Sinn und Unsinn der Proteste

Student 09.12.2003 08:47
Was nützt aller Protest, wenn er mit seinen Inhalten und Forderungen nur letztendlich die Wirkungen (Studiengebühren ect.), aber in keinster Form die Ursache jener Wirkungen thematisiert!?
Diese Frage stelle ich mir bereits seit Beginn der Proteste. Hier wird fleißig gegen Studiengebühren, Bildungsabbau usw. gewettert und
die Forderungen - genau, ganz einfach: Keine Studiengebühren, Kein Bildungsabbau, ...!

Als wenn man das alles macht, weil man ungemein Spaß daran hat uns Studenten zu ärgern. Warum wird sich denn nicht mal mehr mit den
fundamentalen Ursachen beschäftigt. Warum wird nicht mal thematisiert weshalb denn die Kassen leer sind und in Zukunft auch nicht voller
werden. Zins- und Zinseszins, schon mal gehört, wieder vergessen!? Das System ist der Fehler, nicht irgendein Minister oder Unipräsident oder
was weiß ich wer - die sind nur Teil des Systems. Solange die Studenten (angeblicherweise ja die sog. zukünftige Elite)
sich nicht mit diesen Dingen beschäftigen und sie thematisieren. Solange man nur in der Krone des Baumes versucht ein paar
abgefallene Blätter wieder anzukleben, anstatt mal an die Wurzel zu gehen. Solange sind die ganzen Proteste, um es mal im Volksmund auszudrücken, für´n Arsch!
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Ergänzungen

weniger das was als das wie

weist 09.12.2003 - 09:38
Wenn ich mich mal mit Studis unterhalte, stellt sich relativ schnell heraus, daß die Unis in den letzten Jahren oder Jahrzehnten ziemlich entpolitisiert wurden. Ein politisch etwas fittere Genreation wird sich wohl eher in den nächsten Jahren an den Unis einfinden.
Kommst du solchen Leuten direkt mit, insbesondere marxistischer, Kapitalismuskritik, blocken sie in überwiegender Mehrheit ab und Ende Gelände.
Das Problem ist also, die Brücke zu schlagen von morgens halb 10 in Deutschland zu morgens 5 vor 12 nicht nur in D-schland. Der geringste gemeinsame Nenner ist die Erinnerung an die Tatsache, daß das alles mitnichten mit 'uns Gerd' anfing, sondern daß das, was auf dem Bildungssektor und anderswo abgeht, das Produkt von 20 Jahren Politik ist; einer Politik, in der a) in der 'ersten Welt' ein globaler Großangriff auf die Sozialsysteme unter dem Diktum des Profits gestartet wurde und b) sich dort das Prinzip des verantwortungslosen und um 'Nachhaltigkeit' völlig unbesorgten Politikers zu etablieren begann - 1982/83, im Jahr 1 des Neoliberalismus quasi... und daß es seitdem konstant bergab geht und jeder 'Aufschwung' mit Zunahme der Massenarbeitslosigkeit, Reduzierung der Staatsaufgaben aufs 'Wesentliche' (Repräsentation, Repression, Korruption) einherging, es also mithin an der Zeit ist, neben 'mehr Pflichten' zum Mindesten auch 'mehr Rechte' zu fordern. Wenn nicht, aber das müßt ihr selbst entscheiden, Sachen wie einen Sturz des Kapitalismus, alles für alle - und zwar umsonst etc.

Noch immer ist ein geringerer Teil gerade der Leute um 20 politisch interessiert und bemüht, ihre Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen, als vor 20 Jahren - und von denen, die es sind, sind die meisten nicht in der Lage, über die gegenwärtige Misere hinwegzudenken oder haben sich gar dem Club der Fahrlässigen verschrieben... ich denke an Jung-SPD-'Netzwerker' und ähnliches Pack, die in einem Alter schon im Schlips herumlaufen, als Schröder noch im Wendland gecampt hat.

Oh, und noch was: die Erkenntnis, das sich das notwendige Engagement der Einzelnen natürlich verringert, je mehr mitmachen. Zu meiner Zeit gabs noch so was wie Studieren aus Leidenschaft; heute haben sich fast alle mit dem Durchschleusen durch die Bildungsfabrik Uni abgefunden, die Gebührenkeule im Nacken. Bloß schnell fertig werden! Daß es auch anders ging, und eben auch wieder anders gehen würde, ahnen die meisten nicht mal mehr; das ist eine Welt vor ihrer Zeit.

Es lässt sich einiges dabei lernen

Tutnix 09.12.2003 - 11:11
Die einen propagieren "medienwirksame Einzelaktionen" und basteln so an ihrer künftigen Karriere als mediengerechte Politschauspieler. Andere üben sich in Massenaktionen, die staatliche Macht von oben mit Gegenmacht von unten beantworten: Amtsbesetzungen, Straßenblockaden, Verantwortliche besuchen und befragen usw.

Eine selbstbestimmte Welt ist möglich, uns so fängt sie an!

Euer Tutnix.

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