzen sie bringen.In der Schule wird selektiert wer eine "Karriere" als Akademiker oder als Maurer macht. Diese Form von Sozialdarwinismus ist schon fest integrierter Bestandteil des alltäglichen Lebens und wird nicht mal mehr als menschenverachtend empfunden.
Wir fordern eine Welt in der das Leben der Menschen sich nicht nach dem Profit richtet, sondern nach den Bedürfnissen der und des Einzelnen.
Solange Menschen in Abschiebehaft kommen, verdachtsunabhängige Personenkontrollen vor allem Ausländer treffen, Flüchtlinge in "ihrem" Landkreis eingepfercht sind, also Rassismus institutionalisiert ist, gibt es keine Alternative als dem braunen Mob der Mitte eine radikale linke Alternative entgegenzusetzen, die auf eine Gesellschaft frei von Verwertungszwängen abzielt.

No naziday again!

Dass das Prinzip von Straßenfesten und "Bunt statt Braun" in den letzten Jahren eine innergessellschaftliche Befriedigung darstellte und immer noch darstellt und nur selten dazu führt den Nazis konsequent den Raum zu nehmen, macht es nötig offensiv zu Handeln. Denn wenn sich Faschisten versammeln hat sich das paradoxe "Feste feiern gegen Nazis" noch nie bewährt!
Aus diesem Grund rufen wir am 29. Mai 2004 jede und jeden dazu auf, statt Lichterketten und Straßenfeste zu veranstalten, konsequent und mit allen Mitteln den Nazis die Möglichkeit zu nehemen sich in Saalfeld zu zeigen!

Wir werden da sein und den ganzen Sumpf trockenlegen!

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->Die Nazis mussten ihren Veranstaltungsort vom Marktplatz auf den Platz am Schlossteich verlegen. Die haben für 13Uhr angemeldet.
->Auf dem Marktplatz findet ab 12Uhr ein bürgerl. "Pfingstfest" der Stadt statt.
-> Gegenaktionen dezentral in der ganzen Stadt.
-> Infotelefon und Ermittlungsausschuss gibt es am Samstag.
-> Bitte unbedingt noch mobilisieren und im Web posten!

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Ergänzungen

Für und Wider von Terminen bei Indymedia

wollt mal drauf hingewiesen haben... 27.05.2004 - 15:08
Für

- Es ist super einfach, einfach nur klicken und eintragen
- "meine Anliegen ist wichtiger als die der anderen und alle sollen es wissen"
- Indymedia als Zentrale der Linken wäre super bequem für alle und eine tolle Sache
- auch in 2 Jahren steht mein Termin noch auf der Seite und ist über google zu finden
- andere Kalender sind meist unbequem oder haben kein OpenPosting oder beides

Wider

- Indymedia will kein Szeneportal sein, sondern eine Webseite für selbstgemachte Nachrichten, Indymedia soll zeigen, daß eigene, emanzipatorische Nachrichtenproduktion besser ist, als schlichtes Nachrichtenkonsumieren. Die Nachrichtenpublizierfunktion für Termine/Aufrufe zu missbrauchen ist allen am Projekt Beteiligten und den usern gegenüber unsolidarisch, es ist egoistisch und antiemazipatorisch
- Termine sind im Open Posting nicht nach Ereignisdatum, sondern nach Postingdatum sortiert, also nicht wiederzufinden
- Es gibt bereits eine OpenPosting-Terminseite (die müssten mal engagierte NutzerInnen überarbeiten und hübsch machen) Link:  http://www.protest.net/indy/calendrome.cgi
- Nach dem Event bleiben die Termine im Netz und sorgen dafür, daß das OpenPosting-Archiv unübersichtlich und schlecht nutzbar wird, abgelaufene Termine sind Datenmüll
- Mobilisierungen im OpenPosting bringen keine Erfolge. Mobilisierungen müssen auf der Strasse, in den Strukturen, durch Berichterstattung, Vorfeldaktionen, direkte Kommunikation laufen.
- Infos zu Termine/Mobilisierungen sind oft nicht verifizierbar, Fakes können schlecht erkannt werden, gab schon oft genug Fakes von Nazis
- Oft lösen Aufrufe Diskussionen und Schlammschlachten aus - dabei werden sehr gerne Szeneinternas über die Seite öffentlich gemacht. Polizei, Nazis, rechte Politiker lesen die Seite auch und können erfahren so frühzeitig Planungen/Strategien und können die für sich nutzbar machen.
- Mehrarbeit für die am Projekt beteiligen, besonders die Mods haben überhaupt keinen Bock, täglich Stunden mit der Betreuung unsolidarischer Gruppen zu verbringen.
- es gibt schon genügend Terminseiten und Szeneportale (genau das will Indymedia nicht sein)
- Wenn Indymedia von einigen zum zentralen Service-Portal der Bewegungen gemacht würde, würden andere Projekte verdrängt werden (bsp. Interim), wären oppositionelle Strukturen leichter überwachbar, angreifbar und lenkbar. Hierarchisierung würde zwar autoritären Linken (die nichthierarchische Strukturen ablehnen/bekämpfen) gut passen - dem Staat aber auch.


Idee: Der Kalender bei Protest.net könnte von engagierten usern überarbeitet werden oder noch Engagiertere schaffen einen eigenen Kalender, der dann bei Indy zentral verlinkt wird.
Indymedia will nicht ersetzen - Indymedia will vernetzen!

inhaltliche Ergänzung

Lachsack 27.05.2004 - 23:32
Hallo ihr Racker

ich hab gerade Langeweile und dachte, ich piss euch mal ans Bein.

1. Die "warenproduzierende Gesellschaft" erzeugt keinen Konkurrenzdruck. Schon der Begriff "warenproduzierende Gesellschaft" ist ein Witz, denn bis jetzt hat jede menschliche Gesellschaft Waren produziert. Konkurrenzdruck erzeugen nur Gesellschaften mit Privateigentum an Produktionsmitteln.

2. Der "deutsche Konsens einer Leitkultur" beinhaltet hauptsächlich mühsam erkämpfte Rechte, wie die (zumindest auf dem Papier) garantierte Gleichberechtigung der Frauen. Diese Rechte sind ein Minimalstandard, dem sich religiöse Einwanderer anzupassen haben. Wieso ist das ein Angriffsziel? Seid ihr permanent besoffen?

3. "... Konkurrenzdruck fördert aus Prinzip her rassistisches Denken ... "
Schon wieder daneben.
Rassistisches Denken fördern Politiker, die für ihr fachliches Versagen einen Sündenbock brauchen. Rassistisches Denken wird außerdem benötigt, um denjenigen Volksgenossen, denen die Dummheit aus allen Löchern spritzt, ein Minimum an Selbstachtung zu garantieren. Rassistisches Denken hat ursächlich mit Konkurrenzdruck nichts zu tun sondern ist ein Erbe des Kolonialzeitalters, und seitdem ein Werkzeug der Politik.

4. "Solange Menschen in Abschiebehaft kommen, ... blablabla ... gibt es keine Alternative als dem braunen Mob der Mitte eine radikale linke Alternative entgegenzusetzen, die auf eine Gesellschaft frei von Verwertungszwängen abzielt."

Wie sieht diese, deine linke Alternative aus? Gäbe es sie wirklich, dann würdest du dich vor Autogrammjägern nicht mehr retten können.
Wenn du den "braunen Mob der Mitte" für Abschiebung, Residenzpflicht usw. verantwortlich machst, (was ja ok ist) dann freue ich mich jetzt schon auf die umfassende Entsorgung von SPD- und CDU/FDP-Plakaten, die Gera im Moment verunstalten.

Aber der "braune Mob der Mitte" hat Geld und damit Macht. Da traut man sich nicht so richtig ran, was?
So weit reicht die Revolution dann doch nicht.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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