LeiDtransparent der TU-Berlin entwendet !

Krümel Mensch 16.01.2004 00:18
Das LeiDtranspartent der TU, auf dem "für die Wiederbelebung" des Sozialstaates geworben wurde, wurde innerhalb dieser Woche von einer Aktivistin der "offenen Uni" aus dem Hauptgebäude der TU vor den Augen der sprachlosen Info-Pool-Studenten entwendet. Ihnen wurde eine offizielle Erklärung/Stellungnahme versprochen, zu der ich aber jetzt erst komme:
Der bürgerliche Staat war stets ein Aussortierungs- und Repressionsorgan der Herrschenden. Er ist zunehmend zu einem caput mortum geworden. Dies, weil die Last aller toten Geschlechter wie ein Alpdruck auf den Hirnen der Lebenden lastet und das tote Kapital noch über das lebendige herrscht.

Der Sozialstaat in diesem Land wurde von Fürst Bismarck nach der Niederschlagung der Pariser Commune gegründet. Um den Aufstand niederzukartätschen, ließ Bismarck auch 100.000 französische Kriegsgefangene frei, die dann von Versailles aus als Bluthunde gegen das Pariser Proletariat gehetzt wurden. Zu tief sass die Angst der deutschen Stahlbarone und Junker, daß der Geist der Revolte sich auf Deutschland hätte ausdehnen können...

Dieser deutsche Imperialismus mit Zuckerbrot (soziale Zugeständnisse) und Peitsche (Verfolgung und Vernichtung von Rebell/innen) war mit verantwortlich für zwei Weltkriege und kreierte Vernichtungslager sowie fabrikmäßig-bürokratisch organisierten Massenmord an Millionen von Menschen. Auch unter dem Nationalsozialismus hatten die deutschen Arier einen tollen Sozialstaat, an den Adenauer und insbesondere der "Dicke mit seiner Zigarre" (Ludwig Erhard) etc. pp. wieder anknüpfen konnten.

Ein Staat ist niemals ein "lebendiges" und organisches Subjekt, sondern Gewaltmopol der Herrschenden und damit Repressionsmaschine gegen alle, die gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Fremdbestimmung aufbegehr(t)en. Zusätzlich sammelt sich in ihm die gesamte Destruktivpotenz dieser Zivilisation an, die sich im Militärischen, den Geheimdiensten, der patriarchalen Männerbündelei mitsamt seinem faschistischen Geist sowie der Produktion und dem Einsatz von Massenvernichtungsmitteln äußert. Die Trinität von Welfare-Workfare-Warfare-Staat hat sich immer mehr hin zur Dominanz des warfare verschoben und entfaltet seit dem 11. September und des dadurch ausgelösten "Anti-Terror-Krieges" eine zusätzlich Destruktions-Dynamik, die das gesellschaftlich-soziale Leben verödet.

Die Ideologie der Studierenden wird auch durch deren Praxis bestätigt: Als ich am Montag in die TU kam, wurde der Dreck von dem Streikfest durch mies bezahlte Arbeiter entfernt - nicht von ihnen selbst.

Hier zeigt sich auch ganz praktisch-konkret der Elite-Dünkel und ihre wahre Dissozialität.
Die Studenten von heute sind immer noch zum größten Teil die verhätschelten Kinder des gehobenen Mittelstandes, die auch hin und wieder mal ungezogen sind und ein kleines Revöltchen wagen, darin aber schnell wieder aufgeben.
Die Streiks und Proteste (d.h. die Windchen im Wasserglas) sind stark abgeflaut und die meisten Studierenden hecheln inzwischen auch wieder brav den Scheinchen hinterher. ... Nicht nur das: Am letzten Dienstag haben sie bewiesen, dass sie bereit sind, durch ein Gespräch mit dem Landesvorstand der SPD in die Köder-Falle und Spaltungsfalle zu tappen. Denn in der studentischen Bewegung "gegen Bildungs- und Sozialabbau" steht die Bildung eben doch an erster Stelle... und bürgerliche Bildung dient niemals dem sozialen Gemeinwesen.

Auch im "Berliner Bündnis gegen Sozial- und Bildungsraub" machen sich Initiativen und Individuen breit, die auf einen kritischen Dialog mit der Macht und konstruktive Mitgestaltung bürgerlicher Politik abzielen. Sie steuern damit direktemang ein Scheitern der Bewegung an, da sie auf Runde-Tisch-Gespräche mit den bürgerlichen Politikern setzen. Dies ist immer schon die Politik des opportunistischen Mittelstandes gewesen, der sich an die Bourgeoisie anbiedert und das Proletariat verachtet. Dieses Verhalten zeigt sich ganz praktisch und konret auch daran, dass sie Arbeitende und Sozialhilfeempfänger/innen sowie viele weitere Menschen mit geringem Einkommen von der friedlichen Belagerung des Abgeordnetenhauses ausschlossen hielten.

Die Ideologie und Mystifikation eines harmlosen Kapitalismus mit einem netten Sozialstaat wird massiv von Professoren, wie unter anderem Peter Grottian geschaffen, der auch hin und wieder als populistischer Sprecher der Initiative Berliner Bankenskandal gefeiert wird und nun mit anderen Staatsdienern einen positivistischen Gegenentwurf zur Agenda 2010 geliefert hat.

Diesem mittelständisch-faschistischen Gebräu aus Sozialreformismus und Revisionismus sowie Elitedünkel samt der Illusion eines "dritten Weges aus der Krise" muss Einhalt geboten werden! Der einzige Weg, der zu einer guten Lebensperspektive führt, ist nach wie vor die Aufhebung der bürgerlichen politischen Ökonomie.

Emanzipation bedeutet die Einbeziehung der arbeitenden Menschen an den Protesten bwz. der Umgestaltung der Gesellschaft. Dafür engagiere ich mich an der offenen Uni in der Dorotheenstr., die zunächst für mich eine "Uni" in Bewegung ist. Heute wurde weiterhin für freie Bewegung und zivilen Ungehorsam in den öffentlichen Verkehrsmitteln geworben und dazu ein "Freifahrtschein" creiert, den alle bei Kontrollen vorzeigen und mit den Kontrolleuren darüber diskutieren können/dürfen/sollen.

Auf der Scheinrückseite steht folgender Text:

"Der Staat bin ICH!
Insofern kann ich das öffentliche Verkehrsverhältnis in Haftung nehmen, d.h.: Ich darf mich verschulden, Bonusmeilen in Anspruch nehmen, spekulieren und genieße im Rahmen der Rechtsgleichheit Immunität und in Verbindung mit dem Grundgesetz sowie den allgemeinen Menschenrechten - die von mir mit unterzeichnet wurden - die Unantastbarkeit der Menschenwürde. Vorgelebt haben mir dies zahlreiche Politiker sowie die Manager und Fondisten der Berliner Bankgesellschaft, die sich einen spekulativen Etat von über 24 Milliarden (Verschuldungs-)Euro zugestanden haben. Dieser Etat gehört mir und dieser Freifahrtschein besitzt deshalb einen Wert von 24 Milliarden zinsträchtigen Spekulations-Euro."

Mittelerweile beteiligen sich nicht nur Schüler/innen, sondern auch BVG-Angestellte am Verteilen dieses "Freifahrtscheines", worin sich der Erfolg emanzipatorischer Anti-Politik zeigt, die nicht auf spektakuläre Effekthascherei abzielt, wie der "Schwarzfahreraufruf" des Herrn Professors, der damit nur für sich Eigenwerbung macht(e) und Studenten missbraucht(e), sondern auf die unspektakuläre, soziale und kreative Subversion im Alltag.

Dieser Freifahrtschein kann von allen in Berlin lebenden Menschen auf ihrem Weg an alle anderen Nutzer/innen der öffentlichen Verkehrsmittel verteilt werden. Er ist Bestandteil der Solidarität der Scheinbesitzenden mit den Scheinlosen und unter dem Gesichtspunkt creiert: "Gegen den Zynismus der Sparbarei hilft nur die subversive Ironie der Habenichtse".

Wer daran mitwirken möchte, ist herzlich eingeladen, am Montag, den 19. Januar um 15 Uhr ins Café der "offenen Uni", Dorotheenstr. 24 zu kommen. Bringt bitte Kuchen und/oder Kekse sowie Schoko-Küsse mit!
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Ergänzungen

seid nicht so zänkisch

weist 16.01.2004 - 01:28
"Mittelerweile beteiligen sich nicht nur Schüler/innen, sondern auch BVG-Angestellte am Verteilen dieses "Freifahrtscheines", worin sich der Erfolg emanzipatorischer Anti-Politik zeigt, die nicht auf spektakuläre Effekthascherei abzielt, wie der "Schwarzfahreraufruf" des Herrn Professors, der damit nur für sich Eigenwerbung macht(e) und Studenten missbraucht(e), sondern auf die unspektakuläre, soziale und kreative Subversion im Alltag."

So what? Kostenlose Werbung, that's what. KANN ja (noch) nicht jedeR eure Meinung 1:1,59204 übernommen haben, newar? Also, disst lieber Eichels Nachfolger in spe, euren Finanzhoschi, "Thilo Sarrazin (SPD), der sich gerade an den maroden Finanzen der Hauptstadt einen Ruf als harter Sanierer erwirbt" ( http://www.n-tv.de/5204615.html), auf daß Funky Thilos Ruf so Schutt uind Asche ist, daß Schöder es nicht mehr WAGT, ihn zu befördern!
Ein pressegeiler Prof mag euch ärgern, aber er sitzt nicht am Geldhahn, weder für Berlin, noch für die BRD; nicht heute und auch nicht morgen - Leute wie Sarrazin, die ihre Inkompetenz eigentlich doch zu Genüge bewiesen haben sollten und somit auch nichts anderes sein können als Wegbereiter des, hm, Parafaschismus (das Brüning-Phänomen, ihr wißt schon) andererseits schon. Mit Clement hat es ja schon ein qualifikatorisch erheblich Minderbemittelter - und Bildungskiller - in die Chefetage geschafft, und ihr seht ja, was dabei rumkommt:
Armut Arbeitsplatzabbau Aber Ausreichend Autobahnen.

@weist

Krümel Mensch 16.01.2004 - 02:22
Was ist an Kritik zänkisch? Die Art und Weise der Herangehens dieser Staatsdiener und bürgerlichen Gartenzwergstalinisten, die sich versuchen an die Spitze des "Berliner Bündnis gegen Sozial- und Bildungsraub" zu hieven, wird "Sparrazin" niemals aus dem Sessel hieven, sondern diese maroden Figuren grenzen aus, mobben und verhängen Maulkörbe gegen alle, die etwas anderes wollen.
Besonders übel sind diese Sozialstaatsillusionen. Sie appellieren an diese bürgerlichen Politiker und bestärken sie damit in ihrer Gewichtigkeit! Ein Gewichtel aus dem früheren Bündnis gegen Sozialabbau - der Herr Carl Wechselberg (Nomen est Omen?) - (siehe:  http://www.pds-berlin.de/wahlen/kandidaten/d12_5.html) ist jetzt rechte Hand des Herrn Harald Wolf (siehe:  http://www.berlin.de/rbmskzl/landesregierung/lebenslaufwolf.html), der - indem er die Renditeverträge des Verkaufes der Berliner Wasserwerke durchsetzt - gegen ein Urteil verstößt, das diese Verträge als verfassungswidrig ansieht.
siehe dazu:
 http://www.jungewelt.de/2003/10-27/012.php
 http://www.jungewelt.de/2003/12-10/016.php
 http://www.privatisierungswahn.de/_320.html

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