Die "Antideutschen" ein deutsches Phänomen

Max Brym 19.08.2003 01:12 Themen: Antifa
Zur Theorie und Praxis der "Antideutschen"
Die „Antideutschen“ ein deutsches Phänomen

In Deutschland gibt es immer wieder seltsames zu beobachten. Die politische Rechte denkt naturgemäß in völkischen Kategorien. Für sie sind die Deutschen egal, ob sie Krupp oder Krause heißen, selbstverständlich ein Kollektiv, dass über die Abstammung dazu bestimmt ist, gegenüber anderen zu herrschen. Politische oder soziologische Unterschiede dürfen in diesem Diskurs nicht wahrgenommen werden. Der rechte Rassist und Antisemit, sieht seine genetisch definierte deutsche Nation, als unveränderlichen Körper, der gegen gesundheitsschädliche Einflüsse von außen bewahrt werden muß. Selbstverständlich ist die deutsche Nation für den Rechten das non plus ultra. Die deutsche Geschichte wird auf den Turnvater Jahn, Heinrich Himmler und einige andere reduziert. Die reaktionären Aspekte der deutschen Geschichte werden betont und der dadurch geformte negative „Volkscharakter“ unterstrichen. In der Tat der Untertanengeist ist weitverbreitet. Es gibt einen rassistischen Grundkonsens in der Gesellschaft und der Antisemitismus gehört zum ideologischen Gepäck vieler in Deutschland. Obwohl es beinahe keine selbsterklärten Antisemiten gibt. Im Antizionismus hat der Antisemitismus eine passende Maskerade gefunden. Die Ablehnung des Selbstbestimmungsrechtes von Juden, ist die ideologische Klammer, die rechte und „linke“ Antisemiten miteinander verbindet. Diese Ablehnung des Selbstbestimmungsrechtes zeigt sich in zwei Formen. 1. Nur dem Staat Israel wird das Existenzrecht abgesprochen. 2. Jedem Juden wird vorgeschrieben, was er zu tun, zu lassen und zu denken hat. Zudem verneint der eliminatorische Antisemit die Existenzberechtigung des Juden schlechthin. Auf diesen Zustand hinzuweisen ist das Verdienst einer denkfähigen Linken in Deutschland. Die Popularität des Antisemitismus auch beim Arbeiter „Krause“ zu attackieren, ist vollständig gerechtfertigt. Dennoch gibt es eine Strömung innerhalb der Linken um die Zeitschrift Bahamas und um den Ca ira Verlag aus Freiburg, die nicht nur über das Ziel in der Kritik an den deutschen Zuständen hinausgeschossen sind. Nein sie haben selbst die Prämissen der deutschen Ideologie verinnerlicht. Sie nennen sich selbst „antideutsch“ und definieren demzufolge ihr politisches Handeln, über den geschlossenen deutschen „Volkskörper“. Für sie ist der Deutsche prinzipiell negativ und nach ihren Publikationen unveränderbar. Das ist ideell eine völkische Betrachtungsweise. Der Unterschied zu den Rechten ist, dass sie die Deutschen negativ sehen. Sie ignorieren das dialektische Gesetz der Bewegung und Veränderung der Dinge im Widerspruch. Wenn die deutschen Verhältnisse unverrückbar sind, dann ist der Name Bahamas für eine Zeitschrift der Antideutschen tatsächlich geschickt gewählt. Denn wenn die Prämisse der Antideutschen stimmt, dann ist jegliche politische Arbeit in Deutschland sinnlos und die Bahamas könnten in der Tat eine sinnvollere Lebensperspektive bieten. Aber zurück zum umgedrehten Nationalismus der Antideutschen.

„Die Deutschen ein Täterkollektiv“

Das ist eine oft gebrauchte Formulierung in antideutschen Publikationen. Natürlich ist es korrekt, die verkürzte Faschismusanalyse der DDR und bestimmter „Demokraten“ in Frage zu stellen. Der Nazismus war nicht nur die „offen terroristische Diktatur der reaktionärsten imperialistischsten und chauvinististischen Gruppen Finanzkapitals“ ( Dimitroff). Nein, der Hitlerfaschismus war eine äußerst populäre Diktatur mit Massenunterstützung. Auf diesen Aspekt hingewiesen zu haben, bleibt ein Verdienst von Daniel Goldhagen. Dennoch ist es für das historische Gedächtnis wichtig, an die entscheidende Rolle der Vertreter des deutschen Kapitals zu erinnern, die im November 1932 geschlossen die Kanzlerschaft Hitlers forderten. Die gewaltsame Zerschlagung der deutschen Arbeiterbewegung, war die entscheidende Voraussetzung um den Krieg zu führen und die Schoa durchzuführen. Dagegen gab es Widerstand auch von Deutschen. Das dieser Widerstand gering war, im Vergleich zum Verhalten der Mehrheit der Deutschen, ist ein historischer Fakt. Dennoch verbietet es sich die Deutschen generell in einen Sack zu stecken. Diese „Sackpolitik“, der „Antideutschen“ führt in der heutigen politischen Realität zu fatalen Konsequenzen. Es wird nicht mehr an soziale und humanistische Potentiale, so schwach sie auch seien mögen, apelliert, sondern gefordert: „ Deutschland von der Karte streichen, Polen muß bis Frankreich reichen“. Das theoretische Konzept der Antideutschen unterteilt letztendlich den Globus in positive und negative Nationen. Das ist unbewußt eine Übernahme völkischer rechter Positionen. Nebenbei ist es ein Abschied von der Realität und es beginnt die Suche nach geschlossen handelnden positiven Nationen. Dabei ist man schon vor einiger Zeit fündig geworden.

Die USA und Israel

Jede Aktion der USA wird oft kritiklos unterstützt. Dabei wird zurecht auf den in Deutschland weitverbreiteten „Antiamerikanismus“ verwiesen. Dieser muß bekämpft werden, genauso wie der blödsinnige Antiimperialismus anderer „ Linker“. Letztere redeten Saddam und Milosevic schön und die USA ist ihr Hauptgegner in Deutschland. Dennoch ist die US- Politik durchaus kritikwürdig, es gibt in den USA unterschiedliche soziale und politische Kräfte, sowie enorme soziale Probleme. Die USA ist nicht Georg Bush alleine. Genauso wie es in Israel nicht nur die Haltung von Sharon gibt. Die Gesellschaften in den USA und Israel, müssen um ihrer selbst willen analysiert werden. Die deutsche Brille darf nicht der Maßstab sein. Es gibt in den genannten Ländern eine politische Rechte sowie eine politische Linke. Es ist nicht die Schuld von Michel Moore, wenn seine Bücher in Deutschland die Bestsellerlisten stürmen, sondern es ist ein deutsches Problem, dass viele nationalistische Deppen, die Bücher für ihr reaktionäres antiamerikanisches Weltbild mißbrauchen. Das wird von der deutschen Elite nachdrücklich gefördert. Die deutsche „Linke“ ist gesellschaftlich isoliert und das führt zu merkwürdigen Verhaltensmustern. Die Antiimps sind einfach von Moore begeistert und sehen nicht, wozu seine literarische Agitation in Deutschland benützt wird. Die „ Antideutschen“ agitieren gegen Michel Moore, ohne die US- Realität wahrzunehmen. Alles wird durch die deutsche Befindlichkeit beurteilt. Joachim Bruhn aus Freiburg (Autor mehrerer Bücher) gab kürzlich T 34 aus dem Ruhrgebiet ein Interview mit dem Kernsatz: „ Jede Kritik am Staat Israel ist antisemitisch“. Das ist eine Sichtweise, wie sie normalerweise von Rechts kommt, nur umgedreht. Die Rechten bauen sich einen Popanz auf, nachdem eine „Kritik an Israel verboten sei“. Der „Linke“ Bruhn erklärt jegliche Kritik an Israel für reaktionär. Natürlich sollte antisemitische Kritik gegen Israel geächtet sein. Auch fortschrittlich erscheinende Kritik unter der Tarnkappe des Antizionismus, ist antisemitisch denn sie ignoriert das Existenzrecht Israels. Den bürgerlich demokratisch konstruierten Staat Israel zu kritisieren, ist selbstverständlich notwendig. Gerade diejenigen, denen die Existenz Israels eine Herzensangelegenheit ist, müssen die rechte israelische Regierung kritisieren. Allerdings wegen dem Schicksal der Menschen in Israel. Nicht um reaktionäre Bedürfnisse in Deutschland zu befriedigen. Der kategorische Imperativ muß dabei der Satz von Moshe Zuckermann sein: „Israel ist durch die Schoa zur Notwendigkeit geworden. Israel muß bestehen. Wenn Juden meinen, in diesem Land ihr Land zu sehen, ist das keine Frage, über die ich mit Deutschen gut diskutieren kann“ ( Zweierlei Israel Konkret Verlag). Joachim Bruhn attackiert in seinem Interview Moshe Zuckermann hart, da Zuckermann nicht die Linie von Sharon vertritt. In anderen Publikationen wird oft Uri Avenery angegriffen, weil er in Opposition zur israelischen Regierung steht. Die „Antideutschen“ unterstellen ihm, mit seiner Regierungskritik, den Antisemitismus zu bedienen und zudem „falsch zu denken“. Es wird demzufolge von den konkreten Widersprüchen in Israel abstrahiert und mittels linkspolitischer Maskerade den Juden vorgeschrieben, wie sie zu denken haben. Deutsche „Linke“ selektieren ideologisch und geben sich gegenüber linken Juden, unerbittlicher als Ariel Sharon. Solchen Unsinn gibt es nur in Deutschland, die „antideutschen“ Hardliner sind gute Kinder ihres „Vaterlandes““.

Max Brym
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Ergänzungen

Beispiele

Beispielgeber 19.08.2003 - 05:43
Weiteres interessantes Beispiel: die sog. "Verschwörungstheorien". Jeder kennt Stories von Illuminaten, UFOs in Area 51 usw. Doch im "Diskurs", den antideutsche Ideologen der Linken aufdrücken wollen, bekommt dieser begriff eine ganz neue Bedeutung als Waffe gegen "abweichendes Denken".
Allein die Behauptung, daß Politik/Wirtschaft verfilzt, korrupt, in Seilschaften organisiert ist und Politiker oft in kriminelle Machenschaften verwickelt sind, wird als Verschwörumgstheorie gebranntmarkt und tabu gesetzt. Ohne es zu wollen (oder doch?) hat sich antideutsche Ideologie in eine Herrschaftssicherungsideologie verwandelt. Anders als offen rechte Ideologien ist antideutsche innerhalb linker Diskurse gegenwärtig, was natürlich Aufstandsbekämpfungsstrategen bekannt sein dürfte.
Ursprünglich ideologiekritisch und als besonders radikal gegen die Verhältnisse eingestellt hat sich antideutsche Ideologie genau in das verwandelt, was sie vorgibt zu bekämpfen. Damit ist antideutsche Ideologie in eine Falle gelaufen, wie z.B. der Marxismus-Leninismus lange vor ihr.

"Deutsche ?Linke? selektieren ideologisch..."
Genau das ist der Punkt! Dennoch halten sich die idelogischten unter den deutschen Linken für die Intellektuellsten. Solange Ideologie kritisches Denken ersetzt, wird die Linke eine lächerliche und skurrile Randerscheinung bleiben.

Problematisch auch, daß antideutsche (oder die zu ihr inverse Antiimp-Ideologie) nur inhaltlich und nicht strukturell/abstrakt kritisiert und überwunden wird. Ursachen für ein festhängen in solchen Ideologien sind meist rein persönlicher natur. Warum suchen sich Menschen Ideologien, denen zufolge sie besser als andere dastehen, in denen Widerspruch tabu ist, in denen einfache Wahrheiten und binäre Weltsichten bestimmen? Diese Ideologien kann man nicht inhaltlich widerlegen, weil inhaltliche Widerlegung entweder ignoriert wird, Argumentationen rein rethorisch laufen und Inhalte gar nicht das Wesen dieser ideologien ausmachen. Inhalte lassen sich wecchseln. Die Frage ist hier also WIE gedacht wird und nicht so sehr WAS.
In anderen Ländern lassen sich ähnliche Erscheinungen beobachten, wenn auch nicht so extrem und bizarr. Aber immer hat man den Eindruck, daß vielleicht auch Repressionsorgane am Schüren bestimmter Diskurse beteiligt sind.

Grenzziehungen zu diskutieren

Martin Hochmann 19.08.2003 - 10:52
Grundsätzlich wäre es gut Grenzziehungen zu diskutieren. Denn es gibt die genannten Phänomene des Anti-Amerikanismus und Anti-Semintismus und ihre Verquickung ohne Zweifel in der BRD-Gesellschaft. Was es aber auch gibt ist kritikwürdiges Vorgehen des US-Amerikanischen Staates oder der Isrealischen Regierung.
Im Bezug auf Anti-Amerikanismus halte ich es für wichtig konkrete Kritik am Vorgehen der US-Regierung zu trennen von einer US-Gesellschaftskritik, die oft damit verbunden wird. Der Spruch "Jaja, die Amis" macht genau den Topf des Anti-Amerikanismus auf. Er behauptet implizit, dass "die" da alle so seien, und bei uns es eben anders - besser ist. In diese Kategorie des Anti-Amerikanismus fällt eigentlich alles was von "den Amis" redet. Es ist immer gut im Blick zu behalten, wie sich warum bei uns eine Regierung oder Gesellschaft verhält. Gleichzeitig ist die Kritik an manchem Vorgehen des US-Staates aber dringend notwendig, wenn ich nicht in ein zynisches "so ist halt der Kapitalismus" verfallen will. Denn ob in bestimmter Weise am Ende gehandelt wird, das entscheiden noch immer konkrete Menschen. Diese für ihre Entscheidungen auch verantworlich zu machen, halte ich für richtig - auch wenn ihre Entscheidungen durch die Bedingungen des Kapitalismus maßgeblich beeinflusst sind.
An dem Punkt halte ich eine Kritik, die auf einzelne "Verfilzungen" und Kapitalklüngel abziehlt, also dem, worauf VerschwörungstheoretikerInnen so gerne abgehen, für zu Kurz gegriffen. Das Problem ist an der Stelle wirklich nicht das Klüngeln und verdeckte Absprechen, sondern die Struktur, die dieses bedingt. Es hilft auch nicht weiter sich ständig auf die Suche zu machen nach dem Klüngel, der jetzt schon wieder das Böse auf der Welt ausgeheckt hat. Wenn dem so wäre, wäre das ganze System extrem unflexibel, denn dann müsste alles vorherbestimmbar und vorbesprechbar sein. Verschwörungstheorien unterschätzen so die Flexibilität des Systems und suchen einzelne Schuldige (die ggf. die Einzelverantwortung tragen), wo eigentlich eine Struktur angegriffen werden müsste. Dass es Zirkeln und Bünde gibt, die sich untereinander Absprechen ist ohne Zweifel - geht aber am Problem vorbei.

Antideutsch oder prokapitalistisch?

Iglo`s Feind 19.08.2003 - 12:10
Diese Diskussionen sind absurd. Sie vermögen einen Schritt nicht zu machen, der aber getan werden muß, nämlich den, vom konkreten Inhalt zu abstrahieren, will man sich des antideutschen Phänomens bemächtigen. Läßt man den ganzen Quatsch mit Israel mal weg, dann kann man bei den AD`s folgende Positionen finden:

- Neoliberalismus ( jegliche Thematisierung der sozialen Frage ist völkisch / antisemitisch oder aber auch der Kapitalismus muß erst ganz durchgesetzt werden, damit er überwunden werden kann )

- Bejahung der Staatsraison ( als Einstieg dient Israel, weil hier alle Mitleid haben )

- Freund/Feind - Denken ( es geht nicht mehr um Politik als Ausgleich oder als Kampf um soziale Veränderung, sondern um das Niederwerfen eines Gegners, entlang der Frage: Wer hat die stärkeren Bataillone? Siehe hierzu Kritik und Krise 4/5 )

- Krieg

- Rassismus ( Araber werden mittlerweile offen diffamiert )

- Antirationalismus ( die Möglichkeit gesellschaftliche Strukturen, den Wert, zu erkennen, wird geleugnet und damit auch die Möglichkeit gesellschaftliche Strukturen zu gestalten. )

- Linke sind schuld an Auschwitz

Diese Positionen ergeben ein faschistisches Programm.
Übrigens: soweit ich weiß, haben nur einzelne Fraktionen der Faschisten völkisch argumentiert. Allen ist aber gemein das Politische durch den Krieg (z)ersetzen zu wollen.

die guten deutschen

ape 19.08.2003 - 12:52
soso, der herr brym will uns also erklären, dass es auch gute deutsche gibt. und das deutschland nicht in einen sack gesteckt und madig gemacht werden darf.... dem kann ich nur hinzufügen: es gibt auch nette kapitalisten...trotzdem bin ich gegen kapitalismus - und zwar komplett. und @iglos feind: du hast ja gaaaar nix kapiert. deine ganze argumentation könnte man einfach umdrehen: die antiimperialistische linke ist: für krieg (su in afghanistan/irland/unterstützung der intifada), für staatsräson (palästina/baskenland/cuba...), sie ist rassistisch bzw. antisemitisch (juden sollen keinen zufluchtsort haben) und neoliberal (gegen den bösen multi-konzern, aber für den kleinen unternehmer von nebenan.) usw. auf dieser ebene kommen wir kaum weiter...die frage ist nicht, bist du deutsch oder antideutsch, sondern einfach nur: wie stehst du zu antisemitismus. das gilt es zu beantworten - ohne ideologische überfrachtung, bahamitischen fanatsimus etc. - und dort wo man antisemitismus feststellt: raus damit aus der linken!

Nicht-Zionismus

Ergänzer 19.08.2003 - 12:56
Eine gute Position des Mosche Zuckermann ist die Definierung seines STandpunktes als die eines Nicht-Zionisten. Sie stellt eben nichtdas Existenzrecht von Israel in Frage, unterstützt aber eben auch nicht die aktuelle Auslegung der Zionistischen Idee.
Auch ist Zuckermann vorangeschritten mit sehr pragmatischen und realistischen Vorstellungen über die Zukunft Israels. Die Lektüre des oben genannten Buches ist durchaus zu empfehlen (Zweierlei Israel)
Auf der Buchpräsentation mit Hermann Gremliza und Mosche Zuckermann in Berlin wurde während der Rede von Zuckermann(!) ein Transparent gehisst mit: "Man wird Israel ja noch kritisieren dürfen! J.W. Möllemann" Einen ISraeli mit Möllemann vergleichen....????Richtig: Bahamas!

"dt. Volkskörper" nicht blutsbedingt

smash capitalism 19.08.2003 - 13:34
Einen kleinen entscheidenden Fehler macht Max Brym, wenn er davon spricht, dass aufgrund der Tatsache, dass der "deutsche Volkskörper" als "negativ" gesehen wird, zwangsläufig keine Bewegung zum Besseren möglich macht. Zugehörigkeit zum "deutschen Volkskörper" ist keine Frage des Blutes, sondern eine der Identitätsgebung, ob mensch sich als "deutsch" definiert. Ansonsten würden AD´s ebenfalls zum "dt. Volkskörper" gehören. Insofern ist Bewegung ausserhalb eines identitären "deutsch-seins" durchaus möglich. Nichtsdestotrotz haben AD´s viele Probleme mit der Kollektivierung von Eigenschaften aufgrund Zugehörigkeit zu irgendwelchen "Nationalkollektiven" - müsste mensch vielleicht etwas genauer analysieren.

"Läßt man den ganzen Quatsch mit Israel mal weg" spricht schon Bände, wie hier einige KommentargeberInnen ticken...

"- Neoliberalismus ( jegliche Thematisierung der sozialen Frage ist völkisch / antisemitisch oder aber auch der Kapitalismus muß erst ganz durchgesetzt werden, damit er überwunden werden kann )" komplett nicht belegter Unfug - lustig auch, wie du Neoliberalismus=Kapitalismus setzt. Es gibt allerdings Positionen im AD-Lager, die eine Beschäftigung mit der sozialen Frage für überflüssig, weil reformistisch halten. Das ist Folge einer etwas kruden Totalitätsvorstellung (s.u. "Antirationalismus").

"- Bejahung der Staatsraison ( als Einstieg dient Israel, weil hier alle Mitleid haben )" alle haben "Mitleid" mit Israel, das ist ja mal was neues. ich kenne eher begeisterte intifada-"linke", die am liebsten alle juden ins meer getrieben sehen. was soll Bejahung der Staatsraison für ein schwammiges Vehikel sein? bloss nicht ausführen, es könnte angreifbar sein, was du für einen hanebüchenen Unsinn schreibst.

"- Freund/Feind - Denken ( es geht nicht mehr um Politik als Ausgleich oder als Kampf um soziale Veränderung, sondern um das Niederwerfen eines Gegners, entlang der Frage: Wer hat die stärkeren Bataillone? Siehe hierzu Kritik und Krise 4/5 )" - na auf exakt diesem Schema bewegst Du Dich - Du versuchst gerade mit nicht belegten Vorwürfen den "Gegner niederzuwerfen".

"- Krieg" - wo ist das Argument? verlorengegangen im virtuelles Nirwana?

"- Rassismus ( Araber werden mittlerweile offen diffamiert )" Belege?

"- Antirationalismus ( die Möglichkeit gesellschaftliche Strukturen, den Wert, zu erkennen, wird geleugnet und damit auch die Möglichkeit gesellschaftliche Strukturen zu gestalten. )" Das ist allerdings das diffuseste "Argument", das Du bringst. Ich habe schon jede Menge Unfug über AD´s aller strömungen gehört, aber Antirationalismus ist schon etwas abstrus. Was Du vielleicht meinen könntest ist, dass sie aufgrund einer falsch verstandenen Adorno-Totalitätskonzeption nicht an die Veränderbarkeit gesellschaftlicher Strukturen glauben, dann gebe ich dir recht. Und das ist tatsächlich ein wichtiger Punkt, die AD´s politisch (und nicht mit abstrusen Vorwürfen) anzugehen. aber hier überwiegt der Schmalspurhaudrauf mit nicht belegten Vorwürfen.

"- Linke sind schuld an Auschwitz" noch so ein grossartiger unbelegter Unfug.

"Diese Positionen ergeben ein faschistisches Programm." Blablabla...
"Übrigens: soweit ich weiß, haben nur einzelne Fraktionen der Faschisten völkisch argumentiert. Allen ist aber gemein das Politische durch den Krieg (z)ersetzen zu wollen." Solche Weisheiten solltest Du vielleicht erstmal prüfen, bevor du hier partygeschwätz auf indy postest. Danke.

ideologie durch praxis....

@ape 19.08.2003 - 13:46
wo ist Dein Ansatz, wo ist Deine Strategie???
Wenn du sagtst dass du sooo gegen Kapitalismus bist, was konkret machst Du.
Wie veränderst du die welt, verbesserst sie, für dich für Roma- Flüchtlinge, jüdische Flüchtlinge für alle..??? Was konkret machst du ausser dumm rum zu schwätzen, klar hast du Recht mit dem "Anti-Imp" Rückschluss... aber das ganze ist so abstrakt. Weil die böse ich auch böse oder was ???
Die Frage nach Antisemitismus scheint ja dein Lebenselixier zu sein..
und selbst keine Voruteile, reingewaschen..???
Schonmal was von einem akuten Antiziganismus gehört???
der bekämpft werden muss und das dringend und mit Praxis...?
wer schweigt...
nie wieder....
die Zeit der antideutschen Ideen war schwierig aber wichtig, mir hat sie auch ne menge zu denken gegeben, aber jetzt ist mal gut...
schluss..sekte oder kämpfen..

Opium des Volkes

elfboi 19.08.2003 - 15:47
Wenn die Leute keine Religion mehr haben, dann bauen sie sich eine. Politische Theorien werden zu Glaubenssätzen, und schon hat man sein neues Opium, mit dem man seinen Verstand einschläfern kann.
Diese Welt hätte viel weniger Probleme, wenn die Menschen in der Lage wären, den Unterschied zwischen ihrer Traumwelt und der physischen Welt zu begreifen. Welch eine Ironie, daß die australischen Aborigines sich in beiden Welten bewegen können und die Trennlinie deutlich sehen, wir jedoch allzuoft nur in der Traumwelt stecken und die Trennlinie völlig unsichtbar erscheint.

kleiner einwand

hank 19.08.2003 - 16:34
die ANTIDEUTSCHEN haben zweifellos den BRAINWASH-CHARAKTER des gesamten systems nicht erkannt und suhlen sich in der annahme,wir würden alle schon längst in einer art kommunistischen traumwelt leben, wobei der größte feind der weltweite islam ist.
ein primitives schwarz-weiß denken, welches durch scheinbar intellektuelle,kompliziert verschachtelte aufsätze diverser antideutscher vorbeter seriösität verbreiten will.
natürlich kann man ebenfalls den größten teil der antiimp-bewegung als verbohrte unterdrückercharaktere betrachten.
mehr kann man diesem problem eigentlich nicht mehr hinzufügen, es ist sinnlos!

p.s
traut niemandem mit dem namen "hank"

Joachim Bruhns deutsche Israelkritik

G-Nosse 19.08.2003 - 16:35
Eine Ergänzung dazu auf  http://x-berg.de

 http://x-berg.de/racism/03/08/02/094208.shtml

Superheftig diskutiert...!

@smash capitalism

weist 19.08.2003 - 17:24
Die Einleitung ist gut und wichtig, wenn man das angesprochene Phänomen verstehen will: zwar ist es schon so, daß 'Blut' (d.h. erbliche Identität) im _rechten_ Konzept des Deutschen eine bedeutende Rolle spielt (insofern hat Brym ja recht), aber daß das deutsche Kollektiv in der antideutschen Kritik eben _nicht_ klassisch-völkisch definiert ist (und das legst du wichtigerweise schön dar).
Ein Mißverständnis (der klassische antideutsche Stil des Disputs ist ja nun des Öfteren keiner, bei dem mensch sich auf eine Klärung, wovon jetzt eigentlich geredet wird, einlassen mag, was sehr schade ist) mit Folgen. Ich bevorzuge 'das Deutsch' als Begriff für das, was von antideutscher Seite kritisiert wird... das ist neu, Leute glauben nicht es zu verstehen und fragen deshalb mal nach, _was ich damit meine_. Wer sich den Spaß macht, mal mi Antideutschen über die Inhalte ihrer Kritik zu reden, sie nach konkreten, alltäglichen Beispielen fragt, wird (wenn man nicht gerade das Pech hat, an eine absolute Hardliner-Gruppe geraten zu sein) feststellen, daß das, worauf sich antideutsche Kritik richtet, nämlich der alte schwarzbraune Dämon des Deutsch - ein Konstrukt von nationaler Identität, unterschwellig wie fast alle diese Konstrukte im aufgeklärten (HA!) 21. Jahrhundert und doch ein besonderes Nationalitätskonstrukt: 'Tradition verpflichtet!' - etwas ist, dem niemand hier wirklich hinterhertrauern würde! Mehr noch, es ist etwas, das in der Form vielleicht etwas verbissen (und ich denke, diese Form ist ein Hauptgegenstand von Bryms wie auch von meiner Kritik an der antideutschen Strategie), aber vom Inhalt her doch völlig zu Recht angegangen wird!

Nationalität ist wie Grenzen ein Konstrukt, das willkürlich ist, d.h., es ist nur von uns selbst abhängig, ob wir es anerkennen oder einfach, wenn existent, mitlaufen lassen, oder ob wir uns davon freimachen.

Das ist der Unterschied: die Nazis sehen Deutschsein als ein Mysterium des 'Blutes', der 'Rasse' etc. Das antideutscherseits kritisierte Deutschsein scheint meiner Erfahrung nach eine Konzept zu sein, das sich ausschließlich über die geistige Selbstdefinition erschließt, und nicht über (biologische) Vererbung.

Und den Bullen im eigenen Kopf zu erschlagen ist schließlich und endlich eine Sache, die mensch alle paar Wochen mal machen sollte. Allein zur Übung - das hält jung.

Antideutsche nach Antideutschland

Philipp 19.08.2003 - 17:31
Zum Glück habe ich den linken A-Gruppen größtenteils den Rücken gekehrt und ich werde mal wieder bestätigt, wenn ich diese Diskussion hier lese. Während ich mich mit klassischen Linken noch weitestgehend identifizieren kann, lassen mich die "Antideutschen" nur noch den Kopf schütteln. Auch wenn mich Verschwörungstheorien eher belustigen: Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die Antideutschen rechts unterwandert sind um mit ihrer Haarspalterei und ihren Provo-Diskussionen (z.B. Darf man Palitücher tragen, ist man ein verkappter Nazi, wenn man Vegan isst? usw.) jegliche, linke Bewegungen nur zu bremsen. Auf beiden Seiten gibt es Bremser, aber ich denke, gerade Antideutsche hören sich nur gerne selbst beim Reden zu und schauen auf Teufel komm raus, wie man seinesgleichen provozieren kann.
Die gerne von Konservativen benutze gleichsetzung von linken und rechten Extremismus outet diejenigen meisstens als politisch völlig ungebildet, aber in diesem Fall ist der Diktatorenstil der Antideutschen denen der Nazis unglaublich ähnlich: In der Israel-Frage wird polarisiert, was das Zeug hält, das SW-Raster, welches schonmal angesprochen wurde, greift hier ganz deutlich. Die Antideutschen betreiben "positiven Antisemitismus" so wie einige Antfaschisten "positiven Rassismus" betreiben, wenn sie Probleme bei der Einbürgerung von fremden Kulturkreisen leugnen und Menschen, die das ansprechen, automatisch rechte Tendenzen unterstellen und in einen Sack stecken mit brutalen Faschoglatzen.
Ich erlebe das hier im Ruhrgebiet ganz deutlich: Die meissten Antifagruppen sind hier Antideutsch. Seitdem sind sie noch mehr ein grosser Kindergarten für Rich-Kids mir zuviel Zeit und Minderwertigkeitskomplexen. Entweder wird man von der einen Seite angemacht, wenn man eine Bratwurst isst als Mörder oder von der anderen seite, wenn man ein Palituch trägt als Antisemit. In einer Veröffentlichung der Antifa Duisburg wird die Engstirnigkeit auf den Punkt gebracht: "Jede Kritik an Israel ist Antisemitisch!" Und gute Nacht. Aber Diskutiert ruhig weiter, dann könnt ihr keinen Schaden anrichten und seit Glücklich dabei.

Liebe selbsternannte Antideutsche!

Jana 19.08.2003 - 22:45
Dem Befehl eures Führers Wertmüller folgend bekennt ihr euch doch auch zu seiner „Minimalforderung nach der sofortigen Abschaltung von Indymedia“, schließlich „regiert in Indymedia das gesunde Volksempfinden“, was z.B. dazu führt dass „verklemmte“ Frauen auf „Täterjagd nach Vergewaltigern“ gehen und ähnlich antisemitische Dinge.

Euer Führer erklärte, „in Indymedia ist man so nationalsozialistisch wie David Irving“ und donnerte in einem seiner von euch so gerne auswendig gelernten und zitierten Pamphlete:“ Möge diese Dokumentation als abermalige Warnung vor der deutschen radikalen Linken verstanden werden: Sie ist in ihrer Mehrheit so nationalrevolutionär wie Gregor Strasser oder Adolf Hitler gestimmt, sie ist Feind jeder Bemühung um Emanzipation und muß bekämpft werden“

Da bleibt nur zu fragen, warum ihr euch dann weiter in innerlinke Diskussionen auf Indy einmischt (oder sogar eure Geschichten von der kommunistisch-arabischen Weltverschwörung als Artikel postet), statt wie bisher gemeinsam mit Polizei und Nazis an der Sabotage emanzipatorischer Projekte zu arbeiten?
Oder nehmen euch die langsam ins terroristische abgleitenden Überfälle auf Linke zu sehr in Anspruch, um sich momentan auch noch der Zerschlagung von Indymedia zu widmen?

ad´s

traege 22.08.2003 - 18:56
ich kann zu dieser diskussion nur eins sagen dass ich in den antideutschen stroemungen die einzigen linken stroemungen sehe die ich noch ernst nehmen kann auch wenns sie ganz und garnicht meiner meinung sind. die ganzen anderen linken stroemungen sind doch alle nicht mehr ernst zu nehmen. Wenn ich mich mit einem antideutschen unterhalte und diskutiere dann sehe ich wenigsten das hinter seinen aussagen noch argumente stehen und er auch seine aussagen belegen kann ob nun
"richtig" oder nicht, jedenfalls ist es nicht so ein gut-duenken was mir manch andere linke unterbreitet vom typ Welt-moralist, welche teilweise solch abstruse argumentationsweisen haben wo ich mir ueberlegen muss was diese mit ihren leben anfangen, ob sie nur bier trinken oder kiffen, oder ob sie jemals schon ein buch gelesen haben was ich ausserhalb der kinderbuch abteilung finden kann. Solche die nur mit dem bauch denken und jede spur von egoismus und persoenlichkeit verloren haben.

danke

s.l. 24.08.2003 - 06:57
vielen dank max, das du das mit der kalaschninkow geklärt hast, siehst du übrigens nicht alleine so...
finde aber, das dein artikel etwas zu sehr pauschalisiert, also im bezug auf antideutsche. ich gebe aber zu, das zumindest bei einigen leuten deine form von kritik angemessen ist, állerdings sind viele sachen auch sehr polemisch gemeint, die kennt wie allg. bekannt oft keine grenzen. sehr schön sind die reaktionen der selbsternannten antid-jäger auf diesen artikel. aber leider nichts neues, denke aber das sie deinen artikel etwas falsch verstanden haben.

bis dann mal...

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@Frager — xxx

irgendwie — ..habt..

Antideutsche Ideen — Befreiung

echt ätzend — gegengewalt

nicht alle — walter

anmerkung zu iglo — keine rolle

@Walter&Befreiung — Adorno

@"anti"national — Adorno

@traege - ad´s — Dschugaschwili

absurdes Gewäsch — Ver-Linker

muss nicht — s.l.

und wieder... — s.l.

@Mods — Helferlein

@s.l. — Jana

genau — s.l.

"Kämpfe" — Frager

Anti-Deutsche Sabotage — Volxküchen Chef