Madrid: Update

raul 12.03.2004 16:28
Der PP-Regierung wird vorgeworfen, Informationen zurückzuhalten /
30 Stunden nach den Anschlägen in Madrid mehren sich die Vorwürfe gegen die Informationspolitik der rechtskonservativen Aznar-Regierung. Der Batasuna-Sprecher Arnaldo Otegi warf der Regierung schon heute morgen vor, die spanische Öffentlichkeit bewusst zu belügen. "Der spanische Staat weiß, dass es nicht die ETA war", so Otegi in einem Fernsehinterview. Die Aznar-Regierung wolle jedoch dieses Eingeständnis bis nach den Wahlen zurückhalten. Bei einem Anschlag mit islamistischem Hintergrund müsste sich die PP den Vorwurf gefallen lassen, Spanien durch die Kriegsbeteiligung im Irak in Gefahr gebracht zu haben. Selbst die spanischen Sozialdemokraten (PSOE), die sich ansonsten im "Anti-Terror-Kampf" immer bereitwillig der PP andienen, haben mittlerweile den Verdacht geäußert, die PP halte Informationen über die Urheberschaft des Anschlags zurück.

Entgegen der vorherrschenden Medien-Berichterstattung spricht immer weniger gegen die ETA-Theorie. Zwar hat es noch kein Dementi der baskischen Untergrundorganisation gegeben, doch die Reaktionen der baskischen Linken sind eindeutig: Die illegalisierte Koalition Batasuna hat zu Kundgebungen gegen die Anschläge mobilisiert und davon gesprochen, dass ETA niemals Züge angreifen werde, in denen Arbeiter unterwegs sind. Auch andere Organisationen, die die Regierung Madrid ansonsten gern als Teil der ETA-Struktur bezeichnet, haben sich klar positioniert. Die Tageszeitung Gara spricht in ihrem Kommentar von einer "Barbarei", die Gewerkschaft LAB hat zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Dem Klischee der von blindem Hass geleiteten Nationalfanatikern widerspricht zudem auch die Tatsache, hat sich die baskische Linke mit dem "Volk von Madrid" solidarisiert hat.

Mittlerweile ist auch bekannt, dass beim Anschlag - anders als von den spanischen Medien zunächst kolportiert - nicht der von ETA häufig eingesetzte Sprengstoff Tytadin verwendet worden ist. Und schließlich können auch die in den vergangenen Monaten aufgeflogenen Sprengstofftransporte ETAs kaum als Hinweise auf die Anschläge gestern geltend gemacht werden. Nach Berichten der spanischen Polizei wollte ETA mit den vor wenigen Wochen beschlagnahmten mehreren Hundert Kilo Sprengstoff Anschläge auf die Königsfamilie und auf Hochspannungsmasten (zur Hochzeit der Prinzenfamilie) durchführen.

Ob es sich um einen islamistischen Anschlag gehandelt hat, ist allerdings auch nach wie vorher ungeklärt. Wer es mit seriösem Journalismus ernst meint, müsste darauf hinweisen, dass es in den vergangenen 3 Jahrzehnten derartige Anschläge - auf Bahnhöfe, öffentliche Feste, Züge etc. - bisher nur aus einer Ecke gegeben hat (etwa der Bombenanschlag auf die Piazza Fontana, den Bahnhof in Bologna und das Münchner Oktoberfest). Verantwortlich dafür waren rechtsterroristische Gruppen bzw. die antikommunistische geheimdienstliche Parallelstruktur Gladio.
Skeptisch macht im Madrider Fall nicht nur das Timing der Anschläge - drei Tagen vor den Wahlen -, sondern auch die Tatsache, dass sie in dieser Form nur der spanisch-nationalistischen Rechten nutzen können. Die Mobilisierungen gegen das Attentat laufen denn auch unter dem Motto "Gegen den Terror - Für die Verfassung". Genau diese Verfassung wird von den republikanischen Parteien und Organisationen im spanischen Staat nach wie vor vehement abgelehnt. Die postfrankistische Verfassung garantierte 1977 die Kontinuität nach dem Ende der Diktatur. Darin festgehalten sind u.a. der monarchistische Charakter Spaniens, die nationale Einheit, der Einsatz der Militärs im Fall von Selbstbestimmungsbewegungen in den Regionen und schweren politischen Unruhen.
Die Regionalparteien Kataloniens und des Baskenlands haben ihre Unterstützung für einen sozialdemokratischen Ministerpräsident in Madrid davon abhängig gemacht, dass die Verfassung grundlegend überarbeitet und vom Erbe des Frankismus befreit wird. Genau das wäre für die spanische Rechte (die eigentlichen Ultranationalisten im baskischen und katalanischen Konflikt) das worst scenario.
Es ist etwas idiotisch, weiter in der Glaskugel lesen zu wollen. Doch eines steht: Was in den bürgerlichen Medien zur Zeit geboten wird, steht den üblichen Verschwörungstheorien in Sachen Dummheit und Oberflächlichkeit in nichts nach.
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Ergänzungen

Genaue Vermutung

I 12.03.2004 - 16:59
Medienberichterstattungen gehen von einem Anschlag der E. aus, dies ist aus mehreren Gründen unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist ein faschistischer Angriff. Wahrscheinlich ist auch das es Verbindungen zu diversen Geheimdiensten gibt.


Ein Auszug aus:  http://lexikon.idgr.de/b/b_a/barbie-klaus/barbie-klaus.php

"Barbie war Kontaktmann der "Verlobten des Todes", eines Söldnerhaufens meist europäischer Neonazis, der von dem Italiener Stefano delle Chiaie geführt wurde. Dieser Trupp zog folternd, mordend und bombend durch Bolivien und bereitete von Lateinamerika aus Anschläge wie den auf den Bahnhof von Bologna 1980 vor."

Wie wir wissen wurde Klaus Barbie (gest. 1991) 1987 verhaftet, was aber nicht bedeutet das es besagte, oder eine ähnliche Gruppe nicht mehr gibt.

Die jetzt vorgehaltene Beschuldigung der E durch Mitglieder der PP (Postfaschistische Partei) und anderer passt in das Bild einer geziehlten Aktion so einer Gruppe.

Sprengstoffsorte doch nicht eta-typisch

breaking-news-transfer 12.03.2004 - 17:29
Nache einer Meldung von AFP-ASCA soll es sich bei dem füt die Anschläge in Madrid verwendeten Sprengstoff nicht um Material des selben Typs, den ETA normalerweise benutzt. Das soll ein Antiterrorfunktionär behauptet haben, den der Privatsender Cadena Ser entsprechnend zizierte. in einem am Ort des Anschlags aufgefundenen Rucksack habe sich Plastiksprengstoff befunden. Dieses Material sei eher typisch für islamische Extremisten, so der Sender. Nach Angaben von Cadena Ser wird der Sprengstoff des Typs "Special C" von der Firma "Rio Tinto" hergestellt. Auch die Zündkapseln, die mit einem Handy verdrahtet im Rucksack lagen seinen spaischer Herstellung. Die Nachrichtenagenrut Vasco Press gab an, der Rucksack sei viele Stunden nach dem Anschlag unter zahlreichen Gepäckstücken, die auf eine Polizeistelle transportiert worden waren entdeckt worden. Zwei der anderweitig aufgefundenen, nicht explodierten Rucksäcke wurden von spanischen Sprengstoffspezialisten bereits gezündet, heißt es weiterhin in der AFP-ASCA Meldung. Gezündet - nicht entschärft. Das weckt einmal mehr ungute Erinnerungen: ein nicht explodierter Sprengsatz, der vor gut 34 Jahren nach dem Anschlag auf der mailändischen Piazza Fontana aufgefunden wurde, wurde ebenfalls gezündet, womit, wie sich später zeigte, wichtiges, ja möglicherweise entscheidendes Beweismaterial zunichte gemacht wurde.

Sprengstoffsorte doch nicht eta-typisch?

(Tipp) fehlerfreie Fassung 12.03.2004 - 18:18

Nach einer Meldung von AFP-ASCA soll es sich bei dem für die Anschläge in Madrid verwendeten Sprengstoff nicht um Material des selben Typs, den ETA normalerweise benutzt handeln. Das soll ein Antiterrorfunktionär behauptet haben, den der Privatsender Cadena Ser entsprechnend zitierte. In einem am Ort des Anschlags aufgefundenen Rucksack habe sich Plastiksprengstoff befunden. Dieses Material sei eher typisch für islamische Extremisten, so der Sender. Nach Angaben von Cadena Ser wird der Sprengstoff des Typs "Special C" von der Firma "Rio Tinto" hergestellt. Auch die Zündkapseln, die mit einem Handy verdrahtet im Rucksack lagen, seien spanischer Herstellung. Die Nachrichtenagentur Vasco Press gab an, der Rucksack sei viele Stunden nach dem Anschlag unter zahlreichen Gepäckstücken, die auf eine Polizeistelle transportiert worden waren entdeckt worden. Zwei der anderweitig aufgefundenen, nicht explodierten Rucksäcke wurden von spanischen Sprengstoffspezialisten bereits gezündet, heißt es weiterhin in der AFP-ASCA Meldung. Gezündet - nicht entschärft. Das weckt einmal mehr ungute Erinnerungen: ein nicht explodierter Sprengsatz, der vor gut 34 Jahren nach dem Anschlag auf der mailändischen Piazza Fontana aufgefunden wurde, wurde ebenfalls gezündet, womit, wie sich später zeigte, wichtiges, ja möglicherweise entscheidendes Beweismaterial zunichte gemacht wurde.

ETA dementiert Beteiligung an Anschlägen

Sülze 12.03.2004 - 19:49
Heute abend, Kurz nach 18:00 Uhr, gingen bei der baskischen Tageszeitung Gara und dem Fernsehsender ETB Anrufe ein, in denen ein Sprecher im Namen von ETA eine Beteiligung an den Anschlägen dementierte.

siehe u.a.  http://www.gara.net,

Für nicht-spanischsprechende Menschen die Nachtricht bei der Tagesschau:
 http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3106374_NAVSPM1_REF1,00.html

Zum später aufgefundenen Rucksack

Inzwischen auch gesprengt 12.03.2004 - 19:50
Auch der zuletzt gefundene Rucksack wurde gesprengt. El Pais meldete um 18.11 Uhr, dass es sich laut technischen Einheiten der Polizei bei dem Sprengstoff und den Zündkapseln, die gestern in Madrid verwendet wurden, nicht um jene handelt, die normalerweise von ETA benutzt werden. Anhand der Untersuchungen der Polizeiexperten sind die Zündkapseln aus Kupfer, während ETA normalerweise Aluminiumkapseln verwendet. Der in Spanien hergestellte Sprengstoff sei nicht von der Marke Titadine, die üblicherweise von ETA eingesetzt wird. Auch der Aufbau der Sprengsätze sei nicht mit der sonst bei ETA gebräuchlichen Konstruktionsweise vergleichbar. Im Inneren des Rucksacks habe sich ein Kabel befunden, das mit einem Päckchen verbunden war und davon getrennt ein Handy, das bei der Explosion zerstört wurde.

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ETA? — Propagandhi