Berlin: Silvio-Meier-Demo - 22. November 2003

Ernst Kadletz 23.11.2003 14:42 Themen: Antifa
Am Abend des 22. November 2003 fand in Berlin die 11. Silvio-Meier-Demo statt. Hier ein kurzer Bildbericht.
Mehr als 1.000 Menschen nahmen an der diesjährigen Silvio-Meier-Demo teil. Das 11. Mal wurde des von Neonazis im U-Bahnhof Samariterstraße ermordeten Antifaschisten Silvio Meier gedacht. Neben dem Gedenken gab es aber auch wieder einen aktuellen Bezug zu den Nazi-Strukturen im Kiez. Thematisiert wurden insbesondere Nazi-Treffpunkte in den Kneipen von Friedrichshain und Lichtenberg sowie die Wohnungen einiger Kader der Kameradschaft Tor Berlin. Bereits in der Petersburger Straße hatten einige Aktivistinnen und Aktivisten auf einem Hausdach ein Transparent zur Mobilisierung gegen den Nazi-Aufmarsch am 6. Dezember 2003 in Neukölln und Treptow entrollt. Es gab noch etwas Feuerwerk. Die Stimmung auf der Demo nahm stetig zu, was insbesondere der hervorragenden Moderation vom Lautsprecherwagen zu verdanken war. Die Redebeiträge waren nicht zu lang, aber präzise. Das was gesagt wurde war gut recherchiert. Auch die thematisch passenden Musikbeiträge taten ein Übriges. Zu ersten Auseinandersetzungen mit den berüchtigten 23er Berufsschlägern kam es dann vor der BFC-Kneipe. Angeblich haben die Bullen irgendwelche Vermummten in der Demo gesehen. Es kam hier und im weiteren Verlauf der Demo zu mehreren Festnahmen. Der Berliner Ermittlungsausschuss sprach am Abend von 14 gemeldeten Festgenommenen. Am Mahnmal für die Opfer des Faschismus auf dem Loeperplatz in Lichtenberg wurden Blumen niedergelegt, in Anbetracht des fortdauernden Bullenterrors war es allerdings ein schwieriges Unterfangen, dies in entsprechend würdevoller Athmosphäre zu tun. Gegen 18:00 Uhr endete die Demo dann am S+U-Bahnhof Frankfurter Allee, es kam noch zu einigen Rangeleien mit Grün-Weiss Berlin.
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Ergänzungen

auch hier nochmal meckern..

muss ich wohl! 23.11.2003 - 18:16
die demo war insgesamt chaotisch und unorganisert bezüglich der teilnehmerInnen, nix gegen die orgastruktur. für den großteil der demonstrantInnen war das entweder die erste demo, nette interpretation, oder lustiges rumgelatsche, was sich auch in den parolen äußerte. einziger spruch, der es wirklich auf den punkt brachte war "wo wo, wo, wo bleibt das niveau".
prinzipiell ist es schön, wenn viele neue und unerfahrene leute auch auf demos gehen und da spaß haben wollen, dass aber über die hälfte von angeheitert bis besoffen war, ist nicht ein problem der leute, die es nervt, sondern zeigte seine volle wirkung, als es zu den ersten flaschen- und was auch immer würfen kam. die demo konnte nicht reagieren, weil die leute gar nicht geraffet haben, wozu ketten eigentlich gut sind, pogo tanzten und am rande rumlatschten. und das ist echt kein ausdruck von fröhlichem politikverständnis, sondern eine gefährdung der leute, die was machen und derer, die sie schützen. dass die bullen soviele leute rausholen konnten, lag einzig an den leuten, die erst ketten bildeten, nach dem der hauptspuk vorbei war. dass die greiftrupps danach wieder munter durchgelassen wurden, liegt wohl auf der hand.
der vordere part der demo war noch schwachsinniger als hinten, was schon eher ungewöhnlich ist, da gabs drei ketten und zwischendurch die durchsage, "ob mal leute die erste reihe machen könnten". ansonsten nen haufen betrunkener mit eigenem kassettendeck (was ist nur los mit den leuten, keinen bock auf redebeiträge?) und beschissenen sprüchen. kindergarten ja - antifa nein! das muss sich ändern, sonst ist die demo sinnlos. wenn zumindest vorne ein organisierter block gewesen wäre, hätte die welt schon was besser ausgesehen. so können sich alle reichlich glücklich schätzen, wenn sie sich nicht mitgenommen wurden, und alle die es wurden, können sich bei der demo bedanken. ob ihrs glaubt oder nicht, die durchsagen vom lauti bezüglich des demoverhaltens ist keine aurtoritäre vorgabe, sondern aus erfahrungen verallgemeinert. wers nicht rafft, soll hinten laufen, wer saufen will, soll sich ne kneipe suchen. andere und sich selbst zu gefährden ist nicht cool sondern scheiße!!!!!!!!

noch was

antifa 23.11.2003 - 19:56
"Wieso sollte die Antifa zusammen mit deutschen Rechten gegen ausländische Rechte demonstrieren?"

Ich "marschiere" nicht mit christlichen Fundis und anderen VerteidigerInnen des "christlichen Abendlandes". Nazis fanden und finden den Islamismus als anti-modernistische, antisemitische Bewegung übrigens ziemlich geil.

Die rassistischen und religiös-fundamentalistischen Beweggründe deutsch-europäisch-christlicher KulturkämpferInnen sind jedenfalls nicht die meinen. Sie sind ebensolche Feinde der menschlichen Emanzipation wie die Islamisten. Das dürfte sich eigentlich von selbst verstehen, oder?

Die wahre Frontlinie verläuft nicht zwischen Christentum und Islam, nicht zwischen Europa und dem Nahen Osten, nicht zwischen "unterdrückten Völkern" und "imperialistischen Metropolen", sondern zwischen menschlicher Emanzipation und völkisch-religiöser Barbarei. Christliche Fundamentalisten und konservative Kulturkämpfer stehen definitv auf der anderen Seite der Barrikade.

angriffe gabs auch innerhalb der demo

urmel 24.11.2003 - 11:36
als die demo in die liebigstrasse einbog (ich war im hinteren drittel der demo) , griffen 2 durchgeknallte antisemiten von der kreuzberger ex-rim,die mit ihrer völkischen nepal-soli unterwegs waren, einen demostranten körperlich an - es gab faustschläge ins gesicht- , weil der sich solidarisch mit israel erklärte. ein paar beherzte frauen versuchten,den konflikt zu deeskalieren,damit die bullen nicht auch noch eingreifen. der streit wurde dann in die nebenstrasse verlegt,was da dann herausgekommen ist,habe ich nicht mehr mitbekommen.
das israel-solidarische menschen auf diesem "gedenkmarsch" immer wieder angepöbelt wurden, ist auch mehr als fragwürdig.
für die nationalfahnen-statistikerInnen: es gab keine israelfahne auf der demo,dafür scheint das völkische symbol des pali-tuches wieder zunehmend in mode zu kommen. naja,es war auch der tag von jerusalem an diesem samstag,da werden wohl die antiimp-old-school festtage doch von einigen noch gerne mitgemacht.
am u-samariterstrasse war es mir dann echt genug.

Homepage::  http://x-berg.de

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ein Überblick 24.11.2003 - 15:08
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die Querfront Familie Meinel - beachten

Musik auf der Demo

Riotboy 24.11.2003 - 15:43
Also die Demo war im Großen und ganzen okay. Sicherlich hätte vor dem BFC-Lokal mehr passieren müssen und die Sache mit den Kettenbildungen hätte auch funktionieren müssen, aber das ist die eine Sache.

Wenn mir jemand erzählt, die Musik auf der Demo wäre angemessen, dann sage ich, der hat keine Ahnung. Wenn der Lauti durchgibt, man soll kraftvoll und laut demonstrieren, dann kann es nicht sein, dass irgendwelche Kiffermusik (sorry, ist eine Verallgemeinerung, ich meine langsame Musik, bei der man bei der Demo einpennt) gespielt wird. Desweiteren wurde am Beginn der Demo Techno gespielt. Ist irgendein Technaut auf der Demo gewesen?
Die Demo-Organisatoren sollten sich mal überlegen, wer bei so einer Demo zahlenmäßig am meisten vertreten ist. Ich denke, dass sind Leute, die zum größten Teil Punk hören oder Punk auf einer Demo hören wollen, weil er eben AGRESSIV ist. Die wollen nicht irgendwelche Hip-Hop-Musik, Techno oder langsame Musik allgemein hören, sondern knallharten Polit-Punk à la SLIME, Ton Steine Scherben, Quetschmän...

Also überdenkt noch mal die Demo-Musik, denn dann machts auch mehr Spaß und es ist lauter und entschlossener!!!!!!!!!!!!!!!

Riotboy (bitte keine Kommentare auf den Namen)

Zahlenspielereien und andere Merkwürdigkeiten

Heiko Pröfrock 13.12.2003 - 22:36
Bin mehr oder weniger über diesen Artikel gestolpert und muß jetzt auch mal was los werden: Ich habe mich zum Zeitpunkt als die Demo das Berliner Fußball Café erreichte im Haus gegenüber befunden und alles mitbekommen.
Also von 1000 bis 1700 Leuten - zumindest wurde es so in anderen Publikationen behauptet - habe ich nichts gesehen aber wenn Interesse besteht kann ich ja mal auf einem Foto nachzählen (Ich hatte einen prima Überblick). Außerdem haben die Polizisten nicht das Cafè sondern Euch geschützt. Mal ehrlich: Mit diesem Kindergarten könnt ihr alte Omas erschrecken aber nicht die Leute, die sich zu dieser Zeit im Lokal aufgehalten haben. Ihr hättet so der Maßen die Jacke voll bekommen... Aber die netten Leute in Grün haben dem Betreiber vorher mitgeteilt, daß jeder der das Lokal zur gegebenen Zeit verläßt unverzüglich festgenommen wird.

Generell gilt: Nie würde ich so weit gehen und behaupten es würden keine Nazis in dieser Kneipe verkehren. Mit diesem status quo könnten sich aber auch andere Lokalitäten und Veranstaltungsorte linken Lebens brüsten. Die meisten von den dort als Stammgäste einzustufenden Leuten würde ich eher als politisch unmotiviert re-agierend einstufen. Rassistische Ausfälle richten sich z.B. nicht gegen den Türken im allgemeinen sondern gegen den "Großmaul-Türken", falls es irgend jemanden der Demo-Teilnehmer aufgefallen ist befindet sich genau gegenüber dem Cafè eine Bäckerei mit türkischen Personal und weder gegen diesen Laden noch Kunden desselben wurden je von einem Gast gepöbelt oder körperlich angegriffen.

Es gäbe noch wesentlich mehr zum Thema anzumerken - jedoch befürchte ich, daß das Ganze eher müßig ist und die Leute die es lesen sollten es nicht tun würden...

PS: Im übrigen bin ich nicht die einzige bekennende "Zecke" die mehr oder weniger regelmäßig in der angegebenen Lokalität sein Feierabend-Bier zu trinken pflegt.

Falls jemand von den Veranstaltern der Demo es wünscht kann er gerne eine offizielle Mehl-Adresse hinterlassen. In einigen Tagen werde ich noch mal nachsehen kommen ob sich was ergeben hat.

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