Der Polizeistaat ist da

KP(B) @ dol2day.de 12.02.2004 07:46 Themen: SiKo München
...Impressionen von der Münchner Sicherheitskonferenz
- Ein kleiner Überblick über die Aktionen und die Repression -
Die Proteste gegen die Münchner NATO-?Sicherheitskonferenz? am Wochenende vom 5. bis 8. Februar 2004 waren wie in den letzten beiden Jahren geprägt von Polizeigewalt und Repression. Ein Großaufgebot von mehreren tausend Polizisten schuf einen faktischen Ausnahmezustand über die Münchner Innenstadt, der massive Einschränkungen von Versammlungs- und Meinungsfreiheit zur Folge hatte. Fast 300 Menschen wurden verhaftet, etliche verletzt, ein Demonstrant sitzt in Untersuchungshaft.
Die Repression begann schon eine Woche vor der eigentlichen Veranstaltung mit der Stürmung des ?Tröpferlbades?, in dem das Convergence Centre stattfinden sollte. Zwei Hundertschaften der Polizei verschafften sich gewaltsam Zugang zu den Räumlichkeiten, beschlagnahmten alles was ihnen in die Hände fiel und unterzogen die Anwesenden einer erkennungsdienstlichen Behandlung.
Die Aktionen gegen die NATO-Sicherheitskonferenz selbst, starteten erst eine Woche darauf (am Donnerstag, den 5.2.), mit einer großen ?Waffenparade?. Anläßlich des 40. Geburtstags der Sicherheitskonferenz zogen Aktivisten mit Raketen und Panzern aus Pappe durch die Stadt und machten mit Parolen wie ?Mehr, mehr, Bundeswehr!? oder ?Was wir wollen, sind Kontrollen!? auf die Lächerlichkeit dieser angeblichen Sicherheitsveranstaltung aufmerksam.
Am Freitag zeigte Bayern dann, was man unter ?Null Toleranz? zu verstehen hat: Den Polizisten gelang es vor allem am späten Freitagnachmittag, den Großteil der angemeldeten Versammlungen durch willkürliche brutale Übergriffe gegen die Anwesenden schlichtweg zu unterbinden. Am Lenbachplatz fanden sich die Demonstranten in einem aus Sperrgittern aufgebauten ?Freigehege? wieder. Am Platz der Opfer des Nationalsozialismus wurde die Menge von Anfang an von Hunderten schwer gerüsteter und teilweise mit Sturmhauben vermummter Polizisten eingekeilt. Schon vor Beginn der Kundgebungen wurde jeder als Demonstrant erkennbare Mensch systematisch mit Kameras gefilmt. Kurz nach Beginn der Kundgebung, am Platz der Opfer des Nationalsozialismus griffen die anwesenden Beamten mit Schlagstöcken und Pfefferspray eine kleine Gruppe von Demonstranten an, die es gewagt hatten, die Fahrbahn des Maximiliansplatzes zu betreten. Mehrere Menschen wurden verletzt. Nachdem die Straße wieder geräumt war, begann die Polizei willkürlich, herumstehende Menschen einzukesseln und festzunehmen, unter ihnen auch Schaulustige. Diese Szenerie setzte sich den ganzen Abend lang fort und führte zu ca. 210 Fest -und Ingewahrsamnahmen und etliche, die durch die Polizeiprügel und Pfefferspray verletzt wurden.
Am Samstag fand trotz der Repression die internationale Demonstration gegen die Sicherheitskonferenz statt. Mindestens zehntausend Demonstranten zogen vom Marienplatz über den Altstadtring zum Lenbachplatz. Von Anfang an wurden die Demonstrationsteilnehmer durch die im sogenannten ?Spalier? gehenden Polizeikräfte, massiv an der Ausübung Ihres Grundrechts auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit behindert ? von der Polizei verniedlichend als ?hautnahe Begleitung? bezeichnet. Über weite Strecken war es unmöglich, durch die Polizeiketten den Demonstrationszug zu verlassen, wer auf dem Gehweg stand wurde in den ?Wanderkessel? geschubst. Im Laufe der Demonstration kam es zu ständigen oft willkürlichen Übergriffen der Polizei und zu Verhaftungen. Auch ein Pressefotograf und ein Ordner wurden festgenommen. Weitere Pressevertreter, die Polizeiübergriffe dokumentierten, wurden gezwungen, ihre Aufzeichnungen zu löschen.

Das Vorgehen der Polizei in München zeigt genau, warum es nötig ist den Widerstand auf die Straße zu tragen. Die Herrschenden meinen mit Sicherheit nicht den Schutz des ?Normal?bürgers, sondern die Absicherung der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse gegen jeglichen Protest. Wenn nicht einmal mehr der friedliche Protest gegen ein Treffen von Kriegstreibern legitim ist, dann ist der Polizeistaat näher als uns lieb sein dürfte.

In diesem Sinne:

Wir wollen eure Sicherheit nicht! Kein Friede mit Kapitalismus und Polizeistaat!
Fight global war, fight capitalism!


[Erklärung der Kommunistischen Partei(Bolschewiki) auf www.dol2day.de, 11.02.2004]
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Ergänzungen

zum anziehen

anti 12.02.2004 - 16:40
"wer nach demonstrant aussah, wurde schon vorher abgefilmt." keine frage, das ist scheiße. aber warum machen wir's den bullen so leicht? warum nicht
einfach mal die aufnäher-verzierte jacke daheim lassen und was anderes anziehen? am besten schwarz... so hab ich's am wochenende gemacht und hab es geschafft, kein EINZIGES mal kontrolliert zu werden. und das, ohne deswegen wie ein spießer/shopper rumzulaufen. wir sollten die tatsache, dass die bullen nicht kapiert haben, dass auch "normal" aussehende leute radikal, links, militant etc. sein können, doch eigentlich redlich ausnützen, oder?

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Wie Wäre es wenn...?

Lars 12.02.2004 - 16:39
Wie wäre es denn wenn die breitgefächerte "Linke" die Macht hätte? würden Sie nicht auch ihre Macht mithilfe der Exekutive / Judikative versuchen zu halten? Seid ihr nicht einfach nur eine Gegenbewegung die sich darauf versteift gegen etwas (auch wenn es nicht gerechtfertigt ist) zu sein -zu kämpfen?
Was würden denn Eurer Meinung nach alles besser sein wenn Linke an der Macht wären?
Desweiteren noch eine andere anmerkung: Ihr bemängelt Grundrechte die Ihr beschnitten seht . Das selbe tut die hiesige "Rechte" auch . Wer hat denn nun "RECHT"??? Demonstrationsfreiheit für jene die sich im Recht wähnen???(Was ist "Recht" was ist "Wahrheit"???)
Alles für alle und zwar umsonst ( ohne etwas dazugetan zu haben?)

ich werd irgendwie aus all diesen Politischen und Weltverbesserungen nicht so richtig schlau .Aber vielleicht erhellt mich ja mal eine Antwort .

@Bolschewiki-Mehrheitler

Icke 12.02.2004 - 16:41
Von welcher Organisation seite Ihr Boschewiki-Mehrheitler denn die "Mehrheit"!

Was erwartest du !!!

soso 12.02.2004 - 16:53
Mich kotzt diese ganze Debatte langsam an. Was habt ihr erwartet. Das der Staat und seine Knüppelgarden euch den Weg in die Rote Zone freimachen. Wacht doch endlich mal auf. Es ist Krieg. Auf der einen Seite der Kapitalismus auf der anderen Seite eine gerechte Welt unter welchen System auch immer.

Fast sämtlich Beiträge von München haben rumgejammert. Wie Böse die Bullen sind und mann kann nicht mal richtig demonstrieren. Nein die haben sogar fette Rüstungen und benutzen Pfefferspray. Aufwachen das ist nix neues. Und noch lange kein Grund das es nichtmal zu Riots gekommen ist. Bullen werden immer da sein. Und die Ausrüstung wird auch immer besser. Jammern nützt da nix. Entweder man rüstet auch auf und überlegt sich neue Taktiken wie man damit umgeht oder man lässt es halt sein. Hauptsache das Geheule von wegen Polizeistaat hört langsam auf. Lasst Taten folgen !!!


ACAB !!!!

warum machen wirs denen so leicht?

kai 12.02.2004 - 17:30
ich will, dass alle welt sieht, dass wir protestieren wollen und welche ansichten wir vertreten. deswegen gehe ich auf die strasse. ich will, dass die leute sehen, warum ich da bin. ich will etwas auf die strasse bringen.

aber: wenn die polizei nicht mehr erkennt, dass wir zum protest gekommen sind, dann erkennt das auch niemand anderer. dann haben wir etwas falsch gemacht. dann haben wir aufgehört zu protestieren.

gerade darin besteht das problem. die polizei nimmt uns die möglichkeit, mit unserer meinung, mit unseren politischen zielen(die sich auch unterscheiden sollen) an die öffentlichkeit zu gelangen.

gerade dem will ich nicht nachgeben und von der strasse und den augen der öffentlichkeit verschwinden, als gäbe es nur eine einheitsmeinung. gerade dort will ich hin.

leute, die über aufnäher ihre politische gesinnung zum ausdruck bringen, sind ein guter und wichtiger teil des protestes und ich will nicht auf sie verzichten. ich will nicht auf transparente und schilder verzichten. ich will etwas ausdrücken.

es geht darum, zu verhindern, dass die polizei es schafft widerstand zu unterbinden. ich habe ein politisches anliegen und das will ich auch in die öffentlichkeit bringen.

als person will ich nicht erkannt werden, aber mein politisches anliegen soll schon erkennbar sein. sonst habe ich etwas falsch gemacht.

ich gehe sogar soweit, dass ich mir überlege, ob es nicht angebracht ist, aufnäher, die ich gewönlich nicht trage, anzustecken, um die solidarität mit den politsch verfolgten zum ausdruck zu bringen.

Hallo Lars

SARS 12.02.2004 - 21:44
"Wie wäre es denn wenn die breitgefächerte "Linke" die Macht hätte? würden Sie nicht auch ihre Macht mithilfe der Exekutive / Judikative versuchen zu halten? Seid ihr nicht einfach nur eine Gegenbewegung die sich darauf versteift gegen etwas (auch wenn es nicht gerechtfertigt ist) zu sein -zu kämpfen?
Was würden denn Eurer Meinung nach alles besser sein wenn Linke an der Macht wären?
Desweiteren noch eine andere anmerkung: Ihr bemängelt Grundrechte die Ihr beschnitten seht . Das selbe tut die hiesige "Rechte" auch . Wer hat denn nun "RECHT"??? Demonstrationsfreiheit für jene die sich im Recht wähnen???(Was ist "Recht" was ist "Wahrheit"???)"

Hallo Lars. Ich habe leider keine Zeit für lange erklärungen. Vielleicht solltest du dich mit den Ideologien der sogenannten Linken einmal auseinandersetzen, bevor du schreibst, das du es nicht verstehst. Die Linke besteht bestimmt nicht aus einer einzigen Meinung.
Die einen wollen die Macht an "die Arbeiter" das Prolatariat.
Die anderen keine macht, für niemanden.
Gegenbewegung? klar! darauf versteift? Nein, wir (oder besser gesagt ich) werde nicht zusehen wie jedes Menschliches dasein von einigen wenigen bestimmt wird und von diesen wenigen unterdrückt wird, wenn er sie kritisiert. (..bla bla..)
>>was ist recht,was ist wahrheit>
aha. diese konfusen behauptungen sollte jeder, der sich die rechte mal anschaut schnell umschmeißen. Dir sollte schon klar sein, für was nazis stehen und was sie verteidigen. hitler deutschland? ja, da waren wir frei.

bla.
Lebe wohl lars.

Viva la Autnomia

KP-B?

Berliner 13.02.2004 - 00:06
KP-Berlin?
Das hat "Kritik und Praxis" nun davon!

es geht nicht drum...

anti 13.02.2004 - 13:03
... dass du deine politische meinung über die kleidung nicht ausdrücken solltest; nur dann solltest du dich eben auch nicht beschweren, wenn die polizei darauf reagiert. klar, das verstösst gegen x grundrechte, aber das
ist denen egal. transpis kannst du trotzdem mitnehmen, wenn du "normal" rumläufst, ist es (den bullen) egal, ob du einen rucksack trägst oder nicht. du könntest natürlich auch andere dinge in deinen rucksack tun...


anderes thema: wir sollten wirklich endlich aufhören, zu erstaunt rumzuheulen, wenn die bullen abgehen. was erwarten wir denn? die polizei ist die faust der herrschenden klasse, die ist dazu DA, um zuzuschlagen. dass passiert mal mehr, mal weniger häufig, mal schlagen sie kräftig zu, ein andermal nicht - im endeffekt erreichen wir nichts, ohne nicht auch gegen die polizei vorzugehen. inwieweit das friedlich (ziviler ungehorsam) oder unfriedlich sein sollte - muss jedeR selbst wissen.